Freiamt: Gasthaus Zum Gscheid
69 Von drei Bergen eingerahmt
Kirchzarten: Das Dreisamtal
70 Tierisch und temporeich
Oberried: Steinwasen-Park auf dem Schauinsland
71 »des Feldbergs lieblichste Tochter«
Zell im Wiesental: Das Tal der Wiese
72 Sicht bis Zugspitze und Montblanc
Münstertal: Der Belchen
73 Hochtal der Holzschnefler
Bernau: Heimat des Schwarzwaldmalers
74 Ein Schwarzwaldtal wie im Bilderbuch
Menzenschwand: Vom Wasserfall ins Radonbad
75 Tradition mit regionaler Küche
Menzenschwand: Hotel Hirschen
76 In der Tradition des Bibiliskäs’
Schluchsee-Äule: Auf der Käseroute Naturpark Südschwarzwald
77 Ursprüngliche Wildflusslandschaft
Bonndorf: Die Wutachschlucht
78 Schiibeschlaa und Klausenbigger
Todtnau: Altüberliefertes Brauchtum
79 Hagehole und Brinkmanns Hüsli
Grafenhausen: Das Rothauser Land
80 Einsame Sonnenoase ohne Handy und TV
Bonndorf: Gasthof Sommerau
81 Wo sich Huskys zu Hause fühlen
Todtmoos: Schlittenhunderennen im Wehratal
82 Prachtrosella im Freiflug
Steinen: Vogelpark Steinen
Bildverzeichnis
Wilde Wasser und weite Wälder
Vorwort: Auftakt
Horst Jankowski hat mit Eine Schwarzwaldfahrt einen Evergreen geschrieben, der ihm den Namen »Mr. Black-Forest« eingebracht hat. Genau diese CD dreht sich in meinem Autoradio, während ich durch das Glatttal Richtung Freudenstadt fahre. Es ist einer der typischen Tage des Sommers 2010. Wolkenverhangen der Himmel, die Temperaturen im Keller. Ich fahre in den Schwarzwald. Holiday in Germany.
Jedes Mal dasselbe erhebende Gefühl, wenn du, egal von wo kommend, die ersten hohen Tannen erreichst und sie ihre langen Schatten auf die Straße werfen. Ob im Norden zwischen Calw und Dobel oder im Süden zwischen Löffingen und Titisee, du hast das Gefühl, in Kanada zu sein. Einsame Karseen, steile Schluchten und das Waldmeer. »Das sind doch alles Schwarzwaldklischees«, höre ich die Kritiker sagen, »wie Bollenhut und Kuckucksuhr.« Richtig, aber auch die Klischees sind dort, wo sie wirklich zu Hause sind, lebendiger Bestandteil dieser Landschaft. Ich habe sie getroffen, die Bollenhutträgerin in Gutach, wo die rote Wolle kein Symbol für eine Landschaft, sondern Teil einer uralten Tradition ist. Oder den Kuckucksuhrmacher, der seinem Handwerk einen Aufwärtstrend bescheinigt und mit modernen, poppig gestalteten Kuckucksuhren in Neonfarben einen neuen Markt entdeckt hat. Und deshalb habe ich auch die Klischees beschrieben, denn das Herstellen eines Bollenhuts ist durchaus etwas für Weltentdecker, und beim gleichmäßigen Ticken der Kuckucksuhr baumelt die Seele im Schwarzwaldtakt. Auch kulinarisch bietet der Schwarzwald natürlich internationale Kost, und längst haben Kirschwasser und Kirschtorte Konkurrenz durch Grappa und Tiramisu bekommen.
Doch ich wollte wissen, wie die Caféwirtin in Elzach ihre Schwarzwälder Kirschtorte backt, was den Schwarzwälder Schinken in Pfalzgrafenweiler vom »Schinken nach Schwarzwälder Art« aus Gottweißwo unterscheidet und wo im Kinzigtal Schwarzwälder Forellen gezüchtet werden.
Nein, die Zeit ist im Schwarzwald nicht stehen geblieben, wenngleich es Orte gibt, wie den Fürstenberger Hof in Unterharmersbach oder den Resenhof in Bernau-Oberlehen, wo die Schwarzwaldbauern aus den Geschichten Hansjakobs noch zu leben scheinen. Ich habe aber über den Tannen von Seewald-Allemandle die weiß-roten Rotoren von rund einem Dutzend Windkrafträdern und auf vielen Schwarzwaldhöfen statt Schindeldach Sonnenkollektoren entdeckt. Der Schwarzwald ist eine moderne und umweltbewusste Region mit einer Vielzahl von Naturschätzen, die bewahrt werden, auf dass sie von den Gästen immer wieder aufs Neue entdeckt werden können. Heute können die weiten Wälder per Geocaching erforscht werden, und die leihbaren GPS-Geräte gehören in vielen Tourist-Infos zur Grundausstattung. Moderne Ranger erklären, warum der Luchs zurückkehren darf, und junge Schwarzwaldguides führen auf ausgeklügelten Themenwanderungen durch ihre Heimat. Ganze Regionen haben sich auf Trendsportarten wie Nordic Walking und Mountainbiking spezialisiert, Klettergärten schießen wie die Pilze (nur höher) aus dem Waldboden, bergauf geht es beim Wasserfallklettern in Triberg, rasant bergab auf den Coastern von Hasenhorn oder Mehliskopf, und Snowtubing oder Snowkiting sind in den Wintersportcentern angesagt.
Ach ja, und hier kommt es, das Rezept von Margarethe Jäkle aus Oberprechtal für ihre fünfstöckige Schwarzwälder Kirschtorte: als Zutaten 200 Gramm Mehl, 50 Gramm Mondamin, 100 Gramm Zucker, 6 Eier, Backpulver, 2 Esslöffel Kakao, 2 Esslöffel heißes Wasser, Eiweiß, 1 ½ Liter Sahne (32 Prozent), 2 Päckchen Sahnesteif, Vollmilchschokolade, Sauerkirschen und ¼ Liter Kirschwasser. Der Biskuitboden wird durchgeschnitten und mit Kirschwasser beträufelt, Sauerkirschen werden auf den ersten Boden gegeben und mit Sahne bestrichen. Die folgenden Böden werden ebenso belegt. Margarethe Jäkle legt bis zu fünf Böden aufeinander und bestreicht das Ganze rundum mit Sahne. Zu guter Letzt wird die Torte mit Sahnetupfern, 16 Sauerkirschen sowie mit Vollmilchschokoladeraspeln verziert, und fertig ist das kulinarische Stückchen Schwarzwald nach exklusivem Privatrezept.
Checken Sie bei den Museen die Öffnungszeiten. Viele der oft kleinen, aber sehenswerten Museen im Schwarzwald haben nur tage- oder stundenweise geöffnet. Zur Sicherheit: vorher anrufen.
1 Fachwerk in der Hessestadt
Calw: Nördliches Tor zum Schwarzwald
»Die schönste Stadt von allen aber, die ich kenne, ist Calw an der Nagold, ein kleines, altes, schwäbisches Schwarzwaldstädtchen«, schrieb Hermann Hesse 1918 in Heimat über seine Geburtsstadt. Im Haus Schaber, Marktplatz Nummer 6, kam Hermann Hesse 1877 zur Welt und verbrachte dort bis 1881 seine Kindheit. Neben der einmaligen gotischen Brückenkapelle auf der Nikolausbrücke (»Das ist mir der liebste Platz im Städtchen, der Domplatz in Florenz ist mir nichts dagegen.«) steht eine lebensechte Statue des Dichters. Das historische Stadtpalais »Haus Schüz« beherbergt ein umfassendes Museum über sein Leben und Werk.
Die Stadt im Nagoldtal und an der deutschen Fachwerkstraße gilt nicht umsonst als eines der Tore zum Schwarzwald, »die Berge aber so nahe, dass man von dannen fast einen Stein auf den Marktplatz werfen kann«, schrieb 1595 ein Tübinger Professor. Und so führt oberhalb des von denkmalgeschütztem Fachwerk umgebenen Marktplatzes ein Fußweg am Sitz der Aurelius-Sängerknaben, dem »Georgenäum« vorbei, durch den Stadtgarten direkt auf den Wimberg und somit auf die Schwarzwaldhöhen.
Flößer, Tuchmacher und Gerber prägten lange Zeit das Geschick der Stadt, im Gerbereimuseum der Weißgerberei Balz kann man dem alten Handwerk bei einer Führung nachspüren. Lohnenswert ist ein Blick hinter das Rathaus, wo der Salzkasten von 1696 an das Salzmonopol der »Calwer Compagnie« erinnert: »Salzkasten heißt der Bau, für Stadt und Amt vormals / Ward hier das Salz verkauft, Kraft fürstlichen Regals«. Einen »Blick über die Stadt von der Hochwacht (Gefängnis)« aus ermöglicht die Besteigung des »Langen«, wie man den letzten Turm der mittelalterlichen Stadtbefestigung im Zwinger nennt.
Im Calwer Ortsteil Altburg bietet das Bauernhausmuseum Einblick in bäuerliches Leben im 19. Jahrhundert. Wohnung, Stall, Scheuer und Schnapsbrennerei sind in dem 1813 errichteten Hof zu besichtigen.
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