Die
Lola-Montez-Story
Heinz Gebhardt
Die
Lola-Montez-Story
Wie Bayerns König Ludwig I. von einer Tänzerin aus Irland gestürzt wurde
Vollständige E-Book-Ausgabe der im Stiebner Verlag erschienenen Printausgabe (ISBN 978-3-8307-1062-2).
Umschlaggestaltung:
Stiebner Verlag unter Verwendung einer Collage
mit Gemälden von Joseph Stieler:
König Ludwig I. (1842) und Lola Montez (1847)
DTP-Produktion und Layout (Printausgabe):
Verlagsservice Peter Schneider / Satzwerk Huber, Germering
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ISBN 978-3-8307-3019-4
Einleitung Einleitung 150 Jahre Staatsgeheimnis in Bayern: König Ludwig I. und Lola Montez Keine Frau hat die Bayerische Geschichte so durcheinandergewirbelt, auf den Kopf und in Frage gestellt wie Lola Montez, und keine Frau wurde von den Münchnerinnen und Münchnern so gehasst und verteufelt wie Lola Montez. »Im Mittelalter wäre sie als Hexe verbrannt worden, denn die Gewalt dieses Weibes über den klaren und verständigen Geist Seiner Majestät grenzt wirklich aufs Zauberhafte«, schrieb General Karl Wilhelm von Heideck, der über Lolas Finanzen wachen sollte und frustriert nach kurzer Zeit kapitulierte. Einzige Quellen über ihr 495 Tage dauerndes skandalöses Leben in München von 1846 bis 1848, das die Abdankung und den Thronverzicht von König Ludwig I. zur Folge hatte, sind Zeitungsberichte, Karikaturen und Erwähnungen in Biografien ihrer Zeitgenossen. Dokumente aus bayerischen Ministerien oder aus Archiven des Königshauses lagen jedoch 150 Jahre lang mit höchster Geheimhaltungsstufe bis in die 1990er Jahre unter Verschluss. Ludwig I. hatte nach seinem Tod am 29. Februar 1868 sieben versiegelte Kästchen aus Kirschholz hinterlassen mit dem Vermächtnis, sie erst 50 Jahre nach seinem Tod einzusehen. Als man am 1. März 1918 die Kästchen öffnete, um eine Liste des Inhalts anzulegen, wurden sie sofort wieder verschlossen und »die unbedingte Geheimhaltung« des Inhalts wurde angeordnet. Erst nach weiteren 75 Jahren durften den Inhalt die Historiker Reinhold Rau und Bruce Seymour auswerten und veröffentlichen: 225 Briefe von König Ludwig I. an Lola Montez und 175 Briefe von Lola an ihren Luis. Und wenige Jahre später durfte die nächste Schatztruhe geöffnet werden: Die Aufzeichnungen vom engen Vertrauten König Ludwigs I., seinem Architekten Leo von Klenze, der die Lola-Montez-Affäre aus nächster Nähe erlebte und in seinen »Memorabilien« kein Blatt vor den Mund nahm. Auch er wusste von der Brisanz seiner Aufzeichnungen und hatte testamentarisch verfügt, dass seine Schriften erst veröffentlicht werden dürfen, wenn der letzte Nachkomme aus der dritten Klenze-Generation ausgestorben ist. Das war um die Jahrtausendwende. Und jetzt erst liegen die dramatischen Ereignisse um Lola Montez und König Ludwig I. wie ein offenes Buch vor uns. Der Architekt Leo von Klenze war ein enger Vertrauter König Ludwigs I.
150 Jahre Staatsgeheimnis in Bayern: König Ludwig I. und Lola Montez
Sex, Macht und Geld Sex, Macht und Geld Der Zaubertrank des Lebens fast aller Schönen, Reichen und Mächtigen sind Sex, Macht und Geld. Lolas erotische Ausstrahlung hatte König Ludwig I. seit ihrer ersten Begegnung, als sie sich das Mieder aufriss (»alles echt, Majestät!«), so heftig erregt, dass er sich selbst wie ein Vulkan empfand: »Ich kann mich mit dem Vesuv vergleichen, der für erloschen galt, bis er plötzlich ausbrach«, sagte er zu Freiherrn von der Tann und Leo von Klenze versicherte er: »hundert mal, jetzt erst wisse er, was Liebe sei.« Und um von Ludwig zu bekommen, was sie brauchte, wusste sie »was die Geschlechtsliebe angeht, ihn in stetiger Erregung zu halten«. »Wenn es Dir wirklich ernst mit mir ist, kannst Du es beweisen, indem Du mir das Geld zu meinem sofortigen Gebrauch gibst. Ich kann keinen anderen Lebensstil führen als den ich gewohnt bin. Ich bin an allen Luxus des Lebens gewöhnt«, schrieb Lola Montez an König Ludwig I. Und der König zahlte und zahlte und zahlte, um seiner Lola zu zeigen, dass es ihm »wirklich ernst« mit ihr ist. Nur mit Geld, mit viel Geld konnte der 60-jährige König seine 35 Jahre jüngere Geliebte an sich binden. Seit ihrer Ankunft am 5. Oktober 1846 bis zum 15. November 1848 zahlte ihr Ludwig nach seinen eigenen Etat-Aufzeichnungen 158.084 Gulden und 16 ¼ Kreuzer. Vergleicht man den Betrag mit den Ministergehältern von damals und heute so wären das heute 5.216.772 Euro. Auch wenn der Betrag zum Etat des Königs gehörte, war das Geld aus den Steuereinnahmen der Bürger. Leo von Klenze schäumte vor Wut über seinen König, »welcher jahrelangen Bitten seiner Minister verweigert, einer armen Klasse von Volksdienern eine Beihilfe gegen den Hunger zu reichen, und diese nun den geilen Zärtlichkeiten einer bittenden Hure zugesteht!« Lola Montez nannte er fast nie beim Namen, sondern er hatte eine ganze Litanei mit Schimpfworten für sie: Sie war für ihn eine »Fleisch gewordene Lüge«, eine »Bordellpriesterin«, eine »verbuhlte Seiltänzerin«, eine »Furie« und eine »öffentliche Dirne«, eine »Gossenhure«, »Allerweltshure«, eine »tollgewordene Hündin«, eine »durch halb Europa gepeitschte Bordellhure« oder ganz einfach ein »Saumensch«! König Ludwig I. im Krönungsornat, Gemälde von Joseph Stieler, 1826
Lola: »Ich hatte Geld, so viel ich wollte« Lola: »Ich hatte Geld, so viel ich wollte« Der »erotische Sonderling«, wie Leo von Klenze seine Majestät nannte, verstand die Welt nicht mehr. Zu Freiherrn von der Tann sagte er: »Es sei ihm unbegreiflich, wie man ihm aus seinem Liebesverhältnis zu Lola solch ein Verbrechen machen könne, da es doch das fünfzigste sei, und da man deren 49 geduldet habe, ohne Etwas dagegen zu sagen.« Die Biografien der Vorgängerinnen lesen sich aber auch anders als die der Lola Montez, die »nicht einmal einen Taufschein beibringen konnte«, wie sich Klenze aufregte. Den bayerischen Behörden war bekannt, dass sie unter mehreren Identitäten reiste und nicht einmal der Name Lola Montez stimmen konnte, weder Pass noch Ausweis besaß, in fast jeder von ihr besuchten Stadt Schwierigkeiten mit der Polizei hatte und in Berlin sogar ein Haftbefehl auf sie ausgestellt war. Man stelle sich vor, ein bayerischer Ministerpräsident, verheiratet, Vater und Großvater von acht Kindern und fünf Enkeln, Katholik wie König Ludwig I., würde heute ein 35 Jahre jüngeres Playgirl als seine neue Freundin präsentieren mit ähnlicher Vorgeschichte, ohne Ausweis, ohne nachvollziehbare Identität, würde ihr per Befehl die Staatsbürgerschaft erteilen und wie Ludwig I. die Machtfrage stellen: Die widerspenstigen Minister werden entlassen, durch gefügige »Lola-Minister« ersetzt und sein G’spusi hat per Königs-Dekret das Bürgerrecht. Die Erhebung in den Adelsstand, um Lola gesellschaftsfähig zu machen, verlief nach dem gleichen Muster: Minister Maurer und sein Sohn wurden für seine Unterschrift reichlich belohnt und Lola hieß ab sofort Gräfin von Landsfeld. »Ich war nicht mehr Tänzerin, ich war Gräfin«, schrieb Lola in ihren Memoiren. »Ich hatte ein Palais, eine Equipage, Bedienstete, Silberzeug und Geld, so viel ich wollte.« Lola war am Ziel. Lola Montez, vom Hofmaler Joseph Stieler für die Schönheitengalerie gemalt
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