Felgenbremsen bewirken zudem im Lauf der Zeit einen Verschleiß an den Bremsflächen der Laufräder, was zu Stabilitätsproblemen bis hin zum Bruch eines Laufrades führen kann. Dieses Problem verursachen Scheibenbremsen nicht. Scheibenbremsen an Reiserädern können mechanisch oder hydraulisch mit Öldruck betätigt werden. An der Frage, was sich an einem Reiserad besser eignet, scheiden sich die Geister. Hydraulische Bremsen wirken einen Tick vorteilhafter, da man etwas weniger Handkraft benötigt. Andererseits ist bei Ausfall des Systems die Reparatur aufwendiger – wer nimmt schon ein Entlüftungsset mit Ersatzbremsflüssigkeit mit ins Gebiet um den Himalaya? Da ist der Seilzug einer mechanischen Scheibenbremse leichter ersetzt.
Hydraulische Felgenbremsen erfordern auf sie abgestimmte Bremshebel
Randonneure
Die Randonneure sind die sportlichen Fahrräder unter den Reiserädern. Sie sind der Form nach einem Rennrad sehr ähnlich, die Rahmen hingegen langstreckentauglicher ausgelegt: Ein kürzeres Oberrohr und ein längeres Steuerrohr sorgen dafür, dass man nicht so gestreckt und nach vorn gebeugt sitzt wie auf einem Rennrad, sondern relativ aufrecht. Der Gepäckträger ist angeschweißt und mit bis zu 40 Kilogramm belastbar. Die Laufräder sind meist 28 Zoll groß, Reiserad-Spezialisten wie Velotraum bieten auch 26-Zoll-Räder an. Sie haben Schutzbleche und Lichtanlagen.
An manchen Rädern findet man pfiffige Details wie etwa einen Anschlagstop für die Gabel: Damit sie sich beim Abstellen des Fahrrads nicht so weit verdreht, dass vielleicht ein Schalt- oder Bremszug aus der Halterung gerissen wird, gibt es am Steuerrohr kleine Anschlagpunkte, die genau das verhindern. Zur Verbesserung der Stabilität eines voll beladenen abgestellten Fahrrads findet man an der Gabel oder dem Lowrider von Reiserädern häufig einen kleinen Seitenständer für das Vorderrad.
Klassisches Reiserad von Kona
Kettenschaltungen sind passend zum Rennrad-Flair dieser Modelle die erste Wahl – wenngleich es auch Nabenschaltungen mit Riemenantrieb an Randonneuren gibt, die allerdings etwas schwerer sind.
Randonneur oder Reiserad: der „Vättern“ von Norwid
Klassische Reiseräder
Diese Reiseräder ähneln in ihrer Form am ehesten den Trekkingrädern und sind mit Diamant- oder Trapezrahmen erhältlich. Sie haben gerade oder leicht gekröpfte Lenker, oftmals mit Lenkerhörnchen, und eine Rahmengeometrie, die etwas weniger sportlich ist als die der Randonneure. Die Rahmen sind sehr stabil, die Gabeln auf breitere Reifen jenseits der 50 Millimeter ausgelegt. Auch hier sind die Gepäckträger angeschweißt, Schutzbleche aus Blech und stabil befestigt. Im Vorderrad dreht sich ein Nabendynamo, wo meist auch schon Lowrider für Packtaschen angebracht sind.
Ein auch für Reisen geeignetes Trekkingbike
An Schaltungen kommen alle Möglichkeiten in Betracht: von Kettenüber Nabenschaltungen mit Rohloff-Getriebe und Gates-Riemenantrieb bis hin zum edlen Pinion-Getriebe, das im Tretlager sitzt. Für flaches Gelände reicht die Nexus-Nabe von Shimano mit acht Gängen völlig aus, wenn es steiler werden soll, sind die Elf-Gang-Nabe Alfine oder eine Rohloff-Nabe eine gute Wahl. Die meisten Reiseradler setzen auf Nabenschaltungen, weil sie keine Wartung benötigen. Und ein Riemenantrieb zum Hinterrad spart das Putzen und Ölen einer Kette.
Reiseräder |
 |
·26 oder 28 Zoll
·Nabenschaltung bevorzugt
·Stahlrahmen
·Bremsen
Je nach Hersteller ist das Design sportlich-elegant oder robust. Stahlrahmen sind auch hier die erste Wahl, haben sie doch eine generell schlanke Silhouette, die auch bei voll ausgestatteten Reiserädern elegant wirkt.
Der Spezialist für Reiseräder Velotraum geht beim Design eigene Wege. Er betrachtet Fahrräder gemäß seiner Produktphilosophie als „Lebensmittel“. Demgemäß werden sie auf die individuellen Kundenwünsche maßgefertigt. Gekoppelt mit langjähriger Erfahrung, in deren Zentrum die Ergonomie, Materialerfahrung und Handwerk stehen, ergeben sich so eigenständige Formen und Ausstattungsvarianten, die sich von moderner Massenfertigung abheben. „Unsere Stärke ist der Dialog mit dem Kunden. Ihm liefern wir die passende Technik“, sagt Inhaber Stefan Stiener. So hat zum Beispiel das Modell „Finder“ einen Rahmen mit geknicktem Oberrohr fürs leichtere Aufsteigen, einen Rennlenker und 27,5-Zoll-Laufräder. Damit ist der „Finder“ für die große Reise genauso geeignet wie für den täglichen Pendelverkehr ins Büro.
Mountainbikes als Reiseräder
Mountainbikes schließen sich eigentlich von ihrer Konstruktion her als Reiseräder aus. Sie sind meist nicht für die Aufnahme von Gepäck konstruiert, Gewindeösen am Rahmen fehlen in der Regel, und die Federgabeln machen das Anbringen von Lowridern schwierig. Wenn überhaupt, dann kommen allenfalls Hardtails, also Räder ohne gefederten Hinterbau, infrage. Denn andererseits sind Mountainbikes sehr robust, mit ihren Übersetzungen lassen sich auch steilste Berge überwinden, und wenn man beim Gepäck nicht allzu große Ansprüche hat, lassen sich für die Urlaubstour auch so genug Sachen mitnehmen.
Ein Fatbike von Salsa als Reiserad
So gibt es durchaus die Möglichkeit, Mountainbikes zumindest für etwas längere Touren zum Reiserad aufzurüsten. Im Zubehörhandel finden Sie dafür die nötigen Utensilien. Manche Hersteller haben an ihren Rahmen Gewinde für Gepäckträger vorgesehen. Schutzbleche und Licht können mit ansteckbaren Schutzblechen und Akku-Leuchten nachgerüstet werden. Bevorzugt werden Mountainbikes aber als Modelle für das Bikepacking.
E-Bikes als Reiseräder
Auch bei den Reiserädern gibt es einen Trend hin zum E-Bike. Das klingt paradox: Mit einem Reiserad will man ja eigentlich in entfernte Orte der Welt fahren – der Elektroantrieb verlangt aber Strom zum Aufladen, also die Nähe der Zivilisation. Wie passt das zusammen? Vielleicht muss man dazu den Begriff der „Reise“ etwas weiter fassen. Nicht für jeden Radler ist erst die Tour auf dem Karakorum-Highway im Grenzgebiet zwischen China und Pakistan eine Reise – für manchen fällt schon die zehntägige Etappentour, etwa von Deutschland nach Südfrankreich, darunter. Und für diese Radler könnte ein E-Reiserad wirklich interessant sein. Bietet es doch Komfort auf planbaren Etappen, die abends nicht am Lagerfeuer, sondern im Hotel oder Hostel enden. Wer wirklich ins Outback will, wird kein E-Bike nehmen. Wer aber in Mitteleuropa lange Urlaubsfahrten plant, ist mit einem E-Bike für die Reise ganz gut dran.
Читать дальше