124Vgl. den Brief Riccardis an den toskanischen Gesandten Niccolini vom 28. April 1631. Op. IX, 243.
125Op. VI, 375 und IX, 209.
126Gebler, Akten p. 57.
127Gebler, Akten p. 58.
128Gebler, Akten p. 62.
129Vgl. das beigegebene Facsimile.
130Op. VII, 8.
131Op. VII, 47.
132Gebler, Akten p. 56.
133Dial. p. 207 f.
134Dial. p. 232 f.
135Reusch zitiert J. Clarus L. V. § Haeresis p. 368: »Si haereticus nolit ad fidem ecclesiae redire, tunc de consuetudine igne comburitur.«
136Gebler, Akten p. 114.
137Darauf hat zuerst M. Cantor aufmerksam gemacht. Zeitschrift f. Math. u. Phys. 9. Jahrg. 3. Heft. p. 194.
138Die Übersetzung nach Reusch, der Proceß Galileis und die Jesuiten (Bonn 1879) p. 325 ff.
139Im Original steht »der Erde«.
140Die übersetzung im Wesentlichen nach Reusch, a. a. O. p. 329 ff.
141Galilei hatte drei uneheliche Kinder, einen Sohn, Vincenzo, und zwei Töchter.
142A n t o n i oF a v a r o ,Le Aggiunte Autografe di Galileo al Dialogo sopra i due Massimi Sistemi nell’ Esemplare posseduto dalla Biblioteca del Seminario di Padova. Modena 1880.
143Op. VII, 49.
144Systema Cosmicum, Authore Galilaeo Galilaei Lynceo, Academiae Pisanae Mathematico extraordinario, Serenissimi Magni-Ducis Hetruriae Philosopho et Mathematico Primario. In quo Quatuor Dialogis, De Duobus Maximis Mundi Systematibus, Ptolemaico & Copernicano, Utriusque rationibus Philosophicis ac Naturalibus indefinite propositis, disseritur. Ex Italica lingua Latine conuersum. Accedit Appendix gemina, qua SS. Scripturae dicta cum Terrae mobilitate conciliantur. Augustae Treboc. Impensis Elzeviriorum, Typis Davidis Hautti. Anno 1635. Dieselbe Übersetzung erschien mehrfach mit verändertem Titel.
DIALOGO
DI
GALILEO GALILEI LINCEO
MATEMATICO SOPRAORDINARIO
DELLO STVDIO DI PISA.
E Filosofo, e Matematico primario del
SERENISSIMO
GR. DVCA DI TOSCANA.
Doue ne i congressi di quattro giornate si discorre
sopra i due
MASSIMI SISTEMI DEL MONDO
TOLEMAICO, E COPERNICANO;
Proponendo indeterminatamente le ragioni Filosofiche, e Naturali tanto per l’vna, quanto per l’altra parte .
IN FIORENZA, Per Gio: Batista Landini MDCXXXII.
CON LICENZA DE’ SVPERIORI .
Imprimatur si videbitur Reuerendiß. P. Magistro Sacri Palatij Apostolici.
A. Episcopus Bellicastensis Vicesgerens.
Imprimatur
Fr. Nicolaus Riccardius
Sacri Palatij Apostolici Magister.
Imprimatur Florentiae ordinibus consuetis seruatis .
II. Septembris 1630 .
Petrus Nicolinus Vic. Gener. Florentiae .
Imprimatur die II. Septembris 1630 .
Fr. Clemens Egidius Inqu. Gener. Florentiae .
Stampisi adi 12. di Settembre 1630 .
Niccolò dell’ Altella .
DURCHLAUCHTIGSTER
GROSSHERZOG 1
So sehr der Mensch von jeglichem anderen Geschöpfe sich unterscheiden mag, so wäre doch die Behauptung nicht eben ungereimt, dass die Menschen untereinander kaum minder verschieden sind. Was will eins gegen tausend heißen? Doch aber pflegt man zu sagen, dass ein Mann für tausend gilt, wo tausend nicht für einen gelten. Solche Wertverschiedenheit schreibt sich her von der Ungleichheit in der geistigen Befähigung des Menschen; oder, was meines Bedünkens dasselbe ist, davon, ob man Philosoph ist oder nicht: Denn die Philosophie, als eigentliche Geistesnahrung, erhebt den, der sie genießen kann, mehr oder minder hoch über den gemeinen Haufen des Volks, je nach der verschiedenen Beschaffenheit dieser Speise. Wer nach höherem Ziele trachtet, nimmt den höheren Rang ein; das rechte Mittel aber, den Blick aufwärts zu lenken, liegt in der Beschäftigung mit dem großen Buche der Natur, dem eigentlichen Gegenstande der Philosophie. Obgleich alles, was in diesem Buche zu lesen steht, das Erzeugnis eines allmächtigen Künstlers und somit aufs Angemessenste gegliedert ist, so ist doch dasjenige das Nächste und Erforschenswerteste, was uns das Werk und die darauf verwendete Kunst von der erhabensten Seite zeigt. Der Bau des Weltalls verdient daher nach meiner Ansicht an erster Stelle genannt zu werden. Denn wie er allumfassend alles Andere an Größe übertrifft, so muss er auch, als Richtschnur und Stütze für jegliches Einzelding, dem Range nach diesen vorangehen. Wenn es daher je einem Menschen gelang, sich geistig vor der übrigen Menschheit ungewöhnlich hervorzutun, so war dies mit Ptolemäus und Kopernikus der Fall, die so erhabene Gedanken im Weltenbau zu lesen, zu schauen, zu erforschen wussten. Um die Werke dieser Männer drehen sich wesentlich meine vorliegenden Gespräche; ich glaubte daher, sie keinem Anderen widmen zu dürfen als Eurer Hoheit. Gleichwie ihr Inhalt nämlich auf den Leistungen dieser beiden beruht, meines Erachtens der größten Geister, welche uns in ihren Werken dergleichen Untersuchungen hinterlassen haben, so ziemte es sich, um der Bedeutung des Gegenstandes nicht Abbruch zu tun, sie zu stützen auf die Gunst des Größten, den ich kenne, auf dass sie Ruhm und Schutz durch ihn gewinnen möchten. Und wenn jene beiden mein Denken so erleuchtet haben, dass mein vorliegendes Werk großenteils als das ihre gelten kann, so darf es auch als geistiges Eigentum Eurer Hoheit angesehen werden, die in der Fülle Ihrer Großmut mir Muße und Ruhe zur Abfassung meines Buches gegeben und, nimmer müde mich zu ehren, mit wirksamer Unterstützung schließlich die Veröffentlichung desselben ermöglicht hat. Möge daher Eure Hoheit es mit gewohnter Güte entgegennehmen, und wenn sich Etliches darin findet, was den Freunden der Wahrheit Erkenntnis und Vergnügen bereiten sollte, so möge solches gelten als das Werk Eurer Hoheit, die durch Ihre Hilfsbereitschaft bewirkt hat, dass in Dero glücklichem Reiche Niemand etwas verspürt von den gewöhnlichen Nöten der Welt. Indem ich den Segen des Himmels auf Eure Hoheit herabflehe, auf dass diese fromme und hochherzige Gepflogenheit allzeit mehr sich bewähren könne, versichere ich Eure Hoheit meiner demütigsten Ergebenheit.
Eurer Durchlauchtigsten Hoheit
demütigster und ergebenster Diener und Vasall
Galileo Galilei .
In den letzten Jahren erließ man in Rom ein heilsames Edikt, welches den gefährlichen Ärgernissen der Gegenwart begegnen sollte und der pythagoreischen Ansicht, dass die Erde sich bewege, rechtzeitiges Schweigen auferlegte. Es fehlte nicht an Stimmen, welche in den Tag hinein behaupteten, jener Beschluss verdanke seine Entstehung nicht einer sachverständigen Prüfung, sondern sei hervorgegangen aus Parteileidenschaft, der nicht genügende Kenntnisse zur Seite stünden. Es wurden Klagen laut, dass Konsultoren, welche mit dem Stande der astronomischen Wissenschaft völlig unbekannt seien, durch ein plötzliches Verbot den forschenden Geistern die Flügel nicht hätten stutzen sollen. Unmöglich konnte mein Eifer beim Anhören so leichtfertiger Beschwerden stille bleiben. Wohlvertraut mit jenem so weisen Beschlusse, entschied ich mich dafür, auf der Schaubühne der Welt als Zeuge aufrichtiger Wahrheit aufzutreten. Ich war damals in Rom anwesend; ich hatte die höchsten geistlichen Würdenträger des dortigen Hofes nicht nur zu Zuhörern, sondern fand auch ihren Beifall. So erfolgte denn die Veröffentlichung jenes Dekrets nicht, ohne dass man mich vorher einigermaßen davon in Kenntnis gesetzt hätte. Darum ist meine Absicht in vorliegender mühevoller Arbeit, den fremden Nationen zu beweisen, dass man in Italien und insbesondere in Rom über diese Materie ebenso viel weiß, als nur immer die Forschung des Auslandes darüber ermittelt haben mag. Durch Zusammenstellung aller eigenen Untersuchungen über das kopernikanische System will ich zeigen, dass die Erkenntnis von alle dem der römischen Zensur voranging, dass mithin dieser Himmelsstrich nicht nur die Heimat der Dogmen für das Seelenheil ist, sondern dass auch die scharfsinnigen Entdeckungen zur Vergnügung der Geister von ihm ausgehen.
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