Dr. Manuela Macedonia
dich klug!
Und dein Gehirn freut sich
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1. Auflage
© 2021 Ecowin Verlag bei Benevento Publishing Salzburg – München, eine Marke der Red Bull Media House GmbH, Wals bei Salzburg
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Medieninhaber, Verleger und Herausgeber:
Red Bull Media House GmbH
Oberst-Lepperdinger-Straße 11–15
5071 Wals bei Salzburg, Österreich
Satz: MEDIA DESIGN: RIZNER.AT
Illustrationen: Klaus Pitter
Fotografie: Sabine Kneidinger und Vector Tradition/Shutterstock
Umschlaggestaltung: Hauptmann & Kompanie Werbeagentur, Zürich
ISBN: ISBN 978-3-7110-0272-3
eISBN: ISBN 978-3-7110-5297-1
Ich wurde an einem heißen Augusttag als Frühchen geboren .
Fast 24 Stunden hatten meine Mamma und ich gebraucht, damit ich ganz blau das Licht der Welt erblickte, ohne einen Ton von mir zu geben, am Ende unserer Kräfte, ein Häufchen Kind – wie sie pflegte zu sagen – 2.800 Gramm auf der Waage. Meine Finger hatten angeblich den Durchmesser von Spaghetti Nr. 5, meine Arme und Beine seien dünn wie Grissini Torino gewesen, die ganz dünnen, wie man sie in Restaurants, verpackt im Brotkörbchen, findet. Mein Rumpf sei unförmig, eine Flasche San Pellegrino-Wasser sei schöner gewesen. Ein hässliches Kind, ein ranocchietto, also ein Fröschlein war ich, das kaum atmen konnte und von einer nicht allzu zimperlichen Klosterschwester an den Füßen gepackt und so lange mit dem Kopf nach unten geschüttelt wurde, bis es einen Proppen Schleim ausspuckte und ein Miau wie ein Kätzchen von sich gab, um dann wieder für die nächsten drei Monate seiner Entwicklung, außerhalb des beschützenden Mamma-Bauchs, zu verstummen. Dass ich überlebte und dass ich die Folgen einer solchen Frühgeburt ohne Gehirnschäden und somit ohne kognitive Beeinträchtigungen, mit einer durchschnittlich stabilen Psyche, überwinden konnte, verdanke ich meiner Mamma, ihrer Milch spendenden Brust und später ihrer grandiosen italienischen Küche, die mein Gehirn stärkte und mich zu alledem befähigte, was ich in meinem Leben verwirklicht habe. Ich vermisse ihre selbst gemachten Ravioli, ich würde Gold für ihren Rinderbraten geben, auch für die Polenta mit Fontina, dem Almkäse des Aostatals .
Meiner Mamma ist dieses Buch gewidmet, die oben im Himmel sitzt, auf mich liebevoll schaut, in Dankbarkeit .
Einleitung
Warum wir so gerne essen
Wie Botenstoffe unser Lustempfinden steuern und unser Essverhalten bestimmen
1 Essen und Trinken im Mutterleib und davor
Wie die Mutter sich ernährt, bestimmt die Entwicklung des kindlichen Gehirns vom frühesten Stadium an und sogar vor der Zeugung
2 Muttermilch und Nutellabrot
Warum gestillte Kinder glücklicher sind, was das Mikrobiom damit zu tun hat und wie sich das auf die Entwicklung des Gehirns auswirkt.
3 Genuss: Freude und Verdammung
Worauf wir Lust haben, ist nicht immer das, was gut für unseren Körper und damit unser Gehirn ist. Wie man die Gegensätze vereint und damit zu einem lustvollen und gesunden Ernährungs- und Lebensstil kommt.
4 Essen, meine Medizin im Alter
Der Alterungsprozess des gesamten Körpers, also auch des Gehirns, ist eine natürliche Gegebenheit. In der richtigen Ernährung liegt allerdings der Schlüssel zur lebenslangen geistigen Leistungsfähigkeit
Danksagung
Literaturverzeichnis
Einleitung
Warum wir so gerne essen
Meine Seele ist italienisch, mein Herz österreichisch, auch wenn es ums Essen geht. Koche ich selbst, ernähre ich mich grundsätzlich so, wie ich es von meiner Mamma gelernt habe, also mediterran, mit viel Gemüse, Obst, Olivenöl, Fisch, Rindfleisch, und nachdem ich mich sportlich betätigt habe, mit Pasta und Risotto. Gehe ich in Österreich essen, bestelle ich Schweinsbraten mit knuspriger Kruste, auch gerne ein in Butterschmalz gebratenes Wienerschnitzel und ja, ich liebe Topfenstrudel und Rosinengugelhupf. Zugegeben, ich esse für mein Leben gern, ob italienisch oder österreichisch!
Warum esse ich, essen wir, so gerne? Die Antwort auf diese Frage liefert uns die Evolution: Zur Erhaltung der Spezies müssen wir essen und uns vermehren. Und das sollen wir mit Freude tun und nicht, weil wir müssen. Würden wir ohne Lust essen oder uns vermehren, hätten wir Menschen das 21. Jahrhundert nicht erreicht. Da wir aber beim Essen und beim Sex Freude empfinden, kümmern wir uns gerne und intensiv um beides. So sind wir zu diesen Zwecken mit einem besonderen evolutionären Mechanismus ausgestattet, dem des Lustempfindens. Über den Botenstoff Dopamin,auch Glückshormon genannt, wird unser Verhalten gesteuert. Er weist uns den Weg zur Befriedigung und Belohnung.
Erbsengroße Kerne aus Neuronen – als Substantia nigra und Nucleus accumbens bezeichnet – und das dorsale Striatum schütten in der Tiefe des Gehirns Dopamin aus.
Belohnungssystem und Dopaminkreislauf
Erblicke ich den Schweinsbraten oder einen (für meinen Geschmack) gutaussehenden Mann, produzieren diese Kerne innerhalb von Millisekunden das Glückshormon. Danach schießt der Botenstoff in das Vorderhirn, in jene Regionen, die Reize der Außenwelt bewerten. Dort befinden sich viele Andockstellen für diese Substanz, sodass alles besonders schnell auch verarbeitet wird (!). So empfinde ich auf den Anblick der Speise oder auf den Flirtblick plötzlich ein gutes Gefühl, nennen wir es Freude oder Glück, wobei ich noch gar nicht esse und es auch zu keinem näheren Kontakt mit dem gutaussehenden Mann gekommen ist. Mein Gehirn arbeitet aber – sozusagen – bereits in diese Richtung, egal, ob ich es will beziehungsweise darf oder nicht. Ich empfinde Freude, besser gesagt Vorfreude: Dadurch entsteht die Handlungsbereitschaft, es nicht nur beim Anblick zu belassen, sondern tatsächlich zur Tat zu schreiten. Sehe ich also diese wunderbare Schweinsbratenkruste in der Wärmetheke des Metzgers, werde ich möglicherweise die Kaufentscheidung treffen und das Stück Fleisch kaufen. Spricht mich der Mann an, lasse ich mich vielleicht auf ein Gespräch ein. Auch in diesem Zwischenschritt habe ich weder gegessen noch ist mit dem Mann etwas Konkretes passiert. Die Vorfreude, die Auswirkung von Dopamin auf mein Gehirn, hat aber bereits Handlungen gesteuert, und ich freue mich auf den Braten oder auch auf die Einladung auf einen Drink. Raffiniert hat die Evolution diese Mechanismen gebaut: Man kann nicht anders! Zu Hause angekommen, stürze ich mich endlich auf meinen Braten, und er schmeckt mir, mhhh, das saftige Fleisch, die knusprige Kruste, ein Bissen, noch einer, leider ist es immer zu wenig!
Dopamin, das wir im Allgemeinen als Glückshormon kennen, verstärkt Lust versprechende Reize und Lernprozesse, wodurch wir uns diese Belohnungen holen können. Mit anderen Worten motiviert uns die Belohnung auch zu Handlungen, die wir sonst nicht setzen würden. Sind Sie auch schon ein paar Kilometer extra zu einem Eissalon gefahren, um dort diesen besonderen Geschmack zu finden? Mango & Minze oder die cremigste Sahne dieser Welt? Ja, man ist bereit, einen Aufwand zu betreiben, um zur Belohnung zu kommen. So funktioniert dieses System! Seine Entdeckung, ein Meilenstein in der Geschichte der Neurowissenschaft, war ein Produkt des Zufalls. Mitte der 1950er Jahre experimentierten James Old und Peter Milner am California Institute of Technology an Lernprozessen bei Ratten.Dafür setzten sie in das Gehirn der Tiere Tiefenelektroden ein, also winzige Kupferdrähte, die viel dünner als ein menschliches Haar sind. In der jeweiligen Region des Rattenhirns gaben sie einen Stromreiz ab. Es sollte eine gewisse Reaktion im Tier bewirken.
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