Rudolf Walther - Aufgreifen, begreifen, angreifen - Band 2

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Aufgreifen, begreifen, angreifen - Band 2: краткое содержание, описание и аннотация

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Wie der erste Band enthält auch dieser Texte aus den letzten 18 Jahren von Rudolf Walthers Tätigkeit als Publizist, Kolumnist und Sachbuch-Kritiker: aufklärende historische Essays, Porträts gegen das Vergessen, ins Grundsätzliche gehende politische Kommentare jenseits des tagespolitischen Handgemenges sowie Verrisse von Sachbüchern. Der Titel – «Aufgreifen, begreifen, angreifen» – ist der gleiche geblieben. Erstens fanden ihn viele Leserinnen und Leser treffend und zweitens merkte Walther selbst erst bei der Zusammenstellung der Texte für diesen und die folgenden Bände, wie präzise er seine Schreibhaltung beschreibt: «Ich möchte mit meinen Arbeiten begreifen, was ich als Thema aufgreife oder was mir von Redaktionen an Themen zum Aufgreifen angeboten wird. Im Prozess des Begreifens des Aufgegriffenen spielt das kritische Moment – das Angreifen von Positionen, Institutionen, Bräuchen und Personen, kurz ›der böse Blick‹ (Adorno) jeder angemessenen Gesellschaftskritik – eine wesentliche Rolle. Das Begreifen – einen Sachverhalt auf den Begriff zu bringen – funktioniert als Scharnier zwischen dem Aufgreifen eines Themas und der Adressierung von Kritik, Reflexion und Würdigung.»

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Weil das Ganze der Gesellschaft diffus geworden ist, greift sich jeder einen Teil und erklärt diesen im Handstreich zum Ganzen. Das ist zwar wissenschaftlich gesehen grobianisch, gereicht aber den Autoren zur Ehre, gemessen an der Zahl ihrer Veröffentlichungen. So erfahren wir von Saison zu Saison neu, in welcher Gesellschaft wir leben. Und weil es die marktwirtschaftliche Konkurrenz so will, existieren wir gleichzeitig in mehreren, sich nach Preis und Niveau gegenseitig über- und vor allem unterbietenden Komposita-Gesellschaften. Wo die einen noch auf die Arbeitsgesellschaft schwören, tummeln sich andere bereits in der Erlebnisgesellschaft; Ökologen beklagen noch die Wegwerfgesellschaft, während ein Professor schon in den Zug Richtung Reparaturgesellschaft umgestiegen ist.

Das Planungsdezernat einer Stadt schwärmt für die Vorturner der Dienstleistungsgesellschaft, aber im Kulturdezernat projektiert man lieber nach den Imperativen der Kulturgesellschaft. Oder auch umgekehrt. Ganz vorne marschiert wie immer die Harvard Business Review. Sie proklamiert die »post-capitalist society«. Die Grammatik erlaubt die Konstruktion beliebiger Komposita und – als deutsche Spezialität – deren fugenlose Verleimung. Womit das Wort Gesellschaft zusammengelegt wird, ist ebenso sekundär wie gleichgültig. Kein noch so dünner Gedanke nistet zwischen den Bestandteilen. Bis hin zum dreifach aufgepeppten Weißest-Schimmel der »zivilen Gesellschaftsgesellschaft« ist noch allerlei drin an product-design. Wir warten einstweilen auf Ulrich Becks »Na-und-Gesellschaft« als Ersatz für die angestaubte »Risikogesellschaft«. Ein paar akademische Prachtblüten sind im Folgenden zu besichtigen.

Was schlüsselte uns die »Informationsgesellschaft« besser auf als deren Verkleidung als »keyboard society«? Damit wissen wir zwar immer noch nicht, was das Getriebe zusammenhält und wovon wir Keyboarder leben, aber der Society-Designer Norbert Bolz hat den Durchblick: »Man trifft nur noch auf Benutzeroberflächen«. Die aufklärerische Warnung, Menschen niemals als Mittel zu betrachten, ist vom Tisch. In der »keyboard society« sind wir uns selbst und allen anderen gegenüber gleichberechtigte »Tasten« oder »Benutzeroberflächen«. Das Zeitalter »reflexiver Modernisierung«, das man uns ausmalt, fordert seinen Eintrittspreis. Offenbacher Professoren der Hochschule für Gestaltung trieben es bunter beim Fischen im Trüben. Sie angelten die Idee der »Schnittstellengesellschaft« von der Festplatte. Allerdings ist diese Gesellschaft vorerst mehr Wunsch denn Realität; der »Schnittstellengesellschafter« soll »schräg denken und handeln«. Warum hat man sie nicht gleich »Gesellschaft« oder »backslash society« genannt – kürzer, prägnanter und weniger deutsch, international verwertbar? Hinreißend fanden wir auf Anhieb die »ruderale Trittgesellschaft«, aber die Rückfrage bei einer kundigen Biologin klärte uns darüber auf, dass es sich dabei nicht um ein Pflänzchen aus dem Soziologengarten handelt, sondern um einen wissenschaftlichen Terminus aus dem Bereich der Geobotanik. Schade.

Besonderer Beliebtheit erfreute sich die »Zivilgesellschaft«. Die unbegriffene Gegenwart sollte gebannt werden im begriffslosen Wort. Kritisch gesehen war die »Zivilgesellschaft« eine Totgeburt, nur die Hebammen und Geburtshelfer wollten es nicht glauben und versuchten verzweifelt, dem Konzept Leben einzuhauchen.

Zur Herkunft: Mit einer Hand schöpfte man aus der amerikanischen Debatte um Autoren wie Charles Taylor, Michael Walzer und anderen über die Rekonstruktion der »civil society« angesichts von zerstörerischen und selbstzerstörerischen Trends in der US-Gesellschaft, Wirtschaft und Politik. Die als »communitarians« / »Gemeinschafter« bezeichneten Autoren erarbeiteten für die von Gesellschaftsauflösung bedrohten amerikanischen Zustände Rezepte, um das demokratische Gemeinwesen wiederzubeleben. Alte und neue normative Begriffe sind ihnen deshalb wichtiger als die Analyse der Gesellschaft. Mit der anderen Hand holte man sich die Argumente aus den Debatten unter Dissidenten im Osten, wo eine offene Gesellschaft erst aufgebaut werden sollte nach dem Untergang von Parteiherrschaft und Staatssozialismus. Die kommunistische Herrschaft akzeptierte – wie die Baronin Thatcher – nur Staat und Individuum. Die beiden Debattenstränge haben nur wenig gemeinsam und orientieren sich an grundsätzlich verschiedenen Verhältnissen, Problemen und Zielen. Die eilfertige Übernahme des Diskurs-Jetons »Zivilgesellschaft« war deshalb von Anfang an höchst problematisch. Obendrein spielten reale Interessengegensätze und wirtschaftlich-kapitalistische Zwänge, auf die jede Demokratisierung aufläuft, in der hochgradig ideologisierten deutschen Debatte praktisch keine Rolle.

Erst recht zum Rohrkrepierer wurden die historischen Anleihen, mit denen die Diskussion aufgepeppt werden sollte. Schon die Übersetzung von »civil society« mit »Zivilgesellschaft« ließ mehr schlechten Geschmack als historische Bildung erkennen. Wer käme auf die Idee, analog dazu, das »bellum civile« / »Bürgerkrieg« mit »Zivilkrieg« wiederzugeben? Drall-Deutschen fiel auch noch das Wort »Zivilheit« ein, obwohl das unübersetzbare italienische »civiltá« von seinem realen Kern »civis« / »Bürger« natürlich nicht abzutrennen, sondern nur im jeweiligen historisch-gesellschaftlichen Kontext einzulösen ist.

Alle Versuche, der »Zivilgesellschaft« mit dem Hinweis auf den alten Begriff »societas civilis« / »bürgerliche Gesellschaft« höhere Weihen anzudienen, scheitern an dem schlichten Tatbestand, dass die alte »societas civilis« bzw. »politiké koinonía« von Aristoteles bis zur Französischen Revolution mit der modernen Gesellschaft gar nicht, mit den zwischen Antike und Ancien Regime entstandenen diversen Staatsformen jedoch sehr eng zusammenhängt. Vereinfacht gesagt: Bis dahin war die »bürgerliche Gesellschaft« die Vereinigung der rechts- und politikfähigen Männer, virtuell der »Staat«. Soweit »Zivilgesellschaft« also auf die vorrevolutionäre »societas civilis« / »bürgerliche Gesellschaft« zielt und dort staatsfreie Räume ausmachen möchte, ist das Konzept nichts weiter als eine Projektion. Da taugt auch der Hinweis auf Adam Fergusons »Essay on the History of Civil Society« (1767) nichts, weil »civil society« dort fast durchweg den Staat meint und nur ganz selten auch das, was heute bürgerliche Gesellschaft heißt.

Mit der historischen Situation, in der die Debatte hier begann, hängen ihre politischen Implikationen zusammen. Der Chip »Zivilgesellschaft« diente Protagonisten mit unterschiedlichen, ja gegensätzlichen theoretischen Vorstellungen als Krücke. Die einen brauchten diese, um sich von ihren ehedem sozialistischen Vorstellungen ins Post-Stübchen westlicher Gemütlichkeit verabschieden zu können, weil sie nach 1989 mit jenen Vorstellungen nichts mehr zu tun haben wollten. Andere benützten die Krücke, um ihre überkommenen Vorstellungen kundenfreundlich aufzupolieren und sprachen vom »zivilgesellschaftlichen Sozialismus«, der nun an die Stelle des abgehalfterten zu treten habe.

Die gesellschaftlichen Realitäten und die ihnen täglich entweichende Gewalt haben das Konzept »Zivilgesellschaft« nun in den Orkus befördert.

3 Kriegs- und Bürgerkriegspropaganda

Dass wir als Tote Gleiche sind, darf nicht verlängert werden zur Vorstellung, dass jeder Tod gleich sei. Ein Skandal ist, wie Elias Canetti meint, jeder Tod. Aber das setzt Hingeschlachtete noch lange nicht gleich mit den – wie es heißt – »im Krieg Gefallenen«, und sei es als »Verteidiger« Gefallene. Für die meisten Kriege und für alle Bürgerkriege ist die Unterscheidung von – militärisch verstandenen – Angreifern und Verteidigern so ideologisch borniert wie jene zwischen guten und schlechten Nationalisten, guten und schlechten Faschisten, guten und schlechten Stalinisten oder guten und schlechten Nationalsozialisten. Es mag der zum Kriegsdienst eingezogene Landser so schuldlos sein wie nur denkbar, sein Tod ist nicht identisch mit jenem von generalstabsmäßig oder durch marodierende Soldatenhaufen ermordeten Zivili sten.

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