Gebhard Friebel - H'mong

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Der Inhalt zeigt in äußerst spannender Form, wie der Autor und sein Neffe, als Protagonisten und uninformierte Touristen, auf eine kleine Gruppe von H'mong-Menschen in der Ebene der Tonkrüge trifft, von denen eine Anzahl durch laotische Soldaten niedergemetzelt wurde. Sie fassen den naiven Entschluss, diesen Leuten zur Flucht zu verhelfen. Diese Fluchthilfe führt sie in ein dramatisches, abenteuerliches und gefährliches Geschehen in Laos und Vietnam, bei der die Handvoll H'mong zu einer Gruppe von mehr als tausend Menschen angewachsen ist.Der zweite Teil des Romans schildert die gnadenlose Rache eines Militärs an seinen hochrangigen Kameraden in Spanien und der USA, wie schliesslich den vergeblichen Versuch, die beiden Protagonisten in Deutschland zu eliminieren.Die erschütternden Leiden des H'Mong Volkes in Laos sind Realität bis zum heutigen Tag.Die Handlung des Buches ist fiktiv. Aber sie könnte sich so zugetragen haben. Der Autor will Lesern der westlichen Welt die Augen für das Los dieser Menschen öffnen; er will sie bewegen, einige Übel in diesem Teil der Welt zur Kenntnis zu nehmeDer Autor hat sich beruflich und als Tourist häufig in Thailand und Kambodscha aufgehalten. 1998 bis 1999 lebte er als Übersetzer im südlichen China. Seine vielfältigen Erfahrungen in diesen Ländern hat er in seine bisher drei erschienenen Thriller «Blutiger Reis», «Ein weisser Koffer» und «Der Flug mit dem roten Drachen» einfliessen lassen. Anstoß zu seinem vierten Asien-Thriller gaben ihm die auf seinen Reisen erfahrenen Kenntnisse über die noch immer verfolgten Volksgruppen der H'mong in den verschiedenen Ländern. So bereiste er Laos mehrere Male ausschliesslich, um sich in diesem Land eingehend zu informieren, weil hier wohl der stärkste Druck auf diese Menschen ausgeübt wird.-

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Gebhard Friebel

H'mong

Flucht ins Leben

Die Leiden der H‘mong

Universal Frame

All rights reserved

Alle Rechte vorbehalten

Copyright 2016

Verlag Universal Frame

Zofingen

ISBN 9783905960815

Zu diesem Buch:

Die erschütternden Leiden des H’mong Volkes in Laos sind Realität bis zum heutigen Tag. Die Handlung des Buches ist fiktiv. Aber sie könnte sich so zugetragen haben. Der Autor will Lesern der westlichen Welt die Augen für das Los dieser Menschen öffnen; er will sie bewegen, einige Übel in diesem Teil der Welt zur Kenntnis zu nehmen.

Der Handlung liegt die Realität zu Grunde: Die H’mong, (in China: Miao; in Thailand: Meo, hill tribe; in Vietnam Flower H’mong, Black H’mong und White H’mong, entsprechend ihrer bevorzugten Kleidung), werden in Laos bis zum heutigen Tage unbarmherzig verfolgt. Grund ist der Kampf auf französischer und danach amerikanischer Seite in Französisch Indochina bis zur Niederlage in Dièn Bien Phu bzw. dem Fall Saigons (Ho Chi Minh Stadt), in Vietnam. Außerdem kämpften H’mong im Laotischen Bürgerkrieg auf Seiten der Royalisten. All dies wird ihnen noch heute angelastet, obwohl vier bis sieben Jahrzehnte seitdem vergangen sind und von den alten Kämpfern fast keiner mehr lebt. Das kommunistische Regime in Vientiane betreibt die blutige Verfolgung und systematische Ausrottung der H’mong.

(Siehe: Jane Hamilton- Merrit: Tragic mountains; Rebecca Som- mer: Hunted like animals; Veröffentlichungen der GfbV, Göttingen, New York. Auch Wikipedia: H’mong).

Teil 1

Die Flucht

Das Bier war lauwarm. Christian bat den Theker um zwei Eiswürfel, und hielt ihm verärgert das Glas entgegen.

„Ah, Landsleute. Hallo! Kaltes Bier ist hier Mangelware.“

Die sonore Stimme übertönte die Musik. Gerhard saß neben seinem Neffen auf einem wackeligen Barhocker. Er musterte verblüfft den hochgewachsenen Mann neben sich.

„Die Welt ist klein.“

Er ergriff die entgegengestreckte Hand. „Guten Tag. Gerhard Frings aus Saarbrücken.“

Er sah belustigt zu seinem aufgebrachten Neffen. „Mein Neffe Chris. Sie sind Thüringer?“

„So ähnlich. Ich bin Sebastian Haller aus Dresden.“

„Dresden. Was treibt einen Sachsen in dieses müde Kaff?“

„Joo, Sachse! Ein Kamikazesachse sogar. Jetzt werden Sie sich fragen: Wieso Kamikazesachse? Es ist der Job.“

Chris sah ihn fragend an.

Leutselig fuhr der Sachse fort: „Ich bin Minenräumer. Wir arbeiten für eine Hilfsorganisation.“

Gerhard nahm einen Schluck vom warmen Bier. „Wenn der Job so gefährlich ist: warum machst Du ihn dann?“

„Einer muss es machen. “Er stockte, dachte nach.“

„Aber die Kohle stimmt. Und kaputt gearbeitet hat sich bei uns noch keiner. Höchstens kaputt gesprengt. Das passiert täglich. Aber es sind immer die Ungeduldigen, die Unerfahrenen. Verfluchte Minen.“

Gerhard leerte sein Glas.

„Ihr seid Touristen? Heute frisch angekommen?“

„Aus Luang Prabang. Wir wollen morgen zur Ebene der Tonkrüge.“

„Morgen? Morgen ist schlecht. Morgen gibt es keine geführten Touren. Morgen ist Feiertag. Übermorgen auch. Niemand arbeitet. Alle fahren zu ihren Familien.“

Chris wandte sich an Gerhard : „Dann fahren wir ohne Führer. Warum haben wir einen Mietwagen? Laut ‚Lonely Planet’ stehen einige dieser Krüge auch an der Straße.“

„Was ist ‚Lovely Planet?’”

„Lovely Planet? Lonely Planet, unser Reiseführer. Es soll drei sichere, minenfreie Wege geben. Die wären beschildert.“

„Quatsch!“ Der Sachse hob sein Glas und trank. „Schilder stehen nur selten da. Und deine sicheren Wege sind bei starkem Regen überflutet. Mit dem Schlamm und Geröll werden Minen angeschwemmt. Die kleinen, heimtückischen. Die sehen aus wie bunte Keksdosen. Für Kinder, die damit spielen wollen, sind sie tödlich. Auch bei Erwachsenen wirken sie. Todsicher, sozusagen.“

Er sah zur Tür. „Vorgestern hat es in Strömen gegossen. An Eurer Stelle würde ich nicht fahren. Es sind sowieso kaum andere Touristen da, denen man dort den Vortritt lassen könnte, damit die ausprobieren, ob Minen rumliegen.“ Ein bösartiges Grinsen umspielte seine Mundwinkel.

Er leerte sein Glas. „Die Touris kommen erst ab Oktober wieder.“

Er sah auf seine Armbanduhr. „Es wird Zeit für mich. Wenn ihr unbedingt dahin wollt, verlasst zumindest die Strasse nicht. Alles andere wäre Wahnsinn! Bis morgen vielleicht, Tschüss!“

Er verschwand durch die Ausgangstür.

*****

Der Wagen fuhr langsam auf dem schlechten Schotterweg. Am Rand der schmalen Piste stand wieder eines der Warnschilder, das auf Minen hinwies. Rechts war ein großer Behälter zu erkennen. Chris schüttelte den Kopf. „Das soll ein Tonkrug sein?“

Gerhard zuckte mit den Schultern. „Im Reiseführer steht, dass es sich um große Behälter handelt. Sie sind nicht aus Ton, sondern aus Stein. Woher der Begriff‚ ‚Ebene der Tonkrüge’ stammt, weiß keiner. Der Behälter da fasst mindestens 10‘000 Liter. Es muss lange gedauert haben, so was aus einem Felsen zu meißeln. Wenn der voll Bier wäre!“

Sein Neffe griff sich an den Kopf und stöhnte: „Hör bloß auf mit Alkohol!“

„Vielleicht solltest Du doch zwei Aspirin einwerfen. Es war mindestens vier Uhr gestern Abend.“

Christian korrigierte: „Heute morgen. Verdammter Whisky!“

Es war eine staubige, öde Gegend, durch die der Wagen rumpelte. Vereinzelt durchbrachen verkrüppelte Bäume den grauen Boden. Sie quälten sich aus Bodenvertiefungen dem farblosen Himmel entgegen. Zerfurchte Äste mit ein paar graubraunen, zerzausten Blättern ließen die Zeiten vergessen, da üppiger, grüner Wald und dichtes Unterholz diese Ebene bedeckt hatte. Resignation hatte sich in dieser feindlichen Marslandschaft breit gemacht. Die Natur hatte ihren Kampf verloren; hatte aufgegeben.

„Was ist denn da vorne los?“

Christian kuppelte aus.

Ein Soldat mit einer roten Kelle in der erhobenen Hand stand hinter einem Militärjeep auf der Straße. Fünf Meter vor ihm kam der Wagen zum Stehen.

Gerhard zog seinen fleckigen Strohhut in den Nacken und reckte den Kopf. „Hoffentlich dauert das nicht bis morgen. Wir hätten dem Sachsen glauben sollen. Dann hätten wir nicht eine Stunde vor dem Tourismusbüro mit Warten verplempert.“

Christian schlug mit seinen Fingerknöcheln im Takt der Musik. Aus dem vorsintflutlichen Radio klang es wie orientalische Jammermusik.

Gerhard stützte sich auf das feuchte Lenkrad. Er machte es sich im Sitz so bequem wie möglich und schloss die Augen. „Das wird noch länger dauern. Wenn es nicht bald weitergeht, drehen wir um. Verdammte Hitze!“

Entfernt waren Schüsse zu hören. Christian öffnete die Augen und sah seinen Onkel fragend an. Der zuckte mit den Schultern und stieg aus.

„Muss mir etwas die Beine vertreten.“

Bei jedem Schritt wurden kleine Staubwolken hochgewirbelt. Er kam ins Grübeln. Eine feindliche Umgebung! Minen und Staub. Staub und Minen. Über Staub redete man nicht viel. Er kam. Und verschwand wieder. Man sah ihn. Unangenehm, aber nicht lebensbedrohlich. Minen dagegen schon. Sie waren versteckt. Unsichtbar, aber allgegenwärtig.

*****

Nach etwa einer halben Stunde ging der Soldat zu seinem Jeep, stieg ein und ruckelte davon.

Gerhard sagte: „Na endlich.“

Er umfuhr im Schritttempo ein tiefes Schlagloch. Dann mussten sie anhalten: Vom Boden, zwanzig Meter vom Weg entfernt, erhob sich eine ausgemergelte Frau. Sie schaute angestrengt in ihre Richtung, hob beide Arme, und winkte aufgeregt.

Chris stoppte.

Sie rief schrill: „Doktor! Doktor!“

Hinter einem weiteren Steinbehälter erschien eine männliche Gestalt. Der ausgemergelte Körper in der verschmutzten, zerrissenen Kleidung passte zu einem Landstreicher. Der Mann hinkte keuchend heran. Eine hellrote Blutspur markierte seinen Weg. Er fragte in passablem Englisch: „Sind Sie Ärzte?“

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