Jeder, der dieses Tor sah, wusste sogleich, dass so etwas einem Spieler nur einmal im Leben gelingt. Doch kaum vier Tage später wiederholte Maradona das Kunststück. Im Halbfinale gegen Belgien traf er nach einem Solo über 30 Meter, bei dem er vier Feldspieler und den Torwart umkurvte, zum entscheidenden 2:0. Der Torwart hieß Jean-Marie Pfaff, und er hatte vor dem Spiel gesagt: „Maradona ist nicht außergewöhnlich.“ (Dieser Treffer kam übrigens bei der erwähnten Wahl zum besten Tor der WM-Historie auf Rang vier.)
Was hat Maradona außer diesen drei Toren noch zum Titelgewinn seiner Elf beigetragen? Nun, er schoss noch zwei weitere Treffer (womit er zweitbester Schütze des Turniers wurde) und bereitete fünf vor, darunter das Siegtor im Finale gegen Deutschland. Er war also an zehn der 14 Tore direkt beteiligt, die Argentinien bei diesem Turnier verbuchte. Und seine sonstigen statistischen Werte sind auch nicht von schlechten Eltern: Er setzte 90 Dribblings an (der zweitplatzierte Argentinier in dieser Wertung kam nur auf 30), er holte 53 Freistöße heraus (niemand sonst in seinem Team kam auch nur auf die Hälfte) und war an mehr als 50 Prozent aller Torschüsse der Argentinier mittelbar beteiligt.
Kein Wunder, dass er mit überwältigendem Abstand zum besten Spieler der WM gewählt wurde: Maradona erhielt 1.281 Stimmen, Harald „Toni“ Schumacher kam mit 344 Stimmen auf Rang zwei. (Lange durfte sich der Argentinier aber nicht an dem Pokal für jene Auszeichnung erfreuen. Die Trophäe wurde gestohlen und auf Befehl eines Mafia-Bosses eingeschmolzen, damit man Goldbarren daraus machen konnte.)
Natürlich waren die Argentinier kein Ein-Mann-Team. Der Stürmer Valdano, die Mittelfeldspieler Sergio Batista und Jorge Burruchaga sowie die Verteidiger Daniel Passarella und Oscar Ruggeri waren alle herausragende Akteure. Es wird auch oft vergessen, wie wichtig die Defensivarbeit war: Argentinien kassierte in sieben Spielen nur fünf Tore und blieb dreimal ohne Gegentreffer. Doch Trainer Carlos Bilardo, der nach dem Viertelfinale sein System änderte und Maradona als zweiten Stürmer aufbot und mit allen Freiheiten versah, baute sein Team ganz eindeutig um den Fußballer herum auf, der zu jener Zeit der mit Abstand beste der Welt war.
Man kann sich vorstellen, dass Brasilien die WM 1970 auch ohne Pelé gewonnen hätte. (Wie es dem Team ja 1962 gelungen war, als eine Verletzung Pelé früh stoppte.) Man kann sich auch vorstellen, dass Frankreich 1998 ohne Zidane den Titel errungen hätte. (Nach einer Roten Karte im zweiten Gruppenspiel musste seine Elf ohnehin zwei Spiele ohne ihn auskommen.) Aber es ist unvorstellbar, dass Argentinien ohne das alles überstrahlende Genie Maradona den WM-Titel 1986 geholt hätte. Wie der faszinierte Journalist Clive Gammon kurz nach dem Finale in einem Artikel für Sports Illustrated schrieb: „Wie viele Spiele kann ein einziges Genie wohl ganz alleine gewinnen? Die Antwort lautet: so viele, wie es muss.“
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