Enniskerry und Umgebung
Das gepflegte, fotogene Dorf kuschelt sich in eine dicht bewaldete Senke. Es wurde um 1830 von den Herren des benachbarten Gutes Powerscourt für die Pächter und Landarbeiter angelegt. Trotz der Nähe zu Dublin ist ihm die zügellose Urbanisierung bisher erspart geblieben.
Gemessen an den Besucherzahlen sind die Powerscourt Gardens zu Füßen des Great Sugarloaf (503 m) der beliebteste Park Irlands. Der italienische Garten, für den sich gut hundert Arbeiter zwölf Jahre abmühten, fällt vom Schloss über Terrassen zu einem künstlichen See ab. Er war eine der letzten Anlagen dieser noch vom Barock geprägten Stilrichtung des Gartenbaus. Der danach angelegte japanische Garten verdeutlicht den Wandel des Geschmacks hin zu eher „natürlichen“ Parks, und der Rest der Domäne zeigt sich dann auch wirklich weitgehend naturbelassen. Bizarr ist der Tierfriedhof, wo nicht nur Katzen und Hunde, sondern auch Lieblingspferde und eine prämierte Kuh („Eugenie, dreimal Champion von Dublin“) beigesetzt sind.
Der italienische Garten von Schloss Powerscourt
Das Schloss selbst, 1731 von Richard Cassels entworfen, brannte 1974 just bei jenem Empfang bis auf die Grundmauern nieder, mit dem der Abschluss langjähriger Renovierungsarbeiten gefeiert wurde. Erst 1997 war der „Phoenix wieder der Asche entstiegen“, wie die Lokalpresse titelte, und dient jetzt als Restaurant, Souvenirkaufhaus und Visitor Centre, in dem die jährlich gut 100.000 Besucher die Geschichte des Anwesens erfahren. Die neuerliche Instandsetzung wurde mit Geldern aus dem EU-Regionalfonds finanziert, zusätzlich verkauften die Slazengers, denen Powerscourt gehört, einen Teil des Parks als Bauland für ein Hotel. Hoffen wir, dass das Schloss nun gegen Feuerschaden versichert ist.
Im oberen Teil des Gutes fällt der Dargle in Irlands größtem Wasserfall 121 m in die Tiefe. Dort ist ein Naturlehrpfad angelegt, leider wird der Weg vom Schloss zum Wasserfall durch ein verschlossenes Tor blockiert, das den Umweg über die Straße erzwingt. Niemand empfindet es hier als anstößig, für den Besuch des Naturdenkmals Eintritt zu verlangen. Das englisch-irische Prinzip von Eigentum an Grund und Boden geht sehr viel weiter als in Deutschland, und so lassen sich selbst die meisten Bauern den Gang über ihre Felder bezahlen, auf denen ein Dolmen, ein Steinkreis oder ein ähnliches Monument steht.
Angesichts eines bevorstehenden Besuchs von König Georg IV. wollten die Herren von Powerscourt dem ihrer Meinung nach spärlichen Wasserfluss etwas nachhelfen und stauten den Bach oben mit einem künstlichen Damm, der just in dem Moment hätte gesprengt werden sollen, da der König sich anschickte, die Szenerie zu betrachten. Doch Georg, nach dem Bankett von Darmgrimmen geplagt, verzichtete auf das Spektakel. Die Unpässlichkeit rettete das königliche Leben, denn die nach der Sprengung vom Wassersturz mitgerissenen Felsbrocken zerschmetterten die Aussichtsplattform.
♦ Park: Tägl. 9.30-17.30 Uhr (im Winter bis Einbruch der Dunkelheit), Eintritt 12 € (im Winter ermäßigt). Der Eingang ist 500 m südlich des Dorfplatzes von Enniskerry. www.powerscourt.com. Wasserfall: Tägl. 9.30-19 Uhr (im Winter bis Einbruch der Dunkelheit); Eintritt 7 €. Ab dem Parkeingang ausgeschildert.
Knocksink Woods: Auf einem etwa einstündigen Spaziergang lässt sich das artenreiche Naturreservat am Glencullan River erkunden. Man geht vom Hauptplatz zunächst die Straße Richtung Glencree, bis nach der Kirche links der Eingang zu den Knocksink Woods ausgeschildert ist. Der bequeme Weg führt durch einen schattigen Buchenwald am Bach entlang zu einem Naturschutzzentrum. Nach diesem haben wir über die nächste Brücke den Forstweg verlassen und sind ein Stück am Westufer entlanggewandert, bis der Pfad wieder die Seite wechselte. Hier haben wir für den Rückweg wieder den Hauptweg eingeschlagen.
Praktische Infos
Verbindung Stadtbus Nr. 44 ab Dublin Hawkins Street; auch Bus Nr. 185 von der Station Bray der DART-Bahn. Die schmale, kurvige Straße von Bray ist stark von Lkws und Bussen befahren. Radler nehmen von Dublin nach Enniskerry besser die R 117.
Ausflüge Bus: Dublinbus ( www.dublinsightseeing.ie) startet mehrmals die Woche um 10.30 Uhr am Büro 59 Upper O’Connell Street für 25 € eine Rundfahrt zum Powerscourt Garden und an die Wicklowküste.
Übernachten Summerhill House, das Landhaus mit knarrenden Dielen und Stilmöbeln steht etwa 10 Gehminuten vom Dorfplatz und ist bei Hochzeitsgesellschaften sehr beliebt. DZ 150-200 €. Bray Rd, Tel. 01 286 7928, www.summerhillhousehotel.com.
B&B Coolakay House, 3 km außerhalb von Enniskerry aussichtsreich an einem Hang. Erst auf den zweiten Blick merkt man, dass man es hier mit einem Bauernhof zu tun hat - zu sauber, zu gepflegt wirkt das Umfeld. Die Zimmer sind mit TV und Haarföhn ausgestattet, sogar mit richtiger Badewanne im Bad des großen „family room“ (mit drei Betten). Zum Haus gehört ein Restaurant, in dem auch Tagesausflügler bewirtet werden. DZ 90-100 €. Powerscourt Waterfall Road, Tel. 01 286 2423, www.coolakayhouse.ie.
B&B Ferndale, Gebaut im frühviktorianischen Landhausstil und zeitgemäß eingerichtet, steht das Haus von Josie und Noel Corcoran inmitten eines subtropisch anmutenden Gartens. DZ 90-100 €. Am Dorfplatz, Tel. 01 286 3518, www.ferndalehouse.com.
Knockree JH, der komfortable Neubau am Fuße des Knockree Mountain ist die von Enniskerry nächstgelegene Herberge am Wicklow-Trail. Alle Zimmer mit Bad. Bett 20-25 €. Lackan House, 6 km südwestl. von Enniskerry, Tel. 01 286 7981, www.anoige.ie.
Essen & Trinken Um den Dorfplatz einige ansprechende Cafés und Restaurants, z. B.:
Poppies, selbst gebackenes Brot, eigene Konfitüre und tolle Pies lassen den chaotischen Service schnell vergessen. Tägl. 8-18 Uhr.
Emilia’s serviert im 1. Stock dünne und knusprige Pizzas, außerdem die üblichen Verdächtigen wie Steaks, Cäsarsalat oder gefüllte Riesenchampignons. Di-So ab 17.30 Uhr. Tel. 01 276 1834.
Im Powerscourt Terrace Café versteht man sich perfekt auf die nahezu gleichzeitige Verpflegung ganzer Busladungen lunchhungriger Tagesausflügler - und bringt dazu noch gutes Essen auf den Tisch! Spezialität ist eine Terrine mit Aprikosen und Schweinefleisch. Tägl. bis 17 Uhr. In den Powerscourt Gardens.
Glencree
An einer Straßengabelung stehen ein paar Gebäude, die man kaum Dorf nennen kann. Eines der Häuser ist eine internationale Jugendbegegnungsstätte der Friedensbewegung. Während der Weltkriege gab es in Glencree ein Internierungslager für deutsche Soldaten, die es aus abgestürzten Flugzeugen und gestrandeten Schiffen nach Irland verschlagen hatte. Manche blieben für immer hier und wurden auf dem stillen Soldatenfriedhof am Ortsrand bestattet. Einmal im Jahr, am Volkstrauertag, kommt der deutsche Botschafter aus Dublin und legt einen Kranz nieder, ansonsten verirren sich nur wenige Besucher an den stillen Ort.
Wandern um Lough Tay
Die Landschaft um Lough Tay, den dunklen Bergsee an der Straße vom Sally Gap nach Roundwood, war Schauplatz von John Boormans Film „Excalibur“. Über einem Strand am Nordende des Sees glänzt das Lugalla House, ein Landsitz der Guinness-Familie, der nahezu das ganze Tal bis hinunter zum Lough Dan gehört. Zunächst folgt man von Enniskerry kommend der R 755 und biegt schließlich in die R 759 Richtung Sally Gap ab. Den Wagen lässt man 3,2 km nach der Abzweigung stehen, passiert links das mit „Ballinrush“ gekennzeichnete Tor und schlägt dann am Waldrand entlang den Weg Richtung See ein. Nach einer halben Stunde blockiert Privatgrund den Pfad. Er kann nach rechts zur Fahrstraße hin umgangen werden. An der Mündung des Cloghoge in den See bietet sich eine Gelegenheit zum Picknick und vielleicht auch zum Sonnenbad. Für den Rückweg der insgesamt 1,5-stündigen Tour nimmt man die Fahrstraße.
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