Von der Bastei blickt man weit in den Thüringer Wald und ins Fichtelgebirge. Lauschiger ist die Bärenbastei, die man über den zweiten Innenhof erreicht. Hier sitze ich auf der Wiese und schließe die Augen. Ich höre Hufgetrappel – es nähern sich Reiter. Pfeile sirren. Hören Sie es auch?
Die Hohe Bastei und der Innenhof zwischen Fürstenbau und Bulgarenturm ist Schauplatz eines winterlichen Krimishowdowns: Schockstarre, Meßkirch, Gmeiner 2007.
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Veste Coburg
96450 Coburg
09561 8790
www.veste-coburg.de
2 So monarchisch wie freisinnig
Coburg: Schlossplatz
Jedes Jahr im Juli wandelt sich der Schlossplatz für ein paar Tage zur Gourmet-Meile: Steaks, Shrimps, Hummer, Prosecco, Bismarckheringe, Sturm’s Pilsener – mannigfaltige Leckereien finden ihren Platz in den Ständen auf dem Coburger Schlossplatzfest und in den Mägen der Besucher. So appetitanregend Nordbayerns größte Feinschmecker-Party auch ist: Ich mag den Schlossplatz am liebsten so frei und offen und herzoglich, wie er sich im städtischen Alltag zeigt.
Er ist einer der bemerkenswertesten Plätze in Bayern, monarchisch und irgendwie englisch – was in Coburg kein Wunder ist, immerhin reicht der Arm der blaublütigen Verwandtschaft weit ins britische Empire. Unter Herzog Ernst I. bekam der Schlossplatz als Vorhof von Schloss Ehrenburg sein heutiges Gesicht. Deshalb steht sein Denkmal im Rondell in der Mitte. Das Schloss können Sie besichtigen. Dabei werden Sie auch ins Schlafzimmer von Queen Victoria geführt und bekommen in einem Mahagoni-Schrank neben ihrem Bett eines der ersten Wasserklosetts auf dem Kontinent gezeigt.
Gegenüber liegt das Landestheater. Mit seiner Guckkastenbühne und dem herrlichen Spiegelsaal auch innen ein Schmuckstück. Neben dem Theater befindet sich das Palais Edinburgh, benannt nach Herzog Alfred von Edinburgh, der es mit seiner Familie Ende des 19. Jahrhunderts einige Jahre bewohnte. Die Arkaden begrenzen den Platz nach Osten. Wenn Sie die Treppen hinaufsteigen, erleben Sie den Schlossplatz aus neuer Perspektive. Fotografen lieben den Blick! Grazil ragt der Turm der Morizkirche hinter dem Schloss auf. Für Nachtaufnahmen-Cracks ein fotografisches Muss! Die neugotische Reithalle ein paar Meter weiter südlich geht auf Herzog Ernst II. zurück. Heute ist hier das Theater mit modernen, gewagten und speziellen Stücken beheimatet. Goldig und oft übersehen: die neugotische Wettersäule am nordwestlichen Ende des Schlossplatzes. Bestaunen Sie auch die Bürgerhäuser in der angrenzenden Grafenstraße – sie sind es wert!
Mit einem Coffee to go in der Abenddämmerung auf einer Bank unter den Arkaden Platz nehmen, die Glocken von St. Augustin läuten hören – und einfach schauen!
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Glanzstück am Schlossplatz:
Palais Edinburgh
Schlossplatz 5/5 a
96450 Coburg
Schlossplatz mit Schloss Ehrenburg
Schlossplatz 1
96450 Coburg
09561 808832
www.schloesser-coburg.de
3 Atlaszeder und Tulpenbaum
Coburg: Spaziergang durch den Hofgarten
Zwischen Schlossplatz und Veste erstreckt sich der Hofgarten, anfangs noch recht flach, dann bald steil ansteigend. Mitte des 19. Jahrhunderts zum Landschaftspark umgestaltet, wartet der Hofgarten mit stillen Winkeln, altem Baumbestand und vielen Spielplätzen auf. Im Sommer ist Relaxen, Ballspielen und Jonglieren auf den Wiesen angesagt. Im Winter flitzen die Mutigen auf Schlitten oder Skiern durchs Veilchental.
Gerade erst wurde gemäht. Es riecht nach Gras, ein Duft, der schon auf den Arkaden oberhalb des Schlossplatzes nicht zu ignorieren ist. Ein kurzer Blick zurück – hier präsentiert sich der Schlossplatz in voller Schönheit. Doch jetzt heißt es: raus aus der Stadt! Vorbei am Standbild von Herzog Ernst II., hoch zu Ross. Auf ihn geht die heutige Anlage des Hofgartens zurück. Lupfen wir kurz den Hut.
Lieblingsplatz im Lieblingsplatz: der kleine Rosengarten. Schmucke Beete, zierliche Brünnlein. An der Mauer lehnt lässig Gott Pan mit Flöte. Am östlichen Ende hat sich der Kunstverein Coburg niedergelassen. Ein Typ mit rausgewachsener Punkfrisur übt mit dem Devilstick. Weiter geht’s!
Im Veilchental wird es steil. Hier hat man einen der schönsten Veste-Blicke der Stadt. Verpassen Sie nicht das kleine Mausoleum von Herzog Franz Friedrich Anton von Sachsen-Coburg-Saalfeld und seiner Frau Auguste Caroline Sophie. Das Moos am Sockel und die tief hängenden Zweige der Bäume drum herum vermitteln den Eindruck, die Natur hole sich das Monument mit den beiden Sphinxen bereits zurück.
Schon auf dem Gipfel? Dann bitte einmal die Veste umrunden. Jetzt geht es an dem kleinen Wachhäuschen vorbei die Treppen wieder in den Hofgarten hinunter. Sie passieren das Naturkundemuseum. Wer die Augen offen hält, entdeckt Bäume, deren Namen er noch nie gehört hat: Atlas-Zeder, Japanischer Schnurbaum, Tulpenbaum. Gehen Sie die letzten Meter zurück in die Stadt parallel zur Festungsstraße – hier gibt es herrliche Villen zu bewundern.
Wie wäre es mit dem Besuch einer Ausstellung im Kunstverein Coburg? Themen: Zeitgenössisches und Emailkunst. Ein Lieblingsplatz, der inspiriert!
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Panstatue im Rosengarten des Hofgartens
96450 Coburg
Weitere Informationen: Kunstverein Coburg e. V.
Park 4a
96450 Coburg
09561 25808
www.kunstverein-coburg.de
4 Hallo, Pralinenschachtel!
Coburg: Rund um den Marktplatz
Es hat gar nichts Magisches, obwohl es so klingt: Den Coburger Marktplatz erreichen Sie über sieben Gassen. Sofort fällt der Blick auf das Zentrum des Platzes: das Prinz-Albert-Monument, das den Gemahl der Königin Victoria darstellt. Gelassen blickt er auf das Rathaus an der Südseite des Marktes und stört sich weder an den Tauben, die auf seinem Kopf ausruhen, noch an den Rauchschwaden aus den Bratwurstbuden.
Mein Lieblingsspaziergang durch die Pralinenschachtel des Coburger Zentrums beginnt am Ketschentor (einem der drei noch erhaltenen Stadttore). Auf dem Weg zum Marktplatz kommt man an etlichen Fachwerkbauten vorbei, auch am Münzmeisterhaus, einem gotischen Fachwerkhaus mit schönen Laubenbögen.
Zwischen all den bunten Fassaden und Giebeln gibt es keinen Grund, sich zu beeilen. Jedes Haus will bestaunt werden. Die Gebäude Markt 1–18 stehen unter Denkmalschutz. In alten Zeiten führte hier die Handelsstraße von Nürnberg nach Erfurt (Süd-Nord) entlang, außerdem die von Prag nach Frankfurt (Ost-West). Sie kreuzen sich mitten auf dem Markt, der im 15. Jahrhundert angelegt wurde. Besonders gern mag ich das Stadthaus mit seinen bunten, reich dekorierten Erkern und den hoch aufragenden Zwerchhäusern.
Auch die Gassen und Gässchen um den Markt bieten Genuss fürs Auge, etwa die gut 300 Jahre alten Fachwerkfassaden in der Kirchgasse. Von hier schlendern Sie weiter zum Kirchhof. Werfen Sie einen Blick auf und in die Morizkirche, die älteste Kirche Coburgs, die mit ihren zwei unterschiedlichen Türmen ein markantes Bild abgibt. Schon 1310 wurde der Bau begonnen, doch erst mehr als 200 Jahre später abgeschlossen. Luther hat hier mehrfach gepredigt. Im 18. Jahrhundert wurde der Innenraum barockisiert, die einst gotischen Charakteristika sind weitgehend verschwunden. Das Konterfei von St. Mauritius, dem Schutzpatron der Stadt, ist übrigens auch auf den Kanaldeckeln wiederzufinden.
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