Evelyn Marschall - Gebhard - Im Wartestand

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Es handelt sich um alltägliche Erlebnisse und Begebenheiten, die sich während der Wartezeit auf den Zug ereigneten mit dem ich jede Woche regelmäßig einmal fuhr. Irgendwann merkte ich, dass ich nicht zum Lesen kam, was ich mir eigentlich vorgenommen hatte, da fast jedesmal irgendetwas Besonderes zu beobachten war. Es sind keine spektakulären Erlebnisse, die hier zu kleinen Texten verarbeitet wurden, sondern Vorkommnisse, die zum Einen alltäglich, zum Anderen bemerkenswert, lustig oder gar skurril zu nennen sind. Sie sollen die Leserer muntern , ihre Umwelt selbst einmal aufmerksamer, achtsamer wahrzunehmen.

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Evelyn Marschall - Gebhard

Im Wartestand

Texte aus einem Bahnhofswartehäuschen

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Inhaltsverzeichnis Titel Evelyn Marschall Gebhard Im Wartestand Texte aus - фото 1

Inhaltsverzeichnis

Titel Evelyn Marschall - Gebhard Im Wartestand Texte aus einem Bahnhofswartehäuschen Dieses eBook wurde erstellt bei

Vorausgeschickt Vorausgeschickt Seit April 2012 fuhr ich mindestens einmal wöchentlich vom Kressbronner Bahnhof aus morgens um 8 Uhr mit dem Zug nach Überlingen. Da ich meinen Fahrschein jedesmal aufs neue am Automaten lösen musste, dort aber meist mit Wartezeiten, Komplikationen und anderem Unbill zu rechnen war, fand ich mich immer mindestens 20 Minuten vor Abfahrt des Zuges dort ein. Anfangs zog ich nach erfolgreicher Bedienung des Automaten ein Buch heraus, um mir damit die Wartezeit zu verkürzen. Bald stellte sich jedoch heraus, dass ich gar nicht zum Lesen kam, weil sich im Umfeld des Wartehäuschens fast jedesmal etwas ereignete, das meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Häufig waren dies lustige, skurille und bemerkenswerte kleine Ereignisse oder Beobachtungen. Es waren durchaus keine spektakulären Geschehnisse. Dennoch bemerkte ich, wie sich in meinem Kopf Sätze zu bilden begannen, die - aneinandergereiht - kleine Geschichten werden könnten. Angeregt durch Franz Hohlers Buch "Spaziergänge", in denen er Achtsamkeit legte auf ganz alltägliche Begegnungen, begann ich, anschließend im Zug diese Sätze aufzuschreiben. So entstanden 10 kleine Einzeltexte. Oktober 2012 Evelyn Marschall – Gebhard

Das Mädchen mit den verlorenen Geldstücken Das Mädchen mit den verlorenen Geldstücken Als ich an diesem Morgen beim Wartehäuschen ankomme, sitzt bereits ein etwa zwölfjähriges Mädchen mit langen roten Haaren am Boden auf dem metallenen, länglichen Abflussgitter, welches das Schutzhäuschen bei Regen vor Überschwemmung bewahren soll. Sie kramt in ihrem Geldbeutel herum, zählt ihre kleinteiligen Münzen wieder und wieder, und spricht dabei unentwegt halblaut vor sich hin. Auf meine Frage, ob sie ein Problem habe, antwortet sie, es sei ihr eine Münze durch das Abflussgitter gefallen, und nun habe sie zu wenig Geld für den Bus, der sie an ihrem Ankunftsort irgendwohin bringen soll. Auf meine Frage, wie viel ihr denn nun fehle, antwortet sie „20 Cent“ und ich stelle fest, dass ich gerade noch so viel Kleingeld in meinem Geldbeutel habe. Ich gebe ihr die Münze, ermahne sie aber aufzupassen, damit nicht noch mal eine Münze in die Abflussrinne fällt. Sie bleibt aber dennoch auf ihrem riskanten Platz über dem Gitter sitzen, und beim wiederholten Nachzählen, ob ihr das Geld denn nun wirklich reiche, fällt tatsächlich erneut ein Geldstück durch das Gitter. Das Ganze wird, wie schon beim ersten Mal, von gedämpftem Selbstgespräch begleitet. Das Mädchen macht auf mich einen konfusen Eindruck, sie scheint auf sich selbst angewiesen und einigermaßen überfordert zu sein. Oder sie ist möglicherweise eines von den „schwierigen“ Kindern – warum auch immer. Da ich über keine weitere Münze mehr verfüge, verweise ich sie an einen inzwischen am Automaten hantierenden jungen Mann, der ihr das fehlende Geld auch tatsächlich ersetzt. Schnell packt sie murmelnd alles zusammen und erwischt gerade noch den ankommenden Zug, der aber nicht in meine, sondern in die Gegenrichtung nach Lindau fährt.

Dick Evelyn Marschall - Gebhard Im Wartestand Texte aus einem Bahnhofswartehäuschen Dieses eBook wurde erstellt bei

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Geräusche Evelyn Marschall - Gebhard Im Wartestand Texte aus einem Bahnhofswartehäuschen Dieses eBook wurde erstellt bei

Impressum Evelyn Marschall - Gebhard Im Wartestand Texte aus einem Bahnhofswartehäuschen Dieses eBook wurde erstellt bei

Vorausgeschickt

Seit April 2012 fuhr ich mindestens einmal wöchentlich vom Kressbronner Bahnhof aus morgens um 8 Uhr mit dem Zug nach Überlingen. Da ich meinen Fahrschein jedesmal aufs neue am Automaten lösen musste, dort aber meist mit Wartezeiten, Komplikationen und anderem Unbill zu rechnen war, fand ich mich immer mindestens 20 Minuten vor Abfahrt des Zuges dort ein. Anfangs zog ich nach erfolgreicher Bedienung des Automaten ein Buch heraus, um mir damit die Wartezeit zu verkürzen. Bald stellte sich jedoch heraus, dass ich gar nicht zum Lesen kam, weil sich im Umfeld des Wartehäuschens fast jedesmal etwas ereignete, das meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Häufig waren dies lustige, skurille und bemerkenswerte kleine Ereignisse oder Beobachtungen. Es waren durchaus keine spektakulären Geschehnisse. Dennoch bemerkte ich, wie sich in meinem Kopf Sätze zu bilden begannen, die - aneinandergereiht - kleine Geschichten werden könnten. Angeregt durch Franz Hohlers Buch "Spaziergänge", in denen er Achtsamkeit legte auf ganz alltägliche Begegnungen, begann ich, anschließend im Zug diese Sätze aufzuschreiben. So entstanden 10 kleine Einzeltexte.

Oktober 2012

Evelyn Marschall – Gebhard

Das Mädchen mit den verlorenen Geldstücken

Als ich an diesem Morgen beim Wartehäuschen ankomme, sitzt bereits ein etwa zwölfjähriges Mädchen mit langen roten Haaren am Boden auf dem metallenen, länglichen Abflussgitter, welches das Schutzhäuschen bei Regen vor Überschwemmung bewahren soll. Sie kramt in ihrem Geldbeutel herum, zählt ihre kleinteiligen Münzen wieder und wieder, und spricht dabei unentwegt halblaut vor sich hin.

Auf meine Frage, ob sie ein Problem habe, antwortet sie, es sei ihr eine Münze durch das Abflussgitter gefallen, und nun habe sie zu wenig Geld für den Bus, der sie an ihrem Ankunftsort irgendwohin bringen soll.

Auf meine Frage, wie viel ihr denn nun fehle, antwortet sie „20 Cent“ und ich stelle fest, dass ich gerade noch so viel Kleingeld in meinem Geldbeutel habe. Ich gebe ihr die Münze, ermahne sie aber aufzupassen, damit nicht noch mal eine Münze in die Abflussrinne fällt. Sie bleibt aber dennoch auf ihrem riskanten Platz über dem Gitter sitzen, und beim wiederholten Nachzählen, ob ihr das Geld denn nun wirklich reiche, fällt tatsächlich erneut ein Geldstück durch das Gitter. Das Ganze wird, wie schon beim ersten Mal, von gedämpftem Selbstgespräch begleitet. Das Mädchen macht auf mich einen konfusen Eindruck, sie scheint auf sich selbst angewiesen und einigermaßen überfordert zu sein. Oder sie ist möglicherweise eines von den „schwierigen“ Kindern – warum auch immer.

Da ich über keine weitere Münze mehr verfüge, verweise ich sie an einen inzwischen am Automaten hantierenden jungen Mann, der ihr das fehlende Geld auch tatsächlich ersetzt.

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