NANO:
Lüneburg
Cyberpunk-Roman
von
Oliver Borchers
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Die Handlungen sind frei erfunden.
Evtl. Handlungsähnlichkeiten sind zufällig.
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Erste Auflage 2020
© Oliver Borchers
© Coverbilder: Wiebke de Jong Posthumus, Depositphotos grandfailure
© Zeichnung Lena: Wiebke de Jong Posthumus
© Windkraftanlage, Autorenfoto: Oliver Borchers
© Bilder: Depositphotos grandeduc (Titel) lightsource (Nanobots), Sanychs (Matrix)
Lektorat: Shadodex – Verlag der Schatten
© Shadodex – Verlag der Schatten, Bettina Ickelsheimer-Förster, Ruhefeld 16/1, 74594 Kreßberg-Mariäkappel
ISBN: 978-3-946381-96-9
Nach den Umweltkatastrophen des späten 21. Jahrhunderts und der Vernichtung der Nanotechnologie durch einen Supervirus, steht die Menschheit vor einer großen Herausforderung.
Auch die schmerzmittelabhängige Steam kämpft mit ihren alten Körperimplantaten, die nicht mehr richtig funktionieren.
Als sie von einer Künstlichen Intelligenz angegriffen wird, entdeckt sie, dass ihr Schicksal eng mit der Nano-Katastrophe verknüpft ist.
Was aber haben ihre Träume von einem verlassenen Haus und die Agentin Lena damit zu tun?
Wer ist diese Lena und welches Geheimnis verbirgt sich in Lüneburg?
Inhalt
Prolog Prolog Ich lag am Straßenrand, Blut floss über mein Gesicht. Trotz der Schmerzen konnte ich den Blick nicht von ihr abwenden. Ich musste wissen, was geschah. Die Frau hob eine Hand. Plötzlich leuchtete ihr Körper blau, als würde jede Zelle ein Licht entfachen. Der Polizist, der ihr am nächsten stand, versteifte sich, sank zu Boden. Die anderen Männer brüllten wütend und eröffneten das Feuer mit ihren Plasmapistolen. Strom und heiße Gase durchzuckten den Körper, das blaue Licht flackerte, starb schließlich. Sie sank auf die Knie, dann zerfiel sie. Es war, als bestünde ihr Körper aus Milliarden Nanoteilen, die alle auseinanderbrachen. »Nein!«, flüsterte ich. Ihre Körperpartikel wurden von einer heftigen Windbö erfasst und davongetragen. Ihr Gesicht sank zu Boden, verlor seine Schärfe, Kanten bröselten ab. Ihr Blick traf meinen, ihre Lippen formten letzte Worte. »Du hast versagt. Du wirst wieder versagen.« Tief in mir explodierte das Gefühl, etwas Wichtiges verloren zu haben. Hitzewellen stiegen in mir auf, Tränen füllten meine Augen. »Wieso?«, rief ich. »Wieso werde ich versagen?« Ein Luftstoß fuhr in das Gesicht, zersprengte es. Sturmwirbel saugten den Staub auf und drehten sich immer schneller, bis eine mächtige Windhose emporragte. Der Boden vibrierte, als sie auf mich zukam. Sie zog mich empor, zerrte an mir. Plötzlich löste sich meine Hand genauso auf wie zuvor die Frau. Staub und Blut vermischten sich mit dem grauen Chaos vor mir. »Wieso?« Dann riss mich der Sturmwirbel auseinander.
I. Die Maskenbauerin
II. Träume
III. Die Stadt an der Küste
IV. La Lune
Autorenvorstellung
Nanobots
Unter Nanobots oder Nanorobotern versteht man
– noch hypothetische –
autonome Maschinen (Roboter) oder molekulare
Maschinen im Kleinstformat (…)
Eine wichtige Idee im Zusammenhang mit diesen ist die Möglichkeit der Selbstreplikation.
(Wikipedia)
Ich lag am Straßenrand, Blut floss über mein Gesicht. Trotz der Schmerzen konnte ich den Blick nicht von ihr abwenden. Ich musste wissen, was geschah.
Die Frau hob eine Hand. Plötzlich leuchtete ihr Körper blau, als würde jede Zelle ein Licht entfachen. Der Polizist, der ihr am nächsten stand, versteifte sich, sank zu Boden. Die anderen Männer brüllten wütend und eröffneten das Feuer mit ihren Plasmapistolen. Strom und heiße Gase durchzuckten den Körper, das blaue Licht flackerte, starb schließlich. Sie sank auf die Knie, dann zerfiel sie. Es war, als bestünde ihr Körper aus Milliarden Nanoteilen, die alle auseinanderbrachen.
»Nein!«, flüsterte ich.
Ihre Körperpartikel wurden von einer heftigen Windbö erfasst und davongetragen. Ihr Gesicht sank zu Boden, verlor seine Schärfe, Kanten bröselten ab. Ihr Blick traf meinen, ihre Lippen formten letzte Worte. »Du hast versagt. Du wirst wieder versagen.«
Tief in mir explodierte das Gefühl, etwas Wichtiges verloren zu haben. Hitzewellen stiegen in mir auf, Tränen füllten meine Augen.
»Wieso?«, rief ich. »Wieso werde ich versagen?«
Ein Luftstoß fuhr in das Gesicht, zersprengte es. Sturmwirbel saugten den Staub auf und drehten sich immer schneller, bis eine mächtige Windhose emporragte. Der Boden vibrierte, als sie auf mich zukam. Sie zog mich empor, zerrte an mir.
Plötzlich löste sich meine Hand genauso auf wie zuvor die Frau. Staub und Blut vermischten sich mit dem grauen Chaos vor mir.
»Wieso?«
Dann riss mich der Sturmwirbel auseinander.
Cara tippte mir auf die Schulter.
»Ich glaube nicht, dass die Maske das machen sollte. Wäre mir neu, dass sich Agenten solch eine Grimasse wünschen. Von wegen Unauffälligkeit und so.«
Ich schüttelte den Kopf und konzentrierte mich auf die gallertartige Masse in meinen Händen, die ich zu einer Maske zu formen versuchte. Ein fast durchsichtiges Gesicht mit großen Glubschaugen und Hamsterbacken starrte mich an. Ich fluchte und atmete tief durch. Eigentlich beherrschte ich meine Arbeit, das wusste auch Cara. Ich hatte nur manchmal schlechte Träume, die mir den Tag versauten. Erschreckende Träume von zerfallenden Frauen und Stürmen, die ich nicht verstand.
Ich fluchte noch einmal und ignorierte Caras Lachen. Mein Zeigefinger, der den fingernagelgroßen Controller mit einem alten Nanostift programmierte, bewegte sich leicht und verharrte, als der Stift in einem bestimmten Segment einrastete. Der holografische Monitor auf dem Controller erwachte daraufhin und stellte den entsprechenden Code dar.
»Jetzt hab ich dich!«, murmelte ich. Mit sachten Bewegungen korrigierte ich das Programm. Sofort veränderte sich die Masse, die Hamsterbacken glätteten sich, die Augäpfel wurden kleiner und die Farbe der Maske nahm einen dunklen Hautton an.
Cara schnalzte respektvoll mit der Zunge. »Hübsches Kerlchen! So kenne und schätze ich dich, Steam. In einem Moment träumst du wie ein Junkie, im nächsten lieferst du eine Arbeit ab, wie ich sie in hundert Tagen nicht hinbekommen würde. Nicht schlecht, wirklich!«
Sie übertrieb, denn die Maske, die sie geschaffen hatte, war ein Spitzenprodukt. Sie war ein perfektes Abbild eines Schauspielers aus dem zwanzigsten/einundzwanzigsten Jahrhundert, ein Gesicht, das heutzutage kaum jemand erkennen würde, aber gut aussah. Sehr geeignet, um Agenten bei ihren Aufgaben zu unterstützen.
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