Der Major bekam vor Verlegenheit einen kleinen Hustenanfall, denn es schmerzte sein braves Herz, einem Nebenmenschen eine unverdiente Kränkung zufügen zu sollen.
„Wissen Sie,“ sagte er unter diesem ihm alle Ehre machenden aber total überflüssigen Eindrucke, „ehe wir uns wieder auf die Eisenbahn setzen, wollen wir doch versuchen, ob die Luft uns an einem andern, höher gelegenen Punkte besser bekommt. Deshalb wollen wir zunächst mal versuchsweise, wohlverstanden, nach der Pension Miramonti hinauf.“
„I, da kann Ihnen ja der Attilio Ihr Gepäck holen!“ rief Herr Purzel sichtlich erleichtert, dass ihm die Arbeit des Wagenbestellens erspart blieb. „So, so, also in die Miramonti wollens? Jo, ’s is rein schnacksch, dass die Leut’ alle glauben, in der Miramonti is d’ Luft besser. Bei mir rennens raus, als ob’s brennte, und dort sitzens nachher monatlang. Einbildung, sag i Ihnen, nix wie Einbildung!“
Der gute Major konnte dem Herrn Purzel im Grunde seines Herzens nur recht geben, aber er hütete sich, es laut zu tun.
„Ja, der Mensch muss halt seinen Willen haben,“ setzte Herr Purzel mit philosophischer Heiterkeit hinzu. „Da kann mer nix machen. Sonst werdens dort oben a nit besser und komfortabler haben, wie bei mir.“
„Nun, Sie müssen uns einmal besuchen und selbst vergleichen,“ meinte Frau Fuchs freundlich, denn die gute Seele hielt es für ihre Christenpflicht, ihren Nächsten sanft und unvermerkt auf den richtigen Weg zu leiten, wo die Gelegenheit sich bot.
„Ja, ja — jetzt muss i aber zum Borso,“ erwiderte Herr Purzel gemütlich. „Also, auf Wiedersehn, Herr Major, küss d’ Hand, gnä Frau!“
Und damit trollte er ab, mit Gott und der Welt, hauptsächlich aber mit sich zufrieden.
„Glückliche Natur,“ murmelte der Major anerkennend, indem er seiner Frau in ihr Zimmer folgte, wo man natürlich noch nicht aufgeräumt hatte und die Betten noch nicht gemacht waren. Es war ja allerdings „erst“ elf Uhr, nach den herrschenden Gewohnheiten des Hauses war also überhaupt noch nichts zu erwarten. Nichts ist aber unbehaglicher, verstimmender und grässlicher, als der Aufenthalt in einem unaufgeräumten Schlafzimmer und daher beschlossen Fuchsens wieder auszugehen, welchen Entschluss das Wetter ja ungemein begünstigte. Was aber, vielmehr wohin? wenn es regnete oder sonstwie unmöglich draussen war? Denn ein Blick in den „Salon“ zeigte das gleiche Bild der Unaufgeräumtheit und im Esssaal standen die verschiedenen gebrauchten Frühstücksservice herum — auch kein einladender Anblick.
„Du, Thussi,“ sagte der Major, als beide, ‚der Not gehorchend, nicht dem eignen Triebe‘ ihre gezwungene Promenade antraten, „der Schein kann auch trügen, aber ordentlicher sieht’s dort oben in Miramonti doch aus — der Salon war aufgeräumt usw. usw. Alles wie es sich in einem ordentlich geleiteten Hause gehört. Hoffentlich ist der Wirt auch nur ein Mensch und kein Cherub — wenn er keiner ist, verspreche ich mir oben ein erträgliches Dasein. Im übrigen hast du ja aber sehr richtig schon bemerkt, dass die deutsche Sprache das schöne und trostreiche Wörtlein ‚ausreissen‘ enthält und dass wir gottlob ja freie Leute sind.“
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