♦ Camino Romero 2, vom Zentrum über die Av. de Montserrat und die Av. del Mediterráneo, dann rechts in die Calle Francia. Geöffnet Di-So 10.30-13.30 Uhr, Fr/Sa auch 18-21 Uhr bzw. im Winter 17-20 Uhr. Eintrittsgebühr 3 €. Voranmeldung nötig: Tel. 950 210030, www.almeriaculturaentradas.es.
La Alcazaba
Die über tausend Jahre alte Hauptsehenswürdigkeit Almerías, eine der eindrucksvollsten maurischen Burgen überhaupt, besetzt ein Felsplateau knapp hundert Meter über der Stadt.
Erster Bauherr der Alcazaba war Kalif Abd Ar-Rahman III. Seine Nachfolger, ab 1489 auch die christlichen Herrscher, ließen die Anlage noch erweitern. Nach der Alhambra von Granada ist sie das zweitgrößte maurische Bauwerk in Europa; ihre mächtigen Mauern mit einer Gesamtlänge von über 1400 Metern messen bis zu drei Meter Stärke und fünf Meter Höhe. Sie schützten ein Gebiet, das auf einer Fläche von mehr als 35.000 Quadratmetern bis zu 20.000 Menschen aufnehmen konnte. Doch war die maurische Alcazaba nicht nur eine Festung, sondern auch kunstvoll konstruierte Wohnstatt der Herrscher von Almería. Die Pracht ihrer Gärten und Paläste verglichen zeitgenössische Dichter sogar mit dem Glanz der Alhambra. Im Laufe der Jahrhunderte immer wieder zerstört, ist nach langer Restaurierung die einstige Schönheit heute zurückgekehrt, und dies so eindrucksvoll, dass die Alcazaba in „Game of Thrones“ die Hauptstadt von Dorne spielen durfte.
♦ Am besten steuert man die Alcazaba von der Calle Almanzor aus an, die nahe der Plaza Vieja beginnt; der Zugang ist gut beschildert. Der Aufstieg von der Meerseite durch das Viertel Barrio de la Chanca ist aus den erwähnten Gründen weniger ratsam. Geöffnet ist April bis Juni Di-Sa 9-21 Uhr, So 9-15 Uhr, Juli bis Mitte September Di-Sa 9-15, 19-22 Uhr, So 9-15 Uhr, im restlichen Jahr Di-Sa 9-18, So 9-15 Uhr. Eintritt frei.
Die Alcazaba besitzt nur einen Eingang, der im Süden der Anlage liegt. Durch die Puerta exterior 1, das äußere Tor, gelangt man über ein komplexes Verteidigungssystem, zu dem auch die zickzackförmige Zugangsrampe gehört, hinauf zum eigentlichen Eingang. Die Rampe führt vorbei am „Spiegelturm“ Torre de los Espejos 3, der vermutlich aus der zweiten Hälfte des 13. Jh. stammt; wie es heißt, verdankt er seinen Namen einem heute fehlenden Arrangement von Spiegeln, durch das den Schiffen im Hafen Signale vermittelt werden konnten. Durch die Puerta de la Justicia 2, einen Torbau der Nasridenzeit des 15. Jh., gelangt man in den ersten der drei Bereiche innerhalb der Festung.
Erster Bereich (Primer Recinto): Dieser erste der drei durch Mauern voneinander getrennten Abschnitte der Alcazaba ist auch der größte. Ursprünglich diente er als Militärlager und als Zufluchtsort für die Bevölkerung in Kriegszeiten. In den Vierzigerjahren legte man hier Gärten an, die ein wenig an die von Granada erinnern, wurden sie doch von einem leitenden Architekten des Erhaltungsprogramms der Alhambra geplant. Etwa in der Mitte des Geländes liegt das einzige Bauwerk innerhalb dieses Abschnitts, ein gemauerter Brunnen (Aljibe) 6, dessen Wasserrad einst das kostbare Nass aus einer Tiefe von 70 Metern zutage förderte. Im äußersten Osten erhebt sich der Baluarte del Saliente 5, ein Anbau der christlichen Zeit, der einen alten maurischen Turm als Basis nutzt; das treffend benannte „Vorspringende Bollwerk“ bildet hoch über der Stadt einen fantastischen Beobachtungsposten. An der Nordseite des Mauerrings zieht sich die so genannte Muralla de Jairán 9den Festungshügel hinab und wieder hinauf zum Cerro de San Cristóbal. Diese Mauer, die auf die Regierungszeit des Königs Jairán I. (1012-1028) zurückgeht, bildet den letzten Rest der weit größeren Verteidigungsanlage, die einst die maurische Siedlung umgab.
Zweiter Bereich (Segundo Recinto): Er ist der älteste Abschnitt und gleichzeitig das Herz der Alcazaba. Hier residierten die maurischen Herrscher, umgeben von ihrem Hofstaat und den Wachen. Es muss eine richtige Palaststadt gewesen sein, mit Moschee, Badeanlagen, Brunnen und kleinen Gärten. Leider lässt sich die einstige Pracht heute nur mehr erahnen, für Archäologen ist das Gelände dagegen immer noch eine Fundgrube.
Die traurige Geschichte der Maurin und des Christen
Der Mirador de la Odalisca 18, ein Aussichtsfenster in der Nordmauer, ist der lokalen Legende zufolge stummer Zeuge einer tragischen Liebesgeschichte. Eines Tages zu Zeiten Al Mutasims hatten maurische Soldaten einen Christen gefangen genommen. Die Odaliske Galiana, Lieblingssklavin des Herrschers, war von der Schönheit des jungen Mannes so verzaubert, dass sie sich in ihn verliebte und beschloss, zusammen mit ihm zu fliehen. Beim Versuch, sich aus dem Fenster abzuseilen, wurden die beiden jedoch von Wachen entdeckt. Der unglückliche Christ, der lieber starb, als erneut eingekerkert zu werden, stürzte sich aus dem Fenster in den Tod. Galiana wurde einige Tage später tot aufgefunden, gestorben an gebrochenem Herzen.
Man betritt den zweiten Abschnitt durch den Arco gótico 10, errichtet im 16. Jh. und möglicherweise ein Rest des Palastes von Gutiérrez de Cárdenas, des ersten christlichen Herrschers über die Stadt. Vorbei an der Brunnenanlage Aljibes Califales 11gelangt man zu einer kleinen Kapelle im Mudéjarstil. Der Ziegelbau der Ermita de San Juan 12soll von den „Katholischen Königen“ gleich nach der Eroberung in Auftrag gegeben worden sein; sehr wahrscheinlich deshalb, dass das Kirchlein demonstrativ auf die Fundamente der früheren Moschee gestellt wurde. Nahe der Kapelle sind die Casas muselmanas 13zu sehen, zwei maurische Häuser, die Ende der Sechzigerjahre rekonstruiert wurden und wohl als Wohnungen von Bediensteten oder Wachen dienten. Ein Stück nordwestlich, nahe der Mauer, liegen die öffentlichen Bäder Baños públicos 14. Zu einer Zeit, als sich Christenmenschen nur höchst ungern der Unbill unterzogen, sich ausführlich zu waschen, solches Tun später sogar der Inquisition als Verdachtsmoment diente, hatten diese Bäder für die Mauren hohe Bedeutung. Sie dienten nicht nur der Reinigung, sondern auch als Treffpunkt, waren Kommunikationszentrum und wohl auch Ort konspirativer Gespräche. Die hiesigen Badeanlagen stammen aus der Zeit des 13.-15. Jh. und sind nach dem damals üblichen System errichtet: Ein Vorbau diente als Umkleideraum, gefolgt von drei Badehallen. In der ersten Halle wurde kalt gebadet, die zweite und größte besaß lauwarmes Wasser, die dritte und der Heizungsanlage am nächsten gelegene Halle fungierte als Heiß- und Dampfbad.
Der Palacio de Al Mutasim 15nimmt einen großen Teil des zweiten Bereichs in Anspruch. Die Pracht dieses Palasts, der in der zweiten Hälfte des 11. Jh. dem Taifa-Herrscher Al Mutasim als Residenz diente, wurde von den Zeitgenossen in den höchsten Tönen gepriesen. Leider liegt der Prunkbau heute in Trümmern. Der unübersichtliche, da keineswegs symmetrisch angelegte Grundriss gliedert sich in drei Abschnitte. Im Osten lagen die Wirtschaftsgebäude, die teilweise rekonstruierten Wohnhäuser der Dienerschaft und die Moschee. Weiter westlich gelangt man zum Regierungspalast mit einem gut 30 Meter langen Innenhof, dem Empfangssaal an dessen Nordseite und einem „Königlichen Pavillon“ im Süden. Auf der dem Eingang zum Patio entgegengesetzten Seite bewachten zwei kleine Türme den Eingang zur Mansión privada 16, dem Wohnbereich, der nur dem Herrscher und seiner Familie vorbehalten war. Die sicherlich verschwenderisch dekorierten Privatgemächer gruppierten sich um einen weiteren Innenhof, besaßen eine Zisterne, üppige Gartenanlagen und ein eigenes Badehaus (Baños reales) 17, dessen unterirdisches Dampfheizungssystem noch gut zu erkennen ist.
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