Norbert Philipp - Wir reden, noch

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Das digitale Zeitalter schaltet die Menschen und ihre Kommunikation auf stumm. Aber auch alle anderen Signale, die im Gespräch zwischen den gesprochenen Zeilen mitschwingen würden. Von der hochgezogenen Augenbraue bis zur sonoren tiefen Stimme. Wenn Menschen plötzlich Gefühle eher in Emojis lesen als in Gesichtern, bleibt vom Sender zum Empfänger so einiges auf der Strecke: Empathie und alle anderen Schmierstoffe, die den Party-Small-Talk unterhaltsam, das Kamingespräch unvergesslich, die Nachbarschaft so verschworen und das Team so produktiv machten. Und es geht noch mehr verloren als nur die gewohnte Kommunikationskultur im ungewohnten Kanal: Gefühle etwa, wie jene, wahrgenommen und verstanden zu werden. Oder auch die Glücksmomente eines guten Gesprächs. Gehirnforscher, Psychologen und Medienwissenschaftler deklarieren, warum «reden» oft stärker und nachhaltiger wirkt als tippseln. Vor allem auf Bindungen und Beziehungen. Und Experten für digitale und analoge Zwischentöne erklären, was auch sonst zum «guten Ton» gehört, egal ob im Gespräch, das kein Ende nimmt, oder im kurzen Tweet, der nach 280 Zeichen schon wieder zu Ende ist.

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Und wenn man sich so gegenübersteht, rechnet das Gehirn mit allem. Insbesondere mit jeder Menge sozialer Datenverarbeitung. Die Evolution hat die Interaktionspartner vorsorglich mit allem Nötigen ausgerüstet: Augen, die andere Augen suchen, um in ihnen lesen zu können. Dazu noch Beine, die manchmal sogar schneller laufen als die des anderen. Und für alle Fälle auch psychische Überlebensstrategien wie das Stockholm-Syndrom, wenn die Beine dann doch nicht schnell genug waren. Aber vor allem gehört auch ein sensibles Touchdisplay zur Grundausstattung. Eines, das sich stets einige Grad wärmer anfühlt als jenes, auf denen die Finger der Menschen den ganzen Tag herumwischen: Es sind fast zwei Quadratmeter Haut. Jederzeit empfangsbereit. Für Informationen aller Art, die Tischkanten, Stacheln, Brennessel, Glasscherben, Fäuste und anderes so in den Raum stellen. Die dichteste Auflösung hat das Display dort, wo man es in vielen Kulturen auch extra nicht mit einer textilen Hülle verdeckt oder schützt. Dort, wo 26 Muskeln das emotionale Status-Update regelmäßig formulieren: im Gesicht. Ein Mensch, der im deutschen Sprachraum alphabetisiert wurde, kann über 26 Buchstaben verfügen. Aus ihnen bastelt er sich gerne 2000 Wörter Grundwortschatz zusammen. Doch mit dem Gesicht allein hat schon der unalphabetisierte Mensch 26 Bausteine im Repertoire, bewegliche noch dazu. Und mit ihnen kann er schon in einer halben Stunde Konversation tausende Zeichenkombinationen abliefern. Gleichsam als Bühnentechnik für die Inszenierung der wichtigsten verbalen Botschaften, für die man wiederum in seinem Grundwortschatz erst einmal kramen muss. Die Gesichtsbühne war schon immer wichtig, um auch mal einen drohenden tödlichen Konflikt abzuwenden, in den man in der Savanne versehentlich gestolpert ist. Sicherheitshalber haben sich schon die Primaten, bevor sie Menschen wurden, mit einem zusätzlichen nützlichen Display ausgestattet: dem „Bared-Teeth-Display“ 6, den gebleckten, entblößten Zähnen. Als vorsichtig formulierter Nichtangriffspakt. Heute besser bekannt unter Lächeln. Von manchen auch semantisch als Unterwürfigkeitsgeste eingeordnet, jedenfalls ein sozialer Joker, mit dem schon eine Menge Beziehungsarbeit quer durch die Sippe möglich war. Lange bevor das erste Wort gesprochen wurde.

Das Gesicht, vulgo „Facial Display“, gibt auch gerne ein paar grundlegende Hinweise, wie andere mit einem umgehen sollen. Ähnlich einer Ampelanlage, die von „Sprich mich an, bitte“ auf „Lass mich in Ruhe“ schalten kann, und das innerhalb von Sekunden, entlang eines Tages oder einer Lebensphase. Doch auch deutlich subtilere Botschaften stellt das Gesicht sprichwörtlich in den Interaktionsraum. Nicht alles davon ist so leicht zu dechiffrieren wie Augenbrauen, die sich zu Ruf- oder Fragezeichen zu formen scheinen. Manchmal fallen Kinnladen und tanzen die Stirnfalten, hüpfen die Mundwinkel – Mensch und Mensch in Interaktion, das ist ziemlich viel Lesestoff. Und gleichzeitig die Hintergrundstory zu allem, was sonst noch so gesagt wird im Moment.

Hineingeplatzt in die ohnehin laute Welt ist der Mensch schon mit seinem ersten Schrei. Seitdem ist er eben „on“ mit allen Sinnen. Gleich nach dem Aufstehen weiß er, was das bedeutet – bei der ersten Begegnung des Tages, mit sich selbst, im Spiegel. Da läuft gleich die erste Informationssendung auf der Glasfläche, noch vor dem Morgenjournal im Radio. Die Themen: „Was war gestern?“, „Wie geht es mir heute?“ Und danach läuft das Programm auf dem Gesicht gleich weiter. Mit den unterschiedlichsten Inhalten, die meisten davon aber aus dem Ressort „Soziale Angelegenheiten“ – zumindest wenn man zum ersten Mal am Tag auch einem anderen Gesicht begegnet.

Damit es noch komplizierter wird, fügt man als Mensch gleich noch ein paar narrative und semiotische Ebenen ein. Dazu holt man sich etwa ein bisschen Vokabular direkt aus dem Kleiderschrank. In Form von Kleidung. Und würde man keine anziehen, den ganzen Tag nackt bleiben, dann würde erst recht tiefere Bedeutung darin versteckt sein. Danach kann man semiotisch vielleicht noch an der Frisur drehen. Oder auch nicht, wenn man extra das Nichtfrisieren für sich sprechen lassen will. Alles Mögliche kann man mit Gestaltungswillen zwischen den Haaren andeuten: „Ich bin einer von euch.“ Oder: „Mit euch will ich wirklich nichts zu tun haben.“ Oder: „Ich hatte einen schlechten Tag, in der Früh keine Zeit und überhaupt zuvor eine unglückliche Beziehung.“ Später, in der U-Bahn, kann man zumindest sein eigenes Gesichts-Display einem anderen Display zuwenden, jenem, das man sich im Handyshop zugelegt hat. Vor der Ära des elektronischen Papiers hätte man sich vor den anderen Gesichtern vielleicht hinter einer Zeitung versteckt. Masken außerhalb des Faschings haben sich nämlich nicht durchgesetzt, um das eigene Gesicht stummzuschalten. Hat man sich nicht rechtzeitig ins Virtuelle zurückgezogen, dann kann es dafür schnell geschehen: Schon steckt man drin in einer sozialen Situation, womöglich sogar in einer Interaktion. Es geht los. Die Beteiligten nehmen Position ein. Der Abstand wird säuberlich austariert, kulturell ausverhandelt haben ihn ohnehin schon die Generationen zuvor, die Mikromanege zwischen „Face“ und „Face“ wird eröffnet. Und darin scheint der Mensch kommunikativ tatsächlich zu fast allem fähig. Vom rührenden Heiratsantrag bis zum despektierlichen Machogehabe hat er einiges drauf. Und egal ob er glaubt selbst zu senden oder es sein Körper längst getan hat, die meisten Signale, die sich auf den Weg machen, sind soziale. Gerne werden sie multimodal verstärkt, auf unterschiedlichen sensorischen Ebenen. Damit die Botschaft auch ankommt, wird sie oft durchgeschaltet, visuell und akustisch. Richtig verstanden zu werden, auch das hat im Laufe der Evolution schon dem einen oder anderen Lebewesen das Überleben gesichert. So gut bestückt der kommunikative Werkzeugkoffer des Menschen auch sein mag: Sicherheitshalber hat er auch der Evolution schlussendlich die Evolution abgenommen, zumindest jene der Kommunikationskanäle. Kurzerhand ausgelagert hat er sie – in die Hand seines abgewinkelten Armes. Dort liegt meist sein Smartphone. Und dort hat sich der Mensch technisch selbst upgedatet: vom Zweikanalredewesen der Worte und der nonverbalen Zeichen auf die aktuell gültige Version. Und dabei ist der Mensch schon sein eigener digitaler Multichannel-Manager.

Der Mensch als Multichannel-Manager

Der erste Effekt davon: Es gibt noch viel, viel mehr zu verarbeiten. Schon so ein ganz normaler Mensch, dem man gegenübersteht, ist ganz schön viel Stoff. Gut, die Arbeitskollegen da drüben, die hat man schon mal gesehen, schon mal vorsorglich eingeordnet, da hängen auch schon ein paar Beziehungsfäden lose und unsichtbar im Raum. An ihnen kann man anknüpfen. Auch inhaltlich. Man weiß ja, wer gerade in Thailand war und wer neuerdings Veganer ist. Instagram. Ah, und bei dem anderen da vorne, da muss man sich ja noch entschuldigen. Wer weiß, ob man sich nicht nochmal über den Weg läuft. Es gibt viel zu tun – für das Gehirn. Wenn man Bekannten begegnet. Wenn man aus Fremden erst Bekannte machen muss, umso mehr. Sicherheitshalber also mal so tun, als wäre man so wie der andere. Der Prozess der Anpassung startet sofort: gestisch, stimmlich, inhaltlich. „Ich liebe Thailand.“ Doch zunächst muss man ja erst einmal zwischen Freund und Feind unterscheiden, noch dazu innerhalb von Millisekunden. Und ob der Freund auch als Fortpflanzungspartner infrage kommen würde. Da würde es schon helfen, wenn der nur ruhig dastehen würde für einen entspannten Ganzkörperscan mit Augen, Nase, Ohren. Aber sie müssen sich ja auch noch bewegen. Und ihre Codes, die sie senden, auf mehreren Ebenen unverständlich vermischen. Einiges versteht man zwar von selbst, das entlastet den Arbeitsspeicher. Wenn etwa die Augenbrauen wie Leuchtstifte doppelt unterstreichen, was sich weiter unten im Mund gerade lautlich zusammenreimt. Die zarten Komplimente, die dummen Fragen, die dreisten Lügen. Doch nicht alles, was der andere in diese lautlichen Container, in diese Worthülsen steckt, erschließt sich so schnell wie weit aufgerissene Augen. Obwohl man doch gelernt hat, wie man all diese Wörter fein säuberlich entschlüsselt. Doch dann streuen die Menschen ständig noch Hinweise auf sich selbst in den Raum. Wer sie denn sind, sozial gesehen. Oder auch wer sie gern sein würden. Auch das muss einer erst richtig verstehen. Vor allem muss man auch mal einordnen, ob dieses Gesicht, die Emotionen, die es zeigt, und das, was der Mund lautlich von sich gibt, überhaupt einen selbst betrifft. Oder nicht doch jemanden, der gar nicht da ist, mit dem er aber unsichtbar über das Handy verbunden ist.

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