III – Kleines Café im zweiten Bezirk.Im Gespräch mit seinem Freund, dem Alfred und Hierlinger reden KlartextHierlinger Ferdinand, macht Alfred zum einen deutlich, dass seine Leidenschaft für Marianne endgültig erloschen und allenfalls noch Mitleid für sie vorhanden ist; zum anderen berichtet er, dass er alles unternommen habe, um zu verhindern, dass ein gemeinsames Kind geboren werde. Sogar zu einem Abtreibung misslungenAbtreibungsversuch konnte er Marianne überreden, der aber letztlich scheiterte. Nachdem Marianne in dem Café erschienen ist und Alfred und der Hierlinger Ferdinand sich aus der Ferne respektlos über ihr Aussehen geäußert haben, bittet Alfred seinen Freund, ihm zu helfen, »möglichst schmerzlos für alle Teile aus dieser unglückseligen Beziehung« (S. 50) Alfred will Marianne loswerdenherauszukommen. Der Hierlinger Ferdinand hat auch gleich eine Idee: Marianne solle berufstätig werden, denn eine »Geliebte mit Beruf unterhöhlt auf die Dauer bekanntlich jede Liebesverbindung, sogar die Ehe!« (S. 51). Nach Alfreds Hinweis, Marianne habe nur Interesse an rhythmischer Gymnastik, schlägt Ferdinand vor, Kontakt zu einer »Baronin mit internationalen Verbindungen« aufzunehmen, die »so Marianne soll Tänzerin werdenBallette zusammen[stellt] für elegante Etablissements« (S. 51). Nicht nur Alfred dürfte sofort die Natur dieser »Ballette« und der erwähnten »Etablissements« klar sein.
IV – Bei der Baronin mit den internationalen Verbindungen.Marianne wird von Hierlinger zur Baronin begleitet, bei der sie sich Marianne stellt sich als Tänzerin vorvorstellen soll. Dort trifft sie zunächst auf deren blinde Schwester Helene, die ihr aus der Hand liest und prophezeit, sie werde noch viel Freude mit ihrem Sohn haben. Die Baronin will Marianne überreden, nicht nur zu tanzen, sondern auch zu singen. Widerstrebend trägt Marianne als Kostprobe »Das Lied von der Wachau« vor.
V – Draußen in der Wachau.Das so idyllische Lied aus der letzten Szene leitet über zum Häuschen von Alfreds Mutter und Großmutter. Das Kind lebt in der WachauKind, der kleine Leopold (er trägt denselben Vornamen wie Mariannes Vater, der Zauberkönig), lebt mittlerweile bei ihnen. Die Großmutter redet auf Alfred ein, dass er Großmutter intrigiert gegen MarianneMarianne verlassen solle, dann werde sie ihm auch wieder Geld leihen. Sie schlägt ihm vor, er möge nach Frankreich gehen – einerseits weil es dort wirtschaftlich »noch am besten« (S. 59) laufe, andererseits natürlich, damit Alfred von Marianne, die die Großmutter als »Bettelweib« und »schlamperte[ ] Weibsperson« (S. 58) bezeichnet, wegkommt. Auch der Umgangston zwischen Enkel und Großmutter ist nicht gerade liebenswürdig: Sie nennt ihn »Schuft […], Haderlump, Verbrecher«, während er sie als »alte Hex« (S. 57) beschimpft.
VI – Und wieder in der stillen Straße im achten Bezirk.In der längsten Szene des zweiten Teils geraten erst der Rittmeister und Valeries Liebhaber Erich als AntisemitErich aneinander, wobei sich Letzterer abermals antisemitisch äußert, ehe auch Alfred und Valerie ein Wortgefecht austragen. Alfred ist auf dem Weg nach Frankreich, will Valerie aber noch wissen lassen, dass er sich von Marianne Trennung Alfred – Mariannetrennt – was Valerie zunächst unbeeindruckt lässt. Allerdings berichtet sie gleich darauf Oskar, der nach Alfreds Abgang zu ihr tritt, dass Marianne »wieder frei ist« (S. 64). Der Fleischer kann sich offenbar eine erneute Beziehung vorstellen, »[w]enn sie das Kind nicht hätt« – deshalb fantasiert er davon, dass der Kleine »vielleicht Oskars Tötungsluststirbt« (S. 64). Nach diesen Gedankenspielen hat er offenbar auch wieder Freude daran, eine Sau »selber ab[zu]stechen« (S. 65).
VII – Im Stephansdom.Die verzweifelte Marianne sitzt im Beichtstuhl und sucht nach geistlichem Marianne sucht geistlichen BeistandBeistand. Der Priester aber weist ihr nur Schuld zu und verlangt, dass sie ihre ›wilde Ehe‹ mit Alfred und den Versuch, ihr Kind abzutreiben, bereue. Das vermag Marianne noch zu leisten, doch als der Beichtvater auch ihr Bedauern darüber hören will, das »Kind im Zustand der Todsünde empfangen und geboren« (S. 66) zu haben, begehrt sie auf: »Nein, ich bin sogar glücklich, dass ich es hab, sehr glücklich –« (S. 67). Der ZurückweisungPriester schickt sie daraufhin (ohne Absolution) weg; sie solle erst wiederkommen, wenn sie mit sich im Reinen sei. Das lässt Marianne ratlos zurück und der zweite Teil des Dramas endet mit ihrer hilflosen Frage: »Was hast du mit mir vor, lieber Gott? –« (S. 67).
I – Beim Heurigen.Die umfangreichste Szene des dritten Teils spielt zunächst an einem typischen Ort für ein Volksstück: in einem Wiener Weinlokal, in dem Feucht-fröhlich und enthemmtfröhlich gesungen und musiziert wird. Erneut erklingt »Das Lied von der Wachau«, auch Valerie, Erich und der Zauberkönig singen kräftig mit und sind bereits deutlich angeheitert. Erich macht sich lächerlich, weil er sich betrunken dauernd selbst »kommandiert«, der Zauberkönig fällt vom Stuhl (S. 69). Der Rittmeister tritt hinzu und stellt Valerie und dem Zauberkönig einen Jugendfreund seines Bruders vor, der aus Wien stammt, aber mittlerweile in Amerika lebt. Dieser »Mister« feiert fast alle Klischees, die es zu seiner alten Heimat gibt, und will mit der Gruppe noch etwas erleben. Der Rittmeister schlägt hinterlistig einen Ortswechsel ins »Maxim« vor, »[w]eil es dort ganz besondere Überraschungen geben wird« (S. 74). Es kommt tatsächlich zu einem peinlichen Wiedersehen mit Marianne, die im »Maxim« als Marianne als Nackttänzerin …Nackttänzerin arbeitet: Valerie ist außer sich, als sie ihre Nachbarin auf der Bühne entdeckt und schreit hysterisch herum, was der Mister beenden will, indem er ihr vor die Brust schlägt. Auch der Zauberkönig, der eben noch ausgelassen an der Bar mit jungen Frauen zugange war, steht offensichtlich unter Schock. Der Rittmeister macht ihm klar, dass er ihn bewusst in diese Situation geführt habe, weil er sich so hart gegenüber Marianne verhalte. Marianne konfrontiert daraufhin den Zauberkönig damit, dass es ihr und ihrem Sohn sehr schlecht gehe und sie es sich »nicht leisten [kann], dass ich mich schäm« (S. 82). Der Zauberkönig beleidigt sie wüst und verfällt in Selbstmitleid. Nach dessen Abgang macht der Mister, der sich zuvor abseits gehalten hat, um Ansichtskarten zu schreiben, und nur wenig von dem Geschehen versteht, Marianne ein unmoralisches Angebot, weil er sie offenbar für eine Prostituierte hält: Marianne weist ihn ab und …und Diebinstiehlt ihm 100 Schilling, was er bemerkt. Der Mister beschimpft sie als »blöde Hur« (S. 84) und fordert ihre Verhaftung.
II – Draußen in der Wachau.Die Szene beginnt erneut mit einem Schlagabtausch zwischen der Großmutter und Alfred war nicht in FrankreichAlfred, der offenbar doch nicht nach Frankreich gegangen ist, sondern 300 Schilling, die ihm seine Großmutter für einen Neustart geliehen hatte, auf der Trabrennbahn durchgebracht hat. Erneut beschimpfen sich beide, strecken sich die Zunge heraus und rufen sich »Bäääh!« (S. 85) zu. Doch es tun sich noch größere Abgründe auf: Nach Alfreds Abgang konfrontiert seine Mutter die Oma damit, dass sie mitbekommen habe, wie die Großmutter misshandelt LeopoldGroßmutter den kleinen Leopold nachts absichtlich in den Durchzug gestellt habe. Die Großmutter bestreitet das, doch der Bub scheint bereits Fieber bekommen zu haben.
III – Und abermals in der stillen Straße im achten Bezirk.Zu Beginn der Szene eröffnet Valerie dem Rittmeister, dass sie vorhabe, Marianne und den Zauberkönig zu versöhnen; der Versuch des Rittmeisters im »Maxim« sei »viel zu direkt« (S. 89) gewesen. Erichs Verachtung gegenüber ValerieErich kommt hinzu und teilt Valerie nach dem Abgang des Rittmeisters mit, er wolle sich verabschieden. Über seine (Zigaretten-)Schulden bei ihr habe er genau Buch geführt – »Ehrensache!« (S. 90) –, und er scheint auch bereit, sich im Guten von Valerie zu trennen. Doch nachdem sie zurück in die Trafik tritt, nennt er sie ein »[a]ltes fünfzigjähriges Stück Scheiße« (S. 90). Oskar und Alfred betreten danach die Bühne bzw. die Stille Straße und geben zu erkennen, dass sie sich über Marianne Alfred und Oskar: Einigunggeeinigt haben. Alfred will zukünftig »ab[lassen] von ihr – für ewig« (S. 90). Sie stimmen auch in der Schuldfrage überein: Oskar versichert Alfred sogar, dass er ihm »persönlich eigentlich nie so recht bös« (S. 91) gewesen sei, denn letztlich sei immer die Frau schuld. Dann beginnt das große ›Versöhnung‹Versöhnen, das Valerie anzettelt – wenn auch nicht alles auf Anhieb glatt verläuft: Zuerst überzeugt Valerie den Zauberkönig, dass es (auch im Hinblick auf sein Geschäft) besser sei, seiner Tochter zu verzeihen, dann verträgt sie sich selbst mit Alfred und bietet ihm sogar 50 Schilling an, um erneut auf der Rennbahn zu wetten, und schließlich drängt sie Marianne so lange, bis sich diese auf eine ›Versöhnung‹ mit Oskar, Alfred und ihrem Vater einlässt.
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