»Das Handtuch, in das das Kind gewickelt war«, sagte sie. »Jedenfalls eines davon. Es ist wahrscheinlich im Magasin gekauft worden.«
Er wusste, dass er sie anglotzte. Dass sie deutlich sehen konnte, wie die Information ihn überraschte.
»Woher wissen Sie das?«
Sie erzählte es ihm. Und innerlich verfluchte er seine Leute, dass sie diesem Aspekt des Falles nicht nachgegangen waren. Oder zumindest hatte man ihm nichts davon gesagt.
Anschließend hatte sie ihn zu den Vorkommnissen im Krankenhaus interviewt, und er musste zugeben, dass er ihr vielleicht mehr Informationen gegeben hatte, als er es normalerweise tat. War das dumm? In der Regel sagte er Journalisten nie mehr als nötig. Eher ein bisschen weniger. Niemandem, genau genommen, denn fünfundzwanzig Dienstjahre hatten ihn gelehrt, seine natürliche Wortkargheit zu pflegen. Aber es war ein wenig wie mit der Musik. Als entlockte sie ihm etwas, das sonst unter Verschluss blieb.
Er trank den letzten Schluck Kaffee und stand von der harten Kirchenbank auf. Versprach sich, das nächste Mal vorsichtiger zu sein.
Sein Blick fiel zufällig auf die blonde Sopranistin, die ein wenig abseits allein auf einer Treppe saß und leise übte. Halbschwedin, wie er gehört hatte. Jetzt blickte sie auf, und ein Paar verwunderte blaue Augen begegneten seinen. Als würde sie erst jetzt seiner gewahr, obwohl sie zusammen im Chor sangen und natürlich ein paar Worte über dies und das miteinander gewechselt hatten. Als würde sie begreifen, dass er etwas anderes war als ein Mann mit einer Singstimme.
Sie lächelte vorsichtig, und er nickte ihr zu und versuchte sich an einem Lächeln, das ein wenig streng ausfiel. Das hatte mit seiner Arbeit zu tun, das wusste er. Er sollte sich daran gewöhnen, hin und wieder ein wenig er selbst zu sein.
»Wann ist es so weit?«, fragte er, als er in ihrer Hörweite war.
Unwillkürlich griff sie nach ihrem schwangeren Bauch. Sie war schön, fand er. Mit dem langen, bis zur Taille reichenden blonden Haar und den reinen Zügen glich sie einem der Engel, von denen der Dirigent so gerne sprach.
»In ungefähr drei Wochen«, sagte sie. »Noch eine Ewigkeit.«
Irgendwo im Bauch spürte er etwas Warmes und wusste, dass die Worte wahr waren. »Selig sind, die da Leid tragen, denn sie sollen getröstet werden.«
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