Niklas Rådström - Der Librettist
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In Den Haag also war sie an einer hartnäckigen Erkältung erkrankt. Die Familie war gerade an allen Höfen Bayerns und des Rheinlandes aufgetreten, vor französischen und englischen königlichen Hoheiten und nicht zuletzt auch in bürgerlichen Konzertsälen. In London nannte man Amadeo das größte Wunderkind aller Zeiten. Nachdem er mit verbundenen Augen Klavier- und Violinsonaten gespielt hatte, wurde er an eine Orgel gesetzt, wo er improvisierte, bis er auf der Orgelbank einschlief. Mehr als drei Jahre dauerte diese Reise, aber in Den Haag war sie vorbei. Nannerl war von Fieber und Schüttelfrost geplagt, ihr Hals war geschwollen, und obwohl die von ihren Eltern herbeigerufenen Ärzte sie zur Ader ließen, ihr Brust und Rücken mit Ölen und Kräuterextrakten einrieben und ihr Mineralpulver in einem Sud aus Wurzeln und Heilpflanzen zu trinken gaben, wollte die Krankheit nicht weichen. Der Priester, der ihr das Abendmahl verabreichte, war so besorgt über ihren Zustand, dass er darauf bestand, ihr auch die letzte Ölung zu geben. Er mischte den Fieberschweiß auf ihrer Stirn mit geweihtem Öl.
Ich sehe sie an der Krankenstatt stehen, die Mutter neben dem Bett mit einem Tuch für die feuchte Stirn ihrer Tochter, der Vater rastlos auf und ab schreitend, und dazu pausenlos Amadeos Klavierspiel im Nebenzimmer. Der Junge hat den Ernst der Lage verstanden, und die Akkorde und Melodien, die er den Tasten entlockt, haben einen neuen Klang. Nicht düster und beklemmend, nicht resignativ, sondern melancholisch, tröstend. Ich kann sie hier in meinem engen Zimmer hören, sehe sie über die Buchrücken in den Regalen huschen, ich fühle sie auf der Haut, wie den Tropfen eines milden Sommerregens. Was der Mensch nicht zu denken oder auszusprechen wagt, hat die Musik längst verstanden. Alle Sprachen, die das Mädchen auf ihrer langen Reise gehört hat, vermischen sich in ihren verwirrten Sinnen und kommen im Fieberwahn aus ihr heraus, wie ein bunt gemischtes Kartenspiel. Französische Worte klingen, als wären es deutsche, englische Phrasen ähneln italienische Arien. Trotz aller Sorge und Todesnähe müssen ihre Eltern über diesen sprachlichen Mischmasch lachen, und plötzlich verstummt das Klavier nebenan und ihr kleiner Sohn steht in der Tür. »Ist Nannerl wieder gesund?«, fragt er. »Wann können wir spielen?«
Wenige Tage später, als das Mädchen zu genesen begann, lag ihr kleiner Bruder mit bleichem Gesicht und glasigen Augen im Bett und hustete. Der jüngste Spross der Familie, dessen Begabung sie ihre Stellung verdankten, von der sie nie zu träumen gewagt hatten, lag todkrank in einem Gästezimmer in Den Haag. Sein Tod – abgesehen von der Verzweiflung, die jedes verlorene Kinderleben bedeutet – würde sie diesem Traumreigen an den Höfen und Konzertsälen entreißen und in ihr altes, bürgerliches Leben nach Salzburg zurückzwingen. Jeder Atemzug des Jungen im Krankenbett hielt den Traum am Leben, aber jedes Stolpern im Herzrhythmus und jedes Auflodern des Fiebers konnte bedeuten, dass die immer kürzere Pendelbewegung des Atems ganz stehen blieb. Amadeo erzählte mir, dass er eine Woche lang stumm dalag, nachdem das Fieber seinen Griff gelockert hatte, als hätte der Tod ihm ein Geheimnis anvertraut, das er nicht verraten durfte.
Als schließlich beide Geschwister wieder gesund waren, erfand Amadeo – oder Wolferl, wie ihn seine Eltern nannten – ein Spiel für sich und seine Schwester, in dem die Möbel des Gästezimmers, Passanten vor dem Fenster, Wasserfuhrwerke, Nachtwächter und Straßenhändler, kurz gesagt alle und alles in ihrer Umgebung, Rollen spielten, deren Sinn und Zweck nur er verstand. In diesem Spiel war Amadeo, das genesene Wunderkind, König in seinem eigenen Reich. Nannerl war seine engste Vertraute in dieser Kindermonarchie. Er beauftragte einen der Dienstboten, eine riesige Karte des Reiches nach seinen Instruktionen zu zeichnen und die Namen aller Städte und Dörfer, Flüsse und Seen sowie Ebenen und Berge einzutragen. Es war der Entwurf eines Kinderreiches, ein Zufluchtsort jenseits aller Pflichten und Ansprüche, ein Ort, wo die Macht den Träumern gehört.
Ich frage mich, wie sehr diese Flucht in eine andere Welt dazu beigetragen hat, dass Amadeo schon als kleiner Junge zu komponieren begann – dies und der Wunsch, seinen Vater mit immer neuen Leistungen zu erfreuen. Leopold Mozart. Ich traf ihn ein paar Mal. Er war ein kleiner, introvertierter Mann mit einer blassen Aura der Verbitterung. Die ersten Kompositionsversuche seines Sohnes tat er als Kleckserei ab. Aber ein befreundeter Musiker, der gerade zu Besuch war, nahm sich das Notenblatt vor und erkannte die Stimmen, Verzierungen und Variationen hinter den Tintenklecksen. Die Noten waren nicht einfach nur verwoben und spielbar, das Resultat war auch noch schön und originell. Der Vater sagte seinem Sohn, dem Vieroder Fünfjährigen mit den klaren, blauen Augen und den sonnig runden Wangen, dass diese Komposition zu schwierig sei. Es seien zu viele Noten, die niemand spielen könne. Da antwortete Amadeo: »Das ist ein Konzert, Papa. Man muss üben, um es spielen zu können.« Man muss üben! Welch eine Antwort an alle Zweifler. Man muss üben!
Mir wurde die große Ehre und Freude zuteil, Amadeos geträumtes Kinderreich zu betreten. Ich habe die Welt mit den unschuldigen Augen des kindlichen Monarchen betrachtet. Auf meinen Geschäftsreisen zwischen Sunbury und Philadelphia stellte ich mir die weiten Buchenwälder, die rauschenden Bäche, die steilen Felsen und tiefen Täler als meine Landschaft vor, als mein Reich, das ich erobern und beherrschen konnte. Die Waren, mit denen meine Kunden ihre Schulden abgegolten hatten – Jagdbeute, Naturalien und kleinere Handwerksprodukte –, verkaufte ich in Philadelphia. Für das Geld, das ich dafür bekam, erstand ich Essenzen und Medikamente, Blutholzbäume und Mandeln, Würste und Trockenfrüchte. Von meinen Kunden und Nachbarn kaufte ich Pelze und Häute, Bienenwachs und Getreide, die ich in der großen Stadt weiterverkaufte, wo unser stolzer Bundesstaat ans Meer grenzt. Von dort wiederum kehrte ich mit Nägeln, Öl, Baumwollstoffen und Schuhen zurück. Und nicht zuletzt behielt ich das beste Getreide, um daraus einen Schnaps zu destillieren, der sich mit dem hervorragendsten französischen Branntwein messen konnte, wie viele meinten. Nicht mehr der Jüngste mit meinen fast siebzig Jahren, arbeitete ich tagsüber und verbrachte die Abende mit gemütlichen Mahlzeiten, inspirierenden Gesprächen oder Tanzveranstaltungen auf kleinen Volksfesten. Der Ausbruch des Krieges gegen England wirkte sich positiv auf meine Geschäfte aus. Die Preise stiegen, und ich musste für mein expandierendes Unternehmen einen Lagerraum am Marktplatz mieten. Es war ein gutes Leben, und da mir diese Art von Geschäften durchaus vertraut war und meine Erwartungen bei Weitem übertroffen wurden – was mich innerhalb kurzer Zeit zum zweitgrößten Steuerzahler der Gemeinde machte – konnte ich uns nach einigen Jahren ein prachtvolles Backsteinhaus an der westlichen Ecke des Marktplatzes bauen lassen, mit seinen drei Stockwerken ohnegleichen in der Gegend.
Aber selbst in diesem ländlichen Idyll, das ohne Weiteres das Reich eines gutgläubigen Kindes hätte sein können, trat bald die harte Wirklichkeit auf die Bühne, diesmal in Gestalt von Neid und Wucher, verkleidet mit dem schmutzigen Mantel schnöder Gewinnsucht. Der Mann, von dem ich mein Lager mietete, war ein grobschlächtiger Kerl namens Thomas Robins, ein unverbesserlicher Trinker und Intrigant, getrieben vom Spielteufel und Gott weiß welch anderen bösen Geistern. Er war so tief gesunken und verhärtet, dass er fast jedes Wochenende in Schwierigkeiten geriet. Immer wieder musste er Bußgelder bezahlen. Sie nannten ihn Tom mit den hundert Beinen, als wäre er ein alter Indianer, den die Wilden vergessen hatten, als sie in die Gründe weiterzogen, wo sie heute zu Hause sind, wo immer das ist. Ich will mir gar nicht ausmalen, was gegenüber in seinem Haus vorging. Dabei will ich nicht leugnen, dass ich in der Alten Welt unzählige Orte des Lasters gesehen und mich sogar dort aufgehalten habe. Nach vielen Jahren in Ländern, die von gewissenlosen Monarchen und Aristokraten regiert werden, nährte ich die Hoffnung, dass das Freiheitsideal der Neuen Welt und der Geist der Pioniere mit dieser Abart menschlichen Benehmens reinen Tisch machen würde. Aber macht die Freiheit den Menschen automatisch gut? Ich fürchte nein.
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