Stephan Schmauke - Der Weg zur Promotion

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Dieser neue Ratgeber ist die perfekte Hilfestellung für alle, die das Mammutprojekt Promotion vor sich haben. Promovierende müssen heute den Anforderungen eines verschulten Wissenschaftsbetriebes genügen, ohne die hohen Ansprüche an wissenschaftliches Arbeiten aufzugeben. Sie wollen zügig vorankommen und zugleich den Überblick behalten. Das Schreiben der Dissertation erfordert eine strukturierte Planung und Durchhaltevermögen. Und vor allem ein Selbstbewusstsein, das sich durch die allfälligen Probleme auf dem Weg zur Promotion nicht aus der Ruhe bringen lässt.
Wie findet man sein Thema, wie wählt man eine Betreuer*in? Wie findet man durch den Literaturdschungel? Wie verhält man sich, wenn die Betreuungsperson ihren Verpflichtungen nicht nachkommt? Wie arbeitet man effizient? Wie motiviert man sich zum Schreiben eines großen Textes? Stephan Schmauke berät seit vielen Jahren angehende Doktorandinnen und Doktoranden. Er weiß, wie sich Orientierungslosigkeit und Panik vermeiden lassen und wie das Ziel, der Doktortitel, mit Struktur und Gelassenheit erreicht wird.

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Der Gedanke, die Vergabe von Stipendien für begabte Nachwuchswissenschaftlerinnen nicht einer einzigen zentralen Institution zu überlassen, sondern die Auswahl und Betreuung der Stipendiatinnen auf mehrere Institutionen zu verteilen, die jeweils eine bestimmte gesellschaftliche Gruppe repräsentieren, führte in der Bundesrepublik zu einer wachsenden Zahl von Begabtenförderungswerken: konfessionsgebundenen, parteinahen, gewerkschafts- und wirtschaftsnahen Stiftungen, meist in der Rechtsform des »eingetragenen Vereins«. Ich liste die 13 Förderwerke nach dem Jahr ihrer Aufnahme in die öffentliche Förderung auf:

•1948: Studienstiftung des deutschen Volkes – www.studienstiftung.de

•1948: Evangelisches Studienwerk Villigst – www.evstudienwerk.de

•1954: Friedrich-Ebert-Stiftung – parteinahe Stiftung (SPD) – www.fes.de

•1955: Konrad-Adenauer-Stiftung – parteinahe Stiftung (CDU) – www.kas.de

•1956: Cusanuswerk (Förderwerk der katholischen Kirche) – www.cusanuswerk.de

•1958: Friedrich-Naumann-Stiftung – parteinahe Stiftung (FDP) – www.freiheit.org

•1966: Hanns-Seidel-Stiftung – parteinahe Stiftung (CSU) – www.hss.de

•1977: Hans-Böckler-Stiftung – gewerkschaftsnahe Stiftung – www.boeckler.de

•1990: Rosa-Luxemburg-Stiftung – parteinahe Stiftung (Die Linke) – www.rosalux.de

•1994: Stiftung der Deutschen Wirtschaft – www.sdw.org

•1996: Heinrich-Böll-Stiftung – parteinahe Stiftung (Bündnis 90/Die Grünen) – www.boell.de

•2009: Ernst-Ludwig-Ehrlich-Studienwerk (ELES) – Förderwerk der jüdischen Gemeinschaft – eles-studienwerk.de

•2013: Avicenna-Studienwerk – Förderwerk für muslimische Studierende und Promovierende – www.avicenna-studienwerk.de

Laut Auskunft der Bundesregierung wurden im Jahr 2017 von allen 13 Werken zusammen 4.001 Doktorandinnen gefördert. Davon waren 2.065 Frauen (= 51 %), 856 Doktorandinnen mit Migrationshintergrund (= 21 %) und eine nicht genannte Zahl Promovierender aus »bildungsfernen Haushalten« beziehungsweise »Erstakademikerinnen«. Naturgemäß ist die statistische Erfassung des Bildungshintergrunds schwieriger als die der Staatsangehörigkeit der Eltern oder des Geschlechts – der Schulabschluss Ihrer Eltern steht halt nicht im Pass. Daher verweist die Bundesregierung auf eine Umfrage der Studienstiftung bei den von ihr geförderten Promotionstipendiatinnen der Abschlussjahrgänge 2003 bis 2012, nach der 30 Prozent aus einem nichtakademischen Elternhaus stammen. (Weiteres zum Bildungshintergrund der in Deutschland Promovierenden finden Sie weiter unten, S. 133.)

Im selben Jahr – 2017 – wurden an allen deutschen Hochschulen (laut Statistischem Bundesamt) 28.404 Menschen promoviert, was circa 1 % der in diesem Jahr eingeschriebenen Studierenden (2.844.978) entspricht. Dagegen ist die Quote der Promotionsförderungen durch die 13 Förderwerke gar nicht so schlecht: 4.001 gegen 28.404, das sind 14 Prozent. Sie sollten also keinesfalls die Option eines Promotionsstipendiums in den Wind schlagen, weil Sie etwa glauben, dass Ihre persönlichen Chancen zu gering seien. Sehen Sie es mal so: Wenn Sie sich zur Promotion entschlossen haben, ist die Wahrscheinlichkeit, ein Promotionsstipendium zu bekommen, 14-mal höher als die Wahrscheinlichkeit zu Beginn des Studiums, Ihr Studium überhaupt mit einer Promotion abzuschließen …

Wenn Sie sich also »weltanschaulich« mit einem der 13 Begabtenförderungswerke anfreunden können, sollten Sie die Gelegenheit nutzen und sich die erforderlichen Bewerbungsinformationen beschaffen (online!). Beachten Sie aber schon im Vorfeld folgende Aspekte:

•Sie können sich für ein Promotionsstipendium auch dann bewerben, wenn sie während Ihres Studiums noch nicht von einem der Begabtenförderungswerke unterstützt wurden. Sie sollten sich allerdings möglichst früh bewerben, am besten gleich, nachdem Sie die Zulassung zur Promotion erhalten haben , und nicht erst, wenn Sie bereits zwei oder drei Jahre im Promotionsprozess stecken.

•Bei der finanziellen Förderung einer Promotion kommt es nicht darauf an, dass Sie nach dem Bundesausbildungsförderungsgesetz BAföG-berechtigt sind; das heißt, das Elterneinkommen spielt keine Rolle .

•Eine Förderung durch eine parteinahe Stiftung setzt nicht die Mitgliedschaft in der Partei voraus, derer sich die entsprechende Stiftung »nahe« fühlt. Doch sollten Sie sich zumindest vorstellen können, diese Partei zu wählen . Das heißt, Sie sollten über eine argumentativ gestützte politische Meinung verfügen, die den gesellschaftspolitischen Idealen der jeweiligen Stiftung einigermaßen entspricht. Sollten Sie beispielsweise dem Anarchosyndikalismus zugetan sein, empfiehlt sich eine Bewerbung bei der Hanns-Seidel-Stiftung nicht. Und wenn Sie von sich selbst behaupten, ein »eher unpolitischer« Mensch zu sein, empfiehlt sich eine Bewerbung bei den parteinahen Stiftungen generell nicht.

•Für eine Förderung durch eine konfessionelle Stiftung gilt natürlich dasselbe. Sich als Katholikin beim Evangelischen Studienwerk zu bewerben, wäre abwegig.

•Gleichwohl sind Mehrfachbewerbungen möglich – also die gleichzeitige (oder fast gleichzeitige) Bewerbung bei unterschiedlichen Förderwerken. Die Förderwerke wollen das dann allerdings auch von Ihnen wissen. Das heßt, Sie sollten bei Mehrfachbewerbungen unbedingt mit offenen Karten spielen (die Förderwerke sind vernetzt und wissen voneinander). Auch hier gilt natürlich das Gebot der weltanschaulichen Nähe. Sich gleichzeitig bei der Hanns-Seidel-Stiftung und der Rosa-Luxemburg-Stiftung zu bewerben, wird sich mit ziemlicher Sicherheit zu Ihren Ungunsten auswirken (»Politisch nicht gefestigt!«). Gleichzeitig bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung, der Heinrich-Böll-Stiftung, der Böckler-Stiftung und dem Evangelischen Studienwerk geht theoretisch, wirkt aber immer noch etwas beliebig. Gleichzeitig bei Rosalux und Böckler dürfte kein Problem sein.

•Alle Förderwerke verlangen den Nachweis eines » gesellschaftspolitischen Engagements «. Das kann vom ehrenamtlichen Deutschunterricht für Geflüchtete bis zur Mitgliedschaft im Festkomittee eines Schützenvereins so ziemlich alles sein, was von Ihnen (a) nicht aus finanziellen Gründen gemacht wird und (b) in irgendeiner Form gemeinschaftsdienlich ist. Wenn Sie nie ehrenamtlich gearbeitet haben, brauchen Sie sich bei den Begabtenförderungswerken nicht zu bewerben. Es spielt aber auch keine ausschlaggebende Rolle, wenn Sie auf keine jahrelange ehrenamtliche Betätigung zurückblicken können. Hauptsache, Sie können in Ihrer Bewerbung auf ein ehrenamtliches Engagement verweisen, das sie nicht erst kurz vor dem Zeitpunkt der Bewerbung aufgenommen haben.

•Die 13 Förderinstitutionen nennen sich nicht zum Spaß » Begabten förderungswerke«. Wenn Sie Ihren Master mit Ach und Krach geschafft haben sollten, wenn Sie den Plan zu promovieren nur gefasst haben sollten, weil Ihnen nichts Besseres eingefallen ist, wenn Sie tief im Inneren der Ansicht sind, überhaupt nicht der Typ für wissenschaftliches Arbeiten zu sein – dann sind Ihre Aussichten, von einem Begabtenförderungswerk aufgenommen zu werden, gering. (Das widerspricht dem zuvor Gesagten von der 14-prozentigen Chance nur scheinbar: Denn schon die bloße Tatsache, dass Sie ein Buch mit dem Titel »Der Weg zur Promotion« in der Hand halten, spricht ja eher dafür, dass Sie durchaus ein zumindest rudimentäres Interesse an wissenschaftlichem Arbeiten haben. Reden Sie sich also bitte nicht ein, zu wenig »begabt« zu sein!) Abschlussnoten unter 2,0 sind kein Ausschlusskriterium, sie bedürfen dann nur eines höheren Begründungsbedarfes seitens Ihrer Gutachterinnen.

•Die Begabtenförderungswerke zahlen Ihnen (Stand 2020) einen monatlichen Betrag von 1.350 Euro + 100 Euro Forschungskostenpauschale (Promovierende mit Kind erhalten zusätzlich eine Familienzulage) – für zwei, maximal drei Jahre. Neben der finanziellen Unterstützung (die Sie übrigens, anders als das BAföG, nicht zurückzahlen müssen) bieten sie alle eine sogenannte »ideelle Förderung«. Dabei handelt es sich um Seminare, Tagungen und weitere Veranstaltungen, auf denen Sie sich mit Gleichgesinnten vernetzen, Kontakte zu Fachleuten außerhalb Ihrer eigenen Hochschule herstellen, sich beruflich oder politisch weiterbilden können. Die Teilnahme an diesen Veranstaltungen ist – bis auf wenige Ausnahmen – freiwillig. Falls Sie skeptisch sind, kann ich Sie beruhigen: Die ideelle Förderung der Begabtenförderungswerke hat nichts von »Kaderschmieden«.

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