Sowohl die Federung als auch die Dämpfung der Systeme sind den persönlichen Erfordernissen anpassbar. Das geschieht per Luftdruck oder bei einfacheren Systemen mechanisch.
Die Mountainbike-Typen
Mountainbikes waren seit ihrer Erfindung Innovationsträger (siehe Infokasten „Die Erfindung des Mountainbikes“, links, Seite 36), und das sind sie auch heute noch. Ihre Federgabeln sind abhängig vom Terrain verstellbar, seit 2019 auch elektronisch. Bosch hat mit dem Federgabelspezialisten Fox das elektronische Steuerungssystem „eSuspension“ für Federgabel und Hinterbau-Federung entwickelt und setzt es ein. Der amerikanische Experte Sram bietet mit seinem „AXS-System“ eine elektronische Verstellung auch der Sattelstütze an. Das ist für Downhill-Fahrten – also bergab – praktisch, während derer man aus Stabilitätsgründen tiefer und damit sicherer sitzt.
Als Rahmenmaterial für Mountainbikes wird Aluminium benutzt, im höherpreisigen Segment ist aber immer mehr Carbon im Einsatz. Stahlrahmen findet man bei kleineren Spezialherstellern wie etwa Veloheld aus Dresden.
Je nach Einsatzzweck kann man Mountainbikes grob in vier Kategorien unterteilen:
•Allround- oder All-Mountainbike
•Tour- und Cross-Country-MTB
•MTBs nur zum Abfahren („Downhills“)
•Enduro-Mountainbikes
INFO
Federgabeln und Dämpfer am Mountainbike
Jede Federung hat den Zweck, die Bodenhaftung des Rades zu garantieren – ohne Federung könnten Mountainbikes auf ihren holprigen, von Wurzeln, Steinen oder Kanten geprägten Wegen kaum fahren, zumindest nicht so flott und komfortabel. Jedes Federsystem besteht aus einem Federungs- und einem Dämpfungssystem. Die Federung sorgt für das Ein- oder Ausfedern des Rades, die Dämpfung dafür, dass dies nicht zu abrupt, sondern kontrolliert geschieht. Wäre sie nicht da, würde ein Rad über Unebenheiten nur springen.
Die Federung ist heute meist luftgefülltund kann mit speziellen Luftpumpen härter gemacht werden. Wenn sie mit Stahlfedern arbeitet, ist die Härte der Federung meist mechanisch einstellbar, zum Beispiel mit einer Rändelschraube. Die Dämpfersysteme funktionieren mit Öl; auch sie können eingestellt werden.
Alle Federsysteme zeichnet ein negativer Federweg aus, jenes Einfedern, das allein durch die Belastung des Rades entsteht – es federt etwas ein. Beim Überfahren von Löchern zum Beispiel kann das System dann ausfedern und die Unebenheit ausgleichen.
Allround-Mountainbikes
Sie sind meist voll gefedert und können von einfachen Touren bis zu anspruchsvollen Geländefahrten eingesetzt werden. Zuverlässigkeit und Fahrkomfort stehen im Vordergrund, deshalb haben sie einen relativ großen Federweg von 120 bis 160 Millimeter. Für Fahrten bergauf können die Federgabel vorn und die Federung hinten blockiert werden, wodurch nicht so viel Pedalkraft verloren geht. Dies geschieht bei den meisten Modellen manuell, indem man an Gabel und Hinterbau-Federung eine Sperre aktiviert. Mit den vollgefederten Allround-Bikes werden auch schwierige Trails im Gelände befahren – manch ein Bergwanderer in den Alpen mag sich ob eines Mountainbikers, den er auf seinem steilen Bergpfad sah, schon verwundert die Augen gerieben haben.
MTB für Jugendliche: das „Eightshot“-Allround-MTB
Für den öffentlichen Straßenverkehr werden die Allround-MTBs mit Akkuleuchten regelkonform aufgerüstet. Sogenannte „Ass Saver“, schmale schutzblechartige Plastikscheiben, die unter den Sattel gesteckt werden, halten bei Regen das Gröbste ab. Für Touren sind Anbaugepäckträger erhältlich. Der neue Ausrüstungszweig des Bikepackings (siehe auch Kapitel 8„Zubehör“, ab Seite 214) hat verschiedene Taschenformen hervorgebracht, die Sie am Rahmen oder Sattel anbringen können. Diese MTBs wiegen zwischen 10 und 14 Kilogramm.
Tour- und Cross-Mountainbikes
Sie sind auch als Hardtails bekannt, also als Räder mit einem harten, ungefederten Hinterbau. Das dürfte im öffentlichen Straßenbild die am häufigsten vorkommende Version des Mountainbikes sein. Sie werden als Alltagsräder eingesetzt, können aber auch auf unbefestigten Wegen und im leichten Gelände benutzt werden. In diesem Segment findet man auch völlig ungefederte Mountainbikes – sie vertrauen allein auf den Komfort dickerer Reifen.
Hardtail für den Toureinsatz: das „F-Si“ von Cannondale
Bei den Touren-Mountainbikes lässt sich schon ein gewisser Wettbewerb um geringes Gewicht ausmachen. Bei diesen ohnehin schon minimalistischen Varianten achtet man auf jedes Gramm: Das reicht von Carbonrahmen über Carbonpedale bis hin zur Schaltung aus dem Verbundwerkstoff. Sie wiegen dann kaum mehr als 8 bis 10 Kilogramm. Stand der Technik sind Scheibenbremsen.
29er- oder 27,5er-Reifen?
Anfang der 2000er-Jahre kam in den USA eine neue Reifengröße für Mountainbikes auf: Es waren nicht mehr die wendigen 26-Zoll- oder die spurstabilen 28-Zoll-, sondern 29-Zoll-Laufräder. Sie sollten noch mehr Stabilität und mehr Fahrkomfort bieten. Mit großen Rädern rollt man leichter über Hindernisse wie Steine oder Wurzeln.
Messungen ergaben, dass die großen Räder leichter rollen und die Fahrräder im Grenzbereich damit besser zu kontrollieren sind. Andererseits haben die 29-Zöller ein größeres Trägheitsmoment – es muss einfach mehr Masse bewegt werden – und sie sind nicht so seitensteif wie kleinere Laufräder.
Einsteiger-MTB von Haibike mit 27,5-Zoll-Rädern
Die Alternative zu diesen großen Rädern ist das erst kürzlich aufgekommene Maß mit 27,5 Zoll. Es lehnt sich etwas an die 26-Zoll-Räder an, die sehr seitensteif sind, bietet aber mehr Komfort und bessere Überrolleigenschaften von Hindernissen.
Downhill-MTB mit langem Radstand von Scott
Downhills
Der Laie wundert sich vielleicht, aber es gibt eine Kategorie von Fahrrädern, die primär dafür gemacht sind, um mit ihnen möglichst schnell schlechte Waldstraßen, Feldwege oder Bergpfade herunterzurasen: Das sind die Downhills. Sie sind gewissermaßen die Elefanten unter den Mountainbikes – und wiegen bis 18 oder 20 Kilogramm. Das rührt von ihrem stabilen Rahmen und den genauso widerstandsfähigen Anbauteilen her. Ein langer Radstand macht einen ziemlich stoischen Geradeauslauf möglich, die Federwege betragen bis zu 250 Millimeter, das hohe Tempo wird mit Scheibenbremsen von über 200 Millimetern Durchmesser gebremst. Hier kommen besonders breite Reifen ab 50 Millimeter zum Einsatz. Die Downhills sind für spektakuläre Sprünge im Gelände oder auf Rennparcours ausgelegt. Touren unternimmt man mit ihnen kaum – schon der Weg vom Parkplatz zum Sessellift für den Aufstieg kann auf ihnen zu weit sein.
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