Roos schießt einen Ball in die Luft und fordert die beiden Spieler auf, sich diesen im Zweikampf zu erobern. Diese 1:1-Übung zieht sich fast eine gute halbe Stunde hin, bis Dragoslav Roos in gebrochenem Deutsch zurief: „Du weißt, dass ich Nationalspieler bin?“ Roos lacht, beendet daraufhin das Training – und Dragoslav Stepanović ist der Wunschkandidat.
Ronny Borchers, damals gerade aus der A-Jugend der Eintracht in den Profikader aufgestiegen, kann sich noch gut erinnern, „dass der Dragoslav mit seiner Erfahrung vieles wettgemacht hat, obwohl ich wirklich schnell war. Er hatte eine gute Übersicht und blieb in brenzligen Situationen ruhig.“ Nach dem Training war er „herzlich und hat nicht den Star gegeben. Wir haben uns auf ihn gefreut“, so Borchers.
Die Eintracht macht ihm ein Angebot, und man wird sich einig. Geschäftsführer Jürgen Gerhardt reist nach Rotterdam, um den Vertrag mit Dragoslav am Rande eines Freundschaftsspiels von Roter Stern gegen Feyenoord unter Dach und Fach zu bringen. Die Ablösesumme steht fest, nach dem Spiel soll Dragoslav unterschreiben. Doch dann funkt Vujadin Boškov dazwischen.
Der ehemalige Nationaltrainer Jugoslawiens, der emsige Adidas-Verfechter von 1970, ist mittlerweile Trainer bei Feyenoord Rotterdam und hat ebenfalls starkes Interesse an seinem Landsmann. Kurz vor dem Spiel macht er Dragoslav heimlich ein attraktiveres Angebot als die Eintracht. Sowohl die Ablösesumme als auch das Spielergehalt liegen deutlich über dem, was die Frankfurter bieten.
Dragoslav soll sich schnell entscheiden. Plötzlich flüstert ihm sein aus dem Nichts aufgetauchter, ehemaliger (und 1995 verstorbener) Trainer Gojko Zec, der die Buschtrommeln gehört hat und weiß, um was es geht, im Vorbeigehen etwas ins Ohr: „Ein Serbe steht zu seinem Wort.“ Punkt. Ein Mann, ein Wort. Eine Änderung seiner getroffenen Entscheidung steht für Dragoslav nicht zur Debatte. Er unterschreibt bei Eintracht Frankfurt und verzichtet dadurch auf mindestens 100.000 Mark.
Nach 231 Spielen für den OFK sowie Roter Stern Belgrad bricht Dragoslav kurz vor dem Ende der Hinrunde 1976/77 seine Zelte in Belgrad ab und geht ins Ausland.
Es war ihm nicht vergönnt, die verdienten Früchte zu ernten. Am Ende der Serie werden die Belgrader zum zwölften Mal jugoslawischer Meister, nachdem sie zuvor eine für diesen erfolgsverwöhnten Klub ungewöhnlich lange vierjährige Durstrecke ohne Titelgewinn hatten zurücklegen müssen.
Kurz vor seinem Wechsel, beim 2000. Spiel des Roten Stern, erwies ihm Gojko Zec, der ab der Spielzeit 1976/77 Roter Stern trainierte und somit sein erster und letzter Trainer in Belgrad war, die Ehre, ein einziges Mal als Kapitän die Mannschaft auf das Spielfeld zu führen.
Am nächsten Tag ging es nach Frankfurt.
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