Weil eine Welt mit Geschichten
eine bessere Welt ist.
Matthias Strolz
Kraft und Inspiration
für diese Zeiten
Life is a story
1. Auflage 2020
© story.one – the library of life – www.story.one
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Gesetzt aus Minion Pro und Lato.
© Coverfoto: Andreas Hofer, www.andreas-hofer-fotograf.at
© Fotos: istockphoto.com
Printed in the European Union.
ISBN: 978-3-903715-00-4
eISBN: 978-3-903715-01-1
Lustvoll singen,
hemmungslos tanzen.
Ich komme zu mir.
Warum ich? Warum gerade jetzt?
Mensch, was bin ich?!
Blühe, du schöpferisches Wesen!
Ich bin verletzlich. Ich bin befreit.
Bewusst. Oder Sackhüpfen im Sumpf.
Loslassen. Die leere Hand.
Wovor hast du Angst?
Berufung. Wenn unsere Seele tanzt.
Unsere Dreifaltigkeit – Kopf, Herz, Bauch.
Ich will eine Glücksministerin.
Sex, Geld, Tod – Tabu und Lebendigkeit.
Schönheit und Anmut.
Ja, es tut weh. Aufbruch folgt.
Es wird heftig. Und irgendwann wieder gut.
Mein Tempel des Lebens.
Gönne dich dir selbst!
In dunkler Nacht ist ein Komet niedergegangen. Mitten ins Leben. In seinem Schweif sprießen Himmelschlüssel.
Dieses Bild bekam ich heute in der Früh. Es sind heftige Zeiten. Die Tagesnachrichten überstürzen sich mit Zahlen, Daten und Fakten zur Krise. Die Sozialen Medien sind voller Emotion und Verschwörungstheorien. Die Verunsicherung wächst allerorts.
„Und du so?“, frage ich mich auf dem Weg durch die Morgensonne. „Was heißt es für mein Leben?“ Veranstaltungsabsagen, Arbeitslosenzahlen, Schutzmasken, Nachrichten von Freunden, Versammlungsverbote, Hilferufe, Durchhalteparolen, gemeinsames Essen, frohes Lachen unserer Kinder … Mein Verstand beginnt zu galoppieren. Emotionen gesellen sich dazu. Es ist ein Kampf zwischen Aggression und Zuversicht. Was davon wird wachsen?
Ich betrachte einen abgeschlagenen Holzstern. Da liegt er, in unserem Garten. Bedeckt mit Schneekristallen. Aus frostiger Nacht taucht er hell funkelnd in den Tag, umringt von Frühlingsblumen. „Der Komet hat schöne Blüten im Schweif“, fällt mir auf. „Ich will nicht ausrinnen an der Social-Media-Front“, sag’ ich mir. Zuletzt hatte ich ganze Tage damit zugebracht zu posten, Interviews zu geben, Gastkommentare zu schreiben, zu kritisieren, zu kämpfen. Ich hänge am Tropf der Nachrichten wie ein Junkie. Die tägliche Informationswalze füllt meinen Kopf bis zum Platzen. Nun tropft sie auch ins Herz. „Ich spüre Enge. Herzschmerzen“, berichtete ich meiner Frau gestern Abend. „Ich werde was ändern“, ist der Gedanke, mit dem ich einschlafe.
„Was tut mir gut in diesen Zeiten?“, frage ich mich, als ich aufwache. Mäßigung in der Informationsaufnahme und im Social-Media-Konsum. Weniger Weltverschwörung, mehr Begegnung mit der Natur. Hinaus in die Sonne. Den Vögeln bei ihrem Morgenkonzert lauschen. Ich schlüpfe in meine Waldviertler Wanderstiefel und bringe mich in Bewegung. Ich will bewusster wahrnehmen. Sehen, hören, spüren. „Ich schau mir jetzt den Frühling an!“ Freude steigt auf.
Ich werde zu mir kommen. „Du bist ein Gärtner des Lebens, ein divine architect. Kultiviere Formen und Felder sämtlicher Art … Folge deiner Intuition. Wenn es die Situation nahelegt oder deine innere Stimme dich dort hin ruft, komme ganz zu dir. Hier bist du geborgen vor allem Ungemach.“ So steht es in meinem „Lied des Lebens“, das ich bei meinem fünftägigen Aufenthalt im Wald vor rund neun Jahren bekommen habe. Dieses Lied hat mich gut durch all die letzten Jahre geleitet – durch den Abschied aus meinem Unternehmen, die Parteigründung, die Zeit im Parlament und zuletzt hinein in mein neues Sein und Tun – als Autor, Publizist und Impact-Unternehmer.
„Verlasse dich auf dein Wesen … Suche nicht, finde. Sei bereit. Alles kommt zu dir. Sei aufmerksam, sei wachsam. Entscheide.“ Die Gestalt eines Buches steht auf in meinem Herzen. Es weitet sich. „Ich werde Himmelschlüssel sammeln“, sag’ ich mir. Ich habe entschieden.
Warum ich? Warum gerade jetzt?
Auf meinem Mittagsspaziergang bin ich heut’ in ein Hundstrümmerl gestiegen. Ja, Hundekot. Frisch gemacht.
„Warum ich? Warum muss das mir passieren? Warum gerade jetzt?“ Wir alle kennen diese Selbstgespräche. Nicht nur mit Blick auf unseren Schuh. Auch im größeren Stil, so Krisen-Style: Ich habe mich gerade beruflich neu erfunden. Nach einem Jahr Aufbauarbeit war ich dort, wo ich hinwollte. Und nun? Ein Virus später …
Jetzt könnte ich mich maßlos ärgern – über das Kleine wie das Große. Doch ich habe beschlossen, mein Gesicht in die Frühlingssonne zu halten. Meine – wirtschaftliche und schuhmäßige – Sohle anzunehmen. Ich pfeif’ aufs Warum.
Warum? Weil diese Frage nicht hilfreich ist. Sie liefert uns keine befriedigenden Antworten. Viktor Frankl als Begründer der Logotherapie meinte, dass uns bei inneren oder äußeren Bedingungen, an denen wir nichts ändern können, die Frage nach dem Warum mehr blockiert als weiterbringt. Weil sie den Fokus auf die Vergangenheit und das Problem legt.
Energy flows, where attention goes – die Energie fließt dorthin, wohin wir unseren Aufmerksamkeitsfokus richten. Mit dem Warum bleiben wir im Problem gefangen. Wir kreisen um Ärger, Enttäuschung, Schmerzen. Wir finden keinen Ausweg.
Jene, die gerade Schmerz erfahren, könnten nun einwenden: „Danke fürs Gscheiterln. Kannst du behalten, Theoretiker!“ Doch Viktor Frankl war ein ziemlicher Praktiker. Er überlebte vier Konzentrationslager, darunter Auschwitz. Er plädierte dafür, den Fokus auf die gestaltbare Zukunft zu lenken: „Wozu fordert mich das Erlebte heraus?“ So wechseln wir von der Opferhaltung in die Rolle des Gestalters. Wir werden vom Statisten zum Regisseur, von der Passagierin zur Pilotin unseres Lebens.
Wenn ich Verantwortung für meine Antworten übernehme, gehe ich in die Freiheit, mein Leben selbst zu gestalten. Auf unserer Plattform story.one hat Gregor Demblin gerade damit begonnen, Geschichten von Menschen mit Behinderungen zu sammeln. Über 15 Millionen Betroffene allein im deutschen Sprachraum sind derzeit eine besondere Risikogruppe. Wie organisiert man Beruf und Alltag, wenn persönliche Assistenz ausbleibt oder dringend benötigte Medikamente schwer zu kriegen sind?
Die Erzählungen sind berührend, voller Kraft. Gregor selbst ist so eine Geschichte. Während seiner Maturareise war es ein Sprung ins Meer, der ihn in die Querschnittslähmung führte. Es war ein wildes Ringen mit seinem Schicksal, erzählte er mir. „Warum muss ich weiterleben?“, habe er sich damals gefragt. Heute ist er Ehemann, vierfacher Vater, vielfach ausgezeichneter Unternehmer.
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