Edgar Rice Burroughs
Tarzan
Band 5 – Der Schatz von Opar
Edgar Rice Burroughs
Tarzan
Band 5 – Der Schatz von Opar
(Tarzan and the Jewels of Opar)
Veröffentlicht im Null Papier Verlag, 2021
Übersetzung: Tony Kellen, J. Schulze
EV: Pegasus Verlag, Wetzlar, 1952 (224 S.)
1. Auflage, ISBN 978-3-962818-10-4
null-papier.de/704
null-papier.de/katalog
Inhaltsverzeichnis
Belgier und Araber
Auf dem Wege nach Opar
Der Ruf des Dschungels
Prophezeiung und Erfüllung
Der Altar des Feuergottes
Der Überfall der Araber
Der Edelsteinhort von Opar
Das Entkommen aus Opar
Der Diebstahl der Edelsteine
Achmed Zek erblickt die Juwelen
Tarzan wird wieder zum Tier
La sucht sich zu rächen
Der Kampf mit Feuer, Sonnenanbetern und rasendem Elefanten
Trotz Priesteramt noch Weib
Der abessinische Jagdtrupp
Tarzan führt wieder die großen Affen
Zehn Traglasten Gold
Der Kampf um die Goldbarren
Jane unter Raubtieren
Jane ist wieder Gefangene
Die Flucht in den Dschungel
Tarzan findet sein Gedächtnis wieder
Der Löwenangriff
Daheim
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Ihr
Jürgen Schulze
Nur dem guten Namen, welchen er entehrte, hatte es Leutnant Albert Werper zu verdanken, dass er nicht schimpflich aus dem Dienste gestoßen wurde. Als man ihn nach dem gottverlassenen Posten am Kongo versetzt hatte, statt ihn vor ein Kriegsgericht zu stellen, wie er es eigentlich verdient gehabt hätte, war er in seiner damaligen, geknickten Stimmung dafür dankbar gewesen. Aber sechs Monate der Langeweile in der furchtbaren Einöde und Verlassenheit hatten seine Gefühle geändert.
Der junge Mensch brütete beständig über seinem Geschick. Dass er die Tage mit krankhaftem Beklagen seines Loses hinbrachte, schuf allmählich in seinem charakterschwachen Gehirne Hass gegen eben die Leute, welche ihn hergesandt hatten, obgleich er ihnen erst innerlich so dankbar gewesen war, dass sie ihn vor schimpflicher Degradierung gerettet hatten.
Er beklagte den Verlust seines lustigen Brüsseler Lebens, aber nie die Verfehlungen, welche ihn aus jener lebensfrohesten aller Großstädte hinweggerissen hatten, und mit der Zeit fasste er sogar einen immer wachsenden Hass gegen den im Kongo anwesenden Vertreter jener Behörde, die ihn verbannt hatte – gegen seinen nächsten Vorgesetzten, den Hauptmann.
Besagter Offizier war ein kalter, schweigsamer Mensch, der seinen unmittelbaren Untergebenen wenig Zuneigung einflößte, obgleich ihn die schwarzen Soldaten seines kleinen Kommandos verehrten, wenn auch fürchteten.
Wenn die beiden auf der Veranda ihres gemeinsamen Quartiers saßen, stierte Werper gewöhnlich stundenlang seinen Vorgesetzten an, während sie ihre Zigaretten rauchten, ohne dass einer von beiden Lust zu haben schien, das Schweigen zu brechen.
Der sinnlose Hass des Leutnants wuchs sich endlich zu einer Art Verfolgungswahn aus. Des Hauptmanns angeborene Schweigsamkeit wurde in Werpers Empfinden zum gesuchten Bestreben, ihn wegen seiner vergangenen Entgleisung zu demütigen. Er bildete sich ein, dass ihn sein Vorgesetzter verachte und stachelte sich selbst innerlich so lange auf, bis seine Narrheit eines Abends plötzlich mordlustig wurde.
Seine Finger suchten den Griff des Revolvers in der Hüftentasche, seine Augenbrauen zogen sich zusammen, und schließlich sprang er auf und schrie:
Jetzt haben Sie mich die längste Zeit beleidigt! Ich bin ein Ehrenmann und lasse mir das nicht länger gefallen, ohne Rechenschaft zu fordern! Du verdammter Kerl!!
Der Hauptmann drehte sich überrascht nach seinem Leutnant um. Da er schon öfter Leute mit dem Tropenkoller gesehen hatte – eine Gehirnerkrankung, welche durch Einsamkeit, langes Grübeln, vielleicht auch durch Fieberanfälle entsteht – erhob er sich, wollte dem anderen beruhigend die Hand auf die Schulter legen und ihm gütlich zureden, aber er kam nicht mehr dazu. Werper legte die Bewegung seines Vorgesetzten als Versuch aus, ihn anzufassen. Er zielte mit dem Revolver nach des Hauptmanns Herz und, als dieser einen Schritt machte, drückte er ab.
Ohne einen Laut von sich zu geben, sank der Getroffene auf die rohen Dielen der Veranda und mit seinem Fall verzog sich der Nebel, welcher das Gehirn des unglücklichen Werper umhüllt hatte. Er sah, was er angerichtet hatte, und sah seine Tat im gleichen Lichte, in dem sie seinen künftigen Richtern erscheinen musste.
Aus der Unterkunft der Mannschaften vernahm er erregte Rufe und hörte, wie Leute auf ihn zurannten. Sie würden ihn ergreifen, und selbst wenn sie ihn nicht gleich umbrachten, würden sie ihn den Kongo hinunterbringen, wo das Kriegsgericht das ebenso gründlich, wenn auch etwas formgerechter besorgen würde.
Werper hatte keine Lust zu sterben. Nie hatte er sich so nach dem Leben gesehnt als jetzt, da er das seine gründlich verwirkt hatte.
Die Leute kamen gelaufen. Was tun? Er sah sich nach irgendeiner Tatsache um, die sein Verbrechen berechtigt erscheinen lassen könnte, aber er sah nur die Leiche des grundlos erschossenen Mannes.
Verzweifelt vor den herannahenden Soldaten fliehend, rannte er quer über das Kampong, das Wohnlager, immer noch mit dem Revolver in der Hand, aber der Wachtposten am Tore rief ihn an. Werper hielt sich nicht mit Reden auf, noch wartete er ab, ob ihm sein Dienstgrad vorbeihelfen würde; er hob die Waffe und schoss den armen Schwarzen nieder. In einem Augenblick riss er Gewehr und Patronengurt des getöteten Wachtpostens an sich, stieß das Tor auf und verschwand in den finsteren Dschungel.
Werper floh die ganze Nacht, weiter, immer weiter in das Herz der Wildnis. Dann und wann brachte ihn das Brüllen eines Löwen zu einem kurzen Lauschen; aber er fürchtete die menschlichen Verfolger mehr als die Raubtiere vor sich und mit schussbereit gehaltenem Gewehr hetzte er wieder vorwärts.
Die Dämmerung kam herauf, aber immer noch quälte sich der Mann fürbass. Die Angst vor Festnahme verscheuchte Hunger und Müdigkeit. Er konnte nur an Flucht denken. Ehe er nicht vor weiterer Verfolgung sicher war, wagte er nicht zum Ruhen oder zum Essen zu rasten, und so stolperte er vorwärts, bis er endlich fiel und das Aufstehen vergaß. Er wusste nicht, wie weit er gekommen war und machte sich keine Gedanken mehr darüber. Eine Ohnmacht infolge äußerster Erschöpfung verbarg ihm die Erkenntnis, dass er am Ende seiner Kräfte und seiner Flucht angelangt sei.
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