Rey Malo
Einmal Mallorca und kein Zurück
Roman
Einmal Mallorca und kein Zurück
Copyright © 2017 Zettner Verlag und Rey Malo
All rights reserved
ISBN: 9788711717554
1. Ebook-Auflage, 2017
Format: EPUB 3.0
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„Nun sieh doch mal, Gaby!“ Das rothaarige Mädchen deutete auf eine Zeitungsannonce. „Komm, überzeug dich selber, hier steht es: Vierzehn Tage Halbpension in einem Drei-Sterne-Hotel auf Mallorca für 780 Mark! Wär’ das nicht was für uns?“
„Ach, Ilona, Mallorca ist so überfüllt. Nur alte Leute machen dort Urlaub. Wir wollten doch ein paar nette Jungen kennenlernen, die finden wir da ganz bestimmt nicht. Ich weiß nicht – – –“
„Also, Gaby, da bin ich anderer Meinung. Was du sagst, mag für die Allgemeinheit gelten, aber ein paar nette Typen gibt es dort auch. Außerdem, das Angebot des Reiseunternehmens fällt genau in unsere Ferien. So günstig kommen wir nie wieder nach Spanien, und so schlecht ist Mallorca wirklich nicht. Ich bin dafür, daß wir diese Gelegenheit wahrnehmen!“ „Wenn du meinst? Ja, eigentlich hast du recht! Deine Ideen waren immer gut. Also okay, ich bin einverstanden.“
Ilona und Gaby, wohnten aus Kostengründen und der Einfachheit wegen zusammen. Beide lebten in einer Kleinstadt in der Nähe von Frankfurt. Sie machten eine Lehre als Textilkauffrau. Genau genommen war die Lehre bereits beendet. Die Inhaberin der Boutique, in der sie arbeiteten, hatte angeboten, sie nach bestandener Prüfung als Verkäuferinnen zu übernehmen. Diese Prüfung hatten sie heute mit Auszeichung bestanden. Übermütig beschlossen sie, bevor sie wieder in den Alltag einstiegen, einen tollen Urlaub zu machen. Natürlich kam nur Ausland in Frage. Sie wollten einen Sonnenurlaub genießen. Die Idee, die Ilona gerade der Tageszeitung entnahm, war genau das Richtige.
Ilona war die lebendigere von beiden. Gaby ließ sich nur zu gerne von ihr führen. Mit ihren neunzehn Jahren war sie ein Jahr älter als die Freundin. Die anfängliche Ablehnung der Mallorca-Idee entsprach der Schüchternheit Gabys. Ihr Naturell lehnte Hektik und Aufdringlichkeit ab.
Im Grunde gab Ilona der Freundin recht. Was konnte man schon an einem Urlaubsort an Bekanntschaften erwarten? Was hatte ihr Vater immer gesagt? ,Urlaubszeit ist eine schnelle Zeit. Glücklich wird man selten, und der übliche Sonnenbrand vermiest einem einen großen Teil des Urlaubs‘. Nein, dachte sie, als sie noch einmal den Reiseteil der Zeitung studierte. Das wird uns nicht passieren! Wir haben doch drei Wochen, und diese Zeit werde ich nutzen.
Wie immer, kam Ilona auch hier die Idee. Die Zeit reichte völlig aus, um eine Bekanntschaftsanzeige aufzugeben. Wenn sie es gleich morgen tat, blieb Zeit genug, sich aus den Zuschriften die richtigen Urlaubspartner herauszupicken. Nicht im entferntesten kam ihr der Gedanke, daß sich vielleicht überhaupt niemand auf eine solche Anzeige meldete. Sie war schon immer eine Optimistin, und der Begriff Pessimismus kam in ihrem Vokabular nicht vor. Der Erfolg gab ihr meistens recht. Begeistert machte sie sich daran, den Text zu verfassen. Er gelang vorzüglich. Sie beschloß, die Anzeige ohne Wissen der Freundin aufzugeben. Sie griff zum Telefon und ließ sich mit der Anzeigenredaktion der Tageszeitung verbinden. ,Zwei nette Mädchen, 18 und 19, suchen für Urlaub auf Mallorca zwei flotte Männer. Wer plant seinen Urlaub dort für Juli? Getrennte Kostenregelung Bedingung‘.
Es war wirklich Zufall und vom Anzeigenredakteur anhand einer Liste ausgewählt, daß die Chiffrenummer aus drei Sechsen bestand. Auch geschah ohne böse Absicht, daß der Setzer diese Ziffern durch Bindestriche trennte. So las sich die Chiffre 6 – 6 – 6, anstatt 666. Die Bindestriche veränderten alles. Man hätte gleich SEX – SEX – SEX schreiben können. Starke Kopfschmerzen peinigten die beiden Jungen beim Erwachen. Die Erinnerungen an vergangenen Abend waren verschwommen. Ralf, der bei seinem Freund Werner wohnte, stand verkatert auf und bereitete in der Küche einen kräftigen Kaffee. Der sollte den Kater vertreiben, denn es wurde Zeit, daß sie wieder ans Studium dachten.
Zusammen mit der neuesten Zeitung brachte er das Frühstück ins Schlafzimmer und weckte seinen Freund. Danach huschte er wieder unter die Bettdekke und langte nach einem frischen Brötchen. Auch Werner griff zum Tablett, das auf dem Nachttisch zwischen ihren Betten stand und ließ es sich schmekken. Der Duft des frischen Kaffees, die leckeren Brötchen, vertrieben die Gedanken an die Pleite mit den Mädchen.
Werner Kellerman schob sich den Rest des Marmeladebrötchens in den Mund und spülte mit einem Schluck Kaffee die letzten Krümel hinunter. Wie immer, wenn er beim Frühstücken im Bett lag, griff er anschließend zur Zeitung. Für ihn war es selbstverständlich, sich jeden Tag ausreichend zu informieren. Sein Interesse galt dem Sportteil. Da bevorzugte er Artikel, die über den Motorsport berichteten. Politik und Wirtschaftsereignisse überblätterte er. Schnelle Autos waren ihm wichtiger, zudem seine Bekanntschaften mit Mädchen. Beides brachte den meisten Spaß. Deshalb las er auch immer die Bekanntschaftsanzeigen. Aus dieser Rubrik hatte er schon öfters eine flotte Biene, wie er es nannte, für sich herausgepickt. Mit dem Zeigefinger fuhr er die kleingedruckten Spalten entlang, bis er plötzlich auf eine interessante Anzeige stieß. Erregt schnaufte er durch die Nase. Dann reichte er, genüßlich aufstöhnend, die Zeitung Ralf hinüber.
„Hier, lies mal!“ Sein Finger deutete auf die Spalte mit den Anzeigen. „Wär’ das nicht was für uns?“ Ralf schlürfte immer noch von seinem Kaffee. Nun stellte er die Tasse ab und griff nach der Zeitung. Werners Finger zeigte ihm, was er lesen sollte. Dann nickte er zustimmend und ließ das Blatt auf den Boden sinken. ,Werner hat doch immer eine gute Nase‘, dachte er.
„Solltest du die drei getrennten Sechsen genauso interpretieren wie ich, darf man sich schon einiges davon versprechen. Wollen wir darauf reagieren?“ „Natürlich! In der angegebenen Zeit haben wir doch auch Ferien. Birgitt und Sophia können wir vorläufig wohl abschreiben, oder? Also, wenn du mich fragst, kämen die zwei aus der Zeitung gerade recht.“ Der Gedanke an kommende Urlaubsfreuden erregte ihn. Er griff unter die Bettdecke und massierte sein Glied. Sinnliche Gedanken und die Berührung, ließen es beachtlich anschwellen.
„Himmel, allein die Vorstellung, mit zwei kessen Weibern irgendwo am Strand auf Mallorca zu liegen, macht mich geil. Wir sollten uns gleich auf diese Anzeige melden, damit könnten wir anderen den Rang ablaufen.“
„Wer soll den Brief schreiben?“
„Du! Deine Schreibe ist besser als meine. Mach‘s aber gut, so mit Charme und Melone, du weißt schon, was ich meine.“
„Okay. Hätte ich mir eigentlich denken können. Immer hängst du mir die schweren Sachen auf.“ Ralf schwenkte seine Beine wieder aus dem Bett und lief barfuß zum Badezimmer. In der Türöffnung drehte er sich noch einmal um.
„Mit oder ohne“.
„Was soll das heißen, mit oder ohne?“
„Na was schon? Mit Foto oder ohne?“
„Idiot! Mit Foto natürlich. Du kannst das Bild vom Strand in Riccione nehmen. Da sind wir beide ganz gut drauf getroffen. Man kann prima erkennen, wie wir unten herum gebaut sind.“ Werner drehte sich wieder auf die Seite und zog die Bettdecke über den Kopf.
„Ich schlafe noch ’ne Runde“, murmelte er unter der Decke hervor. Ralf verschwand endgültig im Bad. Vierzehn Tage später hielt Ilona die ersten Zuschriften in der Hand. Sie war überrascht. Ehrlich gesagt, sie hatte gar nicht mehr mit einer Antwort auf die Annonce gerechnet und war froh, Gaby noch nichts von ihrem Vorhaben erzählt zu haben. Jetzt ließ es sich wohl nicht länger verheimlichen. Sie war gespannt, wie die Freundin reagierte.
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