»Gute Jagd, Herr!«, rief sie mir zu. »Sei gnädig!«, fügte sie hinzu.
Dann warf sie mir in goreanischer Art und Weise einen Kuss mit ihren Fingerspitzen zu. Ich erwiderte die Geste, als sie auch schon durch die Tür geführt wurde. Wenig später hörte ich das Herunterfahren und Verschließen einer Käfigtür. Kurz darauf kehrte der Angestellte wieder zurück und ließ mich durch den Haupteingang hinaus. Ich hörte, wie die Tür hinter mir verschlossen wurde. Jetzt stand ich auf den Straßen von Ar. Ich blickte an den Zylindern und Brücken empor zu den Monden und Sternen. Dann schlug ich den Weg zur »Straße der Tarne« ein, um in einem der vielen Läden und Stände einen Transport für mich in nördliche Richtung arrangieren zu können. In die Richtung der salerianischen Stadt Lara.
»Ich grüße dich, Lady Tima«, sagte ich.
»Jason!«, erwiderte sie und wand sich aufgeregt in ihren Fesseln. »Tu mir bitte nicht weh!«
Der Nachthimmel leuchtete rot aufgrund der brennenden Stadt.
»Das kostet dich aber einen Tarsk«, meinte der Bursche, der gerade an der langen Reihe der Vergnügungsgestelle entlangging.
Ich warf einen Tarsk in den kleinen Lederbeutel, der an das Gestell genagelt war.
Lady Tima wand sich weiter in ihren Fesseln.
»Ich kann dich nicht näher an Lara heranbringen«, hatte der Tarnreiter gesagt, der mich von Ar bis hierher geflogen hatte.
»Tarnreiter patrouillieren zwar zwischen Vonda und Ar, doch es sind noch genug, um auch den Himmel außerhalb zu überwachen. Und morgen, wenn die Kavallerie sich zum Angriff sammelt, wird auch dieser Durchgang nicht mehr bewacht sein.«
Ich hatte nur genickt, ihn bezahlt und war dann aus dem schweren Korb gestiegen. Auf dem Rückweg würde er ohne Zweifel viele Flüchtlinge oder vielleicht auch gefesselte Mädchen aus Vonda mit nach Ar nehmen.
»Was gibt es für Neuigkeiten über den Krieg?«, fragte ich den Burschen, der die lange Reihe der Vergnügungsgestelle bewachte. »Ich bin gerade eben erst aus Ar gekommen.«
»Wir waren siegreich«, erwiderte er. »Wir haben sowohl die Streitkräfte aus Vonda als auch die Tarnreiter von Artemidorus aus Cos besiegt. Vonda wurde daraufhin eingenommen und die gesamte Stadt brennt. Das hier ist ein Siegeslager … für Beute und Vergnügen.«
»Bestimmt ist die Salerianische Konföderation jetzt auch dem Krieg verpflichtet«, erwiderte ich.
Er zuckte mit den Schultern. »Streitkräfte aus Lara marschieren gerade in Richtung Norden«, erklärte er. »Streitkräfte aus Port Olni sind noch ungefähr hundert Pasangs entfernt und marschieren Richtung Süden. Sie bewegen sich langsam, damit sie ihren Angriff auf den der Streitkräfte aus Lara ausrichten können.«
Ich nickte. Die Männer aus Ar würden, weit entfernt von ihren Versorgungslinien, von gleich zwei Fronten in die Zange genommen werden.
»Wir müssen uns zurückziehen«, meinte ich.
Er lachte. »Nein«, widersprach er mir. »Während jene aus Port Olni in ihrem Lager verweilen, werden wir sie angreifen. Das heißt, wir werden beide Truppen getrennt angreifen. Wir werden sie schlagen und anschließend nach Süden marschieren, um dort die Truppen von Lara zu treffen, vielleicht sogar hier, in Sichtweite der Asche von Vonda.«
»Ich verstehe«, erwiderte ich.
»Wir befürchten nur, dass die Streitkräfte aus Ti auch noch verpflichtet werden könnten.«
Ti ist die größte und bevölkerungsreichste Stadt der Salerianischen Konföderation. Bisher war es ihr gelungen, nicht zwischen die Fronten von Vonda und Cos zu geraten.
»Bestimmt wird es nur eine Frage der Zeit sein«, mutmaßte ich.
»Das denke ich auch«, stimmte der Mann mir zu. »Im Moment trifft sich Ebullius Gaius Cassius, Angehöriger der Kriegerkaste und Administrator von Ti, mit dem Hohen Rat von Ti.«
»Ihre Verzögerung wirkt auf mich unerklärlich«, sagte ich.
»Jene aus Cos, die Feinde von Ar, und die Händler aus Vonda haben diesen Krieg ausgelöst in der Hoffnung, die gesamte Konföderation involvieren zu können«, erklärte er.
»Eine Minderheit also«, sagte ich.
»Das denke ich auch«, entgegnete der Mann. »Ich bezweifle wirklich, dass Ti oder Ar einen ausgewachsenen Konflikt wünschen.«
»Wie viel für diese da?«, rief ein Mann einige Gestelle von uns entfernt. Es handelte sich dabei um eine Blondine, die an das Gestell gefesselt war.
»Entschuldige«, sagte der Mann und wandte sich von mir ab. »Einen Kupfertarsk«, sagte er zu dem anderen.
»Kein Problem«, erwiderte ich.
Es war nun Abend; Feuer auf hohen Masten erhellten die Umgebung. Viele Männer waren noch auf den Beinen und bewegten sich im Lager hin und her. Dort, wo ich stand, konnte ich zahlreiche lange Zelte und Gehege sehen. Innerhalb dieser Abzäunungen befanden sich in erster Linie Waren und Gefangene. Zwei betrunkene Soldaten wankten an mir vorbei.
»Wer hat dich gefangen genommen?«, fragte ich Lady Tima nun.
»Soldaten in der Stadt, zusammen mit anderen Frauen«, erwiderte sie. »Bitte sei nett zu mir, Jason«, flehte sie. »Ich bin doch vollkommen hilflos.«
»Wie wurdest du hierhergebracht?«
»An ein Seil gefesselt«, erwiderte sie. »Anschließend wurde ich entkleidet und an dieses Gestell hier gefesselt.«
Ich sah an der langen Reihe der Vergnügungsgestelle hinab, die unter den hohen Fackeln entlangführten.
Die Blondine, die sich einige Gestelle entfernt in derselben Reihe befand, schrie nun um Erbarmen.
»Waren das dein Markt und deine Waren?«, fragte ich.
»Der Markt wurde zerstört, alle Waren gestohlen und die Frauen als Sklavinnen gefangen genommen.«
»Konnten denn einige aus Vonda fliehen?«
»Ja, viele«, erwiderte sie.
»Als ich über das Gebiet geflogen bin, habe ich einige Gehege gesehen, die mit Frauen gefüllt waren«, berichtete ich.
»Wir wurden erbarmungslos gejagt«, erwiderte sie bitter.
»Aber es wird doch einigen Frauen gelungen sein, aus der Stadt zu entkommen, oder?«, fragte ich.
»Ja, vor allem jenen, die früh geflohen sind«, entgegnete sie. »Viele sind nach Lara geflohen.«
Die Blondine einige Gestelle entfernt, fing jetzt an zu wimmern und zu schluchzen in ihren Fesseln. »Nein, nein«, flehte sie, doch ihr wurde die Gnade nicht erwiesen, um die sie so sehr bettelte.
»Was ist mit dem Haus des Andronicus?«, wollte ich wissen.
»Es ist niedergebrannt, die Sklaven und das Personal sind entweder geflohen oder wurden gefangen genommen«, gab sie mir zur Auskunft.
»Und was ist mit Lady Gina?«, fragte ich weiter. Ich erinnerte mich mit Zärtlichkeit an sie.
»Sklavin im Essenszelt, wo sie die Männer bedient«, antwortete sie.
»Denkst du, es gefällt ihr zu dienen?«
»Die Männer haben höchstens Freude daran, dass sie von ihr bedient werden«, entgegnete sie wütend.
»Ohne Zweifel«, stimmte ich ihr zu. »Kannst du dich an eine Sklavin namens Lola aus dem Haus des Andronicus erinnern?«, fragte ich sie nun gespannt.
»Ja«, erwiderte sie. »Ich weiß aber nicht, was aus ihr geworden ist.«
Lola und Tela waren die Mädchen, die mir Goreanisch beigebracht hatten. Sie waren die ersten goreanischen Sklavinnen, die ich sah. Ich habe diesen ersten Anblick nie vergessen. Dass solche Sklavinnen wirklich existieren, war erstaunlich und eine willkommene Offenbarung für mich in Bezug auf Gor.
»Du hattest doch eine Assistentin, eine ganz hervorragende Schauspielerin, die vorgegeben hat, ein Mädchen von der Erde zu sein. Sie trug sogar einen Halsreif und eine Ta-Teera und hat mich gut für den Verkauf auf dem Markt vorbereitet.«
»Das war Lady Tendite«, erwiderte sie. »Berühre mich nicht!«
»Ja, genau die meine ich«, sagte ich. »Sie hat mich wirklich zum Narren gehalten.«
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