Publiziert mit der Unterstützung der Pädagogischen Hochschule Bern und der Stiftung Mercator Schweiz.
Ueli Hostettler, Roger Pfiffner, Simone Ambord, Monique Brunner
Schulsozialarbeit in der Schweiz
Angebots-, Kooperations- und Nutzungsformen
ISBN Print: 978-3-0355-1574-9
ISBN E-Book: 978-3-0355-1575-6
1. Auflage 2020
Alle Rechte vorbehalten
© 2020 hep Verlag AG, Bern
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Seit den 1970er-Jahren ist in der Schweiz ein sukzessiver Auf- und Ausbau der Schulsozialarbeit erfolgt. Alleine in den Deutschschweizer Kantonen gibt es gemäss unserer Studie aktuell über 860 Schulen mit entsprechenden Angeboten. Sie unterstützen Schülerinnen und Schüler im Prozess des Erwachsenwerdens und entlasten Schulen, die im Zuge des sozialen Wandels vor neue Herausforderungen gestellt sind. Die Schulsozialarbeit ist heute an Schulen, in Gemeinden und Kantonen institutionell gut verankert, und obschon unterschiedliche Aufgaben und Formen sowie Intensitäten der Zusammenarbeit die Praxis prägen, hat sie sich als Handlungsfeld im professionellen Diskurs der Sozialen Arbeit im Bereich der Jugendhilfe etabliert. Dennoch wissen wir sehr wenig über die Zusammenarbeit der Schulsozialarbeit mit der Schule und über die Art und Weise, wie ihre Angebote von den Kindern und Jugendlichen genutzt werden – gerade aus einer interkantonalen oder gar nationalen Perspektive.
Das vorliegende Buch und die ihm zugrunde liegende Forschung leisten einen Beitrag, um diese Lücke für die deutschsprachige Schweiz zu schliessen. Ziel war, die Datengrundlage zur Schulsozialarbeit systematisch zu erweitern und eine Gesamtsicht zum Stand der Schulsozialarbeit in der Deutschschweiz zu liefern. So werden auch folgende Fragen beantwortet: Wie sieht die Zusammenarbeit zwischen Schulsozialarbeit und Schule aus? Welche Kooperationsformen haben sich zwischen Schulsozialarbeitenden, Lehrpersonen und Schulleitenden entwickelt? Wie sehen die Rahmenbedingungen dieser Zusammenarbeit aus? Welches sind die Faktoren, die zum Gelingen der interdisziplinären Zusammenarbeit beitragen? Wie und unter welchen Bedingungen nutzen Kinder und Jugendliche die Schulsozialarbeit?
Diese bislang weitgehend ungeklärten Fragen haben uns motiviert, ein Forschungsprojekt zu entwickeln und beim Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (SNF) Fördermittel zu beantragen. Der Schweizerische Nationalfonds hat das Projekt «Kooperationsformen und Nutzungsstrukturen in der Schulsozialarbeit – Eine empirische Studie zum Stand in der deutschsprachigen Schweiz» ( http://p3.snf.ch/project-156642) am Ende auch hauptsächlich finanziert und es so – zusammen mit weiterer finanzieller Unterstützung durch die PHBern – ermöglicht, dass im Zeitraum vom 1. Mai 2015 bis 31. März 2019 die nötigen Forschungsarbeiten im Forschungsschwerpunktprogramm «Governance im System Schule» der PHBern ausgeführt werden konnten.
Die Resultate und Befunde dieser Forschungsarbeit werden im vorliegenden Buch präsentiert und diskutiert. Wir wollen damit einen Beitrag zu einer systematischen und differenzierten Gesamtsicht der Schulsozialarbeit in der deutschsprachigen Schweiz leisten und zugleich Verantwortungsträgerinnen und -träger, Schulsozialarbeitende, Lehrpersonen und Schulleitende in ihrer Arbeit unterstützen wie auch zur Weiterentwicklung der Schulsozialarbeit und der Kooperation von Schule und Sozialer Arbeit in der Schweiz beitragen.
An der Ausarbeitung des Projektantrags war neben den beiden Ko-Projektleitenden Ueli Hostettler und Roger Pfiffner auch Barbara Zimmermann beteiligt. Von Anfang an haben uns Priska Hellmüller, ehemals Leiterin Bereich Kader- und Systementwicklung am Institut für Weiterbildung und Medienbildung der PHBern, und Daniel Iseli, ehemals stellvertretender Abteilungsleiter Weiterbildung, Dienstleistung und Forschung, Soziale Arbeit der Berner Fachhochschule (BFH), unterstützt. Später waren beide auch Mitglieder einer Begleitgruppe, die uns während der Laufzeit des Projekts zur Seite stand. Zu dieser Begleitgruppe sind weitere Mitglieder gestossen: Dr. Jürg Brühlmann, ehemals Leiter Pädagogische Arbeitsstelle, Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz (LCH); Sandra Geissler, Leiterin Schulsozialarbeit Stadt Bern; Bernard Gertsch, Präsident Verband Schulleiterinnen und Schulleiter Schweiz (VSLCH); Veronica Graber, Vorstandsmitglied des Schulsozialarbeitsverbands (SSAV); Dr. Beat A. Schwendimann, Leiter Pädagogische Arbeitsstelle, LCH; Vera Vogt, Leiterin Schulsozialarbeit Winterthur, und Prof. (FH) PD Mag. Dr. Petra Wagner, Studiengang Sozialarbeit, Fakultät für Gesundheit und Soziales, Fachhochschule Oberösterreich, Linz. Allen Mitgliedern der Begleitgruppe, den Institutionen, die sie vertreten, und auch Barbara Zimmermann danken wir dafür, dass sie uns mit ihrem Wissen und ihrer Erfahrung unterstützt haben.
Wir sind bei den Schulsozialarbeitenden, Lehrpersonen, Schulleitenden, aber auch bei den Kindern und Jugendlichen, die wir für eine Teilnahme an der Studie angefragt haben, auf grosse Unterstützung gestossen. Dank ihrem Engagement liess sich eine ausgezeichnete Datengrundlage erarbeiten. Das ist an den im Vergleich zu ähnlichen Projekten ausserordentlich hohen Rücklaufquoten zu erkennen. Wir bedanken uns für dieses Engagement, das uns immer wieder motiviert hat, die aufwendige logistische Arbeit bei der Datenerhebung konsequent weiterzuverfolgen. Neben den Befragten haben uns im Verlauf des Projekts viele weitere Personen unterstützt. Auch wenn sie hier nicht einzeln erwähnt werden, gebührt ihnen unser grosser Dank.
Als Erstantragsteller für das Projekt beim SNF trug Ueli Hostettler die Gesamtverantwortung für die Entwicklung und Umsetzung der Studie. Der Mitantragsteller Roger Pfiffner von der Berner Fachhochschule (BFH) und die beiden Projektmitarbeiterinnen Simone Ambord und Monique Brunner waren für die Entwicklung der Befragungsinstrumente, die Aufbereitung und Analyse der Daten und das Verfassen von Publikationen verantwortlich. Simone Ambord und Monique Brunner haben alle notwendigen Arbeiten für die Rekrutierung der Befragungsteilnehmenden und die Durchführung der Befragung ausgeführt und wurden dabei von Marc Wittwer und Thomas Wicki unterstützt. Thomas Wicki hat zudem zur Vereinheitlichung des Manuskripts beigetragen. Simone Ambord und Monique Brunner haben ferner im Rahmen des Projekts selbstständige Teilprojekte für ihre beiden Dissertationsvorhaben ausgearbeitet und realisiert. Alle wichtigen Entscheide habe wir in den letzten vier Jahren als Projektteam und schliesslich als Ko-Autorinnen und Ko-Autoren dieses Buchs gemeinsam getroffen und umgesetzt. Der Text, den wir insgesamt gemeinsam verantworten, widerspiegelt die erfolgreiche Zusammenarbeit der BFH und der PHBern ebenso wie die für uns alle gewinnbringende interdisziplinäre Zusammenarbeit im Forschungsteam.
Bedanken möchten wir uns schliesslich beim hep verlag und insbesondere bei Susanne Gentsch für das Interesse an unserer Forschung und die editorischen und gestalterischen Impulse in der Produktion dieses Buches sowie bei der PHBern für ihre Beteiligung an den Druckkosten.
Bern im Frühjahr 2020
Ueli Hostettler, Roger Pfiffner, Simone Ambord und Monique Brunner
1 Einleitung
1.1 Zur Annäherung von Schule und Sozialer Arbeit
Der soziale Wandel und die Herauslösung von Kindern, Jugendlichen und Eltern aus traditionellen Bindungs- und Versorgungsstrukturen bringen für alle Beteiligten neue Herausforderungen. Die Schulen sind dabei besonders gefordert, wenn mit den gesellschaftlichen Entwicklungen soziale Probleme einhergehen, die den Unterricht und den Schulbetrieb beeinträchtigen. Zunehmend haben daher Gemeinden und Kantone in der Schweiz in den letzten Jahren zur Unterstützung von Schülerinnen und Schülern sowie zur Entlastung der Schulen und Lehrpersonen Schulsozialarbeit eingeführt. Nach Drilling ist die Schulsozialarbeit ein «eigenständiges Handlungsfeld der Jugendhilfe, das mit der Schule in formalisierter und institutionalisierter Form kooperiert. Schulsozialarbeit setzt sich zum Ziel, Kinder und Jugendliche im Prozess des Erwachsenwerdens zu begleiten und sie bei einer befriedigenden Lebensbewältigung zu unterstützen» (Drilling, 2004, S. 95).
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