Deborah Levy - Der Mann, der alles sah

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London 1988. Der junge Historiker Saul Adler wird auf der Abbey Road angefahren. Nur leicht verletzt steht er auf und posiert für seine Freundin Jennifer Moreau auf dem Zebrastreifen, berühmt geworden durch das Beatles-Album. Das Foto nimmt er mit nach Ostberlin, wo er über den frühen Widerstand gegen den Nationalsozialismus forschen will. Dort begegnet Saul dem Übersetzer Walter Müller und dessen Schwester Luna, deren größter Wunsch es ist, endlich die Penny Lane in Liverpool zu sehen. Mit beiden beginnt Saul eine Affäre – und das Verhängnis nimmt seinen Lauf. Die Geschichte holt Saul ein, seine eigene und die Europas. Zeit und Raum lösen sich auf, Wahrheiten stehen auf schwankendem Grund, und keiner sieht, was der andere sieht. Bis Saul dreißig Jahre später wieder auf der Abbey Road steht – und allmählich begreift, was er, der so vieles zu sehen meinte, nicht erkannt hat, und was die anderen in ihm gesehen haben. Ein Roman darüber, wie wir unsere eigene und die kollektive Geschichte (zurecht)erzählen und wie wenig wir uns selbst über den Weg trauen können, im Leben und in der Liebe.

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»Wir haben gelbe Rosen, weiße Rosen, rote Rosen, gestreifte Rosen aus China und Burma. Darf’s etwas davon sein? Wir haben im Moment eine Menge weiße Rosen vorrätig.«

Weiße Rosen. »Die Weiße Rose.« Das war der Name einer Widerstandsgruppe im Nazideutschland der frühen 1940er Jahre, die sich in München gebildet hatte. Für meine Studenten übersetzte ich ein Flugblatt, das führende Mitglieder der »Weißen Rose« im Februar 1943 verfasst hatten.

HJ, SA und SS haben uns in den fruchtbarsten Bildungsjahren unseres Lebens zu uniformieren, zu revolutionieren, zu narkotisieren versucht.

Vielleicht sollte ich zwölf weiße Rosen für Jennifer bestellen? Schließlich war sie in den fruchtbarsten Bildungsjahren ihres Lebens.

Nein, es mussten Sonnenblumen sein. Das waren die einzigen Blumen, die sie gern in einer Vase sah, vor allem wegen ihrer dunklen Mitte, die sie offenbar an eine Sonnenfinsternis erinnerte, obwohl ich nicht sicher war, dass sie eine solche jemals erlebt hatte.

Ich rief einen anderen Blumenhändler an, auch er hatte keine Sonnenblumen vorrätig. Beim dritten Versuch hatte ich Glück und bekam Sonnenblumen. Diesmal war der Blumenhändler ein Mann. Er erzählte mir, dass er aus Zypern komme und Mike heiße. Als er mich fragte, welche Botschaft ich auf die Karte schreiben wolle, klang meine Stimme seltsam zittrig und hoch. Ich bemerkte es nicht.

»Liebste Jennifer, toi, toi, toi für die Ausstellung, von dem unaufmerksamen Mann, der Dich liebt.«

Der Blumenhändler mit Namen Mike räusperte sich. »Entschuldigung, könnten Sie bitte englisch sprechen?«

Ich begriff nicht, was er meinte. Ich wiederholte die Botschaft, lieferte dazu meinen Namen und die Angaben zur Kreditkarte. Diesmal war meine Stimme weniger schwach. Es entstand eine Pause, dann sagte Mike: »Ich spreche kein Deutsch. Ich glaube jedenfalls, dass es Deutsch ist, aber was Sie auch sagen, denken Sie dran, wir haben den Krieg gewonnen.«

Ich konnte ihn lachen hören, als ich die Botschaft noch einmal wiederholte. Während er lachte, merkte ich, dass ich meine Botschaft in Englisch dachte, sie aber laut auf Deutsch aussprach, deshalb wechselte ich zu Englisch: »Sweet Jennifer, good luck for the show, from the careless man who loves you.« Nachdem ich bestätigt hatte, dass careless zusammengeschrieben wurde – anders als bei care less , wenn einem etwas egal ist –, war alles in trockenen Tüchern. Mike sagte, er habe mir gern geholfen, und sein richtiger Name sei nicht Mike. Und wenn er noch dazu gewusst hätte, dass ich Fremdsprachen beherrsche, hätte er mir seinen vollen Namen genannt. »Passen Sie jedenfalls auf sich auf, Saul.«

An diesem Tag hatten zwei Menschen zu mir gesagt: »Passen Sie auf sich auf, Saul.«

Als ich die Dusche aufdrehte und mir das Blut von den Knien wusch, war ich darüber entsetzt, dass Jennifer nicht gemerkt hatte, wie sehr mein Körper beschädigt war und blutete, als wir uns liebten. Ich roch ihr Ylang-Ylang-Öl auf meiner Haut. Ylang-Ylang törnt mich so an. Danach bügelte ich weiter die Hemden, die ich für Ostdeutschland einpacken wollte. Es dauerte eine Weile, bis ich das Bügelbrett aufgestellt und mein altmodisches Bügeleisen mit Wasser gefüllt hatte. Es war entweder zu heiß oder zu kalt, doch es lenkte mich ab, wenn ich seine schwere Stahlspitze auf die Ärmel richtete, mich zu den Manschetten vorarbeitete und den Dampf hochsteigen sah. Ich knöpfte die Manschetten auf und wendete sie nach außen, damit ich um die Knöpfe herumbügeln konnte. Es war wichtig, nicht über die Knöpfe hinweg zu bügeln, weil dadurch Abdrücke entstehen. Ich brauchte eine Weile, um alle Knöpfe aufzuknöpfen. Ehrlich gesagt fühlte ich mich angesichts des Autounfalls und der Ablehnung meines allerersten Heiratsantrags, als hätte man mich verprügelt. Das hasste Stalin am meisten – von seinem Vater verprügelt zu werden. Ich hängte die Hemden auf und trat auf meinen Balkon. Eine Schar rußschwarzer, plumper Krähen hüpfte auf dem Rasen der Parliament Hill Fields herum. Eine von ihnen hob plötzlich ab und flog zu einem Vogelbad. Sie hatte etwas im Schnabel und ließ es dann in das Vogelbad fallen. Vielleicht eine Maus, was mich daran erinnerte, dass Stalin seine Tochter Swetlana liebte, wie eine Katze eine Maus liebt. Wie liebte ich Jennifer, und wie liebte sie mich? Ich war mir nicht sicher, dass sie mich überhaupt liebte. Sie war eindeutig die Katze, und ich war die Maus. Das brachte mich auf den Gedanken, dass ich zur Abwechslung versuchen sollte, die Katze zu sein, doch es fühlte sich nicht sehr erregend an.

Bisher hatte ich meine Seite des Vertrags eingehalten – nie in Worten zu beschreiben, wie erstaunlich schön sie war, weder ihr noch anderen gegenüber. Weder die Farbe ihrer Haare, Haut oder Augen noch die Form ihrer Brüste, Lippen oder Brustwarzen, noch die Länge ihrer Schenkel oder die Beschaffenheit ihrer Schamhaare, auch nicht, ob ihre Arme gebräunt waren, nicht ihren Taillenumfang oder ob sie sich unter den Armen rasierte oder die Zehennägel lackierte. Offenbar hatte ich keine neuen Worte, um sie zu beschreiben, aber wenn ich sagen wollte: »Sie ist erstaunlich schön«, dann war das in Ordnung, weil es nichts bedeutete. Weil sie sich immer über meine erhabene Schönheit ausließ, fragte ich mich, ob sie überhaupt etwas bedeutete. Für sie. Durch ihre Fotos gab sie ihr eine Bedeutung, doch sie sagte, die hätten nicht wirklich mich zum Gegenstand, die ganze Komposition sei wichtig und ich sei nur ein Teil davon. Warum hatte sie die Umrisse meiner Lippen auf dem Foto über ihrem Bett mit rotem Filzstift nachgezogen? Ich wusste, wie gern sie mich küsste, weshalb schrieb sie dann KÜSS MICH NICHT? Als glaubte sie, dass Sex mit mir sie verletzlich machen und mir zu viel Macht geben würde. Jennifer wollte mir diese Art Macht nicht geben, deshalb musste ich mich anpassen. Sie war ziemlich interessiert an einem Kommilitonen, der Otto hieß. Er hatte blaue Haare und war so alt wie sie. Selbst wenn sie glaubte, er sei dazu bestimmt, der neue berühmteste Künstler weltweit zu werden, wusste ich, dass die Haarfarbe ihres wahren Geliebten Schwarz war.

4

Ich öffnete den Briefkasten im Hausflur unseres Wohnblocks, weil ich sehen wollte, ob die Abbey-Road-Fotos angekommen waren. Sie würden mein Geschenk an Luna Müller sein, die jüngere Schwester meines Dolmetschers Walter Müller. Ich steckte den Schlüssel ins Schloss – es fühlte sich etwas locker an, als hätte jemand die Schrauben heraus- und dann hastig wieder festgedreht. Doch als ich mir die Briefkästen der anderen Mieter ansah, entdeckte ich, dass auch sie reparaturbedürftig waren. Bei allen war das Holz zerkratzt. An den meisten Messingschlössern, hergestellt in den 1930er Jahren, fehlten Schrauben. Es war schwieriger als sonst, den Schlüssel ins Loch zu manövrieren. Der Vermieter erhöhte unsere Miete jedes Jahr, tat aber nichts zur Sanierung des Gebäudes, das mehr oder weniger verfiel. Die alte Dame aus dem oberen Stock, Mrs Stechler, kam aus dem Fahrstuhl und humpelte in den Hausflur, ihre behandschuhten Hände umklammerten die stählerne Stange ihres Rollators. Sie schien zu erschrecken, als sie mich auf den Knien vorfand, die Schlösser aller Briefkästen anstarrend. Sie trug einen Pelzmantel und fing an, über ihre Arthritis zu klagen, wie das feuchte Wetter die Entzündung verschlimmere und sie noch steifer mache. »Regen ist eine schlechte Nachricht für meine Knochen«, sagte sie mit ihrer mürrischen, tiefen Stimme. Ich schaute durch die Glastüren des Hausflurs. Die Sonne schien. Das Gras in den Gemeinschaftsgärten war noch gelb von der Hitzewelle in diesem Sommer. Das Herbstlaub war nicht feucht.

»Stimmt etwas nicht, Saul?«

»Alles in Ordnung.«

»Ich wollte mich nach Ihrem Familiennamen erkundigen«, sagte sie.

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