Lora schrie vor Schmerz laut auf … aber vor echtem Schmerz! Dieser Dildo tat ihr schrecklich weh.
„Und hier kommt schon der nächste Krieger“, sagte Sidney mit vor Erregung heiser klingender Stimme. Er machte weiter und immer weiter, beschrieb einen Krieger nach dem anderen.
Lora vergaß bald das Zählen.
Schließlich war Sidney so in Erregung geraten, daß er sich nicht länger beherrschen konnte. Er sprang auf seine Frau, drang in sie ein und ejakulierte innerhalb weniger Sekunden.
Damit war die heutige Zeremonie endlich vorbei.
Lora brauchte eine Stunde, um sich das Schmalz vom Körper zu schrubben. Es hatte eine fettige Kruste gebildet, die Lora schließlich mit den Fingernägeln abkratzte.
Sidney schlief inzwischen tief und fest im Schlafzimmer, wie er es immer nach ihren ‚Sitzungen‘ tat. Lora begriff, daß sie nichts weiter tun konnte, als Sidney davonzulaufen. Aber wohin? Er würde sie finden und zurückschleppen, und wer weiß, welche Rache er dann nehmen würde!
In Salad Brooke gab es niemanden, der ihr helfen könnte oder würde. Was die Bewohner betraf, so wurden die Männer für die Herren im Schlafzimmer gehalten und konnten gar kein Unrecht begehen. Wenn sie ab und zu ein bißchen aus der Rolle fielen … nun, das war eben zu erwarten und damit hatten sich die Frauen abzufinden. Falls einer Frau nicht gefiel, was ihr Mann nachts mit ihr trieb, so war dies eben ihr ureigenstes, persönliches Kreuz, das sie ohne Murren oder Aufmucken zu tragen hatte.
Das war Lora schon als kleines Mädchen von der eigenen Mutter beigebracht worden.
Was ihr Vater mit ihrer Mutter angestellt haben mochte, davon hatte Lora keine Ahnung, aber sie wußte, daß es ihrer Mutter gefallen hatte.
‚Oh, es ist eine Schande, was die Männer manchmal so machen, Lora, einfach eine Schande!‘ hatte die Mutter öfters zu Lora gesagt, aber dem Glitzern in ihren Augen nach zu schließen, hatte es ihr gar nicht ‚schändlich‘ genug zugehen können. Je ‚schändlicher‘ alles gewesen war, desto besser schien es ihr gefallen zu haben. ‚Doch man muß sich unterwerfen, mein Kind. Das ist die Pflicht jeder Frau.‘
Lora war fasziniert gewesen von der Vorstellung, einem Mann mit Leib und Seele ‚zu gehören‘. Die Vorstellung, die ‚Frau‘ irgendeines Mannes zu sein, hatte ihr gefallen, und wie die meisten ihrer Freundinnen hatte auch sie es kaum erwarten können, erwachsen zu werden und zu heiraten. Alle Mädchen in Salad Brooke wurden im Glauben erzogen, daß die Ehe eine Art süßer Fessel sei, ein Gewahrsam, in dem ein Mädchen alle gesetzlichen und menschlichen Rechte aufgeben mußte, um sich dafür den Schutz durch einen Mann einzuhandeln.
Diese Tradition ging bis auf die ersten Siedler zurück, eine Gruppe hessischer Soldaten, die sich nach dem Revolutionskrieg geweigert hatten, nach Europa zurückzukehren. Sie hatten sich in Salad Brooke (wonach die Stadt eigentlich benannt worden war, wußte niemand) niedergelassen und ein Gemeinwesen gegründet, das zunächst nur aus Männern bestand. Schließlich war aber das Verlangen nach Frauen zu groß geworden, um auf die Dauer ignoriert werden zu können. Einer von ihnen war also ins Bordell der nächsten größeren Stadt gefahren und hatte dort fünf ‚Ehefrauen‘ eingekauft, die von allen Männern abwechselnd gebraucht wurden. Man behandelte diese Frauen wie Sklaven, was sie ja eigentlich auch waren, bis sie überhaupt keinen eigenen Willen mehr hatten. Ihre Söhne wurden dazu erzogen, Frauen auf die gleiche Art zu behandeln, und den Töchtern wurde beigebracht, daß sie einzig und allein den Männern zu gehören hatten, von denen sie geheiratet wurden. Fremde, die sich im Laufe der Jahre in der Stadt niederließen, übernahmen bereitwillig diese Lebenseinstellung. So kam es daß diese Haltung den Frauen gegenüber sich bis auf den heutigen Tag in Salad Brooke behauptet hatte.
Als Lora geheiratet hatte, hatte sie sich große Sorgen um ihr Sexleben mit Sidney gemacht. Sorgen deshalb, weil es eigentlich gar kein richtiges Sexleben gab. So stattlich und arrogant er früher auch gewesen sein mochte, im Bett kam er Lora kaum nahe. Doch dann lernte er in New York diese ‚umweltbezogene Kunst‘ kennen, und von diesem Tage an änderte sich alles schlagartig. Da Lora nicht imstande war, sich gegen ihn aufzulehnen, rächte sie sich mit stummem Haß. Aber nun wußte sie, daß dieser Haß — dank der neuen Frauen-Befreiungs-Bewegung — nicht länger stumm zu bleiben brauchte. Gott sei Dank würde sie diesem jahrelang aufgestauten Haß bald aktiv Luft machen können, und wenn sie erst einmal die Oberhand bekommen haben würde — und sie war entschlossen, dieses Ziel mit allen Mitteln zu erreichen —, dann würde sie vor nichts haltmachen, bis Sidney für immer unschädlich gemacht war.
Das wöchentliche Treffen des Männer-Klubs von Salad Brooke wurde heute im Hause von Harold Jordan abgehalten. Der glatzköpfige, dickbäuchige Mann war der Bürgermeister der Stadt. Jedenfalls war er es offiziell dem Titel nach, denn er war dazu gewählt worden. In Wirklichkeit aber — und das wußte jedermann — wurde die Stadt von einem Komitee der reichsten Männer geleitet. Das war schon immer so gewesen.
Harold hatte nicht mehr Autorität als einer der anderen. Die einzige Ausnahme bildete allenfalls seine Rolle als Richter bei Schönheitswettbewerben. „Nun …“, sagte er jovial zu den fünf Männern, die in seinem Arbeitszimmer herumsaßen, Zigarren rauchten und Brandy tranken, „… bringen wir also unser Geschäft hinter uns. Die kleine Dame wird jeden Augenblick eintreffen. Sie ist noch neu und soll — soweit ich gehört habe — sehr talentiert sein.“
„Wo hast du sie her, Harold?“ fragte Caswell Forrest. „Aus diesem Revuetheater, das kürzlich in Oak City eröffnet hat. Ich habe einfach nach dem süßesten Ding gefragt, das zu haben sei.“
„Gut“, sagte Ernest Cratchet. „Ich mag ein neues Gesicht.“
„Wen interessiert schon das Gesicht? Neue Titten, ein neuer Arsch … das möchte ich sehen und auch entsprechend fühlen“, meinte Lewis Bark schnaufend.
„Wirst du ja auch, Lewis, wirst du ja auch“, sagte Harold. „Nur Geduld. Erst müssen wir uns über die Leitung der Stadt unterhalten.“ Er stand auf und klopfte an sein Brandy-Glas, um die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf sich zu lenken. „Also? Was nehmen wir zuerst in Angriff? Die neue Highway? Den Schulfond?“
„Scheiße!“ sagte Sidney Hammer. „Über all diesen Quatsch können wir uns doch auch telefonisch verständigen. Was mir Sorgen macht, ist viel wichtiger … nämlich die Frauen!“
„Was ist mit den Frauen?“ fragte Harold.
„Sie werden verdammt hochnäsig, das ist mit ihnen nicht in Ordnung!“ erklärte Sidney in ominösem Tonfall. „Wenn wir nicht sofort etwas dagegen unternehmen, kann wer weiß was passieren.“
„Sidney hat recht!“ rief Lewis Bark. „Clara, diese kleine Schlampe, hat mich neulich doch tatsächlich eine halbe Stunde warten lassen! Und dann hatte sie ein Benehmen … also, das hat mir ganz und gar nicht gefallen!“
Sidney nickte.
„Mit Lora war’s genauso. Auch ihr Benehmen beunruhigt mich.“
„Was hat sie denn?“ fragte Lewis.
Sidney zuckte die Schulter.
„Wer weiß? Gestern war sie über eine Stunde verschwunden. Auf meine Frage, wo sie gewesen sei, antwortete sie, während eines langen Spaziergangs über Selbstmord nachgedacht zu haben. Ich hab’s ihr zwar nicht gesagt, aber wenn ich noch mal solchen Unsinn von ihr zu hören bekomme, dann werde ich sie drastisch bestrafen müssen. Sie hat doch kein Recht, auch nur daran zu denken, sich selbst umzubringen!“
Die anderen Männer nickten und sahen durchwegs sehr ernst drein. Dann sagte Ernest düster: „Ich weiß, daß wir nicht viele Beweise haben … nur zwei Frauen in der gesamten Stadt haben sich bisher so sonderbar benommen. Es soll sich keineswegs verrückt anhören, aber mir scheint das doch schon gefährlich zu sein. Frauen stecken einander mit ihren Launen und Schrullen genauso leicht an, wie Männer sich einen Tripper holen. Ich würde deshalb meinen, daß es allerhöchste Zeit ist, in dieser Sache etwas zu unternehmen … sofort und nicht erst, wenn es dazu zu spät ist!“
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