Åsa Nilsonne - Dünner als Blut - Schweden-Krimi

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Mord im Krankenhaus – der erste Fall für die sympathische Stockholmer Polizistin Monika Pedersen: Per Zufall wird sie von der Streife in die Mordkommission geschickt und hat sofort ihren ersten Fall an der Hand. Im Västra-Krankenhaus stellt sich heraus, dass ein Patient nicht eines natürlichen Todes gestorben, sondern kaltblütig ermordet wurde. Doch schnell zeigt sich, dass Pedersen wohl nicht nur das Krankenhaus genauer unter die Lupe nehmen muss, sondern auch das Privatleben des Verstorbenen…"Schweden hat eine neue Krimikönigin: Åsa Nilsonne." – Östgöta Correspondenten"Monika Pedersen ist eine sehr angenehme Bekanntschaft: umgänglich, normal, ehrgeizig und unsicher. Aber nicht ohne Überraschungen. Monika Pedersen und Åsa Nilsonne müssen unbedingt weitermachen." – Dagens Nyheter"Åsa Nilsonne ist die neue schwedische Krimi-Königin: Hier verbinden sich Spannung und Dynamik mit großer Sachkenntnis." – Ostra Smaland"Åsa Nilsonne verbindet Spannung mit menschlicher Wärme." – Dagens NyheterDie fünf Kriminalromane rund um die ehrgeizige Stockholmer Polizistin Monika Pedersen kreisen nicht nur um spannende Fälle in bester skandinavischer Krimitradition, sondern handeln auch von ihrer persönlichen und professionellen Entwicklung.

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Åsa Nilsonne

Dünner als Blut - Schweden-Krimi

Übersetzt Gabriele Haefs

Saga

Dünner als Blut - Schweden-Krimi Übersetzt Gabriele Haefs Coverbild / Illustration: Shutterstock Copyright © 1994, 2020 Åsa Nilsonne und SAGA Egmont All rights reserved ISBN: 9788726445107

1. Ebook-Auflage, 2020

Format: EPUB 2.0

Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit Zustimmung von SAGA Egmont gestattet.

SAGA Egmont www.saga-books.com und Lindhardt og Ringhof www.lrforlag.dk

– a part of Egmont www.egmont.com

DANK

Mein besonderer Dank gilt Kriminalkommissar Björn Axelsson, der sich freundlich und geduldig bemüht hat, meinen Wissensstand über Räumlichkeiten, Organisation und Arbeitsweise der Polizei zu vergrößern; Nisse Hellberg und Wilmer X, der mir Einblick ins Musikleben verschafft hat, und diversen Kollegen und Freunden, die Auskünfte und Meinungen beigetragen haben.

Ich danke dem St. Görans Krankenhaus in Kungsholmen, seit zwölf Jahren »mein« Krankenhaus, möchte mich aber dafür entschuldigen, daß ich es durch das Västra Krankenhaus ersetzt habe. Es gibt außer der geographischen Lage keine Ähnlichkeiten, und ich möchte vor allem darauf hinweisen, daß keine meiner Personen einem wirklichen Menschen entspricht, doch auch erfundene Personen brauchen schließlich Namen und Aussehen. Ich habe auch einige der Häuser von Kungsholmen umgestellt, und ich hoffe, daß mir das die Einwohner dieses angenehmsten Wohnviertels von Stockholm nachsehen werden.

ANMERKUNG DER ÜBERSETZERIN

Auf schwedisch heißt das männliche Krankenhauspersonal »Schwester«. Im Buch treten diverse »männliche Krankenschwestern« auf, so wie »Schwester Peter«, ein arger Schurke. Ich fände es schade, wenn diese schöne schwedische Eigenart in der Übersetzung verlorenginge.

PROLOG

Langsam verbreitete sich ein Grippevirus in der Inneren Mongolei, einem spärlich bevölkerten Teil des sonst so dichtbesiedelten China. Die Bevölkerung, die vor allem aus Viehzüchtern bestand, wurde krank und nach einigen Tagen mit Fieber und Muskelschmerzen auch wieder gesund. Die dreijährige Olan bekam, wie viele andere, hohes Fieber, sie weinte und klagte über Schmerzen im ganzen Körper, sie schwitzte und hatte Durst, während sich das Grippevirus in ihrem Körper verbreitete. Bei einer seiner unzähligen Milliarden von Kopien änderte das Virus seine Eigenschaften, indem es sie neu kombinierte, wie die Glasstücke in einem Kaleidoskop neue, einzigartige Bilder ergeben, wenn sie die Plätze vertauschen. Die neue Kombination unterschied sich nur in einem einzigen Punkt von den anderen Varianten, die im Umlauf waren: Es fiel der menschlichen Immunabwehr sehr schwer, sie zu entdecken. Olan ging es nicht besser, ihr Zustand verschlechterte sich in den nächsten Tagen. Ihre Eltern begriffen langsam, daß sie sterben würde, und baten deshalb den Arzt bei einem seiner regelmäßigen Besuche in der Stadt um Rat.

Der Barfußarzt, der Olan auf Gedeih und Verderb fiebersenkende Mittel und Antibiotika verpaßte, nahm das neue Virus in die nächsten beiden Städte auf seiner Besuchsliste mit, dann wurde er selber krank und mußte das Bett hüten, bis er wieder schmerzfrei war.

Olan überlebte, ohne Hilfe der Medikamente, aber ihre Genesung erhöhte das Ansehen des Arztes in ihrem Ort, und die Nachfrage nach seinen Diensten stieg.

Das Virus brauchte ein Jahr, um Zhenshou zu erreichen, dann wanderte es im Laufe einiger Wochen nach Shanghai weiter, von wo kein Anstieg der Todesfälle berichtet wurde, was vermutlich daran lag, daß in dieser riesigen Stadt nicht so genau über Todesfälle Buch geführt wurde. Vielleicht lag es auch daran, daß solche Auskünfte in Folge der neuen politischen Zurückhaltung dem Ausland gegenüber geheimgehalten wurden.

Seltsamerweise wurde Mexiko City – als erste Stadt mit voller Informationsfreiheit – voll getroffen. Unter dem millionenstarken Menschengewimmel verbreitete sich das Virus mit überraschender Geschwindigkeit und hinterließ dabei eine reiche Ernte an Todesfällen. Wie immer kamen die sehr Alten und die sehr Jungen zuerst an die Reihe, aber auch unter erwachsenen, nicht besonders unterernährten Menschen kam es zu Todesfällen. In einigen Stadtteilen, in den Slumgebieten der Stadt, schien die Pest gewütet zu haben. Manche Familien verloren innerhalb einer Woche die Hälfte ihrer Kinder, und nun plötzlich erwachte die selbsternannte »entwickelte Welt« zum Leben. In Mexiko City gibt es ja Ausländer genug, und in direkter Nachbarschaft liegt eines der leistungsstärksten menschlichen Gemeinwesen der Welt.

Sofort wurde mit allem erdenklichen virologischen und bakteriologischen Fachwissen eine Hilfsaktion eingeleitet, und bald war die Ansteckungsquelle erkannt: ein normales, mutiertes Grippevirus. Diese Nachricht war in gewisser Hinsicht beruhigend, da zur Identität der Krankheit schon wesentlich phantasievollere und beängstigendere Vorschläge gemacht worden waren. Aber sie breitete sich weiter aus, und eine effektive Behandlungsmethode wurde nicht gefunden.

In westlichen Zeitungen beruhigten die Journalisten ihr Publikum mit bekannten Tatsachen: Epidemien in der Dritten Welt, die die Armen, Obdachlosen und Unterernährten ums Leben bringen, müssen für uns oder für unsere Kinder noch lange keine Gefahr bedeuten. Die Berichte über die Verbreitung der Krankheit, die zuerst Schlagzeilen geliefert hatte, schrumpften zu Kurznotizen auf den Auslandsseiten.

Einige Wochen später wurde die Bevölkerung von Rom, London, Seattle und Kopenhagen durch die Entdeckung geschockt, daß das neue Virus die Grenze zwischen der armen und der reichen Welt nicht respektierte. In der westlichen Welt starben zwar nur sehr alte und schwache Menschen, aber fast ein Drittel der Bevölkerung dieser Städte erkrankte, Block um Block, Stadtteil um Stadtteil. Läden schlossen, Buslinien mußten eingestellt werden, in den Straßen stapelten sich die Abfälle.

Die geringen bisher produzierten Impfstoffmengen wurden zur heißesten Handelsware auf dem Schwarzmarkt. Es kam zu verwirrenden und quälenden ethischen Diskussionen: Wer geht vor? Der Regierungschef, der 89jährige Greis im Pflegeheim oder die 35 jährige asthmakranke Frührentnerin? Ab und zu mutierte das neue Virus wieder, aber die neuen Kombinationen waren fast alle weniger dramatisch in ihren Interaktionen mit dem menschlichen Körper, und sie wanderten weiter in die Welt und aus der Welt hinaus, neben ihren besser getarnten Verwandten, die mit ihrem einzigen Ziel solchen Erfolg hatten: sich zu vermehren.

1

Bo Ekdal entschloß sich im Jahre 1984, im Alter von 41 Jahren, keine Zeitungen mehr zu lesen. Er hatte von einem Tag auf den anderen eingesehen, daß von nun an nicht nur seine Jahre und Tage begrenzt waren, sondern auch seine Stunden und Minuten, und überrascht und mit einem Hauch von Trauer war ihm klargeworden, daß es weder ihn selber noch irgendwen sonst interessierte, was er sich für Meinungen über die Lage im Mittleren Osten, die neuesten Steuererhöhungen oder den Lyriker des Jahres gebildet hatte. Von nun an sortierte er lieber die von ihm selbst verfaßten Fachartikel, während er sein cholesterinfreies Frühstück verzehrte, oder er nahm sich, wenn sein Gewissen das zuließ, seine liebsten griechischen Dramen vor, in denen er voller Erstaunen immer noch bei jedem neuen Lesen neue Tiefen entdeckte. Er hielt ansonsten die übrige Belletristik für überflüssig, sowohl für ihn selber als auch für andere.

Also war es wohl richtig, zuerst mit den Zeitungen aufzuhören, dachte er, ohne zu wissen, warum, während er langsam durch einen langen Backsteinkorridor im Pathologischen Institut schlenderte, in dem er Professor und Chef war. Vielleicht lag es daran, daß Stockholm an diesem Märzmontag in dichten Nebel gehüllt war, wie ein Wertgegenstand sorgfältig verpackt, um in der Post nicht zu Schaden zu kommen, scheinbar ohne Kontakt zur Außenwelt. Vielleicht ließ nun seine Unruhe, die fast schon Panik war, von ihm ab, und es gewann langsam die Ahnung Oberhand, daß alles gutgehen würde, daß sein Leben trotz allem zu irgendeiner Art von Erfolg führen würde, der die anderen dazu bringen würde, seine Eigenheiten, wie das Fehlen der Morgenzeitung, mit Nachsicht oder, warum nicht, mit Respekt zu betrachten: »Es ist eigentlich kein Wunder, daß Professor Ekdal soviel erreicht hat – schon seit Jahren vergeudet er seine Zeit nicht mehr mit den Nachrichten.« Die Nackenmuskeln schmerzten, als er anfing, sich zu entspannen.

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