Gebhard Friebel - Ein weisser Koffer

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Der Autor hat sich, beruflich bedingt, viele Jahre in China aufgehalten und von dort aus häufig Kambodscha und Thailand besucht. In seinen, inzwischen erschienenen drei Thrillern, sind nicht nur seine sehr persönlichen Erfahrungen als Tourist eingeflossen. Eingehende Recherchen zu den Verhältnissen in beiden Ländern sind wieder die Basis für den brisanten Inhalt dieses Romans. Der Inhalt ist fiktiv, könnte jedoch durchaus auf wirklichem Geschehen beruhen. So wird die Gefangenschaft des Protagonisten wegen ihm heimlich unterschobenem Rauschgift, mit vielfältigen damit verbundenen Konsequenzen, höchst spannend dargestellt. Dabei bilden Korruption, Kidnapping, und Turbulenzen wegen der religiösen Spannungen, die selbst in höchsten Regierungskreisen ein dramatisches Geschehen bewirken, den Hauptplot für dieses Buch. Der mit viel Humor gewürzte Inhalt macht den Roman nicht zuletzt zu einer Urlaubslektüre die unter die Haut geht, sondern bietet auch interessante Einblicke in die Verhältnisse ausserhalb des touristischen Lebens in diesen Ländern liefert.Der Autor hat sich beruflich und als Tourist häufig in Thailand und Kambodscha aufgehalten. 1998 bis 1999 lebte er als Übersetzer im südlichen China. Seine vielfältigen Erfahrungen in diesen Ländern hat er in seine bisher drei erschienenen Thriller «Blutiger Reis», «Ein weisser Koffer» und «Der Flug mit dem roten Drachen» einfliessen lassen. Anstoß zu seinem vierten Asien-Thriller gaben ihm die auf seinen Reisen erfahrenen Kenntnisse über die noch immer verfolgten Volksgruppen der H'mong in den verschiedenen Ländern. So bereiste er Laos mehrere Male ausschliesslich, um sich in diesem Land eingehend zu informieren, weil hier wohl der stärkste Druck auf diese Menschen ausgeübt wird.-

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Gebhard Friebel

Ein weisser Koffer

Gefangen in Thailand

Thriller

Universal Frame

All rights reserved • Copyright © 2014

2. Auflage

Titelgestaltung Werner Hense

Titelfoto: © Charlie Milsom - Fotolia.com

Universal Frame Verlag GmbH, Zofingen

ISBN 9783905960570

Teile des Geschehens haben sich tatsächlich ereignet. Das erste Kapitel „Wie alles begann“ enthält authentische Vorgänge. Von da an, wo der Autor die Grenze nach Kambodscha überschritt, kam die Phantasie ins Spiel… Aber vieles könnte doch der Realität entsprechen.

Die historischen und aktuellen Hintergründe, wie auch die geografischen Angaben, sind real und wahrheitsgetreu beschrieben.

Sanya, Hainan

V. R. China

10 August, 08

Wie alles begann

Meine Freundin Ma Guo Feng ist nun endgültig fort – mit ihren Eltern zurück nach Shenyiang.

Letzte Woche hatten wir an vier Tagen hintereinander zum ersten Mal seit Eröffnung der Studenten- und Musikkneipe “Sky Garden“ grüne Zahlen geschrieben.

12. August 08

Richard Peng, der Hauptmieter des Hauses, ist heute wieder gekommen und meinte, dass er die Kneipe alleine weiterführen wolle.

13. August 08

Heute lag unter der Eingangstür zur Kneipe die fristlose Kündigung des Mietvertrages… Der Besitzer beabsichtige, die Kneipe selbst weiterzuführen.

So sind halt Chinesen. Wenn sie merken, dass ein Betrieb gut läuft, können sie nicht mehr gut schlafen. Sie grübeln darüber nach, wie sie davon besser profitieren können.

Als Vermieter wollen sie mit allen Tricks die Miete erhöhen, den Mieter herausgraulen, und den Betrieb selbst übernehmen. Sie denken, sie könnten alles genauso weiterführen oder besser machen. Auf jeden Fall wollen sie mehr: Money, money, money!

14. August 08

Ich denke lange nach, sehe aber keine Chance, die Kneipe gegen seinen Willen mit Hilfe von Polizei, Anwalt oder Gericht wieder zu öffnen.

Ich habe verloren! Mein investiertes Geld und auch meine Arbeitszeit.

***

September 08

Ich verdiene inzwischen mein Geld mit Übersetzungen, fühle mich aber nicht wohl dabei, weil ich laufend, sobald irgend ein Kontakt mit Chinesen zustande kommt, sei es in einem Geschäft, einem Restaurant, mit meinem Vermieter oder mit Behörden -– kurz überall, mit Betrugsversuchen oder unerwarteten ‚Black Money’ Zahlungen konfrontiert werde. Meine Freundin ist halt nicht mehr da, die mich vor vielen derartigen Versuchen beschützt hat

Ich ziehe mich immer mehr in meine Wohnung zurück.

Oktober 08

Ich merke, dass ich allmählich krank werde.

Es fängt mit einem Ausschlag an der linken Hand an.

Er wächst, breitet sich auf meinem linken Arm aus und wird zunehmend unangenehmer.

Zuerst gehe ich zu zwei Apotheken, die mir Salben verkaufen.

Kein Erfolg. Nach zwei Wochen zu einer Ärztin – neue Salbe und Tabletten. Kein Erfolg. Dann ins grosse Krankenhaus: Blutuntersuchung: nix feststellbar – wieder Salbe und Tinktur.

Diagnose: Allergie… Ich hatte noch nie im Leben eine Allergie!

Dann beginnt der Ausschlag an der linken Hand. Allmählich werde ich unwirsch.

Zudem bekomme ich Durchfall. Seit zwei Monaten. Auch von Speisen in Restaurants, wo ich Monate vorher regelmässig verkehrte und nie Durchfall bekommen hatte. Muss alle zwei Stunden aufs Klo. Auch Mc. Donalds und Kentucky Fried Chicken Restaurants nutzen nichts

Dann die Schlafstörungen: Maximal drei Stunden Schlaf hintereinander, auch wenn ich mich mit Schnaps zusaufe.

Mitte Oktober beschliesse ich, Urlaub zu machen, um in einem anderen Land Abstand zu gewinnen und meine Situation zu überdenken.

Da ich schon öfter in Thailand war, werde ich dorthin fahren.

***

Gestern bin ich in Thailand gelandet.

Nach zwei Tagen in Bangkok fühle ich mich pudelwohl und fahre schnurstracks nach Ko Chang.

Der Ausschlag ist verschwunden; ich habe keinen Durchfall mehr, und kann langsam wieder besser schlafen. Ich denke, all die nervenden Krankheitssymptome hatten psychosomatischen Ursprung.

Hier will ich etwas Neues beginnen – irgendetwas in Richtung Tourismus.

Nach den Flughafenbesetzungen in Bangkok und Phuket bricht der Tourismus zusammen. Obwohl High Season ist, schrumpfen die Besucherzahlen auf 20 bis 30%. Die Entwicklung für das nächste Jahr wird allgemein negativ beurteilt.

Was tun?

Ich warte, warte und grübele.

Mitte Dezember 08 weiss ich, was ich tun werde: Ein anderes Land muss es sein.

Zur Auswahl stehen Kambodscha, Laos und Vietnam.

Da man immer öfter hört, in Kambodscha soll es heftig aufwärts gehen, entschliesse ich mich über Weihnachten für Kambodscha.

Am 3. Januar werde ich meine Koffer packen, und zuerst einmal für drei Wochen nach Kompong Som, dem früheren Sihanoukville, fahren – zusammen mit Charly, einem Österreicher.

Der verschwindet aber vor dem geplanten Abreisetermin sang- und klanglos. So werde ich halt alleine fahren.

Herr Prem in Not

„Wo ist der Tee,” schrie Herr Prem.

Er hatte soeben die Küche betreten und sah sich suchend um. Kein Reis, kein Gemüse und kein Tee da!

Er rief lauter: „du weisst, dass ich morgens immer Kopfweh habe. Verfluchtes Weibsstück!“

Keine Antwort.

Sollte ich wieder die Nachbarin nach Tee fragen?

Er blickte zufällig aus dem kleinen Küchenfenster und bemerkte eine Bewegung.

Er sah genauer hin: tatsächlich, da, auf seinem kleinen, innenliegenden Balkon: das war Lee. Er sass auf dem hölzernen Balkongeländer. Wenn er den erwischen würde – heute Morgen. Das wäre ein Freudentag! Wenn er nah genug herankäme!

Er würde ihn töten – wenn er nur nahe genug herankäme. Wenn!

Mit einem Schlag war er hellwach.

Er erstarrte: jetzt nur keine Bewegung.

Seine Augen suchten die gegenüberliegenden Balkone ab.

Keine Bewegung, keine Menschenseele zu sehen.

Niemand wird mich beobachten.

Sein kleiner, innenliegender Balkon war von den Nachbarhäusern rechts und links nicht einsehbar.

Vorsichtig und langsam ging er in die Knie. Im Zeitlupentempo. Ganz sachte langte er nach dem schweren eisernen Schürhaken, der rechts neben dem Holzkohleherd an der Wand stand. Mit eiserner Kraft umspannte er, zum Töten bereit, den gedrechselten Mahagonigriff.

Dann straffte er sich in höchster Anspannung.

Ein Schlag nur; aber der muss sitzen.

Die Tür zum Balkon stand wie immer offen. Da musste er hindurch, nach aussen.

Lee schaute vor sich hin – bewegungslos. Vielleicht war er eingedöst.

Herr Prem machte einen kleinen Schritt zur Seite. Lee reagierte nicht. Noch einen Schritt nach rechts. Keine Reaktion. Jetzt musste er nach vorn, durch die Tür. Ein Schritt nach vorn. Nur kein Geräusch jetzt, so kurz vor dem Ziel.

Noch einen Schritt nach vorn. Und jetzt noch ein beherzter Satz.

Er hob die rechte Hand mit dem Schürhaken über seinen Kopf. Er ging etwas in die Knie. Dann kam der Satz nach vorn. Jetzt war er noch einen halben Meter von Lee entfernt, und der hatte nichts bemerkt. Er hob die Rechte höher und liess die Hand mit dem Haken niedersausen. Als der Haken nur noch vierzig Zentimeter von Lee’s Kopf entfernt war, machte dieser einen Satz zur Seite nach vorn, auf das nächste Balkongeländer.

Der Haken krachte auf das Geländer, das Holz der Brüstung zersplitterte.

Lee hatte es wieder einmal geschafft. Herr Prem war stinksauer.

Der Tag fängt ja gut an. Wie hätte ich mich gefreut.

Lee war der fetteste Kater in der Nachbarschaft. Und er war auch nicht so alt, wie die anderen Katzen. Obwohl es nun schon ein Jahr her war, dass er eine Katze erschlagen hatte.

Als ob sie sich verabredet hätten, diese Katzen, ihm aus dem Weg zu gehen. Das hätte eine feine Suppe gegeben. Wenn man eine Katze nur lange genug kocht, kann man sie auch gut essen. Verflucht!

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