Donald Trump hat alles erreicht. Und doch, folgt man seinen Worten, ist es, als sei Amerika ein Synonym für alles, was noch nicht wahr geworden ist. Ein Möglichkeitsraum, dem die Geschichte die Erfüllung versagt hat. Doch jetzt ist ER gekommen. ER, der sich selbst nichts versagt, wird Amerikas Bestimmung erfüllen. Denn ER ist sich sicher: Das Schicksal seines Landes ist seins. Wenn Amerika ihm folgt, wird es groß, wird es siegen, wird es ein RE-ICH.
Millionen Menschen
haben
Millionen Dinge
über Donald Trumps
eine und einzige
Frisur
gesagt,
aber niemandem ist bisher aufgefallen,
dass sie
der größtmögliche Gegensatz
zu einem
Igelschnäuzchen
ist.
Trump hat heute FBI-Direktor James Comey gefeuert. Hintergrund ist die Tatsache, dass Comey Trumps Vorwürfe, Obama habe sein Telefon abgehört, nicht bestätigen wollte, weil auch nicht bestätigen konnte, denn an der Sache ist offensichtlich nichts dran, schließlich hat das FBI keinerlei Hinweise gefunden. Außerdem hat Comey den Geheimdienstausschuss des Repräsentantenhauses über die russischen Manipulationsversuche bei der Präsidentschaftswahl informiert und sich bei der Gelegenheit auch gleich noch über Trumps Russland-Kontakte ausgelassen, woraufhin Trump endgültig rot gesehen hat. Also hat er Comey gefeuert. Comeytenhafter Absturz sozusagen. Aber wer weiß, ob sich seine Entlassung am Ende nicht als Trumps Tunguska-Ereignis entpuppt.
Ajit Pai, seines Zeichens Jurist, Republikaner und Vorsitzender der amerikanischen Bundesbehörde für Telekommunikation, will die Netzneutralität aufgeben, um, wie er sagt, das Internet freier zu machen. Freiheit aber bedeutet für ihn Deregulierung. Deregulierungen aber waren schon immer eine Grundlage für Klassengesellschaften – und das heißt: für Ungleichbehandlungen. Sie sind die eigentliche Essenz und das wahre Ergebnis dieser Form von Freiheit. Und das soll auch so sein, denn die Gleichbehandlung von Übertragungswegen – und das heißt in letzter Konsequenz: die gleichberechtigte Verbreitung von Daten im Netz – klingt in Ajit Pais Ohren nach digitalem Kommunismus. Er dagegen ist ein Mann des Kapitals. Einer, der die Schnelligkeit einer Entwicklung an der Geschwindigkeit misst, mit der die digitalen Dollars durch die Datenkabel rauschen. Ajit Pai heißt in Wahrheit Ajit Pay.
Wenn’s Frühling wird,
kommen sie hoch,
die Toten aus den New Yorker Central-Park-Teichen.
Ein einfaches Prinzip: steigt die Temperatur des Wassers,
steigt die Menge der Bakterien darin,
unaufhörlich, wie die Zahl von Trumps Twitter-Nachrichten.
Die Bakterien aber sind glücklich, sie haben Arbeit und Unterkunft
in den Brusthöhlen der Leute,
direkt neben den Herzen, die für niemand mehr schlagen.
Dort produzieren sie Gase,
eine kleine, unterirdische Industrie,
vertreten nicht von Gewerkschaften, sondern von Lobstergruppen.
Und während die Bakterien arbeiten,
bekommen die Körper Auftrieb
und steigen, ganz langsam, aus der Tiefe empor.
Aber wehe, wenn die Krebse sie kriegen,
sie fressen den Auffahrenden Löcher in die Brust,
und dann laufen die Herzen über und die Gase entweichen.
Und dann? Dann wird’s Sommer,
und in den New Yorker Central-Park-Teichen
haben ein paar den Grund ihres Daseins auf ewig gefunden.
Wer Scheiße baut, darf auch auf die Kacke hauen.
(Aus: Donald Trump, Tagebuch , unveröffentlicht.)
Donald Trump hat heute vor Studenten der Liberty University in Lynchburg/Virginia gesprochen, der größten privaten christlichen Universität in den USA. Das Wort Wissenschaft hat er in seiner Rede allerdings kein einziges Mal in den Mund genommen. Stattdessen hat er erklärt: »In America, we don’t worship government. We worship God.«
Eine passende Aussage für eine Hochschule, in der die Lehrkräfte die Evolutionstheorie ablehnen und die Studierenden dazu verpflichtet werden, Kurse in kreationistischer Biologie zu besuchen, weshalb es dann auch kein Wunder ist, dass man in der universitätseigenen Sammlung das Alter der dort aufbewahrten Saurier-Fossilien mit 3.000 Jahren angibt.
Und Trump? Der weiß dazu nichts zu sagen – und hat mit seinem Satz im Grunde auch schon alles gesagt, schließlich hat er seinen Ausspruch nicht als Regierungschef getan, sondern als der Gott, für den er sich hält.
Flash-Mob auf einem Trump’schen Golf-Platz nahe Los Angeles. 200 Leute legen sich auf den kurz geschnittenen Rasen und formen den Schriftzug »RESIST!«. Die Betreiber der Anlage rufen die Polizei, die ist innerhalb von Minuten vor Ort, positioniert sich mit Mann und Maus auf dem Clubhaus-Balkon – und greift nicht ein. Niemand wird verhaftet, und nach einer Stunde gehen alle wieder nach Hause.
Ein Zeichen der Hoffnung? Vielleicht. Vielleicht ist es aber auch ein Ausdruck der Selbstsicherheit eines Systems, das Kritik auf der Oberfläche (des Rasens) zulässt, um Zeit zu haben, sie tief in sich einzusaugen, und das heißt: sie zu assimilieren und sich untergründig nutzbar zu machen, um daraus zu lernen, damit »das System« gestärkt fortschreiten und noch widerstandsfähiger, noch endgültiger, noch unausweichlicher, kurzum: damit es UNWIDERSTEHLICH werden kann.
Sitze beim Kieferchirurgen, Weisheitszahn-OP, gleich gehen die Lichter aus. Deshalb noch flugs im Kopf nach einem Gedanken gesucht und den Tag a priori verbucht. Also: Was ist der Unterschied zwischen Donald Trump und Wladimir Putin? Ganz einfach: Der eine nimmt immer nur den Mund voll, der andere kaut dagegen jedes Mal auf.
Mein Anagramm-Generator ist ein schlaues Kerlchen. Als ich ihm heute mitgeteilt habe, dass Trump und Erdoğan sich treffen, hat er gesagt, er wisse alles über die beiden. Er brauche nur ihre Namen zu hören und schon sei ihm klar, was da gespielt wird.
Na schön, hab ich gesagt, dann erklär mir doch mal, was die Ziele der beiden sind, was bei denen gerade politisch so läuft.
»Mordant purge«, hat mein A.-G. mit Blick auf Erdoğan gesagt, »eine alles wegbeißende Säuberungsaktion.«
Und Trump, hab ich gefragt, was macht der gerade?
»Dormant purge«, lautete die Antwort, »eine stille Säuberungsaktion.«
Verstehe, hab ich gesagt, und wie erreichen sie das?
»Tamper ground«, meinte mein Ej-Tschie bezüglich Erdoğan, »Grundlage fälschen.«
Und Trump?
»Argument drop«, war seine Antwort, »kein Argument zulassen.«
Klingt plausibel, hab ich gesagt, aber weißt du auch, worüber sie heute gesprochen haben?
Aber mein Ej-Tschie meinte, sie hätten nicht gesprochen.
Aber was haben sie dann getan, wollte ich wissen, was war das zwischen den beiden heute im Weißen Haus?
»A grunted romp«, hat er gesagt, »ein dahingegrunztes Techtelmechtel.«
Man könnte Donald Trump aufgrund dessen, was er sagt und tut, als Witzfigur betrachten, als ein irres Maskottchen der amerikanischen Demokratie, aber das ist er nicht, im Gegenteil, er ist ihr ureigenstes Abbild, ihr reinstes Produkt – der auf die Washingtoner Erde gekommene Sohn der Gründerväter.
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