In der Werbeagentur, in der ich nach Beendigung meiner Ausbildung dann unterkam, fügte es das Schicksal, daß ich mich als erste Frau in der Branche mit der neuen digitalen Technik des Desktop Publishing vertraut machte. Ich wurde in Bo Berndals Typographie-Lexikon aufgenommen, da ich als wegweisend für die sogenannte aktive Typographie galt, die die neuen Zeichenprogramme dann so großzügig einsetzen sollte.
Aber ich finde es ermüdend, mich über meine kometenhafte Karriere in der Pseudobranche der Werbung zu verbreiten. Wichtig ist, daß ich älter wurde, während die Objekte meiner Begierde weiterhin im Alter zwischen zwölf und achtzehn verharrten, und meine Vergnügungen immer mehr den Charakter eines Kinderraubes annahmen.
Ich wurde von Designschulen und ähnlichen Institutionen im ganzen Land für Vorträge engagiert, an Schulen, die durch den Medienboom überfüllt und begehrt waren wie Rettungsboote bei einer Fährkatastrophe. Dort konnte ich für glühend begeisterte Jünglinge Hof halten, und immer gab es mindestens einen dabei, der meine sexuellen Neigungen aktivierte. Ich glaube, ich sollte hier einfügen, daß meine promiskuitive Phase mit der Vergewaltigung ein Ende genommen hatte. Regelrechte Penetration fand über Jahre hinweg höchstens zweimal in zwölf Monaten statt, und auch dann versuchte ich, nur in abgelegenen Jagdgründen tätig zu werden, auf Reisen und in den Toilettenräumen der dunklen Kellerkneipen, die von Jünglingen besucht wurden. Auch die Aidsgefahr hatte zu einer allgemeinen Vorsicht geführt. Meistens mußte ich mich mit heftigen Wortwechseln mit den eifrigen Bubis begnügen, die in der Firma, in der ich als Art Director angestellt war, ihre vorgeschriebenen Schulpraktika absolvierten. Sie rauften sich um meine Gunst, diese kleinen Wichte, und ich führte sie an meinem großen Lichtpult in die typographischen Grundregeln ein und konnte dabei bisweilen die Hand auf eine welpenhafte Faust legen, die unsicher das Skalpell hielt. Ab und zu war die Luft dermaßen von fleischlicher Versuchung gesättigt, daß ich auf die Toilette fliehen mußte, um durch Masturbation meine pulsierende Scham zu beruhigen. Doch trotz meiner hart erkämpften Beherrschung hinterließ ich wie alle anderen Kriminellen eine Perlenschnur aus Beweisen hinter mir (denn wir alle leiden unter einem destruktiven Wiederholungszwang, der uns am Ende in die Falle gehen läßt). Eine Folge von Ereignissen sorgte für einen zu leicht erkennbaren Abdruck meiner Achillessehne. Natürlich war es für eine Dame von fünfundzwanzig absolut comme il faut , sich mit jungen Knaben zu verlustieren. Aber da ich eine geachtete Karrierefrau war, machte ich mir doch so meine Gedanken darüber, was passieren würde, wenn ich bei meinem Laster ertappt und vielleicht beschuldigt würde, mit Hilfe meiner Chefinnenposition unschuldige Praktikanten auszunutzen. Während ich tapfer gegen meine Triebe ankämpfte, wußte ich zugleich, daß ich mich dem Verderben näherte, und daß sich eines Tages der tierische Rachen um meinen schlanken Leib schließen und mich in den Abgrund ziehen würde, in dem sich dieser sabbernde Dämon versteckt hielt.
Es begann mit Jonny.
Jonny zählte ganze siebzehn Lenze und besuchte den musischen Zweig des Gymnasiums Riddarfjärdsskolan. Er war, wie überraschend viele Schlümmel, bei einer alleinstehenden Mutter großgeworden, wohnte noch immer dort und beschrieb sie auf allerköstlichste Weise. Jonny besaß eine unbestreitbare Schlümmelqualität, sein Smash wirkte wie eine Injektionsnadel, deren Gift meinen antrainierten Widerstand sofort lahmlegte. Es war die pure Götterdämmerung, wenn dieser niedliche Knabe das Büro betrat, in dunklen Vintage-Wranglers und Netzhemd, das mir durch zahllose Gucklöcher den Blick auf seine haarlose Brust ermöglichte, deren Muskeln ihr hypnotisches Locklied vortrugen. Er trug einen braunen Ledergürtel, der seine schmalen Hüften betonte, und Boots aus den sechziger Jahren, die er zweifellos auf einem Flohmarkt gefunden hatte. Wenn er mit seinem schlaksigen Gang durch das Atelier auf mich zukam und mit kindlichem Optimismus fragte, ob ich einen AD-Ass. brauchte, war ich einfach fertig. Ich registrierte sofort, daß seine jeansblauen Augen die ständige schlümmelhafte erotische Offenheit verrieten – ach, gerade das macht sie doch zu Magneten! Aber dieser kleine Tropf! Er hatte keine Ahnung von digitaler Satztechnik. Er hatte von dem jungen Gestaltungsgenie Neville Brots gehört, konnte aber Garald nicht von Didon unterscheiden. Ich stellte ihn auf die Probe, ließ ihn den Entwurf für eine Kondomkampagne machen. Natürlich hatte ich mir dieses Thema ausgesucht, um dabei auf Sex anspielen zu können; meine Unterhose war schon so naß, daß ich mir während der Mittagspause eine neue kaufen mußte. Nach vier Stunden unerträglicher sexueller Erregung, bei der erstaunlicherweise doch nicht alle meine Sicherungen durchbrannten, zeigte Jonny mir seinen Entwurf, und ich brach in hysterisches Gelächter aus, das zur Hälfte von meiner unbeschreiblichen physischen Anspannung verursacht war und zur anderen von Jonnys Leistungen. Er hatte sich für das Bild eines Gartenschlauches mit einem Loch entschieden, aus dem eine dünne Fontäne hervorspritzte. Darunter hatte er den Satz »Ein Tropfen reicht« gesetzt, und das noch dazu in der verhaßten Type Lubalin. Aber als Jalle, mein korpulenter Chef, den Raum durchquerte, um einen bescheidenen Anteil an meiner Heiterkeit zu beanspruchen, sah Jonny so verzweifelt und verwirrt aus, daß ich meinen neuen Schüler in Schutz nehmen mußte. Jalle, der über vierzig war und an bösartigem Zynismus litt, entdeckte die Quelle meiner Erheiterung indes sofort und kommentierte alles mit einem Schmatzen und einem Kopfschütteln, bei dem seine grobporigen Wangen in heftige Bewegung versetzt wurden, was Jalle im Gegensatz zu Jonnys festen, glatten Konturen nun wirklich reif für den Schrottplatz der Geschichte aussehen ließ. Jalle glaubte natürlich, mir zu helfen, als er Jonny mit aufgesetzter Freundlichkeit bat, Kaffee zu kochen, denn er hatte seine eigene Karriere ebenfalls als Laufbursche angefangen. Als Jonny zu meinem Tisch zurückgeschlichen kam und mir mit untertäniger Miene meinen Kaffee servierte, kam es in meiner Scham zu einer heftigen Explosion, und ich konnte nicht einmal unter Aufbietung meiner gesamten Willenskraft – die wahrlich keine geringe ist – mein wildes Begehren bezwingen. Ich berührte seine dunklen, glatten schulterlangen Haare federleicht mit der Hand (und diese Geste hat kein Johnny jemals mißverstanden) und bat ihn, mir zu folgen.
In der verschlossenen Toilettenkabine, die durch einen davorgelegenen Waschraum schallisoliert war, legte ich die Arme um seinen schönen glatten Hals, fuhr ihm über seine glänzenden Haare, schob sie hinter seine Ohren (in dem einen saß ein Silberring), und wir küßten uns. Obwohl seine Nervosität nach der Demütigung seinem warmen Atem einen schärferen Beigeschmack verpaßt hatte, roch dieser doch noch mild und milchig, und seine Zunge war weich und geschmeidig zugleich. Er preßte seinen angespannten Knabenkörper an meinen und war wunderbar hart. Ich befreite ihn und nahm sein williges Glied zwischen meine Lippen.
Hier sind vielleicht ein paar Anmerkungen zur Kunst der Fellatio am Platze. Durch ausführliche Gespräche mit meinen schwulen Freunden habe ich meine Fähigkeit trainiert, befriedigenden Oralsex zu liefern (Frauen weisen ja häufig eine bedauerliche Unkenntnis dieser genüßlichen Tätigkeit auf, manche sind angeblich so unbeholfen und ungeschickt, daß man sich im Grunde fragt, wieso sie überhaupt zu oralen Unternehmungen schreiten). Mein bester Freund, Klas, hat mir durch praktische Übungen, zu denen er mir zwei seiner Finger zur Verfügung stellte, beigebracht, wie sich ein oral organisierter phallischer Volltreffer am besten in die Wege leiten läßt. Vor allem, aber das wußte ich schon vorher, muß die Frau diese Aktivität selbst auch genießen. Darauf baut dann die technische Vollendung auf. Viele begehen den Fehler, ihre Zähne nicht aus der Sache herauszulassen; es gilt, die Lippen vorzuschieben und zugleich im Mundraum Platz zu lassen. Mit der Zunge zu wedeln ist unnötig und in gewisser Hinsicht störend. Das männliche Glied ist ein Gebrauchsgegenstand, der am besten auf rhythmische und regelmäßige Bewegungen reagiert. Ist das Organ umfangreich, eine Eigenschaft, die an sich ja bereits wünschenswert ist, dann kann das bei manchen zu Würgereflexen im Gaumensegel führen. Um einer solchen Reaktion zu entgehen, kann frau den Penis gegen die Innenseite ihrer Wange richten, wenn sie dabei eine Kollision mit den Zähnen vermeidet. Wir sollten außerdem bedenken, daß die Eichel am sensibelsten reagiert, weshalb es nicht immer nötig ist, sich das ganze Kotelett in den Hals zu schieben, was durchaus zu leichter Atemnot führen kann. Kurze, aber energische Berührungen lassen sich hervorragend mit tieferen Bekanntschaften abwechseln. Um den Höhepunkt herbeizuführen, ist in der Regel eine gewisse Phase der Monotonie gefragt, und diese sollte wie ein Geschenk dargebracht werden, wie eine Aufopferung. Die Belohnung erfolgt dann, wenn wir spüren, wie der Muskel ein wenig anschwillt, woraufhin der warme Brei herausgepumpt wird. Ich halte es für die glatte Sünde, dieses wohlschmekkende Gebräu auszuspucken, und behalte es vor dem Herunterschlucken gerne noch eine Weile im Mund.
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