Ein Prinz für Cinderella
Sammelband
Angela Ziehr
Undercover Undercover
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Ein Millionär ist nicht genug
1. Mein neues Leben
2. Mr. Nice Guy
3. In seiner Schuld
4. Eine unerwartete Begegnung
5. Wildflowers
6. Remember Dallas
7. Wer ist Beckenbauer?
8. Plötzlich Sportreporterin
9. Hotpants
10. Ein Fußballroman
11. Die Einladung
12. Der (Alp)traumurlaub
13. Enttäuscht
14. Ruhe bitte, wir drehen!
15. Waiting for a Jet Plane
16. Der Liebestempel
17. Fast zu perfekt
18. Einbrecher?
19. Schummler unter sich
Epilog
Vielen Dank
Über OBO e-Books
Die Autorin
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Nachdruck, Vervielfältigung und Veröffentlichung - auch auszugsweise - nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages!
Im Buch vorkommende Personen und Handlung dieser Geschichte sind frei erfunden und jede Ähnlichkeit mit lebenden Personen ist zufällig und nicht beabsichtigt.
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alle Rechte vorbehalten.
OBO e-Books
M. Kluger
Fort Chambray
Apartment 20c
Gozo, Mgarr
GSM 2290
Coverdesign: Rebecca Sturm
Undercover
Vor nicht mal 24 Stunden war für mich die Welt untergegangen, und ich hatte mich noch kein bisschen davon erholt. Bis dahin war mein Leben als durchaus angenehm zu bezeichnen: jede Woche auf einer anderen Party, ausgiebige Shoppingtouren, Wellnesstage, und meine größte Sorge bestand darin, ob der Nagellack zur Handtasche passte. Also nichts, das mich aus der Bahn geworfen hätte. Als Tochter des Großindustriellen Peter Maxdorfer führte ich ein unbeschwertes Leben im Luxus, von dem andere nicht mal zu träumen wagten. Und dann war es passiert ... Das Gericht hatte mich zu zweihundert Stunden gemeinnütziger Arbeit in einer sozialen Einrichtung verurteilt. Schon beim Gedanken daran wurde mir übel, der zusätzliche Entzug meines Führerscheins hatte mir den Rest gegeben.
„Wie war denn deine Verhandlung?“, erkundigte sich mein Vater beim Frühstück.
Ich mied den Blickkontakt zu ihm und fixierte stattdessen den Teller vor mir.
„Das weißt du doch“, murmelte ich. „Dieser Anwalt hat dir doch bestimmt schon alles erzählt.“ Unter gesenkten Lidern spähte ich zu meinem Vater hinüber. Er wirkte nicht gerade so, als empfände er Mitgefühl für seine Tochter. Im Gegenteil, er kam mir erstaunlich gutgelaunt vor, wie er sich schwungvoll die Serviette auf den Schoß legte und den Butler zu sich winkte.
„Die Morgenzeitung, Herr Maxdorfer.“
Mit einem Schmunzeln auf den Lippen griff der Hausherr nach der Zeitung, die ihm unser Diener sauber gefaltet auf einem glänzenden Tablett präsentierte.
„Danke, Cornelius. Dann sehen wir doch mal, was es Neues gibt.“
Ich sank noch tiefer in meinen Stuhl. Es war der blanke Hohn, wie sich mein Vater über meine Verurteilung amüsierte. Wahrscheinlich hoffte er, in der Tageszeitung einen bösen Artikel über die Verhandlung zu finden. Dabei fühlte ich mich keineswegs schuldig, ich war vielmehr wütend über die kleinkarierten Vorschriften in diesem Land. Was hatte ich denn groß verbrochen?
„Ah, auf Seite drei“, hörte ich meinen Vater hinter seiner Zeitung. „ Lucia Maxdorfer, die dreiundzwanzigjährige Tochter des bekannten Unternehmers und so weiter und so weiter, hat es wieder einmal in die Schlagzeilen geschafft. Bisher ist sie hauptsächlich als Starlet aufgefallen, das sich nicht zu schade ist, mit mehr oder weniger Prominenten in anzüglichen Posen vor den Kameras zu posieren.“
Schon der erste Satz des Artikels brachte meine Kiefermuskeln in Spannung. Lucia, diesen Namen hatte ich noch nie gemocht, und ihn stattdessen vor einigen Jahren in Lucille umgeändert. Das klang viel interessanter als das altmodische „Lucia“, benannt nach meiner italienischen Großmutter. Die meisten Leute in meiner Gegend sprachen den Namen auch noch falsch aus: „Luzia“, „Luzie“, „Luziah“ – und alles mit „z“ gesprochen. Für mich klang das nach einer alten Gräfin oder deren altjungferlicher Tochter.
Beim Knirschen meiner Zähne sah mein Vater kurz auf, bevor er weiterlas: „ Gestern durften wir die dunkle Seite des Glamourgirls kennenlernen. Die junge attraktive Frau, die laut eigener Aussage noch keinen Tag im Leben gearbeitet hat ... “
„He, das ist nicht wahr!“, unterbrach ich ihn. „Ich habe schon oft genug gearbeitet.“
Er sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen über den Rand der Zeitung an.
„Spielst du damit auf deine Bewerbung beim Bachelor an?“ Das Wort betonte er abfällig, als wäre alleine der Name der TV-Sendung eine widerliche Krankheit.
Daraufhin sagte ich nichts mehr, sondern stach energisch auf meine Grapefruit ein. In meiner Fantasie trug das Stück Obst das Gesicht des Journalisten.
„Wo war ich ... ah hier. ... noch keinen Tag im Leben gearbeitet hat, und lieber – diese Stelle gefällt mir besonders – das Geld ihres Vaters mit vollen Händen zum Fenster rauswirft, hat offenbar eine Neigung zu selbstzerstörerischem Verhalten. Wie bei der gestrigen Gerichtsverhandlung ans Licht kam, wurde sie schon mehrmals wegen schwerer Verstöße gegen die StVO sowie gefährlichem Eingriff in den Straßenverkehr zu hohen Geldbußen verurteilt, doch das hat die hübsche Blondine nicht zur Vernunft gebracht.
Vor einigen Wochen (wir berichteten) wurde sie dabei erwischt, wie sie in den frühen Morgenstunden mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit durch die Stadt raste. Lag es am Alkohol oder illegalen Drogen, dass sie vor einer Polizeistreife flüchtete und sich mit sage und schreibe drei Polizeiautos eine wilde Verfolgungsjagd durch Grünwald (b. München) lieferte? Laut Aussage der Beamten konnte Lucia Maxdorfer erst durch ein weiteres Polizeifahrzeug gestoppt werden. Bei ihrer anschließenden Vernehmung zeigte sie sich äußerst aggressiv. Auch bei ihrer Verhandlung ließ sie keine Einsicht erkennen, weshalb das Urteil des Gesichts sehr gnädig erscheint. Der Richter verurteilte die junge Frau wegen o.g. Vergehen und Beamtenbeleidigung lediglich zu 200 Sozialstunden und einem weiteren Bußgeld. Ihren Führerschein wird sie wohl auch nicht so schnell ... “
„Ja ja, schon gut, ich hab`s verstanden“, unterbrach ich ihn kleinlaut. Ich wollte das alles nicht hören. Diese Zeitungsfritzen übertrieben fast genau so wie dieser engstirnige Richter. Wem hatte ich denn bitte geschadet? Um diese Uhrzeit war doch nichts los gewesen, die Straße war frei und das Polizeiauto hinter mir hatte ich einfach nicht bemerkt. War es denn meine Schuld, dass dieses Tatatatü der Sirene viel leiser war als meine neue Entertainment-Anlage mit den klasse Lautsprechern inklusive Subwoofer? Hätten die Bullen mitten in der Nacht etwas Besseres zu tun gehabt – zum Beispiel richtige Verbrecher jagen – dann hätte kaum jemand meinen Fahrstil bemerkt und ich wäre wenige Minuten später unbemerkt zu Hause in die Garage gerollt. Wahrscheinlich waren sie alle nur neidisch, weil ich mit der Weltprominenz per Du war und mir aussuchen konnte, ob ich je nach Wetterlage den Maserati oder den Jaguar nahm. Zumindest bis vor Kurzem ... Der Entzug des Führerscheins fühlte sich an, als hätte man mir ein Körperteil amputiert. Ich fuhr für mein Leben gerne Auto, solange es über genügend PS verfügte und ich freie Fahrt hatte. Aber die Krönung war diese Sklavenarbeit, zu der man mich verurteilt hatte. Gleich am zweiten Tag würde ich mir eine Krankmeldung besorgen, das stand fest.
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