Heiko Werning - Mein wunderbarer Wedding

Здесь есть возможность читать онлайн «Heiko Werning - Mein wunderbarer Wedding» — ознакомительный отрывок электронной книги совершенно бесплатно, а после прочтения отрывка купить полную версию. В некоторых случаях можно слушать аудио, скачать через торрент в формате fb2 и присутствует краткое содержание. Жанр: unrecognised, на немецком языке. Описание произведения, (предисловие) а так же отзывы посетителей доступны на портале библиотеки ЛибКат.

Mein wunderbarer Wedding: краткое содержание, описание и аннотация

Предлагаем к чтению аннотацию, описание, краткое содержание или предисловие (зависит от того, что написал сам автор книги «Mein wunderbarer Wedding»). Если вы не нашли необходимую информацию о книге — напишите в комментариях, мы постараемся отыскать её.

Nach dem Überraschungserfolg mit seinem Debüt «In Bed with Buddha», einem episodischen Entwicklungsroman, der den Autor aus dem behüteten Elternhaus im heimischen Münster ins Krisengebiet Wedding führte, weil dort zufällig was frei war, jetzt also Geschichten aus dem Problembezirk selbst, wo goldkettchenbehängte in makellosem Weiß gekleidete Jungtürken breitbeinig den Bürgersteig einnehmen und auf gefährlich machen, aber einem dann doch nur helfen, die gesuchte Adresse zu finden, wo ein türkischer Wirt mit deutschem Essen eine Marktlücke entdeckt zu haben glaubt, wo Friedrich der Große in voller Montur herumläuft, ohne daß jemand Anstoß daran nimmt, wo Dönerverkäufer, Kleinkriminelle, Säufer, Finanzbeamte und religiöse Spinner aller Irrglaubensrichtungen sich tummeln und in Wernings Geschichten unsterblich werden.
Werning, von Haus aus Reptilienforscher, hat das gemacht, was er gelernt hat: seine Umgebung und ihre Geschöpfe beobachtet und seine Beobachtungen aufgeschrieben, die geprägt sind von schöner Selbstironie und Lakonie.

Mein wunderbarer Wedding — читать онлайн ознакомительный отрывок

Ниже представлен текст книги, разбитый по страницам. Система сохранения места последней прочитанной страницы, позволяет с удобством читать онлайн бесплатно книгу «Mein wunderbarer Wedding», без необходимости каждый раз заново искать на чём Вы остановились. Поставьте закладку, и сможете в любой момент перейти на страницу, на которой закончили чтение.

Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Meine Wohngemeinschaft

Seltsam, denke ich, während ich versonnen in meiner Müsli-Schüssel herumrühre, die Rosinen sind aber klein. Und seit wann schwimmen die überhaupt in Milch? Na ja, früher war eben alles besser. Selbst die Rosinen. Für solche krumpeligen Dinger hätte man sicher nicht extra eine Luftbrücke einrichten müssen. Da hätten die Berliner den Alliierten aber schön was erzählt: »Ey, was solln ditte, die sind ja voll mickrig, wa, die nehmt ma schön wieder mit nach Westdeutschland, die Dinger, dit wolln wa nich ma jebombt ham, wa!« Ich führe den Löffel zum Mund, um die hässlichen schwarzen Trockenfrüchte einer Geschmacksprobe zu unterziehen. Schmecken irgendwie auch gar nicht richtig nach Rosinen. Schmecken eher – schwer zu sagen. Ich betrachte die Müsli-Packung. Wieso sieht die eigentlich so zerrupft aus?, grübele ich, während ich weiter intensiv kostend die seltsamen Kügelchen mit der Zunge am Gaumendach zerdrücke. Ziemlich zerfleddert sogar, und drumherum liegen auch ganz viele von diesen Mini-Rosinen. Zerfleddert? Eher – angenagt. Angestrengt starre ich auf die schadhafte Schachtel, die kleinen schwarzen Teile daneben, werte wie ein Wein­tester bedächtig kostend, schmatzend und schmeckend die Signale aus der Mundhöhle aus – och Mönsch, nee. Das sind ja Mäuseküddel!

Jetzt bloß nicht überreagieren. Das ist doch gar nichts Besonderes. Kein Grund zur Panik. Gut, ich habe den Mund halt voll ... voll Mäusescheiße. Na und? Das ist ... das macht doch ... das sind doch auch nur Kohlenstoffketten. Ganz ruhig bleiben. Ganz langsam zum Waschbecken gehen, nicht die Beherrschung verlieren, ganz ... BOAH!

Als ich eine halbe Stunde später aus dem Bad zurückkomme, weil die Zahnpastatube leer ist, beginne ich, schonungslos die Lage zu analysieren. Eine Maus. In meiner Wohnung. Vielleicht sollte ich doch mal aufräumen.

Nach einer Woche ist die Maus immer noch da, trotz regelmäßiger mahnender Ansprachen meinerseits. Genau genommen: Offenbar ist sie inzwischen zu dem Schluss gekommen, dass ich keine ernst zu nehmende Bedrohung für sie darstelle. Davon hat sie dann gleich all ihren Kumpels berichtet, und allmählich beginnt die Sache, mich ernsthaft zu nerven. Völlig schamlos huschen die Viecher durch meine Wohnung, selbst am helllichten Tag. Abends hat mir sogar eine Maus an der großen Zehe herumgeschnuppert, während ich am Schreibtisch saß. Die wissen, dass sie schneller sind, und verhöhnen mich. Außerdem: Selbst wenn ich sie erwischen würde – die Op­tion, sie mit dem Telefonbuch auf dem Teppich zu zerquetschen, behagt mir auch nicht. Ich beschließe, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

In den Geschäften auf der Müllerstraße stoße ich auf mitleidloses Entsetzen: »Mäuse?«, starren mich die Verkäuferinnen im Karstadt Leopoldplatz an. Sie scheinen dieses Problem für vollkommen abwegig zu halten, irgendwas von ganz früher, von dem man mal gehört hat, oder was es nur noch in diesen merkwürdigen History-Reality-Shows im Fernsehen gibt, Das Blockhaus von 1907, und nach drei Wochen hat der Regisseur noch ein paar Mäuse ausgesetzt, damit es auch richtig authentisch wird. Ebenso gut hätte ich auch in der Apotheke Tabletten gegen Pest verlangen oder sagen können, dass bei mir im Hinterhof Wölfe lauern. Offenbar bin ich der einzige Mensch im Wedding, der Mäuse hat. Das widerspricht allerdings jeder Alltagserfahrung. Na ja, vielleicht bin ich auch nur der Einzige, der Mäuse hat, und keine Ratten. Wahrscheinlich, geht es mir durch den Kopf, bin ich einfach nur der Einzige, der ein Problem damit hat, dass er Mäuse hat. Den anderen ist es wahrscheinlich vollkommen egal. Die ganzen Hartz-IVler mögen es bestimmt, wenn sie ein bisschen Gesellschaft haben. Und endlich mal Rosinen im Müsli. Und die anderen legen vermutlich einfach ihre Wumme auf die Viecher an und freuen sich, dass sie jetzt auf bewegliche Ziele schießen können. Da haben sie auch gleich was Sinnvolles zu tun. Das ist ja das ganz große Ding derzeit. Hauptsache, man hat was Sinnvolles zu tun. Dann zündet man auch keine Autos an. Im Fernsehen gibt es jetzt regelmäßig tolle Reportagen über junge Menschen in der Großstadt, die einmal in der Woche irgendwo Fußball spielen, was sie offenbar so erschöpft, dass sie den Rest der Woche zu schwach sind, irgendwo rumzuzündeln. Vor lauter Muskelkater können die bestimmt auch gar nicht ordentlich vor der Polizei weglaufen und bleiben dann nachts lieber zu Hause. Deswegen fordert jede dieser Reportagen mehr Fußball, mehr Tanzen, mehr Rappen, egal, Hauptsache, man hat was Sinnvolles zu tun. Und dass dann der nächste telegene Schritt direkt zu uns führt, war mir sofort klar. Wenn es irgendwo in Europa Unruhen gibt, in die auch nur ein Migrant verwickelt ist, beispielsweise die immer mal wieder aufflackernden Krawalle in den Vorstädten von Paris oder Rotterdam, dann tauchen sie sofort hier auf. Schön, da braucht man gar nicht bis zum nächsten Berlin-Tatort zu warten, um mal wieder was von der Stadt zu sehen. Ich gehe dann gerne rüber zum Arabischen Club: »Leute, macht die Nachrichten an, wir kommen heute im Fernsehen!« Erwartungsvoll scharen wir uns um den Apparat, dafür wird sogar Al-Dschasira unterbrochen. Fieberhaft warten wir auf heute. »Brennende Autos in Paris – kann das nicht auch bei uns passieren?«, fragt Steffen Seibert und guckt sehr sorgenvoll, »auch bei uns gibt es schließlich problematische Viertel, wo Menschen ohne Perspektive ...« Bingo! Wusst’ ich’s doch. Ich setze auf Leopoldplatz, Tariq auf den Soldiner Kiez. »Hugo Balderwin mit einer Reportage aus Berlin-Kreuzberg.« Was für eine Enttäuschung. Von den Gästen ist ein unzufriedenes Knurren zu hören. Wir warten auf die Tagesschau. Diesmal ist es Neukölln. Pfiffe im Lokal. Verärgert gehen wir nach Hause.

Am nächsten Abend haben wir mehr Glück. Gleich als zweiter Bericht in heute: der Wedding – endlich! Beifall brandet auf im Innenhof. »Erwin, kiek ma, wir sind inner Glotze!«, höre ich Frau Kaloppke noch durchs Fenster nach ihrem Mann rufen. Tanzende türkische Jugendliche am Nauener Platz. In akzentfreiem Deutsch sagen sie in die Kamera Sachen wie: »Wenn ich mich nach der Schule mal so richtig gestresst fühle, dann komme ich hierher und tanze. Das ist gut gegen meine Aggressionen und verhindert sozial geächtete Übersprungshandlungen. Danach bin ich dann wieder sehr ausgeglichen.« Schnitt. Ein paar Häuserfronten aus der Seestraße, und der Sprecher raunt: »Auch hier brodelt die gefährliche Mischung aus Perspektivlosigkeit, fehlenden Jobs und mangelnder Integration. Doch wenigstens solche Projekte geben den Jugendlichen eine sinnvolle Beschäftigung.«

Apropos sinnvolle Beschäftigung, da läuft schon wieder so eine Maus mitten durch das Zimmer. Verdammt. Auf jeden Fall scheint der Weddinger sein Mäuse-Problem selbstständig zu lösen, ohne dafür Geld auszugeben. In keinem einzigen Geschäft gibt es Mausefallen zu kaufen. Ich muss tatsächlich bis zu einem Baumarkt nach Reinickendorf fahren, um endlich Hilfe zu finden. Man bietet mir verschiedene Sorten Gift an. Die Variante gefällt mir allerdings auch nicht so recht. Wenn ein Dutzend Mäuse – auf diese Zahl schätze ich meine Popula­tion inzwischen – sich nach dem Genuss der Köder hinter irgendwelche Schränke zurückzieht, um sich würdevoll dort hinzusetzen, eine letzte Zigarette anzuzünden und zu sterben wie eine Maus – das riecht doch sicher. Andererseits bietet der Baumarkt praktischerweise auch gleich ein größeres Repertoire gegen Fliegen an. Trotzdem: lieber nicht. Bleibt also die Mausefalle, in den Varianten archaisch mit Genickschlagbügel und modern-tier­freund­lich mit niedlichem kleinen Käfig. Ich entschließe mich zur gutherzigen Variante. Sind ja irgendwie auch süß.

Zu Hause gelingt es mir tatsächlich, die Dinger mit Käse zu bestücken. Ein bisschen skeptisch bin ich ja schon. Sieht irgendwie etwas albern aus, dieser kleine Drahtkäfig. Und da sollen die freiwillig reinklettern? Am nächsten Morgen stelle ich fest, dass die Mäuse offenbar nicht die geringsten Bedenken haben, in diese kleinen Drahtkäfige hineinzuklettern. Völlig zu Recht zudem. Alle Köder sind ratzekahl weggefressen, trotzdem ist keine einzige Falle zugeschnappt. Aber nach einigen Tagen habe ich wertvolle mammologisch-oekotrophologische Ergebnisse gewinnen können: Speck und Erdnussbutter mögen sie gern. Auch Shoarma, Pita und Köfte werden anstandslos verschlungen. Lachsfleisch dagegen wird verschmäht. Finde am nächsten Morgen kleine Protestnoten in den Drahtkörbchen.

Читать дальше
Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Похожие книги на «Mein wunderbarer Wedding»

Представляем Вашему вниманию похожие книги на «Mein wunderbarer Wedding» списком для выбора. Мы отобрали схожую по названию и смыслу литературу в надежде предоставить читателям больше вариантов отыскать новые, интересные, ещё непрочитанные произведения.


Отзывы о книге «Mein wunderbarer Wedding»

Обсуждение, отзывы о книге «Mein wunderbarer Wedding» и просто собственные мнения читателей. Оставьте ваши комментарии, напишите, что Вы думаете о произведении, его смысле или главных героях. Укажите что конкретно понравилось, а что нет, и почему Вы так считаете.

x