Eva kämmte das glatte, seidenzarte Haar ganz zurück. Es lag dicht dem gutgerundeten Schädel an. Dann saß sie noch eine Weile und horchte auf das Gequarre der Frösche, das Summen des Wassers im Kocher und das Knistern des Zigarettenpapiers.
„Bald trinkt ihr wieder Weißwein“, sagte sie traurig, „dann ist der Winter vorbei.“
Sie tippte Herrn von Tiedebüll leicht auf die Schulter, legte der Mutter die Hand auf die Stirn, küßte sie überraschenderweise auf beide Schläfen und ging hinaus. Sie wollte eigentlich noch eine Fratze zur Tür hinein schneiden, aber nachdem das Gesicht schon in clownsmäßige Falten gelegt war, hatte sie keine Lust mehr. Sie drehte sich um, ging mit kleinen, unsicheren Schritten schnell durch den kalten Flur, in dem es noch nach Winter roch, sprang die Treppen hinauf und konnte erst oben wieder das Gesicht vernünftig bekommen.
Tiedebüll und die Baronin tranken schweigend den Grog. Die Frösche ärgerten sie. Nun bellten auch noch die Hunde wie rasend. Mutter und Tochter riefen gleichzeitig aus den Fenstern nach ihnen, mußten lachen, bogen sich hinaus und winkten einander zu. Tiedebüll zog heftig den Vorhang vor.
„Maria“, sagte er ernst und fragend.
Aber Maria Camphausen schüttelte den Kopf. Sie legte ihre kleine Hand auf den Arm des Freundes, eine Hand, die schon älter war als ihre Trägerin, greisenhaft fast und ein wenig verweichlicht.
„Sicher ist es nur die gewöhnliche Albernheit des Frühlings. Man weiß nicht, woran man ist. Halb lebt man draußen, halb im Zimmer.“
Tiedebüll antwortete nicht. Maria Camphausen machte eine lange Pause.
„Die einen fühlen sich im Herbst alt“, schloß sie dann die Unterhaltung, „und die andern bekommen im Frühling Sterbeangst. Einmal im Jahr ist jede Frau verrückt, weil sie älter wird.“
Herr von Tiedebüll schüttelte ärgerlich den Kopf. Er fand solche allgemeinen Betrachtungen überflüssig.
„Unsinn“, sagte er und näherte sein Gesicht lächelnd dem traurigen Gesicht der Baronin.
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