Hugo Portisch - So sah ich Die Welt. Life is a story - story.one

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Am 1. April 2021 ist Hugo Portisch gestorben. Sein Lebensresümee lautete: «Ich hatte jeden Tag eine solche Freude, am Leben zu sein. Jeden Tag wie ein Morgen- und Abendgebet: Freiheit!»
In «So sah ich. Die Welt» berichtet Portisch über seine Eindrücke, die er in den Jahren des Kalten Kriegs in den USA und in der Sowjetunion sammelte. Er nimmt uns mit zum «Pulverfass» Naher Osten und in den Dschungel Nordvietnams. Und er schildert ein Kidnapping durch den chinesischen Geheimdienst, das am Ende in einem weltbewegenden Interview gipfelte.
Im Sommer vor mehr als 10 Jahre lädt der damals 83jährige Hugo Portisch seinen Freund und Verleger Hannes Steiner in sein Haus in die Toskana. Und er erzählt ihm sein Leben. Es wird eine 30-stündige abenteuerliche Reise durch Österreichs Zeitgeschichte und um die ganze Welt. Elf Jahre später startet Steiner in seinem story.one-Verlag ein spannendes Buchprojekt: Auf Basis des Interviews lässt er Portisch erzählen, wie er sein Leben (So sah ich. Mein Leben), wie er Österreich (So sah ich. Mein Österreich) und wie er die Welt «sah». So entstanden Bücher mit kleinen «Schnappschüssen» aus der Karriere des umtriebigen Meisterjournalisten, die sich bei der Lektüre zu «großem Kino» entfalten.

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Gute Geschichten bessern die Welt Hugo Portisch So sah ich Die Welt - фото 1

Gute Geschichten bessern die Welt.

Hugo Portisch

So sah ich Die Welt

story.one - Life is a story

Aufgezeichnet von Hannes Steiner

1 Auflage 2021 storyone the library of life wwwstoryone Eine Marke - фото 2

1. Auflage 2021

© story.one – the library of life – www.story.one

Eine Marke der Storylution GmbH

2010 hat Hugo Portisch dem befreundeten Verleger Hannes Steiner (story.one) in insgesamt 30 Stunden sein Leben erzählt. Dieser hält gemeinsam mit dem Unternehmer Michael Kraus die Rechte an diesen „Toskana Tapes“.

Geplant ist ein Hugo-Portisch-Preis für exzellente journalistische Leistungen und eine Sommerakademie für Journalisten im Toskana-Haus von Hugo Portisch, das er im Alter an Michael Kraus verkaufte.

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das des öffentlichen Vortrags, der Übertragung durch Rundfunk und Fernsehen sowie Übersetzung, auch einzelner Teile. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder andere Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Copyright-Inhabers reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Sämtliche Angaben in diesem Werk erfolgen trotz sorgfältiger Bearbeitung ohne Gewähr. Eine Haftung der Autoren bzw.

Herausgeber und des Verlages ist ausgeschlossen.

Gesetzt aus Minion Pro und Lato.

© Coverfoto: Ernst Kainerstorfer / picturedesk.com, Artwork www.adwerba.at

© Fotos: ullstein bild / Ullstein Bild / picturedesk.com, Bertrand DESPREZ / Agence Vu / picturedesk.com, SANDIA NATIONAL LABORATORIES / Science Photo Library / picturedesk.com, HANDOUT / AFP / picturedesk.com, Votava / Imagno / picturedesk.com, Libor Hajsky / EPA / picturedesk.com, akg-images / picturedesk.com, Gilberto Ante / Roger Viollet / picturedesk.com

Printed in the European Union.

ISBN: 978-3-903715-12-7

eISBN: 978-3-903715-13-4

Am Ende ging es den Amerikanern immer um die Verteidigung der Demokratie – bis zu George W. Bush .

INHALT Rettung durch die Feuerwehr Rosinenbomber über Berlin Whites only - фото 3

INHALT

Rettung durch die Feuerwehr

„Rosinenbomber“ über Berlin

„Whites only!“ – „Negroes only!“

Eine komische Welt

Rasieren in New York

Im „War Room“

Sachsen in der Wüste

Invasion mit Badenixen

Es geht um die Wurst

Zu nackt für Alexandra

„Alle Flüchtlinge aufnehmen!“

„Die Sowjets sind schon vor der Tür!“

Brennende Barrikaden

Dschungel mit Giftschlangen

Maschinenpistolen im Bett

Die berechtigte Revolution

Amerikas Sündenfall

Rettung durch die Feuerwehr

Hugo Portisch verbrachte seine Schulzeit als Sohn der Österreicher Emil und Hedi Portisch in Pressburg. Um nicht zur Wehrerziehung einberufen zu werden, engagierte er sich 1944 bei der Freiwilligen Feuerwehr, die ihn angesichts der ständigen Bombenabwürfe gut gebrauchen konnte.

Die ganze Klasse wurde aufgefordert, in ein Wehrertüchtigungslager nach Kärnten zu gehen. Wir sollten dort vier Wochen ausgebildet werden – „wehrertüchtigt“! Es war Anfang 1944, und wir waren so um die 16 Jahre jung. Natürlich haben wir eine panische Angst davor gehabt. Denn die jungen Leute kamen von dort psychisch total ruiniert zurück. Die sind dort von SS-Leuten halb kaputtgeschlagen worden! Wir haben diese Wracks gesehen, die da zurückkamen aus diesem Wehrertüchtigungslager. Da haben wir gesagt, unter keinen Umständen – nur über unsere Leiche – wollen wir da runter!

Wir haben alles versucht – nichts zu machen! Auf einmal kamen zwei Mitschüler, die gesagt haben: „Wir fahren nicht! – „Wieso? Was ist los? Wie habt ihr das gemacht, dass ihr nicht fahren müsst?“ – „Wir sind der Freiwilligen Feuerwehr beigetreten!“ – „Was …?“ Wir natürlich alle gleich hin, und die haben uns tatsächlich aufgenommen! Also sind wir mit dem Aufnahmeschein der Freiwilligen Feuerwehr zu den Kommandanten geeilt und haben gesagt: „Bitte uns für das Wehrertüchtigungslager zu entschuldigen, wir können nicht kommen! Wir haben hier unsere Kriegspflicht zu erfüllen, denn Pressburg wird ja bombardiert und braucht eine Feuerwehr!“ Die haben das sofort akzeptiert. So ist damals eine halbe Schulklasse der Freiwilligen Feuerwehr beigetreten! Wir haben gejubelt, und die bei der Feuerwehr haben gejubelt, weil die völlig überaltert waren. Und jetzt kamen auf einmal starke Burschen, die ihnen die Schläuche schleppen konnten …

Dann kam der Aufstand der slowakischen Armee. Und um vier Uhr früh läuten bei uns zu Hause zwei Männer in Uniform. Sie sagen: „Um sieben Uhr bist du gestellt in der Wasserkaserne! Du musst einrücken – zum Heimatschutz! Zum Kampf gegen die Partisanen!“ So hatsche ich um sieben Uhr früh zur Wasserkaserne. Alle meine Mitschüler stehen schon dort. Wir müssen uns alle nackt ausziehen zur Assentierung. „Hast du eine Geschlechtskrankheit? Keine – tauglich!“ Und schon waren wir rekrutiert .

Wir fassten irgendwelche slowakischen Uniformen aus. Haben eine Armbinde vom Heimatschutz bekommen – das war so etwas wie der Volkssturm. Wir waren nicht ausgebildet. Hatten keine Ahnung, wie man schießt. Wir waren betroppezt … Auf einmal erscheint im Hof ein uns vertrauter Feuerwehrmann in Uniform. Geht hinein. Bleibt eine Weile da drinnen bei den Herren, die dort das Kommando gehabt haben. Kommt raus, sagt: „Alle Feuerwehrleute vortreten!“ Und: „So, ihr geht jetzt alle nach Hause, und wir sehen uns wieder übermorgen in der Feuerwehr! Und da werden wir auch Uniformen ausgeben, und wir werden uns auch kasernieren.“ Wir zogen nicht in den Partisanenkrieg! Unglaublich! Auch wieder ein Märchen .

Rosinenbomber über Berlin 194849 schockierte die BerlinBlockade die - фото 4

„Rosinenbomber“ über Berlin

1948/49 schockierte die „Berlin-Blockade“ – die Blockierung West-Berlins durch die Sowjetunion – die ganze Welt. Als Folge dessen konnten die Westalliierten den Westteil der Stadt nicht mehr über Land versorgen. Doch die Westalliierten begegneten der Blockade mit einer gigantischen Luftbrücke – ein knappes Jahr lang versorgten „Rosinenbomber“ Berlin. Ein veritabler „Coup“ im kalten Krieg!

Die Russen kamen zu der Einsicht: Das geht so nicht weiter! Wir können nicht länger zuschauen, dass Westberlin prosperiert und es mit der DDR den Bach runtergeht und dort alle Leute davonlaufen. Der Personenverkehr war ja damals noch frei. Man ist mit der S-Bahn von Ost- nach Westberlin gefahren. Also konnte jeder raus. Und damals sind auch viele, sehr viele Richtung Westen ausgewandert. Also haben die Russen beschlossen: Wir blockieren Berlin!

Das war die sogenannte „Berlin-Blockade“. So wurden über Nacht alle Zugänge gesperrt. Es kam keiner mehr raus, keiner rein. Und die Russen gingen davon aus, dass die Westmächte schon keinen Krieg riskieren würden. Und wenn doch: Dann sollen sie es nur versuchen! Dann werden wir ihn gewinnen! Denn bis zum Atlantik marschieren wir spielend, und die Atombombe haben wir auch …! Jedenfalls haben die Russen damit gerechnet, dass die Amerikaner wegen Westberlin nicht schon wieder in einen Krieg gehen würden .

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