»Er schien gar nicht überrascht oder erschrocken darüber zu sein, dass ich deine Fessel zu öffnen wünschte.«
»Nein«, sagte sie verwirrt. »Das war er tatsächlich nicht.«
»Daher scheint es doch nicht so undenkbar zu sein, dass ein Mann deine Beine zu befreien wünscht.«
Verängstigt sah sie mich an.
»Denk daran, dass du jetzt keine Peitsche und keine Schlüssel mehr trägst, dass du nicht mehr in schwarzes Leder gekleidet bist und nicht mehr in der Machtposition bist, in der Männer deiner Gnade unterworfen sind«, sagte ich.
»Ja«, flüsterte sie.
»Selbst in deiner damaligen Kleidung war es nicht unwahrscheinlich, dass Männer sich wünschten, dir die Peitsche zu entreißen, dich zu Boden zu werfen und dir beizubringen, was es heißt, eine richtige Frau zu sein«, fügte ich hinzu.
»Ich wollte, dass sie es tun«, erwiderte sie leise. »Ich wollte, dass sie mich zu einer richtigen Frau machen.«
»Du bist eine richtige Frau«, erwiderte ich. »Wage es einfach, eine zu sein.«
»Nein!«, entgegnete sie schockiert. »Das würde bedeuten, sich den Männern zu ergeben!«
»Natürlich«, stimmte ich ihr zu.
»Ich habe aber nicht die Gefühle einer normalen Frau!«, erklärte sie.
»Vielleicht ist es eher so, dass du Angst davor hast, sie zu haben.«
»Nein, nein! Das stimmt nicht«, widersprach sie mir.
»Dann habe sie«, forderte ich sie auf.
»Nein!«, antwortete sie empört. »Lady Gina wird niemals eine unterworfene Sklavin sein!«
»Dann bist du also zu stolz, um eine wahre Frau zu sein?«, fragte ich.
»Ja«, entgegnete sie knapp.
»Obwohl du eigentlich in Wahrheit bereits eine richtige Frau bist?«
»Ja«, erwiderte sie. »Denn es ist falsch, eine Frau zu sein! Es ist einfach falsch, eine Frau zu sein!«
»Du könntest dir doch vorstellen, dass eine Frau zu sein, genauso ist, wie ein Mann zu sein«, schlug ich vor.
»Ich bin doch keine Närrin«, gab sie wütend zurück.
»Denkst du wirklich, dass es falsch für eine Frau ist, eine wahre Frau zu sein?«
»Ja«, erwiderte sie sofort. »Denn es ist etwas vollkommen anderes, eine Frau zu sein als ein Mann!«
»Aber du bist nun mal kein Mann«, erwiderte ich.
»Ich weiß.«
»Sei stattdessen eine Frau!«
»Ich wage es aber nicht«, erwiderte sie leise.
»Warum denn nicht?«, wollte ich wissen.
»Ich weiß es nicht«, gestand sie.
»Ist es denn so etwas Schreckliches, eine Frau zu sein?«, fragte ich.
»Ja, ja!«, rief sie verzweifelt.
»Nein!«, entgegnete ich. »Es ist nicht schrecklich, es ist zutiefst und hochgradig wunderbar.«
Lady Gina zitterte.
»Nimm deinen Platz in der Ordnung der Natur ein!«, forderte ich sie auf.
»Zu den Füßen von Männern!«, sagte sie schnaubend.
»Ja, denn dort gehört ihr hin«, erwiderte ich.
Sie fing an zu beben. »Ich fange plötzlich an, diese Emotionen und Gefühle auch zu empfinden«, sagte sie. »Doch sie machen mir Angst. Sie drohen mich zu überwältigen.«
»Sie können nicht kontrolliert werden, sie sind wie ein Sturm«, entgegnete ich.
»Ja, das sind sie.«
»Ergebe dich ihnen!«
»Ich will aber keine wahre Frau sein!«, schrie sie weinend. »Ich will überhaupt keine Frau sein!«
»Wie geht es dem Haus Andronicus?«, fragte ich sie unvermittelt.
Verwundert sah sie mich an. »Die Waren sind gestohlen worden und die Sklaven sind entweder geflohen oder gefangen genommen worden«, sagte sie. »Das Haus selbst wurde zerstört.«
»Und Andronicus?«
»Er ist zusammen mit anderen geflohen«, erwiderte sie.
»Wie ist es Lola ergangen?«, fragte ich.
»Sie ist ebenfalls geflohen«, erzählte sie. »Ich weiß aber nicht, ob sie Plünderern in die Hände gefallen ist oder nicht.«
»Denkst du, die Flucht ist ihr gelungen?«
»Vor den Plünderern vielleicht«, entgegnete sie, »aber sie trägt dennoch einen Halsreif.«
Ich nickte. Lola war attraktiv. Sie befand sich jetzt ohne Zweifel bereits an der Kette eines Herrn. Liebreizende Sklavinnen blieben nie lange auf freiem Fuß.
»Weißt du, dass sie manchmal im Schlaf laut deinen Namen geschrien hat?«, fragte Lady Gina.
»Nein«, gab ich zurück.
»Und doch hast du als Herr bei ihr versagt«, fuhr sie fort.
»Das ist wahr«, gab ich zu.
»Das ist aber schon lange her.«
»Wohl wahr«, stimmte ich zu.
»Du scheinst jetzt jemand anderes zu sein.«
Ich zuckte mit den Schultern. »Vielleicht.«
»Jason?«, flüsterte sie.
»Ja«, erwiderte ich.
»Du hast meine Beine befreit.«
»Ja, aber es war ein Fehler«, erwiderte ich.
»Warum?«, wollte sie wissen.
»Du hast die Gefühle einer richtigen Frau doch nicht«, antwortete ich ihr daraufhin. »Denn es ist zweifellos nichts, wogegen du etwas tun könntest.« Dann beugte ich mich nach vorn, um die Fußfessel wieder zu verschließen.
Schnell zog sie ihr Bein zurück.
»Was ist los?«, wollte ich wissen.
»Bitte fessle mich nicht wieder«, sagte sie.
»Warum nicht?«, wollte ich wissen.
»Ich möchte eine wahre Frau sein«, flüsterte sie.
»Wirklich?«
»Ja, wirklich«, entgegnete sie schluchzend.
»Dann musst du aber bereit sein, nichts zurückzuhalten und dich deinen tiefsten Gefühlen hinzugeben«, erklärte ich ihr.
»Aber dann wäre ich doch nur noch eine unterwürfige Sklavin, überwältigt und befehligt«, antwortete sie.
Ich nahm Lady Gina in meine Arme. Sofort verkrampfte sie sich verängstigt. »Du zitterst ja«, stellte ich fest.
»Ich bin eine wahre Frau und eine Gefangene«, erwiderte sie nun.
»Vergiss das niemals!«, sagte ich zu ihr.
»Nein, Jason«, erwiderte sie.
»Du wirkst so groß und stark«, sagte ich nun.
»Ich bin aber nicht groß und stark«, widersprach sie mir ängstlich.
»Dein Körper ist weich und fühlt sich gut an in meinen Armen«, fuhr ich fort. Ich zog sie an ihren Armen in eine sitzende Position und betrachtete sie.
»Könnte ein Mann mich begehrenswert finden?«, wollte sie nun wissen.
»Ja«, sagte ich. »Entflieh mir!«
Sie wehrte sich vergeblich. »Ich kann dir nicht entkommen«, sagte sie. »Das weißt du doch genau!«
Daraufhin warf ich sie ins Stroh.
»Bitte sei sanft zu mir, Jason«, flehte sie.
»Du wirst so behandelt, wie es den Männern gefällt«, erwiderte ich.
»Ja, Jason.«
»Gewöhne dich besser schon mal daran, gehorsam und unterwürfig zu sein!«, fuhr ich fort.
»Ja, Jason.«
»Wird es nötig sein dich auszupeitschen?«, fragte ich.
»Nein, Jason«, erwiderte sie hastig.
»Bereite dich jetzt darauf vor, dich deinen tiefsten Gefühlen hinzugeben.«
»Ich werde es versuchen«, entgegnete sie. »Oh«, schrie sie kurz darauf, ihre Hände in meinen Haaren vergraben.
»Du wirst es nicht nur versuchen«, befahl ich ihr, »du wirst dich ihnen ganz und gar unterwerfen!«
»Ja«, sagte sie.
»Ja, was ?«, fragte ich.
»Ja … Herr«, flüsterte sie.
»Du warst sehr unterwürfig, Lady Gina«, sagte ich anerkennend.
»Ich hätte niemals geglaubt, dass ich zu solchen Gefühlen fähig bin«, erwiderte sie fassungslos. »Ich wusste gar nicht, dass solche Gefühle überhaupt existieren.«
»Bestimmt hast du zuvor schon sich windende, schreiende Sklavinnen gesehen, oder nicht?«
»Ja, das habe ich«, sagte sie. »Aber bis vor einigen Minuten hatte ich dennoch nicht mehr als eine Ahnung davon, was sie dabei empfinden.« Sie lächelte. »Es ist kein Wunder, dass diese sinnlichen Schlampen ihren Halsreif so sehr mögen.«
»In solchen Dingen kann es immer noch mehr Fortschritte geben«, entgegnete ich. »Vielleicht hat ja noch keine Frau bisher die wirklichen Tiefen der Freude einer Sklavin ergründen können.«
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