In wilder Jagd hetzten sie querfeldein. Sie hielten nicht an, um weitere Zäune niederzureißen, geradewegs trieben sie ihre wilden Rosse und setzten so leicht wie beschwingte Möven darüber hin.
Mugambi sah sie kommen und schrie den übriggebliebenen Kriegern zu, sich direkt an das Bungalow zurückzuziehen. Auf der Veranda stand Lady Greystoke mit der Büchse, und mehr als ein Räuber erlag ihren festen Nerven und ihrem ruhigen Zielen. Mehr als ein Pferd lief reiterlos die Attacke der anderen mit.
Mugambi schob seine Herrin zurück in die Sicherheit der Innenräume und suchte mit seinen auseinandergezogenen Leuten dem Feind zum letzten Male Halt zu bieten.
Die Araber kamen mit Geschrei heran und schwangen ihre langen Flinten über den Köpfen. Sie jagten an der Veranda vorbei und sandten ein mörderisches Feuer in die Waziri, welche ihre Salve von Pfeilen kniend hinter ihren langen ovalen Schilden abgaben. Um einen Pfeil oder einen Speer abzuhalten, waren die Schilde gut genug, aber gegen die Bleigeschosse der Flinten waren sie wertlos.
Unter den halbgeöffneten Schaltern des Bungalows schossen die anderen Bogenschützen besser und gedeckter, deshalb zog Mugambi nach diesem ersten Angriff seine sämtlichen Leute in das Haus zurück.
Wieder und wieder griffen die Araber an, bis sie schließlich außerhalb der Tragweite für die Pfeile des Verteidigers im Kreise hielten und aus dieser neuen Stellung die Fenster beschossen.
Die Waziri fielen einer nach dem anderen. Weniger und weniger Pfeile antworteten auf die Gewehrschüsse der Räuber, bis Achmed Zek zuletzt einen Sturm für erfolgreich hielt.
Im Laufen weiterfeuernd, stürzte die Horde nach der Veranda. Ein Dutzend fiel unter den Pfeilen der Verteidiger, aber die Mehrzahl erreichte die Tür. Schwere Gewehrkolben schmetterten dagegen. In das Krachen des splitternden Holzes mischte sich der Knall des Gewehres, wenn Jane Clayton durch die Paneele auf den zähen Feind schoss.
Auf beiden Seiten der Tür fielen Leute, aber schließlich gab die schwache Trennungswand dem wilden Ansturm der Angreifer nach. Sie fiel nach innen, und ein Dutzend finsterer Männer brachen in den Wohnraum. Am anderen Ende stand Jane Clayton, umgeben vom Rest ihrer treuen Beschützer. Der Boden war mit Körpern derer bedeckt, welche bereits ihr Leben für sie gelassen hatten. Vorne vor allen anderen stand der riesige Mugambi. Die Araber hoben die Gewehre, um mit einer letzten Salve jeden Widerstand zu brechen, aber Achmed Zek schrie ein Verbot und die Zeigefinger am Abzug blieben lang.
Nicht auf das Weib feuern! schrie er. Wer sie verletzt, stirbt! Fangt das Weib lebendig!
Die Araber sprangen durch das Zimmer, die Waziri begegneten ihnen mit ihren Speeren. Schwerter blitzten, lange Doppelpistolen knallten todbringend dazwischen. Mugambi trieb seinen Speer dem nächsten Gegner durch den Leib, dann entriss er einem anderen die Pistole, fasste sie am Lauf und zerschmetterte jedem den Schädel, der seiner Herrin zu nahe kam.
Durch sein Beispiel angefeuert, fochten die wenigen Verbliebenen wie wahre Teufel, aber einer nach dem anderen fiel, bis nur noch Mugambi übrig war, um Leben und Ehre von des Affenmenschen Weib zu verteidigen.
Aus der anderen Ecke des Zimmers bewachte Achmed Zek mit seiner edelsteinbesetzten Flinte in der Hand den ungleichen Kampf und feuerte seine Häscher an. Jetzt hob er langsam die Flinte und wartete, bis Mugambi bei einer Bewegung so stehen würde, dass er, ohne das Weib oder einen Gefährten zu treffen, auf ihn schießen konnte.
Endlich ersah er den Augenblick, berührte den Abzug und der tapfere Mugambi sank ohne einen Laut von sich zu geben vor die Füße Jane Claytons.
Im Nu war sie umzingelt und entwaffnet. Ohne ein Wort schleppte man sie aus dem Bungalow. Ein riesiger Neger hob sie vor sich auf den Sattel und ritt mit ihr aus der Umzäunung, um auf seinen Herrn zu warten, während die Räuber Bungalow und Nebengebäude plünderten.
Jane Clayton sah, wie die Räuber die Pferde von der Koppel holten und das Vieh von den Feldern zusammentrieben. Sie sah, wie alles, was für die Araber nur den geringsten Wert hatte, aus ihrem Heim herausgeholt wurde, sie sah, wie Feuer angelegt wurde und wie die Flammen ergriffen, was übrig war.
Als dann zuletzt die Räuber ihrem Grimm und ihrer Habgier Genüge getan hatten, ritten sie mit ihr nach Norden davon, aber sie sah noch den Rauch und die Flammen zum Himmel steigen, bis der Weg ins Waldesinnere führte, wo das traurige Bild ihren Augen verhüllt wurde.
Als die Flammen den Wohnraum erreichten und schon mit gierigen Zungen die Leichen der Gefallenen beleckten, bewegte sich aus der stillen Versammlung einer, dessen Wunden seit einiger Zeit zu fließen aufgehört hatten. Mugambi, den die Araber für tot hatten liegen lassen, lebte noch.
Als ihn die sengenden Flammen schon erreichten, erhob er sich unter Qualen auf Hände und Knie und kroch langsam nach der Tür. Wieder und wieder fiel er zusammen, aber jedes Mal raffte er sich auf, um seinen peinvollen Weg nach dem rettenden Ausgang fortzusetzen. Nach einer ihm unendlich scheinenden Zeit, während der die Flammen am anderen Ende des Raumes schon wie in einem feurigen Schmelzofen rasten, gelang es dem schwarzen Riesen, die Veranda zu erreichen. Er rollte sich die Stufen hinab und kroch in die sichere Kühle einiger nahestehender Sträucher. Dort lag er die ganze Nacht, bald bewusstlos, bald wieder bei schmerzvoller Besinnung. In solchen Augenblicken sah er mit wildem Grimm in die Flammen, die immer noch aus dem brennenden Stall und dem Heuschober aufstiegen. Ein herumstreichender Löwe brüllte in nächster Nähe, aber der riesige Schwarze wusste nichts von Furcht. In seinem wilden Herzen war nur Raum für einen Gedanken: Vergeltung! Vergeltung!
Der Edelsteinhort von Opar
Auf dem Boden der Schatzkammer unter den Ruinen von Opar lag Tarzan lange Zeit auf demselben Fleck, auf welchen er hingestürzt war. Er lag wie tot, aber er war es nicht. Endlich regte er sich. Er öffnete die Augen und fand sich im Dunkel. Er fasste sich am Kopf und hatte klebriges, geronnenes Blut an der Hand. Er beroch seine Finger, wie ein wildes Tier das warme fließende Blut an einer verletzten Pfote beschnüffelt hätte.
Er erhob sich langsam in sitzende Stellung und lauschte. Kein Laut drang in die verschütteten Tiefen seines Grabes. Er raffte sich wankend auf die Füße und tastete sich an den Stapeln der Barren entlang. Wo war er? Der Kopf schmerzte ihm, aber sonst fühlte er weiter keine üblen Folgen des Schlages, welcher ihn gefällt hatte. An den Unfall selbst konnte er sich nicht mehr erinnern, wie ihm denn überhaupt die Erinnerung für alles, was dazu geführt hatte, völlig geschwunden war.
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