Es sammelt der Mueller,
es mahlen die Mühlen,
in Washington werden sie bald statt in Mehl
in Donald’s Geldspeicher wühlen.
Manche nennen sie Mäuse,
andere Ratten,
während Dritte glauben
man tät’ sie beschatten.
Und während man in den Backstuben der Wahrheit
die Argumente wie Brote abwiegt,
sieht man, wie sich draußen im drehenden Winde,
das Getreide zum Brechen hinbiegt.
Tagebuchschreiber wie ich sind katastrophale Kartografen. Sie gehören zu denjenigen, die nach oben sehen und nichts als einen leeren Himmel erblicken, und dann nach unten schauen, und das Gebiet zu ihren Füßen kartografieren. Will sagen: Die Gefahr eines solchen Tagebuchs ist mir vollends bewusst. Sie besteht darin, dass es sich im Klein-Klein seiner Einträge verrennt und den Blick fürs große Ganze verliert. Ein »richtiger« Kartograf – einer, der von oben schaut – würde sagen: Der Blick auf die Karte ist besser als der Blick aus dem Gebiet, das die Karte repräsentiert. Und da ist gewiss auch was dran. Aber letztlich setzt sich jede Karte ja aus Aufnahmen des Gebietes zusammen, das sie schlussendlich zeigt. Meine Tagebucheinträge sind diese Aufnahmen. Die Karte aber ist dieses Buch hier. Nur dass man es – im Gegensatz zu einer Karte – nicht auf einen Blick erfassen kann, sondern lesen muss. Nicht unbedingt von vorne nach hinten, sondern gern auch verquer, aber am Ende – in der Monadenhaftigkeit des einzelnen Eintrages – doch linear.
Und weiter geht’s im Kuriositätenkabinett der Karriereleitern: Lynne Patton, die Hochzeitsplanerin von Trumps Sohn Eric, ist vom Ministerium für Wohnungsbau und Stadtentwicklung zur Chefin für das Gebiet New York und New Jersey ernannt worden. Erfahrungen in dem Bereich hat sie keine. Aber hey, immerhin fangen »Hochzeit« und »Hochhäuser« mit denselben vier Buchstaben an. Darauf lässt sich aufbauen.
Vatertag in den USA. Trumps Sohn Eric bekommt von seiner Frau eine »Make America Great Again«-Schutzhülle für seinen Golfschläger geschenkt (denn die hatte er natürlich noch nicht), postet ein Bild des frisch umhüllten Kloppers auf Twitter und verlinkt auf den Shop der Donald-Trump-Webseite, wo es das Ding für 55 Dollar zu kaufen gibt. Es ist eine Socke mit Hut. Zum Glück eine schwarze und keine rote. Aber selbst wenn … Es ist Amerika. Es ist das Trumpire. Es ist alles Geschäft.
Es sterben einfach zu viele Zivilisten. Also beschäftigt das US-Militär ab sofort sieben statt zwei Mitarbeiter, um in Syrien und dem Irak den Tod derjenigen Menschen zu untersuchen, die durch amerikanische Luftschläge umkommen. Welch Fortschritt! Die Humanität des modernen Krieges besteht in der korrekten Zählung der Toten.
Tägliche Kritik an ein und derselben Sache bedeutet immer auch Abstumpfung, Aufgabe-Gedanken und – noch vor allem anderen – das Wissen um die alles und jeden umschmeichelnden Plausibilitäten der Sinnlosigkeit. Aber eines bedeutet es nie: Akzeptanz.
In einem Vorort von Atlanta haben Demokraten und Republikaner anlässlich der Nachwahl für einen Sitz im US-Repräsentantenhaus zusammen 55 Millionen Dollar für Werbung ausgegeben. Zur Wahl gingen daraufhin genau 259.488 Menschen. Das macht 211,96 Dollar pro Person. Dafür kriegt man in den Supermärkten im Wahlgebiet durchschnittlich 120 Kilo Vanille-Eis mit Cookies drin. Wäre vielleicht überzeugender gewesen …
Trump ist gut zu Vögeln. Klingt wie ein Witz, ist aber keiner. Während einer Rede in Iowa hat Donald Trump beklagt, dass Windräder Unmengen an Vögeln töten. Die Leute im Publikum haben genickt, auch wenn Trump keine Zahlen genannt hat. Aber die gibt’s: Jährlich sterben in den USA rund 300.000 Vögel durch Windräder. 10 Millionen lassen ihr Leben an Funkmasten, 400 Millionen knallen gegen Glasscheiben und 3,7 Milliarden werden von Katzen gefressen. Aber wehe, jemand beklagt, dass Katzen nicht gut zu Vögeln sind, dann schütteln die Leute nur mit den Köpfen.
Ich sitze am Schreibtisch und erfinde die Welt. Mein Amerika besteht aus Worten. Meine Erfahrungen sind Leseeindrücke. Meine Informationen stammen allesamt von Fremden, die fernab von mir wohnen. Ich bin ein Lehnstuhl-Ethnologe des digitalen Zeitalters.
Das letzte bisschen Erfahrung ist dahin, und eine Strategie gibt es nicht. Die Trump-Regierung hat die 2009 gegründete diplomatische Einheit für Pakistan und Afghanistan ohne Vorwarnung aufgelöst, und in dem noch verbliebenen Büro für Zentral- und Südasiatische Angelegenheiten sind alle wichtigen Stellen bezüglich Afghanistans unbesetzt. Stattdessen schickt das US-Militär 4.000 neue Soldaten ins Land. Aber das ist nur konsequent. Trumps Motto »Jobs! Jobs! Jobs!« heißt in Afghanistan in Wahrheit nämlich »Shots! Shots! Shots!«
Fast alle amerikanischen Präsidenten haben Tagebuch geführt. Trump aber ist der erste, der das öffentlich tut. Er nimmt dafür einfach seinen Twitter-Account. Nennen wir es deshalb ein Twiary. Ein klassisches Werk minus Stift, Papier und Gedanken, die weiter als 140 Zeichen reichen. Ein solches Tagebuch war für sämtliche Präsidenten vor ihm eine Unmöglichkeit, ein sogenanntes TaBu.
Am 26. Juni 2015 entschied der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten, dass gleichgeschlechtliche Paare das Recht haben zu heiraten. In Reaktion darauf erstrahlte das Weiße Haus an diesem Abend in Regenbogenfarben.
Am 26. Juni 2017 entschied der Oberste Gerichtshof, dass Donald Trumps Einreiseverbot für bestimmte muslimische Länder teilweise in Kraft treten kann. In Reaktion darauf wird das Weiße Haus heute Abend besonders weiß erstrahlen.
Heute vor fünf Monaten hat Donald Trump die Executive Order Nr. 13769 unterschrieben, besser bekannt als »Muslim Ban«. Das Dekret soll Bürgern aus sechs mehrheitlich muslimisch geprägten Ländern für drei bis vier Monate die Einreise in die USA verwehren. Zu diesen Ländern zählen Iran, Irak, Jemen, Libyen, Somalia und der Sudan. Hinzu kommt noch Syrien, für das ein dauerhaftes Einreiseverbot gelten soll.
Gegen das Dekret wurde sofort geklagt. Und auch in den Medien wurde und wird aufs Bitterste darüber gestritten. Was dabei aber völlig untergeht: Trump ist bei Weitem nicht der Einzige, der versucht, Bürger aus bestimmten Ländern draußen zu halten. So verweigern z. B. 16 Staaten israelischen Staatsbürgern die Einreise. Dazu gehören u. a. der Iran, der Irak, der Jemen, Libyen, der Sudan und Syrien, also sechs von jenen sieben Ländern, deren Bürger Trump seinerseits die Einreise verweigern will. Vielleicht ist diese ganze Verbannungsnummer ja nicht nur auf Trumps Mist gewachsen und seiner Angst vor muslimischem Terror geschuldet, sondern auch eine heimliche Vergeltungsaktion der Israelis. Frei nach dem Motto: Wie du mir, so ich dir. Oder, um im Bilde zu bleiben: Visa du mir nicht, Visa ich dir nicht …
In einigen von Donald Trumps Golfclubs hängt ein Cover des Time Magazine vom 1. März 2009, das Trump in Großaufnahme zeigt und in den dazugehörigen Schlagzeilen von seinen Erfolgen berichtet. Das Problem ist nur: Am 1. März 2009 ist gar kein Time Magazine erschienen. Und Donald Trump war im Jahr 2009 auch nie auf dem Cover. Mit einem Wort: Die Sache ist eine Fälschung.
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