Sie hatte die Worte sehr schnell und eifrig und um so drolliger herausgesprudelt, je ernster es ihr damit war.
„Eine hübsche Schilderung!“ sagte ich lachend. „Und ich glaubte, Sie seien so gern beim Theater?“
„Aber nicht beim Elysium! Sie haben ja keine Ahnung, wieviel man da einstecken muß. Zuerst hab’ ich gedacht, ich ertrag’s nicht, diese Schimpfereien, diese Gemeinheiten! Was einem nicht alles an den Kopf geworfen wird! Ach ja, der Mensch hat’s nicht leicht.“
„Aber er hält’s aus,“ setzte ich hinzu, als ich sie mit ihren kleinen, weißen, spitzigen Mauszähnen in das knusperige Butterbrot einbeißen sah, daß man es leise krachen und knacken hörte.
„Ja, Sie haben recht,“ nickte sie wieder. „Das sag’ ich alles jetzt. Aber wenn ich mir dann wieder denke: Wie gut hast du’s eigentlich, daß du bei der Bühne sein kannst, wirst von allen Menschen gesehen und gehört, kannst dich in deiner ganzen Glorie zeigen, von hinten und von vorne, alles, was du hast und bist! Brauchst keinem andern Rechenschaft abzulegen! Andere müssen irgendwo in den Dienst. Werden erst recht geknechtet und geknufft. Und du bist frei wie der Vogel in der Luft. Jeden Abend, wenn der Vorhang aufgeht, kann das Glück auf dich warten. Das große, unbekannte, märchenhafte Glück ... Nein, da möcht’ ich mit keinem in der Welt tauschen.“
Sie hatte den Kopf zurückgeworfen. Ihre Wangen waren leicht gerötet. Sie fuhr sich mit der Hand über das krause aschblonde Haar.
„Und einmal wird es ja auch kommen,“ setzte sie tief aufatmend hinzu. „Einmal wird es auch da sein, das Glück. Das weiß ich genau. Und dann ... dann ...“
Ich ergriff ihre beiden Hände und zog sie auf meinen Schoß. Sie sträubte sich nicht viel und sank halb seitwärts an mich heran.
„Es ist schon da!“ flüsterte ich. „Es ist schon da, das Glück!“ und fühlte die warme bebende Last ihres weichen Körpers dicht in meinen Armen. Ihr Kopf war nach rückwärts gesunken, ihre Lippen geöffnet, als warteten sie. Und ich beugte mich darüber und küßte diese wartenden Lippen, küßte und küßte sie immer wieder, bis uns beiden der Atem verging.
„Mein Gott, Sie bringen mich ja um!“ seufzte sie schwach.
„Siehst du! So sieht es aus, das Glück!“ sagte ich und entließ sie mit einem letzten Druck aus meinen Armen.
„Also Sie sind das Glück?“ meinte sie mit einem schwachen Lächeln, während sie sich auf ihren Stuhl zurücksetzte und ihre Krinoline glatt strich.
„Hast du dir das nicht gleich gedacht, süße Karola, als du mich an dem Abend in der Loge sahst?“
„Gesehen hab’ ich Sie wohl, und daß Sie immer zu mir hinguckten. Aber daß Sie das Glück sind ...“
„Das hast du dir ein bißchen anders vorgestellt, schöne Karola, das Glück, nicht wahr? Mit einem mächtigen Schnauzbart und Sporen an den Stulpstiefeln, nicht wahr?“
Sie sah mich an und schien mich im stillen mit irgendeinem von ihren Traumbildern zu vergleichen. Dann zog sie die Brauen zusammen und sagte, indem sie die Lippen etwas spöttisch aufwarf:
„Ach was weiß man, was das Glück ist! Der Augenblick ist alles. Das ist das Glück.“
Конец ознакомительного фрагмента.
Текст предоставлен ООО «ЛитРес».
Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.
Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.