In Absprache mit der Schulleitung konnten wir die Schülerinnen und Schüler jeweils im Klassenverband während einer Unterrichtsstunde befragen. Dabei wurde ein Paket mit den Fragebogen für die Schülerinnen und Schüler an die Schule verschickt. Die Fragebogen waren in einem Umschlag verpackt, um grösstmögliche Anonymität zu gewährleisten. Zusätzlich wurde eine Beschreibung des genauen Vorgehens für die Lehrpersonen beigelegt, dazu ein Kurzfragebogen mit Angaben über die Klassengrösse für die Berechnung des Rücklaufs. Eine zweite Lehrperson half, allfällige Fragen der Schülerinnen und Schüler zu klären. Der ausgefüllte Fragebogen wurde von den Schülerinnen und Schülern in den Umschlag gelegt, verschlossen und an die Lehrpersonen zurückgegeben, welche die Umschläge einsammelten und der Schulleitung übergaben. Die Schulleitung retournierte alle Fragebogen gesammelt an das Forschungsteam.
Für die Befragung der Schülerinnen und Schüler wollten wir gemäss unserer Poweranalyse, das heisst der Abschätzung der für die statistischen Analysen nötigen Datengrundlage, mindestens dreissig Schulen rekrutieren und stellten die Bedingung, dass die Schülerinnen und Schüler die Schulsozialarbeit freiwillig und auf eigene Initiative aufsuchen konnten und wir für diese Schulen jeweils auch bereits über die vollständige Einschätzung der drei involvierten Berufsgruppen verfügten. Um eine zufällige Auswahl unter diesen Schulen zu garantieren, listeten wir die 360 Schulen, die den Anforderungen entsprachen, auf und ordneten sie nach einem Zufallsverfahren. In einem nächsten Schritt wurden die Schulen in dieser zufälligen Reihenfolge kontaktiert und um Teilnahme an der Studie gebeten. Bei einer Absage wurde jeweils die nächste Schule auf der Liste angefragt. Um die gewünschte Anzahl Schulen zu gewinnen, mussten wir insgesamt 72 Schulen kontaktieren. Bei 32 Schulen konnten wir schliesslich die Schülerinnen und Schüler befragen. Der Tabelle 3 können die Merkmale der Stichprobe entnommen werden.
Tabelle 3: Stichprobe der Befragung zu den Nutzungsformen
|
Schüler und Schülerinnen |
|
Absolut |
In % |
Alle |
4385 |
100.0 |
Nach Geschlecht |
|
|
Weiblich |
2184 |
49.8 |
Männlich |
2142 |
48.8 |
Unbekannt |
59 |
1.3 |
Nach Alter |
|
|
Bis 11 Jahre |
707 |
16.1 |
12 Jahre |
773 |
17.6 |
13 Jahre |
879 |
20.0 |
14 Jahre |
912 |
20.8 |
15 Jahre |
756 |
17.2 |
16 Jahre |
319 |
7.3 |
Unbekannt |
39 |
0.9 |
Nach Schulstufe |
|
|
Primarstufe |
1685 |
38.4 |
Oberstufe |
2689 |
61.3 |
Unbekannt |
11 |
0.3 |
Nach Migrationshintergrund |
|
|
Mit |
2090 |
47.7 |
Ohne |
2201 |
50.2 |
Unbekannt |
94 |
2.1 |
Nach zu Hause gesprochener Sprache |
|
|
Nur Deutsch |
2513 |
57.3 |
Deutsch und andere Sprachen |
954 |
21.8 |
Nur andere Sprache |
787 |
17.9 |
Unbekannt |
131 |
3.0 |
Nach Trägerschaft der Schulsozialarbeit |
|
|
Sozialverwaltung |
2074 |
47.3 |
Schulverwaltung, Schule |
1478 |
33.7 |
Geteilte Unterstellung |
702 |
16.0 |
Andere |
131 |
3.0 |
Nach Anwesenheit der Schulsozialarbeit im Schulhaus pro Woche |
Bis 1 Tag |
322 |
7.3 |
1.5 bis 2 Tage |
1088 |
24.8 |
2.5 bis 3 Tage |
969 |
22.1 |
3.5 bis 4 Tage |
1013 |
23.1 |
4.5 bis 5 Tage |
847 |
19.3 |
Unbekannt |
146 |
3.3 |
Nach fixen Anwesenheitszeiten der Schulsozialarbeit im Schulhaus |
Ja |
4157 |
94.8 |
Nein |
228 |
5.2 |
Nach Arbeitsplatz der Schulsozialarbeit im Schulhaus |
|
|
Ja |
4302 |
98.1 |
Nein |
83 |
1.9 |
Die Datensätze, die durch unsere Datenerhebung generiert wurden, bilden die Grundlage aller Analysen und Befunde, die im weiteren Verlauf vorgestellt und diskutiert werden. In Tabelle 4 werden die von uns durchgeführten Analyseverfahren aufgelistet.
Tabelle 4: Analyseverfahren – Bezug zu den Themen und Kapiteln
Themen |
Analyseverfahren |
Kapitel |
Einführung und Stand der Schulsozialarbeit in der Schweiz Trägerformen Räumliche Bedingungen Kooperation und Austausch Merkmale der Schulsozialarbeitenden |
Deskriptive Statistik Zusammenhangsanalysen (Korrelation nach Spearman) Varianzanalysen Unterschiedsanalyse mittels Kruskal-Wallis-Test |
2 |
Interdisziplinäre Kooperationsformen Erfolgsfaktoren der interdisziplinären Kooperation |
Deskriptive Statistik Zusammenhangsanalysen (Korrelation nach Spearman und Pearson) Varianzanalysen Faktorenanalysen (explorative und konfirmatorische) |
3 |
Angebotsmerkmale Vertrauen und sich anvertrauen Nutzung der Schulsozialarbeit Nutzen der Schulsozialarbeit |
Deskriptive Statistik Zusammenhangsanalysen (Korrelation nach Spearman und Pearson) Varianzanalysen |
4 |
Die Schulsozialarbeitenden beantworteten die Frage nach ihrer interdisziplinären Kooperation einmal für die Zusammenarbeit mit der Schulleitung und einmal für die Zusammenarbeit mit den Lehrpersonen, sodass insgesamt vier Sichtweisen hinsichtlich der interprofessionellen Kooperation erhoben und in den Analysen jeweils verglichen werden konnten: Einschätzung der Schulsozialarbeit zur Kooperation mit (1) der Schulleitung, (2) den Lehrpersonen; Einschätzung der Kooperation mit der Schulsozialarbeit (3) aus Sicht der Schulleitung und (4) der Lehrpersonen.
Die statistischen Berechnungen wurden mit der Software «R» durchgeführt. Der grösste Teil der Befunde in diesem Buch beruht auf deskriptiven, das heisst beschreibenden statistischen Auswertungen. Im Zentrum stehen dabei Häufigkeitsverteilungen, die zeigen, welche Prozentanteile der Befragten eine bestimmte Einschätzung äusserten, die Mittelwerte, die das durchschnittliche Antwortverhalten anzeigen, und die Standardabweichungen, die Auskunft darüber geben, wie stark die Antworten um den Mittelwert streuen. Dabei gilt zu beachten, dass grössere Standardabweichungen auf ein heterogeneres Antwortverhalten hinweisen.
Zusätzlich wurden ebenfalls weiterführende statistische Methoden verwendet, um Unterschiede und Zusammenhänge zwischen Merkmalen und Einschätzungen zu untersuchen und zu prüfen, ob diese statistisch signifikant sind. Mit der Analyse wird also geprüft, ob die Ergebnisse mit grosser Wahrscheinlichkeit (meist 95 %) nicht zufälliger Natur sind. Alle in dieser Studie präsentierten Resultate basieren auf statistischen Analyseverfahren.
In den drei folgenden Kapiteln, «Entwicklung der Schulsozialarbeit und Angebotsformen» (Kapitel 2), «Interdisziplinäre Kooperation zwischen Schulsozialarbeitenden, Lehrpersonen und Schulleitenden» (Kapitel 3) und «Nutzungsformen in der Schulsozialarbeit» (Kapitel 4), stellen wir die wichtigsten Ergebnisse der Studie vor. Nach einer thematischen Einleitung erläutern wir jeweils die Fragestellung und gehen danach auf die Resultate ein. Jedes Kapitel schliesst mit einer Zusammenfassung, die eiligen Leserinnen und Lesern die wesentlichen Befunde in Kurzform vermitteln. Auf die drei Ergebniskapitel folgen eine Schlussbetrachtung, ein Anhang und das Literaturverzeichnis. Alle verwendeten Skalen sind im Anhang dokumentiert; fünf Infoboxen erläutern spezifische methodische Aspekte.
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