ChancellorRichard, (?)–1556, brit. Seefahrer und Pionier des Russlandhandels. Er wuchs in der Familie von Sir Henry Sidney, dem Irland-Minister König Heinrichs VIII. auf, hatte also beste Verbindungen, als er 1553 in der Nordostexpedition von Sir Hugh → Willoughby zum Ersten Piloten ernannt wurde. Schlechtwetter in der Nordsee trennte ihn von den anderen sechs Schiffen, doch setzte er unverdrossen seine Fahrt fort, lief in das Weiße Meer ein und ankerte im August 1553 vor der Dwinamündung. Von hier reiste C. zu Land nach Moskau (!) weiter, wurde von Zar Iwan IV. dem Schrecklichen sehr huldvoll empfangen und erreichte ein schriftliches Handelsabkommen mit für die brit. Schifffahrt sehr günstigen Bedingungen. Schon zwei Jahre später kam es zur Gründung der Muscovy Company. 1555 lief C. abermals in Richtung Russland aus; auf der Rückreise fand er bei einem Schiffbruch an der schott. Küste den Tod.
CharcotJean-Baptiste Étienne Auguste, 1867–1936, franz. Antarktisforscher. Nach Studien der Medizin unternahm C. 1903–05 eine Expedition in südpolare Gewässer. Vom Forschungsschiff Le Français aus wurden erstmals genauere Küstenaufnahmen im Bereich des Grahamlands mit den vorgelagerten Biscoe-Inseln und des Palmer-Archipels durchgeführt. Obwohl die zweite Forschungsfahrt 1908–10 demgegenüber keine Sensation brachte, erregte sie nicht zuletzt wegen des provokanten Namens Pourquoi Pas (Warum nicht?), den C. dem Forschungsschiff gegeben hatte, weltweites Interesse. Die Ergebnisse der ersten Reise wurden überprüft und erweitert und zudem die → Charcot-Insel entdeckt. C., nach dem Ersten Weltkrieg Frankreichs führender Ozeanograf und für sein Institut in Neuilly mit großen Mitteln ausgestattet, führte beinahe alljährlich Lehr- und Forschungsreisen im Nordatlantik durch. 1936 starb er während einer solchen Reise mit neunzehn seiner Mitarbeiter und Studenten unweit Islands.
Charcot-Insel, etwa 2000 qkm groß, in der Westantarktis mit einer Erhebung von 610 m (Mont Monique), im Übrigen aber von einer 300 m dicken Eisschicht bedeckt. 1910 von → Charcot entdeckt, 1929 von Wilkins vermessen.
ChardinJean, 1643–1713, franz. Asienreisender, als Sohn eines Juweliers auf seinen ersten Reisen auch kaufmännisch interessiert, schließlich aber nach eigenen Studien bester Kenner Persiens im 17. Jh. 1666/67 durchmaß er Persiens wüstenhaftes Innere von N nach S, reiste weiter nach Indien, weilte 1669 nochmals in Persien und traf 1670 wieder in Frankreich ein. 1672 reiste er, diesmal mit vorwiegend wissenschaftlichem Interesse, über Smyrna und die Schwarzmeerküste nach Tiflis und Eriwan. Bis 1674 hielt er sich in den bedeutendsten alten Städten Persiens auf, segelte schließlich von Bandar Abbas nach Indien und kehrte 1679 nach Paris zurück. Während er das Persische in verschiedenen Stammessprachen beherrschte und die wichtigsten Städte aus langen Aufenthalten kannte, fühlte er sich in Indien durch die Unkenntnis der Sprache gehemmt. Seine Persienberichte erschienen seit 1681 in verschiedenen Ausgaben und Auflagen, zum Teil mit einem wertvollen Atlas. C. starb bei London, wo ihn der kunstsinnige König Karl II. Stuart wiederholt ausgezeichnet und auch in diplomatischen Verwendungen eingesetzt hatte.
CharlevoixPierre-François-Xavier de, 1682–1761. Er war Lehrer am Jesuitenkolleg in Québec und wurde vom Regenten Philipp von Orléans 1719 mit der Erkundung eines Handelswegs an den Pazifik beauftragt. Er verließ Montréal im Mai 1721, reiste den ganzen Mississippi langsam abwärts, wobei er alle franz. Handelsposten besuchte, und erreichte am 5.1.1722 La Nouvelle Orléans. Beim ersten Versuch, nach Frankreich heimzukehren, erlitt er Schiffbruch, musste zurück nach Louisiana, kam schließlich aber heil nach Frankreich und konnte in seinem großen Bericht die erste erzählte Geschichte von Franz.-Nordamerika geben. Sie enthält kundige Vorschläge für die weitere Entwicklung und wurde trotz ihres Umfangs von sechs Bänden noch ein halbes Jahrhundert lang immer wieder aufgelegt und mehrfach übersetzt und spielte in den wilden Spekulationen mit Kolonialpapieren eine große Rolle.
CharnayDésiré, 1828–1915, franz. Weltreisender, der als einer der Ersten die Tempelruinen und Urwaldstädte der altamer. Kulturen besuchte (1857–61, 1880/81, 1882/83) und die ersten tauglichen Fotografien davon mitbrachte. Er bereiste auch die USA, den Jemen und andere Länder.
ChaumontAlexandre Chevalier de, 1632–1710, franz. Seeoffizier und Leiter der Gesandtschaft Ludwigs XIV. an den Hof von Siam. Seiner Gesandtschaft gehörten 1685/86 auch der Schriftsteller Abbé de Choisy und der junge Missionar Guy Tachard an (gest. 1712 in Bengalen). C. und Choisy haben über die pompöse Reise berichtet. Wenig später entsandte der Sonnenkönig ein ganzes Geschwader nach Südostasien.
ChauvinPierre, Sieur de Tonnetuit, gest. 1603. Franz. Offizier, Pelzhändler und Kolonialpionier, seit 1596 in Kanada, gründete 1600 die Handelsstation Tadoussac am Saguenay River, durch viele Jahre Hauptumschlagplatz für Pelze.
ChesneyFrancis Rawdon, 1789–1872, wurde in Irland geboren und schlug die militärische Laufbahn ein. Als Artillerieoffizier beschloss er 1829, nach Konstantinopel zu gehen, um den Türken im Kampf gegen Russland beizustehen. Da der Krieg aber bei seiner Ankunft schon beendet war, übernahm er einen Auftrag des brit. Botschafters in der Türkei und reiste nach Ägypten, um einen günstigen Verkehrsweg von Europa nach Indien zu erarbeiten. Als Erster schlug er den Bau eines Kanals durch die Landenge von Suez vor, wie ihn später der Franzose Ferdinand Lesseps ausführte. Sein Ratschlag blieb jedoch unbeachtet und wurde von den engl. Behörden erst viel zu spät als richtig erkannt. C. erreichte den Euphrat bei Ana, befuhr den Strom auf einem selbst gebauten Floß bis nach Bagdad und von dort aus auf einem kleinen Dampfer bis zum Persischen Golf. Da der Fluss bis dahin noch nicht vermessen worden war, versuchte er mithilfe eines Taschenkompasses wenigstens eine grobe Routenaufnahme. Nach der Rückkehr von dieser gefährlichen Reise gelang es ihm, die brit. Regierung von der Wichtigkeit einer groß angelegten Expedition zur Erforschung des Zweistromlands zu überzeugen. Man übertrug ihm in London die Ausführung des Unternehmens, das von 1835–37 dauerte und wichtige geografische Ergebnisse erbrachte, da auch C.s beinahe durchweg wissenschaftlich hervorragend geschulte Begleiter wichtige Einzelbeiträge zur Forschung lieferten. Nach Ende dieser Reise diente C. in Indien und China und wurde aufgrund seiner Verdienste 1866 zum General befördert.
ChimmoWilliam, um 1822–91, brit. Marineoffizier und Hydrograf, schon 1845 als Kadett auf dem Vermessungsschiff Herald an der amer. Westküste, 1852 als Kapitän des Dampfers Torch im Westpazifik unterwegs. Zunächst wurden die Riffe und Miniaturinseln rund um Neukaledonien genauer bestimmt, besonders das D’Entrecasteaux-Riff, vier Jahre später wurde die Torch auf der Suche nach der → Gregory-Expedition eingesetzt und lief in den für Segelschiffe schwierigen Carpentariagolf ein. An dessen Südrand wurden zwei kleine Inseln untersucht (Sweers bei der Bentinekinsel, und Bountiful vor dem Ostkap der Wellesley-Insel). Dann lief die Torch in die Mündung des Albert River ein und versuchte, die Fahrt stromaufwärts fortzusetzen. Hier wurde Gregorys verlassenes Lager entdeckt. – 1867 erkundete C. Fischgründe, Laichplätze und Strömungsverhältnisse an der Labradorküste, 1868–70 unternahm er Messungen und Lotungen in systematischer Aneinanderreihung vom Malaiischen Archipel bis nach Hongkong, aber auch in den besonders schwierigen Gewässern der Sulu-See und ihren Durchlässen in Richtung Celebes, wo viele Schiffe gescheitert und die Wracks dann eine leichte Beute der Piraten geworden waren.
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