Deborah Levy - Der Mann, der alles sah

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London 1988. Der junge Historiker Saul Adler wird auf der Abbey Road angefahren. Nur leicht verletzt steht er auf und posiert für seine Freundin Jennifer Moreau auf dem Zebrastreifen, berühmt geworden durch das Beatles-Album. Das Foto nimmt er mit nach Ostberlin, wo er über den frühen Widerstand gegen den Nationalsozialismus forschen will. Dort begegnet Saul dem Übersetzer Walter Müller und dessen Schwester Luna, deren größter Wunsch es ist, endlich die Penny Lane in Liverpool zu sehen. Mit beiden beginnt Saul eine Affäre – und das Verhängnis nimmt seinen Lauf. Die Geschichte holt Saul ein, seine eigene und die Europas. Zeit und Raum lösen sich auf, Wahrheiten stehen auf schwankendem Grund, und keiner sieht, was der andere sieht. Bis Saul dreißig Jahre später wieder auf der Abbey Road steht – und allmählich begreift, was er, der so vieles zu sehen meinte, nicht erkannt hat, und was die anderen in ihm gesehen haben. Ein Roman darüber, wie wir unsere eigene und die kollektive Geschichte (zurecht)erzählen und wie wenig wir uns selbst über den Weg trauen können, im Leben und in der Liebe.

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»Was ist damit?«

»Auf Ihrem Briefkasten steht der Name Saul Adler.«

»Ja.«

»Adler ist ein jüdischer Name.«

»Ja, und?«

Sie wartete darauf, dass ich mehr sagte, und ich sagte mehr.

»Saul ist auch ein jüdischer Name. Einverstanden?«

Ihr Mund stand offen, als brauchte sie ein größeres Loch zum Atmen. Anscheinend war mein Name das Gespenst, das Mrs Stechler heimsuchte.

Ich erhob mich, weil es zu unterwürfig war, auf den Knien mit ihr zu reden. Nach einer Weile fragte ich sie, ob sie mir sagen könne, wo man eine Dose Ananas bekomme.

»Überall. Jedes Geschäft hat eine Dose Ananas. Sogar der Eckladen. Möchten Sie Scheiben oder Stücke? In Sirup oder Saft?«

Sie starrte mich durch ihre dicke Brille an, als wäre ich ein Dieb, der alle Briefkästen in dem Gebäude ausrauben wollte. Ich hatte einen Umschlag in meinem Briefkasten vorgefunden und wollte ihn gern öffnen, sie sollte mich aber nicht dabei beobachten. Sie teilte mir mit, dass sie ein Stück Mohnkuchen in dem neuen polnischen Geschäft kaufen wolle, und einmal unterwegs, müsse sie ein Mittel finden, das den Fleck auf ihrem schildkrötengrünen Sofa entferne. Ich dachte über Schildkröten nach und welche Art von Grün sie für das Polsterei-Geschäft repräsentierten, als sie wieder zur Klage über ihre Gelenkschmerzen und das Wetter ansetzte. Ich konnte mich an kein polnisches Geschäft in der von ihr genannten Straße erinnern. Es gab dort eine Fleischerei und einen Zeitungskiosk und einen Friseur, der hauptsächlich Rentner und Rentnerinnen wie sie bediente, aber nichts, was einem polnischen Geschäft ähnelte, wenn der bengalische Kiosk-Betreiber nicht neuerdings osteuropäische Backwaren verkaufte. Ich war abgelenkt, weil ich nun den Umschlag geöffnet hatte und auf die Schwarz-Weiß-Fotos starrte, es waren drei.

Dort lief ich barfuß auf dem Zebrastreifen, in meinem weißen Anzug mit den Schlaghosen, die Hände in den Taschen des weißen Jacketts. Es war eine Notiz von Jennifer dabei:

Übrigens ist nicht John Lennon barfuß gelaufen. Das war Paul. JL hatte weiße Schuhe an. Ist mir gelungen, Dich wie auf dem Original mitten im Schritt zu erwischen, dank meiner verlässlichen Trittleiter.

Ich konnte mich nicht daran erinnern, dass ich die Schuhe ausgezogen hatte, aber es stimmte, ich war barfuß auf dem Foto. Als ich aufblickte, entdeckte ich, dass Mrs Stechler ihren Rollator im Hausflur zurückgelassen und hinter dem Pförtnerplatz verstaut hatte. Durch die Glastüren sah ich sie in ihrem Pelzmantel, wie sie flotten Schrittes in Richtung Bushaltestelle ging. War nicht die Rede davon gewesen, dass die Arthritis sie behindere?

Ich legte die Fotos in meinen Briefkasten zurück, schloss ihn ab und lief zu meinem nächsten Supermarkt, um die Dose Ananas für Walter Müller zu kaufen. Was würde Jennifer heute machen? Wahrscheinlich kümmerte sie sich um ihr Flugticket nach Amerika. Natürlich wäre sie in der Dunkelkammer des College und bereitete ihre Abschlussausstellung vor, und später, viel später, würde sie mit Saanvi und Claudia in der Sauna faulenzen, Gespräche über die Unendlichkeit führen und darüber, wie ein manisch-depressiver Mathematiker namens Georg Cantor eine Möglichkeit entdeckt hatte, unendliche Zahlen zu notieren. Inzwischen versuchte ich herauszufinden, ob ich Dosenananas in Ringen oder Stücken, in Sirup oder Saft kaufen sollte. Am Ende kaufte ich zwei Bananen, ein Baguette, ein Steak und lungerte schließlich vor der Käsetheke herum. Allmählich verspürte ich ein wenig Sympathie für die Floristin, die nur Rosen verkaufte. Wenn es unendlich viele Rosen zur Auswahl gab, dann traf auf Käse dasselbe zu. Shropshire Blue, Stilton, Farmhouse Cheddar, Lancashire, Red Leicester, Gouda, Emmentaler.

Ich bat den Verkäufer, mir eine große Ecke schmelzenden Brie abzuschneiden. Es tropfte von seinem Messer. Er hatte sanfte Hände.

Der Himmel war genauso grau wie der Gehsteig. Es hatte angefangen zu regnen. Ein Mann in einem afrikanischen Gewand kämpfte mit einem kaputten Schirm, während der Regen über seine Sandalen spritzte. Ich begab mich für ein Glas Tee und ein Baklava-Gebäck in ein türkisches Café. Das Gebäck war klebrig von Honig. Ich bat um eine Serviette, doch die mich bedienende Frau schien meine Bitte nicht zu hören. Sie ging zu einem kleinen Mädchen, vielleicht sieben Jahre alt, das an einem Nachbartisch ein Buch las, und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Ich dachte, sie bäte das Kind, mir eine Serviette zu bringen, doch sie ordnete eines der roten Bänder im Zopf ihrer Tochter.

»Die Sache ist die, Saul Adler: Du bist nicht immer der Mittelpunkt.«

Die Sache ist die, Jennifer Moreau: Du hast mich zum Mittelpunkt gemacht.

5

In meinem Wohnblock ging irgendetwas vor. Menschen liefen in Panik aus dem Gebäude. Der Ingenieur, der im dritten Stock wohnte, schrie etwas von einem Feuer. Ich konnte keinen Brandgeruch wahrnehmen. Es gab ein Gerücht, dass die Feuerwehrleute streikten, obwohl es nicht offiziell bekannt gegeben worden war. Der Vermieter hatte uns geraten, für alle Fälle einen Eimer Sand bereit zu halten und auch die Stecker der nicht benötigten elektrischen Geräte aus der Steckdose zu ziehen. Mrs Stechler kehrte mit dem angekündigten Mohnkuchen zurück, doch die Plastiktüte in ihren behandschuhten Händen war durchsichtig, und ich meinte, blutige Fleischstücke darin zu erkennen. Als sie ihren Rollator im Hausflur abholte, erzählte sie mir, sie glaube, ob sie ihren Toaster nicht aus der Steckdose gezogen habe, außerdem sei sie nicht sicher, dass sie ihren Heizstrahler ausgeschaltet habe. Warum sollte sie im September ihren Heizstrahler in Betrieb nehmen? Ich erklärte mich bereit, in ihre Wohnung hochzugehen und nachzuschauen. Unter den anderen vor dem Gebäude versammelten Mietern gab es eine Debatte darüber, ob das so klug sei. Es wurde entschieden, wenn es ein Feuer gebe, solle ich es nicht riskieren, würde ich jedoch darauf bestehen, so rieten sie mir, wenigstens nicht den Fahrstuhl zu benutzen.

»Er möchte sterben, also lasst ihn.« Mrs Stechler lächelte tatsächlich, als sie mir ihre Wohnungsschlüssel übergab. Das war das erste Mal, dass ich sie vergnügt sah.

Ich rannte die fünf Treppen nicht hoch; ich ging langsam, weil ich vom Sturz auf der Abbey Road noch hinkte. Als ich ihre Tür aufschloss, bemerkte ich kein Anzeichen von Rauch. In ihrer Wohnung war alles abgeschaltet. Ein schweres schwarzes Telefon war mitten auf dem Teppich platziert. Ein seltsamer Ort für ein Telefon, besonders, wenn sie Arthritis hatte und sich nicht ohne Mühe bücken konnte. Ich folgte der Schnur und sah, dass sie in die Wandsteckdose hinter dem Fernseher führte. Ich ballte die Hand zur Faust und fing an, die Wand abzuklopfen. Ich war nicht sicher, was ich finden wollte, falls ich nach etwas suchte. War die Wand hohl oder solide? Wollte ich das wissen? Ich klopfte wieder. Als würde diese Handlung mir ein Gefühl von Wichtigkeit verleihen, was mich sofort zu der Frage führte, ob ich mich sonst unwichtig fühlte. Kamen sich die Stasi-Leute wichtig vor, wenn sie die Wände mit den Fäusten abklopften? Das Telefon läutete, und ich nahm den Hörer ab.

»Hallo. Bei Mrs Stechler.«

»Wer ist am Apparat?«

»Saul. Ich bin ein Nachbar.«

»Isaac.«

Ein plötzlicher Schmerz durchzuckte meine Brust.

»Mrs Stechler ist nicht zu Hause. Kann ich etwas ausrichten?«

»Saul wer?«

Die Worte Saul wer? entsetzten mich, ließen Furcht und Bedauern in mir aufsteigen.

Dennoch bemühte ich mich, deutlich und sanft in das Telefon zu sprechen.

»Saul Adler.«

Ich brachte kaum ein Wort heraus.

Ich stellte fest, dass mein Herz gebrochen war. Die Wal-Mart-Tragetasche, die der Wind auf der Abbey Road herangeweht hatte, war mit dem Amerika einer anderen Zeit verbunden, und der Name Isaac war auch mit Amerika verbunden.

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