Auch die Homöopathie zeigte keinerlei Wirkung. Allein bestimmte Medikamente brachten Erleichterung. Die Eltern hatten sich jedoch trotz ihrer Erschöpfung ein gewisses Maß an Vernunft bewahrt und gaben sich nicht mit dieser Scheinlösung zufrieden.
Als sie Kevin zu mir brachten, fragte ich als Erstes nach dem Verlauf der Schwangerschaft und der Geburt. Kevins Mutter hatte ihr erstes Kind im siebten Schwangerschaftsmonat verloren. Die zweite Schwangerschaft mit Kevin war daher von der ständigen Angst vor einer weiteren Fehlgeburt überschattet gewesen. Diese Angst war so übermächtig gewesen, dass die werdende Mutter frühzeitig aufhören musste zu arbeiten und ihr Gynäkologe sie als „Risikoschwangerschaft“ einstufte.
Die Entbindung war eine „Katastrophe“. Acht Tage nach dem errechneten Geburtstermin hatte sich Kevin noch nicht gedreht; noch schlimmer war, dass es Anzeichen für eine Überalterung der Plazenta gab, sodass die Geburt eingeleitet werden musste. Die Wehen waren lang und kräftezehrend. Die Periduralanästhesie wirkte nur zur Hälfte und die Geburtszange kam zu Einsatz. Man hätte meinen könnten – so drückte die Mutter es aus –, dass er nicht geboren werden wollte. (Tatsache ist aber, dass ich jede Woche mindestens einen solchen Fall zu sehen bekomme.)
Dieses Baby war also vollkommen verängstigt. Im Mutterleib hatte es die ganze Angst seiner Mutter miterlebt. Als sich dann die Geburt immer weiter hinzog, nahm es wieder ihre Angst wahr, es zu verlieren. Und schließlich erlebte es die aggressive Gewalt der Geburtszange. Unter diesen Umständen verwundert es nicht, dass Kevin nicht schlafen konnte.
Hierbei darf nicht vergessen werden, dass es eine der größten Ängste unserer frühen Vorfahren war, im Schlaf angegriffen zu werden. Und dass diese Angst im primitivsten Teil unseres Gehirns, dem sogenannten „Reptilienhirn“, das alle Erinnerungen der Menschheit seit ihren Anfängen bewahrt, fest eingraviert ist. Bei Angst besteht deshalb der erste Reflex darin, wach zu bleiben. Für unser Unterbewusstsein bedeutet Schlafen potenziell Gefahr, weil wir dann die Kontrolle über unsere Umgebung verlieren.
Nicht umsonst spricht man vom Schlaf als dem „kleinen Bruder des Todes“, von einem Zustand also, der Angst macht, weil er sich, ebenso wie eine Krankheit, unserem bewussten Einfluss entzieht; aus demselben Grund weckt auch die Liebe bei vielen Menschen Ängste, denn wenn wir uns verlieben, haben wir keine Kontrolle mehr über das, was da mit uns passiert; und welche Angst eine Schwangerschaft auslösen kann, die uns unsere Ohnmacht diesem neuen Leben gegenüber vor Augen führt, haben viele Frauen gewissermaßen „am eigenen Leib“ erfahren.
Wie ich Kevin mit PBA half
Kevin befand sich ganz offensichtlich in einem Zustand der Panik, also konnte er nicht schlafen. Ich wandte bei ihm diejenigen Punktesequenzen der PBA an, die die Panik regulieren, außerdem die Sequenzen gegen Schock und die, die energetischen Zentren wieder aufladen. Vorsichtshalber nahm ich noch die Sequenz zum Lösen von Koliken hinzu, denn bei Kindern „verkörpert“ sich Angst häufig in Form von Bauchschmerzen.
Am Abend dieses Tages und in der Nacht schlief Kevin den Schlaf der Gerechten. Am nächsten Tag riefen mich die Eltern in meiner Praxis an und fragten, ob ich vielleicht ein Zauberer sei … Das bin ich natürlich nicht. Im Grunde genommen ist es nämlich sehr einfach, vorausgesetzt, man verfügt über ein wenig gesunden Menschenverstand, man versteht, was sich abspielt, und kennt die Punktesequenzen der PBA, mit denen das Problem sich lösen lässt.
Ist man wachsam und setzt die PBA bereits bei den ersten Anzeichen eines Problems konsequent ein, so lässt sich eine Verschlimmerung häufig vermeiden. Natürlich hilft die PBA bei akuten, schmerzhaften Ereignissen, die schwierig zu bewältigen sind, aber es wäre falsch, sie auf diese Anwendungsmöglichkeiten zu beschränken. Wird sie präventiv angewandt, so lässt sich damit häufig verhindern, dass eine Störung sich einnistet oder gar auf eine andere Ebene übertragen wird; wir dürfen nämlich nicht vergessen, dass jede längerfristige psychische oder emotionale Störung sich irgendwann als Krankheit „somatisiert“, das heißt: im Körper zum Ausdruck kommt. Damit erklärt sich auch der tiefere Sinn des Begriffs „Psycho-Bio-Akupressur“. Wie bereits erwähnt, wirkt sich eine Störung in unserer Psyche nicht nur auf unseren Geist, sondern auch auf das Funktionieren unserer Organe aus. Glücklicherweise ermöglicht uns die „Akupressur der fünf Punkte“, wieder die Kontrolle über die Situation zu übernehmen, und je eher sie zum Einsatz kommt, desto besser. In Bezug auf Krankheiten sollten wir uns die Einstellung der Heilkunst des Fernen Ostens zu eigen machen, die viel stärker auf Vorbeugung als auf Heilung ausgerichtet ist.
Mich bezeichnen viele aufgrund meines Lebensrhythmus als Einsiedler, denn während der Woche bin ich von morgens 8 Uhr bis abends 20 Uhr in meiner Praxis, samstags von 8 bis 13 Uhr. Am Morgen erwache ich mit meiner Umgebung etwa um 4 Uhr und widme mich dann etwa der Arbeit an einem solchen Buch oder ähnlichen Aufgaben. Von Samstagnachmittag bis Sonntagabend bin ich dann für meine Familie da. Ich kann Ihnen versichern, dass ich mich viel jünger fühle als noch vor zehn Jahren.
Wie lässt sich die Wirkungsweise der Psycho-Bio-Akupressur genauer erklären? – Zunächst möchte ich kurz auf den Begriff „Lebensenergie“ eingehen.
Durch die gesamte Menschheitsgeschichte hindurch haben alle Kulturen auf der ganzen Welt stets die Existenz einer universellen Energie anerkannt, einer Kraft, die im gesamten Universum und ebenso im menschlichen Körper gegenwärtig ist. In Indien wurde diese Kraft „Prana“ genannt, im Fernen Osten „Chi“ oder „Qi“; manche schamanistischen Traditionen sprechen von „Chula“; bei den alten Römern findet sich die Bezeichnung „animus“.
Diese Lebensenergie ist unsichtbar wie Luft, hat aber dennoch entscheidenden Einfluss auf unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden. Sie ist darüber hinaus nicht nur für unsere physische Gesundheit und unser Weiterleben verantwortlich, sondern auch für unser psychisches und emotionales Gleichgewicht: Befindet sich unsere Lebensenergie im Gleichgewicht und kann sie ungehindert fließen, so ist auch unsere körperliche Gesundheit gut. Ist sie hingegen blockiert oder aus dem Gleichgewicht, so führt dies zu Störungen, aus denen sich in der Regel Krankheiten entwickeln.
Die gesamte Materie, wie „dicht“, massiv oder fest sie auch erscheinen mag, besteht aus Energie, aus Atomen, Protonen und Elektronen, und dieses ganze „schwingende“ Universum weist verschiedene Sequenzen auf. Wir leben im elektromagnetischen Feld der Erde, umgeben von lauter Wellen, angefangen von den Niedrigfrequenzen des Radios am einen Ende des Spektrums bis hin zu den kosmischen Strahlen hoher Frequenz am anderen Ende. Alles im Universum besteht aus Energie, die sich verdichtet und auf einer niedrigeren Frequenz schwingt, wenn sie zu Materie wird.
Wir Menschen sind demnach auch energetische Phänomene. Unsere Lebensenergie erstrahlt um unseren Körper herum – sie kann sogar sichtbar gemacht werden, manche nennen sie „Aura“; und sie tritt an den energetischen Zentren, den Chakren, in unseren Körper ein und aus; innerhalb des Körpers fließt sie in Energiekanälen, den „Nadis“ oder „Meridianen“. Gesundheitliche Probleme treten immer dann auf, wenn die Energie „verschmutzt“ ist oder wenn sie zu stark oder zu wenig stimuliert wird. Befinden sich die verschiedenen Energielevel in unserem Körper und um ihn herum im Gleichgewicht, so sind wir bei guter Gesundheit. Die Wirkung einer der ältesten Heilmethoden, der Akupunktur, beruht darauf, dass feine Nadeln auf bestimmte Punkte am Körper gesetzt werden und so den Energiestrom in den Meridianen regulieren.
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