C. W. Bauer
mein lieben
mein hassen
mein mittendrin du
Gedichte
Mit einem Nachwort von
Niklas Holzberg
odi et amo. quare id faciam, fortasse requiris. nescio. sed fieri sentio et excrucior . gaius valerius catullus
sprichst du meine sprache siehst du mein gesicht dth
Titel C. W. Bauer
Einstiegszitat odi et amo. quare id faciam, fortasse requiris. nescio. sed fieri sentio et excrucior . gaius valerius catullus sprichst du meine sprache siehst du mein gesicht dth
krach ist ein anfang glück ein simpler akkord krach ist ein anfang glück ein simpler akkord im rücken der augen rollen bässe wuchten uns ineinander jahrelang bin ich gelaufen für dieses konzert du kamst aus der gleichen richtung und den rest könnt ich mir denken sagst du so leis dass ichs kaum versteh und vielleicht nur annehmen will weil deine hände den meinen die reisen ablesen als wären es ihre eignen und der himmel rockt und lärmt und bleibt in allem ein punk der sich seinen irokesen in regenbogenfarben lackiert metaphorisch gesehen tanzen wir auf dünnem seil hören die wellenreiter lästern keinen cent wert ist uns ihr geblöke vivamus atque amemus campino krakeelt was zählt
so verjüngen einen die tage die so verjüngen einen die tage die am gegenüber beginnen in dessen augen lässt sich reisen nicht von hier nach da sondern immer übers ziel hinaus ins bessere ende nach alexandria und auf schriftrollen voller anläufe die grenzen der zeit zu überwinden weisen die stunden lotsen zu berenike unterm frühlingshimmel muss man nichts begreifen solange ein sternbild das eigene haar sein könnte sind verbleibende sommer nicht abzählbar
da mi basia mille deinde centum da mi basia mille deinde centum auf einer fahrt nach florenz du schläfst und ich folge deinen atemzügen wünsche sie in ein perpetuum mobile wie ein vers eines sein kann valerio catullo leuchtet herein ins coupé vorbei am aeroporto di verona fange ich an dich zu küssen als hättest du gesagt da mi basia deinde centum dein mille altera ich bin einer bin ein anderer habe viele masken doch in santa maria novella sind alle meine lippen ziemlich wund
der erste weg lenkte uns dentro al cuore der erste weg lenkte uns dentro al cuore della città so beschrieb der hotelier die lage unserer bleibe ein ausladendes bett das im zimmer nicht mehr bewegung zuließ als wir von uns verlangten vor spiegelverkleidetem schrank wie er horaz angeregt haben mag zu fantasien denen wir nichts schuldig blieben entdeckten wir aneinander kontinente und in ihren ausläufern toskanisches licht das unsere augen rahmte in den farben botticellis zu zephiren geworden umwirbelten wir die meerschaumgeborene in den uffizien du sagtest wir hängen in den tagen richten uns mit atembildern galerien ein ich wusste wer sie sieht wird uns umeinander beneiden
cimabue stundenlang kann ich dir zuhören cimabue stundenlang kann ich dir zuhören wie du ihn mir als giottos lehrmeister erklärst du hast den tonfall einer italienerin auch wenn du eher einer spanierin gleichst im licht das den campanile tagwärts hisst cenni di pepo ist eigentlich sein name der sich als synonym lesen lässt für die zäsur die dem byzantinischen formenkram widerfahren ist du wirfst den kopf in den nacken während du sprichst dein haar das du zum zopf geflochten hast à la mexicana hör dich reden von freskenzyklen in assisi la basilica di san francesco und als wollte deine stimme die schatten annehmen die jetzt länger durch die coluccio salutati gehen melancholisierst du mir portugiesisch ins ohr unterwegs zum ponte vecchio wirst du zielstrebig wie eine koreanerin und rümpfst am arno sehr französisch die nase humorlos wie eine deutsche bist du gottlob nicht sonst würden dich meine vergleiche enervieren erwiderst mit amerikanischer zuversicht dass meine innenwelt ein kind des duecento sei und begegnest überaus britisch den avancen eines cameriere dessen grappa du aber dann wie eine russin kippst um schwedisch abgeklärt einen zweiten zu ordern den polternden frohsinn einer holländerin hast du und sparst nicht mit finnischer einsilbigkeit wenn man dich im betrachten der maestà stört zuweilen verwandeln dich gedanken in eine assyrerin huschen dir als schleier in die stirn und ich wüsste zu gern ob du gerade an vasaris le vite denkst oder – potztausend du bist eine tirolerin wie du so kernig drauf beharrst dante habe cimabue den lorbeer voreilig entzogen und im lachen über mein verdutztes gesicht wirst du erneut eine andere erfüllst klischees indem du ihnen widersprichst die vielschichtigkeit deines wesens könnte niemand nachbilden ohne dir ein detail zu schulden und wir gehen am duomo vorbei sein schiff zum auslaufen bereit die nacht nimmt den campanile ins segel und ich hänge mich in den wind deiner nähe fahre in ihr hinaus in alle länder
schau an unter ferner liefen endlich auch sie schau an unter ferner liefen endlich auch sie sechzig frauen musste sie den vortritt lassen das forderte dantes passion für die gematrie nomen est numerus beatrice sollte da passen rede ich vor mich hin und du lachst hell auf könnte ich uns beide doch so logisch erfassen ich nähme jeden umweg über zahlen in kauf im wissen dem zufall war noch nie zu trauen zu temporär drängt er sich in einen lebenslauf während wir noch mit worten am glück bauen veranschlagt die semantik schon jene becken in denen sich gegensätze beständig aufstauen um nichts als trennungsgründe zu bezwecken drum will ich uns jetzt dem einssein andealen solange wir uns süchtig immer neu entdecken lässt sich jeder stilbruch als trumpf ausspielen die arschkarte riskieren später unsere allüren ich beginne also auf unsre initialen abzuzielen mutiere zum erbsenzähler wider das ephemere und das kann letzten endes nur dazu führen dass ich dich und mich zu nummern erkläre am besten zu solchen die dauerhaftes verwalten die zahl der freien wünsche und die der meere so bleiben wir uns drei und sieben stets erhalten
verpeilt so kann man sagen wir waren verpeilt so kann man sagen wir waren zurück im lückenhaften und schoben es auf den föhn was hinter unseren stirnen hämmerte innsbruck war nichts anderes als ein morgen nach durchzechter nacht und doch nur ein ort im atlas der alltäglichkeiten folgten wir den vorgegebenen koordinaten die uns aus den sommerebenen talwärts zogen wuchsen mit jeder stunde die berge der schnee auf ihnen wir ahnten ihn wochenlang voraus und zahlten was uns die sehnsucht verschuldete an jedem monatsersten mit theatralischem geseufze als führten wir das kalendarium auf seine ursprüngliche bedeutung zurück in der kalligraphie des begehrens längst dem schweigen verwandt schrieben wir einem gesüdeten himmel unsere vorstellungen ein unvollständig und verpeilt so kann man sagen wir waren offen für das schauspiel der wolken die über uns blaue trümmer ließen zu lesen als fragment einer sprache der liebe sapphos lied auf der scherbe
immer hoch hinaus mit dir in den himmel
gehen hilft mit dir gehen noch mehr
ratten am inn und wie sie die büsche beleben
ein inventar des mangels schreibt mir die nacht
wieder drückt der abend die stadt an die wand
in bukarest-otopeni steh ich seit stunden schwere
unterwegs in einem panda bärig fällt mir dazu ein
quando di morte mi conven trar vita
herbst und keine zeit für verspätete
am fluss entlang wie so oft wir gehen
ein abend meerwärts gebraut in deinen augen
fünfzig cent für einen cappuccino am nordrand
in den augen fängt alles an
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