Birgit Jennerjahn-Hakenes - Zeit verteilt auf alle Wunden

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Martin Wachs, Gymnasiallehrer Mitte fünfzig, hat sich festgefahren in der täglich neu frustrierenden Routine seines Daseins zwischen Schule und Singlewohnung. Fassungslos steht er eines Tages am Sterbebett seiner Großmutter, seiner letzten noch lebenden Verwandten. Erinnerungen an ein traumatisches Ereignis in seiner Kindheit werden wach, sorgsam vergrabene Empfindungen wollen sich Bahn brechen. Er fasst den Entschluss, mit einer außergewöhnlichen Idee in der Mitte des Lebens wieder ganz von vorne zu beginnen und trifft dabei auf die quirlige Anouk May. Besitzt sie den Schlüssel, um in sein verkrustetes Gefühlsleben einzudringen?

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Gedankenversunken fuhr er automatisch zu seiner Stadtwohnung, stellte seinen Wagen in seiner Garage ab und betrat das Treppenhaus. Defekt stand an der Fahrstuhltür. Martin seufzte. Sechzig Stufen bis in den fünften Stock lagen vor ihm.

Etwas aus der Puste betrat er seine Wohnung. Sofort fiel ihm der blinkende Anrufbeantworter auf. Ein ungewöhnlicher Anblick, es mochte Monate her sein, dass er das letzte Mal geblinkt hatte. Martin hängte seine Jacke an den Garderobenständer und drückte auf Wiedergabe.

»Hallo Herr Wachs, hier spricht Hendrik Müller. Die Schulsekretärin sagte, Sie seien krank, aber ich hätte noch Fragen, weil doch am sechsten April das schriftliche Deutschabi ist, und ich die Osterferien zum Lernen nutzen wollte. Können Sie mich bitte zurückrufen? Ich brauche wirklich dringend Ihre Hilfe! Meine Nummer ist …«

Auf die Schnelle fand Martin nichts zum Schreiben. Der Anrufbeantworter piepste. Bevor er ihn erneut abhörte, legte er sich Stift und Papier zurecht.

Danach starrte er auf die Telefonnummer, konnte sich aber trotzdem nicht vorstellen, Hendrik anzurufen, obwohl er ihn mochte. Er gehörte nicht zu jenen, denen alles zuflog. Hendrik lernte, weil er ein klares Ziel vor Augen hatte. Es waren Schüler wie er, die Martin trotz der Desillusionierung, die ihm seit Jahren aufs Gemüt schlug, wie die immer schlechter werdenden Weltnachrichten in der Tagespresse, weiter unterrichten ließen. Gäbe es sie nicht, gäbe es ihn als Lehrer schon längst nicht mehr. Doch es gab sie immer wieder – diese Hendrik Müllers, die sich selbst und der Welt etwas beweisen wollten und etwas suchten, womit sie sich intensiv auseinandersetzen konnten.

Er legte die Nummer beiseite und kratzte sich am Kopf. Einzelne Haarsträhnen kitzelten seine Stirn. Normalerweise wusch er die Haare jeden Morgen unter der Dusche. Aber seit dem Anruf aus dem Hospiz hatte er gar nicht mehr geduscht. Er schnupperte unter den Achseln, verzog das Gesicht, ging ins Bad und duschte länger als sonst.

Als er das Wasser abstellte, dampfte es im fensterlosen Bad. Der Spiegel war beschlagen, er wischte ihn mit einem Handtuch frei. Aber rasieren tue ich mich trotzdem noch nicht, dachte er. Die Bartstoppeln gefielen ihm. Er fand, sie verliehen ihm etwas Verwegenes, sahen nach Umbruch aus. Ja, sein Spiegelbild bestätigte ihm, dass etwas in ihm heranreifte. »Wer bist du?«, fragte er sich. »Was willst du?« In wenigen Tagen wurde er sechsundfünfzig Jahre alt. Na und?, sagte er zu seinem Ebenbild, das schon wieder hinter einer feuchten Wand verschwand. Mit einem Mal verspürte er den Drang, mit jemandem zu reden. Über sein Erbe und die Frage, was er tun solle. Über die Gedanken, die das Erbe mit sich brachte, Gedanken, die ihn überforderten, weil sie ihn aufforderten, einen anderen Weg einzuschlagen. Das Haus verkaufen oder vermieten, um damit die hohe Miete für die Maisonettewohnung zu zahlen. Denn wenn er einen Wunsch frei hätte, wäre die Antwort klar: Nur noch Schüler wie Hendrik Müller unterrichten zu dürfen.

Er hatte auch selbst ein wenig gespart. Schon in jungen Jahren hatte er damit begonnen. Weil man das so machte. Bausparvertrag. Für später. Für das Eigenheim, die Frau, die Kinder, zu denen er nie den Mut gehabt hatte. Er hörte Maria ihren Lieblingssatz sagen: »Das Leben spielt sich hier ab, nicht in deinen Büchern.« Heute musste er sich nicht mehr rechtfertigen. Er stellte sich vor, wie er von nun an ohne Verpflichtungen ein Buch nach dem anderen lesen könnte, am Nachmittag beim Kaffee, am Abend bei einem Glas Rotwein. Trotzdem war ihm jetzt zum ersten Mal seit Langem zum Reden zumute. Paule fiel ihm ein, der einzige Freund, den er hatte. Ja, ich gehe jetzt zu ihm. Paule betrieb eine Kneipe, in der sich nur allzu gerne schwänzende Schüler trafen, doch Martin kannte ihn seit vielen Jahren und frühstückte jeden Sonntag bei ihm. Jetzt aber war es schon nach drei Uhr, die Gefahr also gering, einen Schüler zu treffen.

Mit einem Handtuch um die Hüften verließ er das Bad und holte sich im Schlafzimmer Boxershorts, Socken, Jeans und ein blaues Poloshirt aus dem Kleiderschrank. Unten im Flur schnappte er die leichte hellbraune Cordjacke vom Garderobenhaken, nahm Smartphone und Schlüsselbund vom Flurschränkchen und ging. Die Türklinke schon in der Hand, machte er wieder kehrt und schaltete den Anrufbeantworter aus. Dann machte er sich auf den Weg. Sein Magen knurrte.

»Und wie groß ist das Haus?«, fragte Paule.

»Groß«, sagte Martin und machte sich über den Wurstsalat und die Bratkartoffeln her. Bratkartoffeln konnte er jeden Tag essen. »Ich glaube einhundertsechzig Quadratmeter Wohnfläche.«

»Wow. Und was willst du da?«

Lesen und meine Ruhe haben, dachte Martin.

»Auf deine alten Tage eine Familie gründen und ein Trampolin in den Garten stellen?«, fragte Paule.

»Sicher nicht.«

Aus dem Biergarten rief jemand: »Zahlen bitte«. Paule ging und Martin saß wieder alleine in der Kneipe. Das war ihm lieber, als mit anderen Gästen um einen Platz an der Sonne zu konkurrieren. Hier hatte er seine Ruhe. Herrlich. Ein Lächeln huschte über sein Gesicht. Es blieb haften und Paule, der wieder hereingekommen war, bezog es auf das Essen. »Hat wohl geschmeckt?«

»Ja«, sagte Martin.

Paule räumte den Teller ab, auf dem nur noch ein Salatblatt lag, sagte: »Wir können ja eine Männer-WG aufmachen«, und brachte das Geschirr in die Küche.

Martin wusste, dass Paule das nicht ernst meinte. Er hasste WGs. Paule lebte genauso allein wie er, auch wenn er weit öfter Damenbesuch hatte. Er war das, was man einen Frauenheld nannte, zufrieden mit seiner Ungebundenheit, wie er Martin einmal erzählte und glücklich darüber, ein Kind in die Welt gesetzt zu haben. Damit was bleibt, wenn ich gehe. Ein Junge, der in Norddeutschland bei seiner Mutter und einem Stiefvater lebte. Der es gut hatte, besser als er es bei ihm hätte. Ab und an skypten sie, aber nur selten trafen sie sich. »Die jungen Leute haben ja keine Zeit«, sagte Paule.

Damit etwas bleibt, wenn ich gehe.

Was bliebe von ihm? Höchstens Worte. Wenn er sie aufschrieb. Manchmal fielen ihm besondere ein. Aber wohin damit? Das Büchlein, in das er sie gerne eingetragen hätte, war weg. Auch ein unschuldiger Stoffaffe hatte es nicht retten können.

Geblieben war die Erinnerung.

Ich habe eine Idee, Mama.

Ja, Martin?

Wir machen einen Wörterladen auf.

Wie geht das?

Wir verkaufen unsere Worte.

Du hast recht, sie sind wertvoll.

»Magst noch was trinken?«

Martin leerte das Wasserglas, sagte: »Nein danke«, bezahlte und ging.

»Bis die Tage«, rief Paule ihm hinterher.

Die Leichtigkeit, die Martin spürte, wenn er daran dachte, nur noch seinem eigenen Rhythmus zu folgen, verkehrte sich in Schwermut, weil ihm auffiel, dass es niemanden gab, der sich um ihn sorgte. Außer vielleicht die Schulsekretärin, Frau Schlott, die ihn zumindest anrief, wenn er nicht wie gewohnt um sieben Uhr das Lehrerzimmer betrat. Wenn er jetzt tot umfiele, wer käme zu seiner Beerdigung? Ihm fielen drei Menschen ein: Paule, Frau Schlott und eventuell Hendrik. Da konnte man ja nicht einmal von Trauergemeinde reden. In der Stimmung, in der er nun war, konnte er sich gut um die Beisetzung seiner Großmutter kümmern. Sie wollte verbrannt und ihre Asche sollte anonym verstreut werden. Das ganze Prozedere, finanzielle Mittel und nötige Unterschriften hatte sie bei Dr. Deinig hinterlegt. Martin würde damit nicht viel zu tun haben, und er wollte bestimmt nicht dabei sein. Großmutter war nach dem Unfalltod von Martins Eltern vom Glauben abgefallen. Vielleicht wäre es einfacher gewesen, sie hätte sich an einen Gott klammern können. Vielleicht hätte dieser Gott ihr zugeflüstert, dass ihre Tochter in Martin weiterlebte. Vielleicht wäre das Aufwachsen bei ihr dann von Wärme durchzogen gewesen. So war es nicht gekommen. Und auch Martin glaubte an keinen Gott. Religion. Das war etwas für schwache Menschen. Für Menschen, die ihr Schicksal nicht ertragen wollten oder konnten.

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