Als sie einmal nur noch ihre fünf alten Zähne im Mund zeigte, hatte ein Ausländer gegrinst und gemeint, jetzt könne sie seinem Jadestengel ja nicht mehr gefährlich werden.
Aber sie wollten dann auch meistens nur an ihren ,Golden Gully‘ heran…
„Ja, ja, ab und zu habe ich mit Ausländern zu tun, und die meisten sind auf dem Weg nach Thailand, wo die Damen viel teurer sind. Deshalb kehren sie vorher noch oft in unserer Bar ein,“ sagte sie.
Und: „Wenn man das Pulver in deren Koffer unterbringen kann, kommt es sicher über die Grenze.“
Mit diesem Wissen verabschiedete sich Frau Dang bei ihrer Freundin Wu und begab sich direkt zu Herrn Prem, der irgendwo doch noch Whisky aufgetrieben hatte und es sich damit vor seinem Fernsehgerät gemütlich machte.
Herr Prem hatte mal wieder über sein Schicksal nachgedacht, und war etwas angeheitert. Herr Prem war oft angeheitert, weil die Welt nun mal sehr schlecht zu ihm war. Und deswegen trank er oft Whisky, den er gar nicht mochte, wie er seinen Freunden immer wieder versicherte.
Aber sobald es ihm irgendwie gelang, etwas Geld aufzutreiben, war er auch schon bald beschwipst. Manchmal auch stark angeheitert. Genau genommen trank er, sobald er eine Flasche Whisky im Geschäft des Ladenbesitzers Long aufgetrieben hatte, diese auch umgehend und zügig aus. Denn man konnte nie wissen, ob nicht gerade einer der drei Brüder Fu aus dem Nachbarhaus ihm einen Besuch abstatten würde.
***
An sich waren die Brüder Fu seine guten Freunde, aber seltsamerweise kam immer gerade dann, wenn er eine Flasche erstanden hatte, und sie zu Hause öffnete, mindestens einer der Dreien rein zufällig vorbei, um ihm einen Besuch abzustatten.
Sie schienen einen sechsten Sinn zu haben, oder auch Ahnungen, wie die weisen, alten Frauen auf dem Markt.
Jedenfalls bekam er immer Besuch, sobald er eine Flasche zu Hause öffnete.
Das verbitterte ihn manchmal, denn wenn er keinen Whisky hatte, und im Gegenzug den Brüdern einen Besuch abstattete, um zu erkunden, ob dort etwas zu trinken sei, fand er sie normalerweise auch vor dem Fernseher sitzend. Nur war die Flasche vor ihnen dann entweder fast oder gänzlich leer.
Herr Prem selbst versteckte manchmal, wenn er eine volle Flasche hatte, diese im Raum nebenan, nachdem er sich sein Glas halbvoll geschenkt hatte. Und auf den Tisch vor sich hatte er als Vorsichtsmassnahme eine leere Flasche gestellt. Nur hatte das den Nachteil, dass er bei zunehmender Anheiterung schon mehrmals die versteckte Flasche selbst nicht mehr gefunden hatte.
So kam es, dass er seinen Whisky nur im Zustand höchster Anspannung geniessen konnte, nicht so entspannt wie im Gasthaus ‚Unter dem Mangobaum’, wo man gelassen ein Getränk nach dem anderen bestellen konnte.
Aber da der Wirt – obwohl auch dieser ein persönlicher Freund – bei ihm immer auf vorheriger Bezahlung bestand, konnte er dessen Dienste nur ganz selten in Anspruch nehmen, und bei ihm einkehren.
Was Herr Prem nicht wusste, war: Die drei schlauen Nachbarbrüder hatten mit Herrn Long, dem Ladenbesitzer des einzigen Ladens im der Nähe, einen geheimen Vertrag geschlossen: Sobald Herr Prem bei ihm Whisky gekauft hatte, rief Long bei den Brüdern zu Hause, gegen eine kleine Gebühr, an und teilte ihnen mit, dass Herr Prem wieder Whisky gekauft hatte. Sogar die Flaschengrösse teilte dieser üble Spion den Brüdern mit, wovon dann abhing, ob nur einer, (bei einer kleinen Flasche) oder alle drei, (bei einer grosse Flasche) sich bei Herrn Prem einstellten.
Ja, ja, das Schicksal meinte es schon oft sehr schlecht mit Herrn Prem.
Da klopfte es, und vor der Tür stand Frau Dang mit interessanten Neuigkeiten.
Dann redeten beide viele Stunden lang.
Am nächsten Morgen stand Herr Prem früh auf und fuhr mit dem Bus nach Kampot.
Nach einigem Herumfragen fand er auch das Feld seiner Freunde bei Kampot im Busch, wo seine beiden Freunde im Schatten lagen und vor sich hin dösten.
Die Beiden arbeiteten nur selten, und waren doch wohlhabend.
Denn zwei oder drei Mal pro Woche schickten sie ihre Schwester Lo zum Markt
Am Verkaufsstand von deren Freundin So Au fand diese immer etwas Platz, um ihre eigene Ware zu verkaufen. Das waren Rebhühner, von denen ihre Brüder jede Woche fünfzig, manchmal auch sechzig oder siebzig, erlegten.
Den Kunden, die fragten, warum die Rebhühner keine Köpfe mehr wie die anderen Tiere auf dem Markt hatten, erzählte sie, dass ihre Brüder so unglaublich gute Schützen seien, dass sie die Vögel immer durch den Kopf schiessen würden.
Das stimmte nicht ganz. Die pfiffigen Brüder hatten irgendwann entdeckt, dass die Rebhühner, die regelmässig ihr Haschischfeld auf Nahrungssuche heimsuchten, schon nach kurzer Zeit torkelten und kaum mehr recht fliegen konnten.
Die Vögel frassen mit Vorliebe die Blüten der Haschischpflanzen, und wenn sie eine oder zwei Blüten verspeist hatten, waren sie bald flugunfähig, und mit einem Stock leicht zu erschlagen.
Diese Rebhühner waren nicht wie die anderen auf dem Markt mit Bleikugeln gespickt, was den Genuss stark einschränkte und pro Tier nur 10‘000 Riel brachte. Für diese Tiere ohne Bleieinlage liess sich deswegen locker ein Preis von 15‘000 Riel erzielen.
Ausserdem ging das Gerücht, dass die Rebhühner der Frau Lo eine heilende Wirkung hatten. Denn nach dem Genuss dieser Vögel wurde man wundersamerweise glücklich und fröhlich. Die Tiere hatten ja vorher im Cannabisfeld die Blüten der Pflanzen gefuttert, und die fröhlich machenden Stoffe der Droge befanden sich nun im Fleisch der Tiere.
***
“Hallo, Freunde, rief Herr Prem, und wurde von den beiden Brüdern etwas säuerlich begrüsst, da bekannt war, dass er immer knapp bei Kasse war und gerne schnorrte.
Aber Herr Prem kam gleich zur Sache
„Ich habe von den Leuten gehört, die hier in der Nähe eine kleine Küche haben, wo Heroin gekocht wird. Könnt ihr mich zu ihnen führen?“
Sie stritten zunächst ab, davon zu wissen. Aber als er ihnen als Belohnung einen seiner Kampfhähne versprach, sagten sie zu, ihn dorthin zu bringen, obwohl das sehr gefährlich sei.
Es würde Herrn Prem schwer fallen, einen seiner Kampfhähne zu opfern, aber dann fiel ihm ein, dass er ihnen den Hahn mit Namen ‚Goldener Drache’ geben könnte. Goldener Drache war beim letzten Kampf arg zerzaust worden, und hinkte immer noch. Das war schon schlimm, aber noch schlimmer war, dass er seitdem Angst vor anderen Hähnen hatte und damit als Kampfhahn nicht mehr einsetzbar und somit unverkäuflich war. Man könnte jetzt höchstens noch eine Suppe aus ihm kochen.
Herr Prem versprach hoch und heilig, dass er beim nächsten Besuch seinen besten Kampfhahn mitbringen würde.
So machten sich die drei denn auf den Weg.
Herr Tong ist Polizist in Trat, und zwar schon seit acht Jahren.
An sich ist er zufrieden mit seinem Beruf, vor allem, weil er ein hohes Ansehen als Polizist geniesst. Nur sein Gehalt reichte fast nie bis zum Ende eines Monats.
Er ist verheiratet und hat einen sechsjährigen Sohn, auf den er sehr stolz ist. Die Geldsorgen sind geringer geworden, seit das neue Prämiensystem eingeführt wurde.
Um die Effizienz der Polizei zu steigern, hatte sich der Provinzgouverneur etwas Neues einfallen lassen. Seit zwei Jahren gab es für die Ergreifung jedes Verbrechers, der gesucht wurde, jeweils 1‘000 Baht.
Das war ein voller Erfolg. Allerdings profitierten vom neuen System nur die jungen, eifrigen Polizisten.
Das ärgerte den Herrn Tong und seine engen Freunde Rung und Bam sehr; denn Verbrecher zu fangen, war anstrengend. Die Drei waren seit vielen Jahren befreundet, und trafen sich oft nach der Arbeit zu einem gemeinsamen Umtrunk.
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