»Bist du da sicher?« Ich verstand nicht so ganz.
»Doch«, lachte Helga, »und irgendwie muss ich auch so was wie Alter und Reife verkörpern, denn mir geht es so, dass ich immer auf jüngere, beinah noch pubertierende Männer abfahre. Und die auf mich. Aber bis jetzt nur einmal ernsthaft. Du weißt doch noch, Horst, diesen schnuckeligen Medizinstudenten, den er übrigens angeschleppt hatte, um mich abzulenken. Dreimal darfst du raten, wovon.«
»Wenn du so auf Pubertierende abfährst, dann versuch es doch mal mit Henry«, rutschte es mir raus, und ich meinte es in dem Augenblick todernst.
»Ach Emi«, stöhnte Helga, »wenn wir doch könnten, wie wir wollten.«
»Henry und die Kinder sind mir das Wichtigste«, verkündete ich, »ich will nie wieder in mein altes Leben zurück.«
Um Mitternacht liefen alle kreuz und quer und stießen mit Sekt an. Henry ging mit mir runter zu Franziska und Konstantin, die Besuch von Hans hatten.
Alle, die an der Silvesterknallerei auf der Straße keinen Gefallen fanden, trafen sich kurz nach zwölf oben auf dem Dachboden des Hauses. Hier gab es neben anderem Gerümpel ein altes Sofa und mehrere Sessel, jetzt besetzt von Robert, Hans, Franziska, Eva und mir. Wir alle waren winterlich angezogen. Von unten drangen gedämpft Musik und Knallgeräusche nach oben.
Eva sagte, dass sie Angst hätte und erst mal aus Berlin verschwinden würde. Sie bräuchte auch eine Pause. Nach zwei Semestern. Sie hatte beschlossen, ein Testament zu machen, weil einige Freunde von ihr auf seltsame Art und Weise ums Leben gekommen waren, und sie sich so absichern wolle. Nachdem sie uns das mitgeteilt hatte, stand Eva von ihrem Sessel auf und setzte sich auf die Lehne des Sofas direkt neben mich.
»Wenn mir was passiert, vermache ich dir meinen Fernseher, Emi. Den aus der Berliner Wohnung. Das Ding ist alt und kaputt. Wenn du ihn zum Laufen bringen willst, musst du ihn nur hinten aufschrauben und dann genau nachsehen, hörst du, dann findest du die Lösung. Versprich mir, dass du das machst.«
War sie nicht ganz dicht? Was sollte ich mit einem kaputten, alten Fernsehapparat anfangen?
»Machst du es, oder nicht?«
»Du spinnst doch. Erst der Quatsch, es könnte dir was passieren, dann das mit dem Fernseher!«
»Na gut, dann nicht!« Eva war eingeschnappt.
»Wenn dir so viel daran liegt. Natürlich mache ich es.«
Die anderen guckten erstaunt. Worüber stritten die eigentlich? Um einen alten Mistfernseher?
Eva sagte, sie würde sich im Landhaus von Frau von Grosche bedroht fühlen. Aber gut, dass sie schon mit so vielen darüber gesprochen hätte, da würde sie ihr nichts mehr antun. Hans gab Eva noch ein paar entscheidende Tipps für das Testament und Robert hörte interessiert zu. Franziska wollte konkret von Eva wissen, warum sie sich bedroht fühlen würde.
»Es ist noch zu früh, euch etwas zu erzählen«, meinte Eva, »aber so viel kann ich euch verraten. Die Sache ist so gefährlich, dass man ohne Beweise in ein Wespennest sticht, in das man besser niemals reingestochen hätte.«
Wir verließen den Dachboden bald wieder und schlossen uns den übrigen Feiernden an. Ich tanzte abwechselnd mit Hans und Konstantin.
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