Deborah Levy - Der Mann, der alles sah

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London 1988. Der junge Historiker Saul Adler wird auf der Abbey Road angefahren. Nur leicht verletzt steht er auf und posiert für seine Freundin Jennifer Moreau auf dem Zebrastreifen, berühmt geworden durch das Beatles-Album. Das Foto nimmt er mit nach Ostberlin, wo er über den frühen Widerstand gegen den Nationalsozialismus forschen will. Dort begegnet Saul dem Übersetzer Walter Müller und dessen Schwester Luna, deren größter Wunsch es ist, endlich die Penny Lane in Liverpool zu sehen. Mit beiden beginnt Saul eine Affäre – und das Verhängnis nimmt seinen Lauf. Die Geschichte holt Saul ein, seine eigene und die Europas. Zeit und Raum lösen sich auf, Wahrheiten stehen auf schwankendem Grund, und keiner sieht, was der andere sieht. Bis Saul dreißig Jahre später wieder auf der Abbey Road steht – und allmählich begreift, was er, der so vieles zu sehen meinte, nicht erkannt hat, und was die anderen in ihm gesehen haben. Ein Roman darüber, wie wir unsere eigene und die kollektive Geschichte (zurecht)erzählen und wie wenig wir uns selbst über den Weg trauen können, im Leben und in der Liebe.

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Die Verbindung war abgebrochen.

Ganz in meiner Nähe atmete jemand.

Ich drehte mich um und blickte direkt in die erschrockenen Augen eines Tieres. Ein schwarzer Pudel war auf die Lehne des Sofas gesprungen. Seine Augen waren feucht, und das Tier winselte. Mietern war es nicht gestattet, Tiere in den Wohnungen zu halten. Ich hatte keine Ahnung gehabt, dass Mrs Stechler einen Hund hatte. Ihr Kauf von rohem Fleisch anstelle von Mohnkuchen ergab jetzt einen Sinn.

Ich saß auf dem Sofa und hielt den Pudel im Arm. Das Telefon läutete wieder. Während ich den warmen Kopf des Hundes streichelte, wurde ich ruhiger. Unser Atmen hatte sich irgendwie synchronisiert; wir atmeten zusammen, während wir darauf warteten, dass das Telefon zu klingeln aufhörte. Es war sehr beruhigend, den Hund im Arm zu halten und gleichzeitig mit ihm zu atmen.

Ich hatte Hunger. Einen Bärenhunger. Vielleicht hatte ich seit dem Fast-Zusammenstoß auf der Abbey Road zu essen vergessen. Als ich in einer vermeintlich kritischen Situation (dem vermuteten Feuer) auf dem schildkrötengrünen Sofa saß, musste ich an meinen Freund Jack denken, der mir gesagt hatte, er wolle nie Kinder haben. Jack hielt Eltern für seltsame Wesen, die mit komischer Stimme zu ihren Kindern sprachen, und er wollte sowieso stets im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen, besonders der sexuellen Aufmerksamkeit seiner Lover. Keinesfalls sollte ihm diese Aufmerksamkeit durch die Bedürfnisse eines Kindes oder die nun kein Ende nehmenden Bedürfnisse des entfremdeten Elternteils gestohlen werden.

Ich hatte ihm von Herzen zugestimmt. Jack war zehn Jahre älter als ich, wirkte aber jünger als seine achtunddreißig Jahre. Er trug modische Leinenjacketts und schwarze Teenager-Sneaker, und dieser Look hat mir immer gefallen.

Ich war mir nicht so sicher, dass ich das an dem Tag dachte, an dem wir in einem französischen Bistro in West London Miesmuscheln mit Pommes frites aßen. Bei diesem Lunch war ich mir bewusst, dass wir uns selbst für kultivierte, niveauvolle, gutaussehende Männer hielten, den erschöpften Vätern überlegen, die vielleicht lange keinen Sex gehabt hatten. Oder jedenfalls nicht mit ihren erschöpften Partnerinnen.

Aber selbst da glaubte ich mir selbst nicht ganz, als ich Jack zustimmte. Obwohl er witzig und amüsant war, mangelte es ihm irgendwie an Gefühl. Das sagte ich laut zu dem Hund, der jetzt auf meinem Schoß schlief.

»Es mangelte ihm irgendwie an Gefühl.«

Als Jack zu meinem Teller Muscheln herübersah, stellte er fest, dass ich einige davon nicht gegessen hatte. Er fragte, ob er sie für mich wegputzen könne, so als würde er mir damit einen großen Gefallen tun. Ich schob meine Schüssel in seine Richtung, sah zu, wie er alles verschlang, die Schalen ausschlürfte und sehr schnell kaute – er glaubte, dieses Schlürfen meiner Essensreste mache ihn besonders liebenswert. Was merkwürdig war. (Das sagte ich wieder laut zum Pudel: »Es war merkwürdig.«) Es gefiel mir, mich an Jack zu erinnern und dabei einen dekorativen, illegalen Hund auf dem Schoß zu haben. Wenn es doch ein Feuer gab, sollte ich ihm vielleicht das Leben retten? Ich konnte tatsächlich etwas Beißendes, Bitteres riechen, aber war es Rauch?

Ich hatte noch mehr Gedanken über den hübschen Jack beizutragen.

Ich nahm die Hundepfote und drückte sie. Nachdem Jack meine Muscheln gegessen hatte, wandte er seine Aufmerksamkeit der Rechnung zu, die jetzt auf einer Untertasse gekommen war. Er prüfte sie, und statt den Preis durch zwei zu teilen, bestand er darauf, dass ich das Extra-Brot bestellt hätte, das man uns nun berechnete, weshalb ich es bezahlen sollte, obwohl er auch davon gegessen hatte. Gleichzeitig beäugte er ein Stück Zitronentorte, das ein Mann, der allein am Nachbartisch saß, auf seinem Teller übrig gelassen hatte. Jack wollte hinüberlangen und es auch noch verschlingen. Als er mich verschwörerisch anblickte, fragte ich mich, warum er so wenig liebenswert war. Ich glaube, diese Frage beschäftigte mich, als ich die Wand mit der Faust abklopfte. Die offensichtliche Antwort lautete: weil Jack selbst lieblos war. Ich hatte die Wand befragt, und die hatte auf ihre Art geantwortet. Ich war plötzlich besorgt, dass Jennifer glauben könnte, ich wäre kein liebenswürdiger Mensch. Jack hatte sich nach unserer Mahlzeit zu einem Tennisspiel verabredet. Er erzählte mir, dass er ein paar Extrastunden bei einem Trainer genommen hatte, um seinen Aufschlag für dieses spezielle Match zu vervollkommnen. Ich konnte nicht herausfinden, warum er vor einem Tennisspiel eine große Mahlzeit herunterschlang, aber er war sehr dünn. Ich vermutete, dass er selbst das Kind war, das er so verurteilte. Ein Kind, das aufgepäppelt werden musste.

Mittlerweile war es möglich, dass der Wohnblock in Flammen stand, während ich auf dem Sofa saß und einen illegalen Hund streichelte. Ich stand auf und setzte den Pudel auf dem Boden ab. Er gab einen unwilligen Laut von sich, als ich die Tüte mit dem Brie aufhob und die Wohnungstür zuwarf. Ich hinkte die Treppe wieder hinunter, konnte aber keinen Rauch riechen. Alle standen dicht gedrängt vor dem Haus beisammen und zeigten auf verschiedene Fenster. Sie waren erleichtert zu erfahren, dass Mrs Stechler das Heizgerät nicht angelassen hatte. Ich sagte ihr, dass jemand sie angerufen habe.

Sie nahm ihre dicke Brille ab und sah verwirrt aus.

»Das glaube ich nicht. Mein Telefon wurde abgestellt.«

Sie blies auf ihre Brillengläser, nahm dann ihren Kleidersaum hoch und wischte sich über die Augen.

»Übrigens bin ich auch jüdisch«, sagte sie. »Ich wurde in Krakau geboren.«

Der Ingenieur tippte mir auf die Schulter.

»Vielen Dank, dass Sie sich um die Sicherheitskontrolle gekümmert haben, Mr Adler«, sagte er ernsthaft. »Das hat uns beruhigt.«

Ich überlegte, warum Mrs Stechler Handschuhe trug und welches Gespenst sich darunter verbarg, aber ich wollte nicht darüber nachdenken, deshalb rannte ich über die Straße und rief Jennifer vom Münzfernsprecher an der Ecke aus an.

»Wie geht’s, Jennifer?«

»Warum rufst du mich an?«

»Weil die Feuerwehrleute streiken.«

»Wer sagt, dass die Feuerwehrleute streiken? Davon höre ich jetzt zum ersten Mal.«

In der Hand hatte ich die Tüte mit dem schmelzenden Brie. Jennifer sprach freundlich und sachlich, als hätte sie meinen Heiratsantrag nicht abgelehnt und mich, nachdem sie meinen Körper benutzt hatte, nicht mehr oder weniger aus ihrem Bett geworfen, noch beschädigt und blutend von dem Unfall.

»Die Fotos sind gut geworden, wie?« Sie fing an, über Licht und Schatten zu reden und über den Winkel, aus dem sie fotografiert hatte, und dass auf dem Originalfoto der echten Beatles für das Album Abbey Road ein amerikanischer Tourist, der zufällig gerade dort gewesen war, unter einem Baum gestanden habe. Ich schaute auf die Tüte mit dem in ihr dahinschmelzenden Stück Brie. An der rechten Ecke der Tüte schien eine Art Botschaft zu stehen.

»Geht es dir gut, Saul?«

Der Verkäufer mit den sanften Händen hatte den Preis für den Käse mit Kuli darauf geschrieben und ihn zweimal unterstrichen.

»Nein, mir geht es nicht gut, ganz und gar nicht.«

»Die Sache ist die, Saul Adler: Verpiss dich.«

»Die Sache ist die, Jennifer Moreau: Genau das werde ich tun.«

Als ich an diesem Abend meine Tasche für Ostberlin packte, stellte ich fest, dass ich vergessen hatte, die Dose Ananas zu kaufen.

6 Ostberlin, September 1988

Mit Walter Müller lachte ich viel. Es war eine Erleichterung, die Zeit mit jemandem zu verbringen, dessen Leben sich nicht um materiellen Gewinn drehte. Walter beherrschte mehrere Sprachen. Er unterrichtete Ostdeutsche, die vorhatten, in anderen sozialistischen Ländern zu arbeiten, in osteuropäischen Sprachen und sprach auch fließend Englisch. Ich mochte ihn auf Anhieb, als ich ihn im Bahnhof Friedrichstraße auf mich warten sah. Er stand am Bahnsteigende und hielt eine Pappe mit meinem Namen darauf hoch. Er war ungefähr dreißig, hochgewachsen, mit schulterlangem mattbraunem Haar, blassblauen Augen, breiten Schultern. Muskulös. Sein Körper strahlte eine gewisse Energie aus, eine Vitalität, die entspannt und doch aufregend war. Ich berichtete ihm von meiner albtraumhaften Zugfahrt zum britischen Flughafen, wie dem Zug der Kraftstoff ausgegangen war und ich auf einen Ersatzbus hatte warten müssen. Walter Müller schüttelte auf leicht spöttische Weise den Kopf, um die Tiefe seines Mitgefühls zum Ausdruck zu bringen. Offenbar ruderte ich seiner Ansicht nach im seichten Bereich der Lebensprobleme.

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