Ein schöner Fußweg in die Stadt führt an der Mosel entlang zum Deutschen Kaiser. Bis zur Renovierung des Gebäudes spielte ich mit meinen Freunden in der urigen Atmosphäre des alten Gasthauses mit seinen spätgotischen Gewölben regelmäßig Skat. Dann zog es sich aufgrund zahlreicher Differenzen zwischen Eigentümern und Stadt Jahre hin, bis das Gebäude saniert und baulich erweitert wurde. Das traditionsreiche Gebäude aus dem Jahre 1521 in der Form eines Wohnturms hat als einziges Haus in diesem Bereich der Altstadt die Luftangriffe auf die Stadt heil überstanden.
Während Ihre Kinder spielen, entspannen Sie im Biergarten am Rhein oder an der Langen Tafel vor dem Schloss.
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Wasserspielplatz am Deutschen Eck
Danziger Freiheit
56068 Koblenz
Historisches Restaurant Deutscher Kaiser
Kastorstraße 3
56068 Koblenz
0261 91481420
www.restaurant-deutscher-kaiser.de
10 Wer streckt da die Zunge raus?
Koblenz: Florinsmarkt
Manchmal tauchen die Bilder auf: eine laue Sommernacht. Der Mann klettert auf das Gerüst zum Kirchturm der Florinskirche und will sich hinunterstürzen. Ein junger Polizist verfolgt ihn mit schlotternden Knien. Ich weiß nicht, wie ich den Mann überreden konnte. Vermutlich waren es nicht meine Worte, sondern er spürte, wie ich mit jedem Meter stärker zitterte. So nahm der Einsatz für uns beide ein glückliches Ende.
Ebenso die Alarmierung zu einem Einbruch mit dem Verdacht, dass der Täter sich noch in der Wohnung befindet. »Im ersten Stock ist ein Einbrecher«, teilt der Anrufer aufgeregt mit. Als wir durch die unverschlossene Tür die Wohnung in dem Eckhaus am Florinsmarkt betreten, springt uns ein mittelgroßer Affe entgegen. Der Besitzer hatte weder Eingangstür noch Käfig abgeschlossen. Nun muss ich aufhören, in den Erinnerungen zu schwelgen, aber beim Schreiben fallen mir Geschichten ein aus der Zeit, als die heute liebevoll restaurierten Häuser der Altstadt eher abbruchreifen Ruinen glichen.
Der Florinsmarkt wird durch vier prachtvolle Bauten geprägt. Im Bürresheimer Hof war von 1851 bis zur Reichspogromnacht die Synagoge der Koblenzer Juden. Im Alten Kauf- und Danzhaus aus dem 14. Jahrhundert war das Mittelrhein-Museum untergebracht, das 2013 ebenso wie die Stadtbibliothek in das Forum Confluents umgezogen ist. Unter der Uhr auf der Südseite befindet sich die Maske des Raubritters Johann Lutter von Kobern, der »Augenroller«. Der grimmige Ritter verdreht dauernd die Augen. Zur vollen Stunde streckt er entsprechend der Uhrzeit die Zunge heraus, zur halben Stunde nur einmal. Der Raubritter wurde am 14. Oktober 1536 auf dem Plan enthauptet. Vorher soll er den Ratsherren und den zahlreichen Zuschauern die Zunge herausgestreckt und furchtbar mit den Augen gerollt haben. Das für die Stadtschöffen 1528 errichtete Schöffenhaus hat einen Erker auf der Moselseite und vier Ecktürme. Die ehemalige katholische Stiftskirche St. Florin aus dem 12. Jahrhundert wird heute von den Koblenzer Protestanten genutzt.
Kehren Sie am Florinsmarkt im Weinhaus Hubertus ( www.weinhaus-hubertus.de) oder in der Burgstraße 7 bei Shay Dwyer im Irish Pub ( www.irishpubkoblenz.de) mit Livemusik ein.
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Altes Kauf- und Danzhaus
Florinsmarkt
56068 Koblenz
Weinhaus Hubertus
Florinsmarkt 6
56068 Koblenz
0261 31177
www.weinhaus-hubertus.de
11 Wer die Wahl hat, hat die …?
Koblenz: Mitten in der Altstadt
Beginnen Sie den Tag mit einem Frühstück in einem der gemütlichen Cafés zwischen Münzplatz und Gemüsegasse. Für Nachtschwärmer, Langschläferinnen und Langschläfer bietet das Pfefferminzje sogar bis 17 Uhr ein Frühstück an. Neben den hier genannten Lokalitäten finden Sie in der Altstadt zahlreiche weitere Einkehrmöglichkeiten. Traditionsliebende werden sich im Café Werrmann am Münzplatz wohlfühlen.
An der Ecke zum »Paradies« befindet sich die Koblenzer Antwort auf Wiener Kaffeehaus-Atmosphäre: die Kaffeewirtschaft von David Richard. Ich musste lange recherchieren, bis ich – mal wieder – von Manni Gniffke erfahren habe, woher der Name »Paradies« stammt: An dieser Stelle befand sich früher ein kleiner Garten, in dem tagsüber die Stadtsoldaten mit Pfeil und Bogen auf runde Zielscheiben schossen, um ihre Treffsicherheit zu verbessern. Außerhalb des Schießtrainings und in den sommerlichen Abendstunden entspannten die Altstadtbewohner in dem Paradiesgärtlein.
Die Kaffeewirtschaft an der Ecke Paradies / Münzplatz ist eine Symbiose aus rheinischer Lebensart und Kaffeehaus. Der besondere Charme des Jugendstilraumes ergibt sich aus einer geglückten architektonischen Verbindung der historischen Substanz mit modernen Bauelementen. Auf der kleinen Bühne haben Alt-Oberbürgermeister Schulte-Wissermann, Manni Gniffke und ich beim Sonntagsfrühstück »Kowelenzer« Geschichten erzählt: eine kleine Talkrunde unter Altstädtern über Lokalpolitik. Unter der geschützten Freiterrasse in dem Arkadengang kann man auch bei schlechtem Wetter – besonders an Markttagen – das Treiben auf dem Münzplatz beobachten.
Bei unserer Freundin Vera im Altstadtlokal Dormonts spiele ich mit meinen ältesten Freunden (seit 40 Jahren!) Skat. Unsere Wanderungen planen wir an einen meiner Lieblingsplätze aus diesem Buch. Das Stadtflair gegenüber ist ebenfalls bei Einheimischen sehr beliebt.
Gehen Sie durch den Torbogen ins »Paradies«, die Treppe an der alten Burg hinunter zum Moselufer und wandern Sie bis zum Reiterstandbild Deutsches Eck.
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Pfefferminzje
Mehlgasse 12
56068 Koblenz
0261 2017777
www.pfefferminzje.de
Dormonts
Gemüsegasse 5
56068 Koblenz
0261 3002110
www.dormonts.de
12 Die Huckeweiber vom Markt
Koblenz: Münzplatz
Ich habe auf der Koblenzer Davidswache am Münzplatz mehr für das Leben gelernt, als während des gesamten Studiums. Wenn ich heute durch die schmalen Gassen schlendere, denke ich fast wehmütig an die Zeit als »Freund und Helfer« zurück. Begegnungen mit Altstädtern und Anekdötchen habe ich in meinen Büchern Münz-Menschen, Kowelenzer Butze und der regionalen beliebten Blaulicht-Serie in den Wochenendausgaben der Lokalanzeiger beschrieben, schöne Erinnerungen an eine Zeit, als sich Bürger und Polizisten noch mit (mehr) Respekt begegneten.
Auf dem Münzplatz stehen zwei Bronzefiguren des Bildhauers Fritz Berlin: Der Schutzmann Otto soll an das legendäre 1. Polizeirevier (1952–1978) erinnern. Vor dem Frühdienst und am Ende des Nachtdienstes schleppten wir jungen Hauptwachtmeister der Marktfrau Borns Käthche die Obst- und Gemüsekisten aus dem Keller unter der Wache, denn die schmale Treppe war für die alte Frau zu steil. Dafür wurden wir mit einem frischen Kopfsalat, einem Bund Möhrchen oder anderem Kleingemüse belohnt. Heute würden »Oberbedenkenträger« vermutlich ein Ermittlungsverfahren wegen Korruptionsverdachts einleiten. Damals lebten wir das Motto: Bürger und Polizei – wir brauchen uns.
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